Eurofighter 1:48 von Revell - In-Flight-Display **fertig**

Begonnen von Halbgott, 02. September 2008, 20:43:59

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Halbgott

Der Eurofighter ist ein europäisches Rüstungsprojekt nie dagewesener Größe. Zusammen entwickeln und bauen Großbritannien, Deutschland, Italien und Spanien ein Kampfflugzeug der vierten Generation. Trotz aller Unkenrufe und fragwürdiger Darstellung in einigen Medien ist die Technologie wegweisend und zählt zum Fortschrittlichsten, was derzeit in diesem Sektor zu haben ist. Das schließt auch amerikanische Konkurrenzprodukte wie die F-22 oder F-35 ein, die einige zusätzliche Qualitäten ausweisen (Stealth), in anderen Bereichen dem Eurofighter jedoch unterlegen sind (Mehrrollenfähigkeit, Zuladung, Kosten).
Deutschland hat 180 Flugzeuge in drei Tranchen bestellt. Lag in Tranche 1 der Schwerpunkt noch auf Luft-Luft-Fähigkeiten, gesellen sich in Tranche 2 und 3 erweiterte Luft-Boden-Fähigkeiten hinzu. Seit 2003 ist der Eurofighter in deutschen Geschwadern im Einsatz.



An Sinn und Unsinn eines derart großen Rüstungsprojekts scheiden sich die Geister. Dies zu bewerten soll jedoch nicht Aufgabe dieses Bauberichts sein. Nein, hier geht es nur um den Bau des Modells von Revell im Maßstab 1:48.

Konzept
Der Eurofighter sollte als Schreibtischmodell im Flug dargestellt werden. ,,Yeah", dachte ich mir, ,,da bleiben die Klappen zu, kein Fahrwerk, da spar ich mir ne Menge Arbeit!" Ha, ich Depp! Selten hatte ich mich so getäuscht. Doch dazu später mehr.
Das EFchen sollte durch zwei gebogene Acrylglasstäbe in den Triebwerken in der Luft gehalten werden. Dafür musste ich eine entsprechende Aufnahme im Inneren des Rumpfes bauen. Die Düsen alleine könnten das Gewicht nicht tragen.
Ich wollte eine Maschine aus Neuburg darstellen. Da hierfür dem Bausatz keine Decals beiliegen (zumindest in meinem), hieß das Selberdrucken.



Der Bausatz
Die Qualität und Detaillierung des Bausatzes sind gut. Die Passgenauigkeit ist prima, und der Aufbau wirkt durchdacht. Ein Manko gibt es jedoch: Jede Menge Sinkstellen. Ich weiß nicht, ob Revell das heiße Plastik mit zu wenig Druck in die Form spritzt, aber überall, wo ein nur etwas kräftigeres Teil gebildet werden soll, sind hässliche Sinkstellen zu finden. Echt nervig.
Es gibt jede Menge Extras wie eine wahlweise offene Airbrake oder Bewaffnung und Zuladung bis einer weint. Die grundsätzlich unterschiedlichen britischen und deutschen Konfigurationen sind darstellbar. Decals gibt's für alle vier Nationen + Österreich (3x UK, 1x GE, 1x IT, 1x ES, 1x ÖS). Böses Foul: Die zwei Geschwaderwappen der deutsche Maschine aus Laage (Leitwerk links und rechts) sollten beide gleich sein – sind sie aber nicht. Das eine ist gespiegelt.

Cockpit
Der Spaß beginnt wie immer mit dem Cockpit. Hier hat man die Wahl, entweder die erhabenen Details zu bemalen, oder sie abzuschleifen und durch Decals zu ersetzen. Ich habe mich für einen Mix aus beidem entschieden. Sprich: Einige Schalter bemalt, andere abgeschliffen und mit Decals versehen. Die Cockpitgrundfarbe ist Humbrol 64, der schwarze Bereich ist in Revell 9 gehalten.



So baut man einen Eject-Handle: Schwarzen und gelben Faden verdrillen, mit verdünntem Holzleim bestreichen, trocknen lassen.



