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Felsenkeller

Begonnen von mac, 22. November 2007, 13:35:47

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mac

Mein Ziel ist nie, möglichst schnell ein Diorama fertig, sondern beim Bauen möglichst viel Spass zu haben. Zudem suche ich immer neue Herausforderungen im Selbstbau, mit dem Risiko, dass auch einiges in die Hosen gehen kann. Die Erkenntnis geht da immer der jeweiligen Erfahrung nach und wenn ich daraus etwas lernen kann, hat es doch genutzt.

Bei meinem neusten Modul wäre es darum viel einfacher gewesen den hinteren erhöhten Abschluss als steile Böschung auszuführen oder eine Stützmauer oder Felswand vorzusehen. Das war für mich aber zuwenig reizvoll.

Aus diesem Grund habe ich in meiner Planung einen Felsenkeller mit gemauerten Gewölbe vorgesehen, welcher später durch die Benutzer mit verschiedenen Baumaterialien improvisiert zugemauert worden ist. Den ursprünglichen Plan, diesen Keller als Schnapslager für meine geplante Kartoffelschnapsbrennerei vorzusehen, habe ich in der Zwischenzeit fallen gelassen. Neu wird dieses dunkle und feuchte Loch im Fels für eine Champignonzucht verwendet, denn damit ergeben sich später im vorderen Dioramenbereich viel interessantere Gestaltungsmöglichkeiten.

In der Folge möchte ich hier zeigen, wie sich meine Planung in der Praxis entwickelt

So sieht die Ideenskizze aus:


Die Alterung und Verwitterung des ersten Holztorelementes möchte ich hier einmal in all den verschiedenen Arbeitsschritten zeigen.

So sehen die rohen Lindenholzbrettchen aus:


Holzteile allseitig gebeizt. Ich beize die Holzteile immer vor dem Zusammenkleben, da allfällige Kleberrückstände keine Beize annehmen. Für eine bessere Tiefenwirkung habe ich die Holzkanten mit einem schwarzen Eddingstift eingefärbt


Die Stellen an welchen später die Farbe abblättern soll, behandle ich mit flüssigem Abdeckfilm (aus dem Airbrushbereich), indem ich diesen gezielt mit einem Pinsel an den entsprechenden Stellen aufbringe. Dabei kann die Fläche ruhig auch etwas grösser sein, denn beim späteren Ablösen der Farbe kommt nicht gleich die ganze Farbe auf einmal weg, so dass man dieses beim Ablösen entsprechend steuern kann


Der erste Anstrich erfolgt mit Vallejo Acrylfarben.  Die blaue Grundfarbe habe ich mit weisser Farbe partiell aufgehellt.


Schattierungen habe ich hergestellt aus einer Mischung der blauen Grundfarbe mit dem dunkelblauen Farbton.


Die Verwitterungsrisse habe ich mit einem Cuttermesser eingeritzt.


Dort wo die Farbe abblättern soll drücke ich ein Klebeband auf und ziehe dieses mit einem Ruck wieder weg. Durch die Vorbehandlung der Holzteile mit dem flüssigen Abdeckfilm, löst sich die Farbe fast zu leicht vom Untergrund, so dass die Gefahr besteht, dass gleich die gesamte Farbe abblättert.


Die Nagellöcher habe ich mit einem Zahnarztbesteck eingedrückt.


Anschliessend habe ich mit einem dünnen Pinsel die Nagellöcher schwarz eingefärbt.


Mit schwarzer Wasserfarbe habe ich die rohen Holzteile abgedunkelt ....


...und mit weisser Wasserfarbe wieder aufgehellt


Die weiteren Nachbehandlungen kann ich nicht beschreiben, denn diese geschehen nur aus dem Bauchgefühl heraus, aber auch hauptsächlich mit weisser und schwarzer Wasserfarbe. Von der Verwendung von Pulverfarben auf Holz, bin ich in der Zwischenzeit abgekommen, denn diese füllen die Vertiefungen, so dass die Holzmaserung nicht mehr so sichtbar ist.


Schöne Grüsse
Marcel

Plastiker

Also ich bin schwer begeistert von deinem Schaffen! Die Bilder erklären an sich schon eine ganze Menge und deine Ausführungen dazu tragen noch mehr zum Verstehen, dessen wie Du dein Ziel erreichst bei. Rspekt

Eine Frage hätte ich aber! Kann man zum maskieren jegliche Flüssigmaskierung anwenden? ICh habe hier noch Maskol und fände einen Versuch so etwas zu probieren sehr reizvoll...


