AOTS - The naval cutter ALERT 1777 - von Peter Goodwin

Begonnen von hwe, 10. November 2007, 01:32:55

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hwe

The Naval Cutter ALERT 1777 - von Peter Goodwin - "Anatomy of the ship"-Reihe    

Titel:  The naval cutter ALERT 1777
Autor:  Peter Goodwin
ISBN:  0 85177 968 9
Format:  etwas größer als DIN A4, quadratisch
Seiten: 126
Illustrationen: geschätzt: ca. 180 Zeichnungen
Bindung: Hardcover, Schutzumschlag enthält den kompletten Linienriss der "Sprightly" (Schwesterschiff der Alert) in 1/48
Sprache:  Englisch
Preis ca. :  ca. 45 Euro, nur noch schwer erhältlich





Beschreibung:  

Das Buch stellt eine umfangreiche Rekonstruktion der "H.M.S. Alert" dar, die am 17. Juni 1778 erfolgreich gegen
den französischen Lugger "Le Coureur" kämpfte und diesen nach mehrstündigen Gefecht als Prise mit nach
England brachte. - Die begleitende Fregatte Arethusa war gegen die französische Fregatte "Belle Poule" leider
nicht ganz so erfolgreich. - Beide Fregatten lieferten sich ebenfalls ein erbittertes Feuergefecht, zogen sich dann
aber beide wieder zurück.

Die Alert stellt einen Typ von Segelschiff dar, der auf beiden Seiten des Ärmelkanals lange gebaut wurde. -
Während die Alert noch Klinker-beplankt war (damals war man der Ansicht, dass diese Bauweise für kleine Schiffe
besser war, weil "steifer"), wurden spätere Schiffe dieses Typs dann irgendwann kraweel beplankt.

Die Klinker-Bauweise macht das Schiff auch leider eher zu einem Modell, an das man sich wirklich nur mit viel
Erfahrung heran wagen sollte!

Spätere Generationen dieses Schiffstyps wurden auch als Zoll-Kutter und Lotsenboote eingesetzt. Erst mit dem
Einsatz der Dampfmaschine und der Steigerung der Zuverlässigkeit derselben, wurde dieser Schiffstyp langsam
abgelöst.

Die Rekonstruktion der Alert stützt sich einerseits auf den vorhandenen Gemälden für die Admiralität, als auch auf
Plänen für Schwesterschiffe (Rattlesnake und Sprightly), sowie dem Modell der "Hawke" im NMM, ab.

Das Modell der Hawke ist eines der wenigen, die mit Segeln ausgestattet sind und ist daher besonders wertvoll.

Hier ein Foto der Hawke, aus dem Buch:



Der Band etnspricht dem üblichen AOTS-Niveau. - Nach einer Einleitung mit historischem Hintergrund und Informationen über die Rekonstruktionsbasis gibt es dann viele Detailzeichnungen.

Es folgen ein paar Beispiele. - Zuerst ein Detail zur Klinker-Bauweise:



Neben den Risszeichungen und Details über die Takelage und die Inneneinrichtung, findet man natürlich
auch Informationen über die Spantkonstruktion:



Selbstverständlich ist auch die Takelage komplett wiedergegeben. Hier ein Ausschnitt:



Der Band enthält relativ viele Modellfotos aus dem NMM, in Summe 13 Seiten., dazu etwa 20 Seiten an
historischen Hintergrund-informationen und technischen (Vergleichs-) Daten.

Die Alert ist historisch relativ wertvoll und auch vom optischen her ein sehr schönes und auch schnelles Schiff.

Die Alert in 1/48 zu bauen ist sicher eine spannende Herausforderung. - Da es sich bei der Alert jedoch um ein
relativ kleines Schiff handelt, ist seine Größe auch in 1/48 durchaus noch Wohnungstauglich.

Wer die Alert nicht scratch bauen möchte, kann auch gut auf zwei Bausätze von Shipyard Models zurück greifen.

Dort gibt es einen Bausatz in 1/72, der bereits viele Teile komplett vorgefertigt enthält, aber auch einen
Bausatz, der quasi ein "Set" darstellt, denn man erhält gleichzeitig auch die "Le Coureur", beide in 1/96.