Das entstandene Kabel dröselt sich nicht mehr auf und kann zur klassisch gelb-schwarzen Schlaufe gebogen werden.



Da die Maschine fliegen sollte, brauchte sie natürlich einen Piloten – und so einen gibt's bei Revell ja so gut wie nie. Folglich musste ein amerikanischer Austauschstudent aus dem Hasegawa Piloten- und Groundcrewset herhalten.



Dieser wurde noch ein wenig germanisiert und fertig ist der Lack. Bemalt ist er mit Farben von Vallejo, das glänzende Helmvisier ist mit Future gemacht.



Die Passprobe des Rumpfs und der Flügel zeigt keine größeren Probleme.



Doch, hier am Einlauf gibt's ne hässliche Spalte.



Mit ein bisschen Schleifen in der internen Struktur sieht dann auch der Flügel besser aus.



Der Einlauf ist das Letzte. Er besteht pro Röhre aus fünf oder sechs Teilen, die schwer erreichbare Nähte im Inneren erzeugen.



Hier rot markiert der Verlauf dieser Nähte. Viel Spaß beim Schleifen!



Mir egal, aber der Vollständigkeit halber erwähnt: Im Fahrwerkschacht finden sich reichlich Auswerfermarken an den unmöglichsten Stellen.



Alles in allem scheint der Bausatz darauf ausgelegt zu sein, mit offenen Klappen gebaut zu werden. Sollen die Klappen aber zu sein, passt nix wirklich. Das gilt für die Luftbetankungsklappe, die Airbrake und sämtliche Fahrwerkklappen. Hier ein Beispiel:
Die Airbrake verfügt auf der Unterseite über eine Gitterstruktur. Toll, wenn sie ausgefahren sein soll.



Soll die Airbrake aber geschlossen dargestellt werden, sitzt sie durch die Materialdicke zu hoch.



Hier die bereits abgeschliffene andere Seite. Passt!



Oh, bitte lernt aus meinen Fehlern: Die hier mit weißen Plastiksheet verschlossene kleine Fahrwerkklappe gibt es gar nicht. Ist mir später auf Originalfotos aufgefallen. Da hab ich ganz umsonst auf Revell geschimpft, die haben nämlich alles richtig gemacht.
Ich konnte das Ding gerade noch entfernen, bevor es zur Hauptlackierung ging.



Hier die bereits erwähnte Aufnahme für die Acrylglasstangen. Sie besteht aus einem Styroporklotz, der im Schwerpunkt des Modells angebracht ist, und darin mit Epoxydharz eingeklebten Führungshülsen. Der Block ist ebenfalls mit Epoxydharz am Rumpf befestigt.



Hier sehen wir die Düsen – grau verfüllt jede Menge Sinkstellen.



Auch um die Airbrake herum gibt es eine nette Sammlung an Sinkstellen.



Die Lackierung habe ich nicht im Detail auf Bildern festgehalten – ist eh immer der gleiche langwierige Prozess:
- Grundfarbe Einlauf: Glanzweiß Model Master 1745
- Grundfarbe Kantenschutz: Humbrol 64
- Grundfarbe Radom: Humbrol 64 mit Weiß aufgehellt
- Grundfarbe Rumpf: Gunze Sangyo H337 (entspricht dem Originalfarbton FS 35237)

Radom und Rumpf erhielten ein Post-Shading mit aufgehellter Grundfarbe. Danach wurde alles mit hochverdünnter Grundfarbe wieder miteinander in Einklang gebracht.

Als Trennlack für die Decals und das Washing diente eine Schicht Erdal Glänzer.



Die Decals sind prima und vor allem zahlreich. Nur die Neuburger Geschwaderwappen musste ich auf Laserdecalfolie selbst drucken. Das das Wappen Weiß enthält, war ich erst geneigt, auch weiße Folie zu nehmen. Nach einiger Überlegung kam ich aber darauf, dass der Überstand des Decals dann auch weiß wäre – und haarfein entlang der schwarzen Trennlinie einen Kreis ausschneiden, nein, das kann ich nicht. Nicht mal mit Schablone.
Bei durchsichtiger Folie würde dann allerdings der weiße Anteil fehlen. Also musste ich den vor Aufbringen des Decals vorlackieren – das kann ich.