Gruß Olli, der Plastiker

Drache74

Uiuiui, jetzt geht die Hammergeile Arbeit wieder los. Ich bin gespannt was weiter folgt. Sehr schön finde ich auch die Schritt für Schritt Vorgehensweise, damit man es besser bnachvollziehen kann. Und für mich als Vallejo-Fanatiker  :D natürlich sehr lehrreich.
Ich kann nur sagen  :respekt:  :respekt:  :respekt:  und weiter so, ich freu mich jetzt schon darauf, wie es weitergeht.

Gruß Drache

Warlock

Ich faß es nicht ... da gibt es echt Leute die Bilder von ihrem vergammelten Gartenzaun hier reinstellen .... OOPS das ist ja ein Modell  :D

100 Punkte bei den Verwitterungstechniken und fetten  :respekt:
Auch für mich sehr interessant da ich in den nächsten Monaten auch Holz altern möchte.
Ich bleib auf dran !
We are the pirate metal drinking crew

KlausH

Einfach wunderbar, solche genauen Schritt-für-Schritt-Erklärungen. Vielen Dank dafür! :P

Schöne Grüße
Klaus

roudeleiw01

Super Arbeit! Danke für das Tutorial

Gruss
Claude

deleted_Account

Tja mancher kanns halt uns hat auch ein Auge dafür.  :P  und  :respekt:

Gruß Maeks :woist:

HSS

Hi Mac,

wunderschöne Arbeit und klasse Schritt für Schritt Anleitung.

Zu den Felsen-Kellern wollte ich nur sagen, dass wir hier in Franken jede Menge davon haben.

Hier haben die Brauerein früher ihr Bier eingelagert.

Heute werden viele dieser "Keller" als Biergärten genützt.

Kann Dir keine Bilder liefern weil ich momentan keine Kamera habe.

Vielleicht findest Du was, bei Interesse, über die Bergkirchwei in Erlangen oder dem Annafest in Forchheim im Internet.

mac

ZitatOriginal von Plastiker
Eine Frage hätte ich aber! Kann man zum maskieren jegliche Flüssigmaskierung anwenden? ICh habe hier noch Maskol und fände einen Versuch so etwas zu probieren sehr reizvoll...
 

Hallo Olli
Ja, so wie ich dies festgestellt habe, kann man eigentlich alles nehmen, was irgendwie trennt ....bis hin zum Haarspray. Bei saugendem Holzuntergrund sind 2 Lagen Flüssigmaskierung nötig. Einfach mal ausprobieren, geht schon irgendwie ....

mac

Besten Dank für eure lobenden Worte  ;)

Hier habe ich den nächsten Bauschritt. Der Anstrich und die Verwitterung des anderen  Holzelementes (in der Zeichnung rechts) ist in derselben Art erfolgt, wie in meinem ersten Beitrag beschrieben, ausser dem blauen Deckanstrich.

das rohe Teil.......


....sieht nach dem Lackieren und verwittern so aus:

Für den Moosbefall verwende ich trotzdem immer noch Pulverfarben, wegen der plastischen Struktur, darum habe ich für die leicht grünlichen Stellen entsprechendes Pulver verwendet.

Schöne Grüsse Marcel

hwe


mc hilli

Hallo

Is´ja super!
Da kann ich noch einiges lernen

Gruß Michael
Ich kann nicht Orginal.

mac

In der nächsten Bauetappe möchte ich die Bauschritte der gemauerten Wand zeigen.

Die im ersten Bild gezeigte Zeichnung habe ich kopiert, den Teil mit dem Mauerwerk ausgeschnitten und auf ein 5mm Brettchen als Trägerplatte geklebt


Die Ziegelsteine habe ich hochkant mit Weissleim auf die Zeichnung geklebt. Dabei aber zuerst die Oberfläche jedes Steines einzeln noch bearbeitet. Die richtig gebrannten Ziegelsteine sind 10,7mm lang, 5,1mm breit und 3,2 mm hoch


Ich fuge die Zwischenräume mit dünnflüssigem Modellgips aus, welchen ich mit einer kleinen Kelle versuche in die Mauerfugen zu drücken. Den leicht abgebundenen aber noch relativ feuchten Gips, beginne ich dann mit einem Borstenpinsel und mit Wasser und in einer 2. Phase mit einer kleinen Drahtbürste auf der Steinoberfläche wieder zu entfernen.