Fazit:  

Die Alert ist ein ausgesprochen schönes und ansprechendes Schiff. Sie ist auch relativ anspruchsvoll zu bauen,
vor allem, wenn man es in Holz versucht.

Das Buch ist für diesen Zweck ausgezeichnet geeignet. Nachdem keine Original-Unterlagen mehr vorhanden sind,
stellt dieses Buch eine sehr gute Basis für eigene weitere Recherchen dar. - Man kann aber bereits auf der Basis
des Buches ein sehr schönes Modell herstellen. - Leider wurden Details, wie zum Beispiel die Leesegel, komplett
"vergessen". Vermutlich, weil diese auch am Modell der "Hawke" fehlen. - Trotzdem gibt es reihenweise
zeitgenössische Gemälde, auf denen dieser Schiffstyp mit Leesegeln zu sehen ist.

Vorhandene Bausätze kann mit Hilfe dieses Buches deutlich "aufbessern".
 

Pros und Contras kurz zusammengefasst:

+ Sehr schönes Schiff
+ ordentlich recherchierte Basis
+ recht zuverlässige Quellen
+ sehr aufschlußreiche Bilder von Schwesterschiffen (Modelle)
+ Kaum Text, hier ist wieder angenehm, dass Bilder mehr sagen als viele Worte.
+ Es gibt Bausätze, die das Schiff darstellen

- Es ist englisch
- Die Leesegel wurden vergessen
- Es ist kaum noch erhältlich


Wer die Shipyard-Modelle bauen möchte, für den stellt dieses Buch ein "muss" dar.

Das Schiff selbst ist wunderschön und in jeder Sammlung eine Attraktion.

Ein Pluspunkt ist die relative "Sprachlosigkeit", die im Buch herrscht, da es dadurch kaum Sprachprobleme gibt.

Wer ein Faible für schnelle kleine Schiffe mit Bewaffnung und echtem historischen Hintergrund hat,
ist mit der Alert sehr gut bedient. Der Bau ist recht anspruchsvoll, aber sollte in 1/48 gut zu bewältigen sein
und ist trotz des Maßstabs immer noch "wohnzimmertauglich".

Von mir, als Freund dieses Schiffstyps bekommt das Buch eine deutliche Kaufempfehlung, mit ganz leichten
Schwächen, die man aber gut selbst beheben kann.


Ciao,

HWE
 :mariinee:

AnobiumPunctatum

Hallo Herbert,

sehr schönes Review. Das Buch ist bei Amazon seit fast einem Jahr ausverkauft, jedenfalls konnten sie nicht liefern. Ich habe dann festgestellt, dass es das Buch nich nur von Conways gibt, sondern auch im  Phoenix Verlag. Bestellen kann man es bei Interesse bei Pier books in den USA.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

hwe

Hallo Christian,

dein Link scheint zwar nicht ganz zu funktionieren, aber immerhin kommt man auf der richtigen Webseite raus. - Schön zu sehen, dass es dort noch andere wichtige AOTS-Bände gibt, die es sonst auch nicht mehr zu geben scheint.

Der für uns derzeit günstige Dollarkurs würde die Bücher da drüben für uns fast zu "Schnäppchen" machen, wenn das hohe Porto/Versand/Zoll nicht wären. - Unterm Strich aber wahrscheinlich auch nicht teuerer, als
sie damals hier waren.

Kleiner Tipp am Rande: Die Warrior-Class Bücher dürften jetzt ein Schnäppchen darstellen, da der Wechselkurs natürlich um so kräftiger zuschlägt, je teuerer eine Sache ist. Und das relativiert dann auch die Versandkosten stärker...

Ciao,

HWE
 :mariinee:

McCool

Wieder eine sehr schöne Buchvorstellung!  :P  

->Zum Ausfaltplan - Es ist wahr, hier ist Sprightly in 1/48 abgedruckt-hatte ich bisher glatt für Alert/Rattlesnake gehalten. Es ist das jedoch keine "Schwester" von Alert/Rattlesnake, sondern eher eine Halbschwestern, ein etwas kleineres Schiff. Wieso Sprightly auf den Umschlag-Plan geraten ist, und nicht der Alert/Rattlesnake-Plan, muß wohl ein Geheimnis von Conway/Chrysalis bleiben. Es ist unwahrscheinlich, daß diese Leute wissen, was sie tun (auf einer Ausgabe von Marquardts Endeavour-Buch erschien glatt das Heck der Bounty).