Am Ende fügte sich alles schön zusammen.



Ein Ölfarbenwashing, insbesondere im Bereich der Triebwerkklappen durfte nicht fehlen.
Die letzte Lackschicht ist seidenmatter Klarlack von Marabu. Die Metalltöne am Heck habe mit Metalizern von Model Master dargestellt. Wer's wissen will: Die Raketen haben als Grundton Gunze Sangyo H57.



Ein paar Worte zum Ständer: Die Acrylglasstäbe habe ich über einer Gasherdflamme gebogen. Schön langsam und Stück für Stück. Eine Schablone ist hilfreich, um eine exakte Rundung und bei beiden Stäben den gleichen Winkel hinzubekommen.
Der Ständer ist demontierbar.



Im Inneren befinden sich wieder die schon gesehenen Führungshülsen. Um die Stäbe gegen Verdrehen und damit Umfallen des Modells zu sichern, sind die Enden der Stäbe angefräst und passen genau in die dafür vorgesehenen Aussparungen des Sockels.



Durch Verschieben der Stäbe gegeneinander lassen sich verschiedene Rollwinkel am Modell darstellen. So passt sich mein kleiner Jäger jedem Schreibtisch immer wieder perfekt an.











Wer Originalfotos braucht: http://www.eurofighter.com/medialibrary/default.asp
Ja, das ist es nun. Fazit: Schee war's, Spaß hat's gemacht. Der Revell-Eurofighter ist ein prima Bausatz, mit dem sich ohne größere Probleme ein ansehnliches Modell erstellen lässt. Aber da war doch was mit einem EFchen in 1:32 vom Trumpeter ...

Kommentare sind wie immer willkommen!

Viele Grüße

Halbgott

VoodooRacer

Tolle Idee und sieht dazu noch absolut gut aus... :P

panzerchen

Nicht nur ein überzeugendes Modell, sondern auch ein erfrischender und dabei gleichzeitig informativer Baubericht, ganz nach meinem Geschmack !

Hans

Tolle Arbeit! Da gefällt mir sogar ein Eurofighter!  :D Was mir auch gefällt, ist die Bauweise: OOB, aber modifiziert, wirklich erfrischend. Keine Resin-Cockpits und schnick-schnack. Kompliment!!

H.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Dannebrog

Auch ohne teure Zusatzteile ein tolles Ergebnis!  :P  Und die Idee mit dem Ständer ist Dir wirklich gut gelungen.  :klatsch:

Hajo L.

"My theory is longer, thicker and harder than yours." (Frank Farrelly)

Aufgrund der Photobucket-Problematik sind zahlreiche Bilder von mir nicht sichtbar. Bei signalisiertem Interesse stelle ich die fehlenden Bilder gerne über einen anderen Host wieder online.

Pacific Strafer

Klasse!!! Dynamische Pose, gefällt mir sehr gut  :P

Pit  :winken:
"This is your hobby, and don't let anyone else tell you otherwise, as the only person you have to please is yourself!"

www.mbf-siegen.de

Thomas Trauner

Sehr schön, sieht gut aus, macht was her. Und vor allem sehr schön beschrieben und fotografiert. War ein Spaß zu lesen. Vielen Dank. :P

Thomas

m5specht

Gefällt mir sehr gut dein EF, die Präsentationsidee ist einfach nur Spitze!!!

Murdock

Ein schönes Modell und die Idee mit dem variablen Ständer ist genauso kurios wie beeindruckend. Nur mit dem Outfit des Piloten werde ich nicht richtig warm. Mit seinem Vollhelm und der Atemmaske erinnert erinnert er mich sehr an die Frühzeit der Jetfliegerei.

:winken: Murdock

Wolf

Tolles Modell....tolle Idee. Sieht sehr gut aus.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Spritti Mattlack

#11
Klasse Modell, auch die Farbgebung gefällt mir außerordentlich gut.