So sieht das Ergebnis nach der ersten Reinigung aus. Dies ist erst ein Zwischenergebnis, jetzt beginne ich noch diverse Nuancen herauszuarbeiten. Dieser kreative Teil macht mir am meisten Spass. Allenfalls bringe ich auch noch abgeröckelten Verputz auf ..... Den "Betonsturz" über dem Fenster habe ich ebenfalls aus Gips hergestellt, indem ich aus 4 Holzleistchen als Schalung auf ein Blatt Papier geklebt habe und den entstandenen Hohlraum mit Gips ausgegossen habe. Den Gips habe ich, gleich beim Anrühren, mit Dispersions-Abtönfarbe noch etwas eingefärbt.


Hier das benötigte Werkzeug


Gruss Marcel

Warlock

Das ist echtes Profi-Niveau !!!

Eine Frage noch : Aus was hast Du die Ziegelsteine hergestellt ?
We are the pirate metal drinking crew

mac

ZitatOriginal von Warlock
Eine Frage noch : Aus was hast Du die Ziegelsteine hergestellt ?

Die Ziegel habe ich nicht selber hergestellt, die beziehe ich hier: Ziegelsteine

Mit einer Mischung aus 50% Gips und 50% Sand (wieder einmal der Versuch einer neuen Variante ....hurra, es funktioniert  :D ....so glaube ich wenigstens ....), habe ich den abgebröckelten Verputz auf meinem Wandstück dargestellt:



Gruss Marcel

panzerchen

Ich staune immer wieder, wie die Häuslesbauer mit dem Material Gips zurecht kommen !
Ich selber bin von der Verwendung von Gips imModellbau wegen der ungeheuren Brüchigkeit des Materials schon lange abgekommen, aber Euer Ergebnis spricht ja für sich.
( daß die Brüchigkeit ja auch ein Vorteil sein kann hast Du ja bereits gezeigt, indem Du Du damit authentische Risse im Putz produziert hattest.

Das ist jedenfalls Modellbau wie ich ihn liebe.

Nachtrag:
Speziell für die kleineren Maßstäbe sind Fetzen von grobemem Löschpapier auch gut als bröckelnder Putz geeignet !

Warlock

ZitatOriginal von mac
Die Ziegel habe ich nicht selber hergestellt, die beziehe ich hier: Ziegelsteine

*aaargs* Und ich mach mir die Mühe und mache alles von Hand  :blaw:
Vielen Dank für den Link - den heb ich mir mal gut auf !
We are the pirate metal drinking crew

mac

Bevor ich zum Zusammenbau der Bauteile komme, habe ich hier noch die restlichen einzeln hergestellten gemauerten Teile.

Das gewölbte Sturzelement habe ich in derselben Art hergestellt wie das Wandstück:





Die im nächsten Bild zu sehenden Ziegelsteinelemente sind angenommenermassen in den Hang hinein gemauert. Durch den Hangdruck haben sich einige Steinreihen verschoben. Teilweise hat sich das ganze Element verworfen und einzelne Steine sind herausgefallen. Um dies darzustellen habe ich die Steine auf zugeschnitzte Schaumstoffresten geklebt und anschliessend auch wieder mit Gips ausgefugt. Diese Bauteile habe ich nicht einzeln aufgezeichnet, sondern aus dem Bauchgefühl heraus gebaut, beim Skizzieren habe ich mir diese Bauteile aber schon bildlich vorgestellt .... dabei spüre ich wie der Hang auf die Steine drückt. Blöd dies zu beschreiben, was ich damit meine, wird man erst beim Zusammenbau sehen .....





Schöne Grüsse
Marcel

panzerchen

Prima daß Du auch solche nicht gleich offensichtlichen Dinge wie den Hangdruck erwähnst !
Nicht jeder weiß das.
Aber es stimmt ja, alte Stützmauern sind häufig durch den Hangdruck verformt, tws. schon einsturzgefährdet, ein Diorama gewinnt zeifellos durch deren Darstellung !!!

Lutz

Marcel, Es ist immer wieder klasse was neues von dir zusehen.  :P  
Deine Feldbahn Anlage ist in Natura sicher eine Augenweide.

Meinen Größten  :respekt:  dafür.

Beste Grüße  Lutz

AnobiumPunctatum

Hi Marcel,

erstklassige Bauausführung mit erstklassiger Beschreibung. Ich bin durch Zufall schon über fertige Bilder Deines Abschnitts gestolpert und bin beeindruckt. Teilweise solltest Du dazuschreiben, dass es sich um Modellaufnahmen handelt. Das glaubt Dir sonst keiner :respekt:
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

mac

Besten Dank für eure bisherigen lobenden Worte. Ich versuche möglichst viele eigene Erfahrungen weiter zu geben.