Noch ein paar Punkte, die mir im Laufe der Zeit auffielen.

Posivitv.  

-Die Originalpläne  von Alert/Rattlesnake sowie der ähnlichen aber kleineren Sprightly sind abgedruckt(allerdings in sw-umgewandelt, also keine regelrechten Reproduktionen).  Auf dem ersteren Plan (Alert/Rattlesnake) zeitgenössisch vorgenommene Änderungen werden von Goodwin erläutert und in der Rekonstruktion berücksichtigt. Das Vorhandensein der Originalpläne - im Gegensatz zu anderen Anatomy-Bänden - ist sehr gut, weil man das Ausmaß der Rekonstruktionen abschätzen kann, die vom Autor vorgenommen wurden. M.E. ein sehr großes plus, das einige weiter Mängel relativiert.

-Der Textteil ist incl. seiner Tabellen recht gut. Allerdings ist Goodwins Behauptung, der Kutter stamme von der niederländischen Jacht ab, eine ziemlich merkwürdig.

-Der Bildteil ist mit der Abbildung der Marshall-Gemälde, des Hawke-Modells und eines weiteren anonymen  aus dem Science Museum (es scheint das von Petersson in seinem Fore-and-aft-Buch gezeigte Schiff zu sein, s. den Thread dazu) sehr interessant.


Negativ.

-Leesegel-Problematik. Weder Hawke noch das andere abgebildete Modell zeigen irgendwelche Vorrichtungen, Leesegel zu befestigen, geschweige denn Leesegel selbst.  Auf dem Originalplan von Alert/Rattlesnake sind glücklicherweise die Spierenabmessungen überlierfert, jedoch keine Anmerkungen zu Leesegeln. Dies war vermutlich der Grund, weshalb Goodwin sie nicht berücksichtigte, aber weil die starke Leesegel-Bestückung von Kuttern bekannt ist, hätte der Punkt zumindest im Textteil erörtert werden müssen. Kein sehr negativer Punkt, aber vermeidbar.

-Spantwerk und Beplankung.  M.E. wird die Klinkerbauweise des Schiffs nicht richtig dargestellt. Andere Rekonstruktionen von ähnlichen klinkergebauten Schiffen weisen andere Merkmale auf. Die Unklarheiten, die sich mir ergeben, beziehen sich auf das Spantwerk und seine grundsätzliche Bauweise (Skelett oder Schale?) bis hin zur Befestigung der Planken und zur Breite der Planken (die nach den Informationen, die ich zusammenzukratzen versuchte, bei der Alert-Rekonstruktion zu breit ausgefallen ist).
Gerade also bei den oben eingestellten Zeichnungen zur Spantwerk-Konstruktion und Beplankung scheint mir zweifelhaft, daß sie so zutreffen. Im Textteil ist merkwürdig, daß die Konstruktion ausführlich beschrieben wird, allerdings wie für ein gewöhnliches Kraweelschiff. Auf die Klinker-Beplankung wird nur kurz im letzten Absatz hingewiesen.  Diese Beplankungstechnik hatte aber m.E. tiefgreifende Wechselwirkungen auf die Spantkonstruktion. Hier erscheint es fast so, als sei es eine recht beliebige Anbgelegenheit, ob man den Rumpf nun kraweel oder geklinkert ausführt.  Praktsich ist diese Frage für den Modellbauer aber nicht von entscheidender Bedeutung. Selbst wenn die Planken etwas zu breit ausfallen und Nägel/Bolzen anders angeordnet sind, als es die anscheinend schwer zu rekonstruierende tatsächliche Spantstruktur verlangte, wären die Abweichungen gegenüber einer alternativen Rekonstruktion recht gering (sofern der Modellbauer nicht in einem Spantmodell Goodwins Innenstruktur zeigt, denn die scheint mir halt problematisch).

-Auf die interessante Problematik, daß Alert bekupfert war, wird nicht weiter eingegangen.

-Das Modell der Hawke scheint einen Anker mit eisernem Stock zu zeigen. Es exisieren Tabellen, die 1782 für etwas größere Kutter derartige Anker für Kutter bestätigen. Goodwin geht leider mit keinem Wort darauf ein (freilich auch kein sehr dramatischer Punkt).