Ulf :winken:
A man who is tired of Spitfires is tired of life

ironduke

mal eine sehr interessante (und deutlich übersichtlichere) Alternative zu den üblichen Darstellungsarten am Boden, gefällt mir.  :klatsch:

Dannebrog

Ach ja - prima Idee mit dem Schleudersitzgriff! Danke für den Tip.  :P

Halbgott

#14
Vielen lieben Dank für das viele Lob! Freut mich, dass Euch mein kleiner Tischflieger gefällt! Da krieg ich gleich wieder Lust, mich ans nächste Projekt zu machen.

@Murdock
Ich glaube, in der Frühzeit der Jetfliegerei sahen die Piloten ein bissel anders aus als die heutigen Kandidaten. Es gab keine G-Anzüge, keine Helmvisiere mit Dateneinspiegelung ... beim Sauerstoff bin ich mir nicht sicher.
Um Eurofighter zu fliegen, sollte man sich so anziehen:



Viele Grüße

Halbgott

Flugwuzzi

Klasser Baubericht und echt tolle Präsentation des Modells. Weiter so!

:winken:
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

HSS

Erstklassige Ideen, super informativer und kurzweiliger Baubericht und natürlich ein sagenhaftes Ergebnis.

Bin total begeistert.  :P

Rolle

Schicker Flieger, sauber gebaut und prima lackiert! Die Präsentation ist natürlich das i Tüpfelchen.
Gruß aus Hamburg
Rolf Karotka
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Modellbau-Stammtisch-Hamburg.de

StiftRoyal

Huch erst jetzt gesehen.

Vielen dank für den Tip mit dem Gelb Schwarzen Ejecton Kabel!!!!! Endlich habe ich mal eine Lösung die auch auf 1:72 anwendbar ist. 100x Danke dafür

Wormattack

Saustark! :P Sauberes modelling und erstklassiges finish.  :klatsch:

Viele Grüße
Frank

deleted_Account

Boa ey  8o Das is mal was anderes an Darstellung eines Fliegers. Dein Baubericht ist sehr gut. Und dein Flieger ist sehr schön geworden. Die Idee mit den Fäden und den Acrylglasstäben hat was. Von mir ein fettes :respekt: :respekt: :respekt: für dein Flieger.

Gruß Maeks :woist:

Erdinger

Grüße!
Thomas 
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Prowler


Halbgott

Nochmal vielen, vielen Dank für die Blumen! Bin schon wieder total heiß auf das nächste Projekt ... schaun wir mal, was das wird.

Viele Grüße

Halbgott

Dierk3er

#24
Super Flieger, gefällt mir sehr gut!  :respekt: :respekt: :respekt: :respekt:
Die Lackierung sieht absolut authentisch aus!
Auch die Idee mit dem Ständer finde ich genial.
Werde ich mit Sicherheit einmal "nachbauen". :)


Leider muss ich doch einen kleinen Kritikpunkt anbringen. Und zwar ist dir bei den Decals ein Fehler unterlaufen, der den meisten vielleicht nicht auffällt, den Luftwaffen-Fanboys bzw. JG74er jedoch sofort die Tränen in die Augen drückt! :D
Du hast beim Geschwaderwappen 2 mal die selbe Vorlage genommen. Also auf dem Seitenleitwerk rechts und links jeweils identische Wappen angebracht.
Das ist aber leider verkehrt!
Der Pfeil im JG74-Wappen muss IMMER nach vorne zeigen. War schon bei den Starfightern so, ebenso bei der Phantom, und hat sich jetzt auch beim Eurofighter nicht geändert.
Wenn du das noch ändern möchtest, musst du lediglich das Wappen einmal spiegeln und neu anbringen. ;-)
Ist übrigens ein Fehler, der auch schon namhaften Modellbauherstellern passiert ist.

...naja, vielleicht lohnt der Aufwand in diesem Stadium auch nicht mehr...mich würde es aber Nachts nicht schlafen lassen. :D   :pffft:

Gruss, Dierk

So siehts auf der Backbord-Seite richtig aus:

Quelle:http://picasaweb.google.com/blugiove/BERLINOAIRSHOW#5209631168950430194