Hier habe ich die Bilder des Zusammenbaus. Ich zeige bewusst die einzelnen Bauphasen, mit meinen abenteuerlichen Unterkonstruktionen, aber der dreidimensionale Aufbau entwickelt sich bei mir Schritt für Schritt, wie aus den Bildern zu sehen ist. Das Teil ist so unförmig, weil dieses später in ein Diorama eingefügt wird.

Hinter das Fenster habe ich eine schwarz gestrichene Kiste gebaut, wie in diesem Bild zu sehen ist.




Auch hier habe ich für eine bessere Tiefenwirkung eine schwarze Kiste hinter die Oeffnung gebaut. Die Wirkung sieht man gut im Vergleich zum oberen Bild


Für die Felsen habe ich Latex Formen hergestellt, welche ich ab passenden Steinen abgeformt habe. Anschliessend habe ich die Latexformen mit Gips ausgegossen




Die Schaumstoffbereiche habe ich ebenfalls mit Gips überzogen.




Ab jetzt folgt der gestalterische kreative Teil .... meine Lieblingsbeschäftigung .... für welche ich nochmals gleich viel Zeit aufwende, wie für den bisherigen Bau.

Schöne Grüsse
Marcel

Plastiker

Ich werde wahnsinnig, wenn man so sieht wie das ganze entsteht! Danke für die Erläuterung mit dem Hangdruck. Wäre ich nie drauf gekommen, sondern hätte eher vermutet das der Erbauer aufgrund der Topographie so schief gemauert hat!


Aber eine Frage habe ich dazu! Ist das Absicht das der geziegelte Torbogen zur Holzkonstruktion verschoben erscheint?


Gruß und weiterhing Spaß beim kreativen Teil Olli, der Plastiker

panzerchen

Soso, Marcel, Dir ist also auch bekannt daß Löcher "schwarze Körper" sind.

Ich halte es zwar für einfacher, einen schwarzen Fotokarton hinter die Öffnungen zu kleben ( mit Abstand ), aber Du machst es ja bekanntlich besonders sorgfältig.

Es ist wirklich sehr freundlich von Dir, daß Du den Lesern die Entstehung Deiner wirklich bemerkenswert authentisch wirkenden Werke so deutlich vor Augen führst.
Das ist für Alle  eine Bereicherung, auch für die Erfahrenen !

Eine Augenweide.

mac

ZitatOriginal von Plastiker
Aber eine Frage habe ich dazu! Ist das Absicht das der geziegelte Torbogen zur Holzkonstruktion verschoben erscheint?
 

Olli, der Torbogen erscheint nicht nur seitlich versetzt, der ist absichtlich seitlich versetzt. Diesen zentrisch in die Mitte setzen kann ja jeder ....  ;). Durch diesen Versatz baut sich eine optische Spannung auf ...denke ich wenigstens .... schliesslich habe ich dies in meiner einleitenden Skizze auch so gezeichnet  :6: .

Ich weiss, dass ich bei meinen Projekten immer um ein paar Ecken herumdenke, darum wähle ich auch beim Bau und beim Entstehen nie den einfachsten Weg, wie in meinen Bildern vielleicht zu sehen ist, der wäre mir zu langweilig, weil zuwenig herausfordernd.

Wie in meiner Einleitung zu diesem Thread kurz erläutert, ist das früher offene Felsengewölbe später mit improvisierten Mitteln und diversen Baumaterialien aus Hausabbrüchen verschlossen worden. Der hölzerne Torbogen stammt von einem Scheunenabbruch, die Türen dazu fehlen aber. Ersatz für die Schliessung dieses Bogens sind die anderen Holzelemente, welche ich im Detailbau schon gezeigt habe, darum ist auch ein blaues Torelement dabei ....warum auch immer, für mich muss dies so sein  ;). Das Mauerstück mit dem Fenster drin, ist statisch nicht belastet, weil dieses nur eine Vormauerung vor dem Gewölbe ist. Darum habe ich die Mauer als 12cm starken Läuferverband gemauert.

ZitatOriginal von panzerchen
Es ist wirklich sehr freundlich von Dir, daß Du den Lesern die Entstehung Deiner wirklich bemerkenswert authentisch wirkenden Werke so deutlich vor Augen führst.

Gern geschehen  :1:. Ich zeige bewusst auch alle entlarvenden Bilder aus der Bauphase, um zu zeigen, dass Modellbau eigentlich ganz simpel sein kann und ich auch nur mit Wasser koche. Als bekennender Schreibtischtäter, müssen meine Basteleien alle auch immer schreibtischtauglich sein, denn diese entstehen hier gleich neben meinem PC.

Schöne Grüsse Marcel