-Die rekonstruierten Zeichnungen zeigen den Ankerkranbalken mit einem keinen Drücker, der weder durch die Marshall-Gemälde noch durch den sehr ähnlichen Hawke oder die Originalpläne bestätigt wird (auch dies für sich genommen eher marginal, aber für die Reihe mit ihrer Neigung, sich vom Original zu verselbsttsändigen, charakteristisch).

Uwek


hwe

Hallo Uwe,

deine Buchvorstellung bei MSW ist aber auch nicht ohne! - Wow! - Vor allem schön für die "Mitleser" - du hast eine etwas andere Auswahl getroffen, von dem , was du aus dem Buch zeigst, als ich. Damit können sich die Leser einen schönen Eindruck verschaffen!  - Danke für den Hinweis!

Ciao,

HWE
 :mariinee:

Uwek

ZitatOriginal von hwe
Hallo Uwe,
deine Buchvorstellung bei MSW ist aber auch nicht ohne! - Wow! - Vor allem schön für die "Mitleser" - du hast eine etwas andere Auswahl getroffen, von dem , was du aus dem Buch zeigst, als ich. Damit können sich die Leser einen schönen Eindruck verschaffen!  - Danke für den Hinweis!
Ciao,
HWE
 :mariinee:

Gerne,

ich denke auch dass jede Buchvorstellung, Literaturvorstellung oder Book review ja immer etwas subjektiv ausfallen wird. Wie sind alle nur Menschen, die Vorlieben haben, andere Interessens-schwerpunkte mitbringen und auch unterschiedliche Erfahrungen im HInsicht mit Literatur mitbringen.
Je nachdem was man vorher in der Hand hatte (um auch zu vergleichen) wird die persönliche Meinung über ein bestimmtes Buch unterschiedlich ausfallen.

Aus diesem Grunde bin ich auch der Meinung dass man soweit es möglich ist verschiedene Meinungen zum gleichen Buch zu lesen, um dann für sich selbst einen Gesamteindruck zu erhalten.

Deswegen empfinde ich es als gut, dass auch gleiche Bücher in den bekannten Foren mehrfach beschrieben werden, bzw. dann die links zu anderen Buchvorstellungen gemacht werden.

Je mehr Info desto besser  :mariinee:

hwe

ZitatOriginal von Uwek
ZitatOriginal von hweHallo Uwe,
deine Buchvorstellung bei MSW ist aber auch nicht ohne! - Wow! - Vor allem schön für die "Mitleser" - du hast eine etwas andere Auswahl getroffen, von dem , was du aus dem Buch zeigst, als ich. Damit können sich die Leser einen schönen Eindruck verschaffen!  - Danke für den Hinweis!
Ciao,
HWE
 :mariinee:
Gerne,

ich denke auch dass jede Buchvorstellung, Literaturvorstellung oder Book review ja immer etwas subjektiv ausfallen wird. Wie sind alle nur Menschen, die Vorlieben haben, andere Interessens-schwerpunkte mitbringen und auch unterschiedliche Erfahrungen im HInsicht mit Literatur mitbringen.
Je nachdem was man vorher in der Hand hatte (um auch zu vergleichen) wird die persönliche Meinung über ein bestimmtes Buch unterschiedlich ausfallen.

Aus diesem Grunde bin ich auch der Meinung dass man soweit es möglich ist verschiedene Meinungen zum gleichen Buch zu lesen, um dann für sich selbst einen Gesamteindruck zu erhalten.

Deswegen empfinde ich es als gut, dass auch gleiche Bücher in den bekannten Foren mehrfach beschrieben werden, bzw. dann die links zu anderen Buchvorstellungen gemacht werden.

Je mehr Info desto besser  :mariinee:
Jep sehe ich genauso. - Ich habe nichts dagegen, wenn es hier zwei, drei, vier, fünf Besprechungen des AOTS Bandes zur Alert (oder jedem anderen Schiff) gibt. - Wie du schon schreibst, jeder hat einen anderen Fokus und es ist immer wieder spannend und lehrreich, bekanntes durch die Augen eines anderen zu sehen.

Je mehr Info, desto besser!

Ciao,

HWE
 :mariinee: