Baubericht Holzluftschraube Fokker Dr.I 1:8/1:48 - 11.6.2017 Heine-Prop

Begonnen von bughunter, 08. Dezember 2012, 15:00:13

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bughunter

Werkzeug

Nach dem Kutschenprojekt hatte ich mal wieder Lust auf etwas mit Holz, aber den eigentlichen Anstoß zu diesem Projekt gab ein Besuch im Geigenbaumuseum Mittenwald. Dort gab es in einer Werkstatt die Möglichkeit, einen Geigenbauhobel selbst an Holzstücken auszuprobieren - ein fantastisches Stück Werkzeug, von dessen Existenz ich bisher gar nichts ahnte! Solch ein Teilchen hab ich mir nun gegönnt. Die gibt es in verschiedenen Größen, meiner ist 10mm breit (Klinge 7mm) und 25mm lang und mit ebener Sohle. Gerundete Sohlen sind ebenfalls verfügbar und z.B. zum Aushöhlen praktisch. Neben dem Hobelmesser (in Rockwellhärte 62 übrigens) kann man bei meiner Luxusversion auch die Maulweite verstellen, praktisch für verschieden dicke Späne.

Das ist das edle Stück,


von unten ...


und mit voll geöffnetem Maul:


Absolut empfehlenswert für alle Holzwürmer hier, ist doch bald Weihnachten  8)

Wie bereits mal erwähnt habe ich vor knapp 10 Jahren den Hasegawa Museums Scale 1:8 Bausatz der Fokker Dr.I gebaut und nun an der Galerie-/Wohnzimmerdecke hängen. Die Luftschraube ist aus Kunststoff und hat mir eigentlich seit damals nicht gefallen. Zu dieser Zeit hatte ich mal versucht, eine Holzluftschraube aus Sperrholz zu zimmern, das wurde aber nix. Also doch das Bausatzteil gepinselt (da hatte ich noch keine Airbrush) und montiert. Die Form und Profil des Kunststoffteils scheint aber zu stimmen.

Der Geigenbauhobel erschien mir nun das richtige Werkzeug, diese Aufgabe neu anzugehen :3: Laut Recherche bestanden die Berliner Axial Luftschrauben aus Mahagoni und Erle. Im Netz habe ich mir passende Brettchen bestellt, ingesamt braucht man 7 Schichten: 4 Mahagoni (außen) und dazwischen 3 mal Erle. Vom Fokker-Team Schorndorf gibt es Zeichnungen und Fotos dieser Luftschrauben, das ist schon mal eine gute Grundlage:
http://www.collectors-edition.com/Holzpropeller/index.htm

Die Brettchen:


Astlöcher weggeschnitten und auf Länge gebracht (der Prop sieht in der Mitte beschädigt aus, weil ich den Metallbeschlag zur Demontage wieder runterbrechen mußte):



Das bunte Paket in der Seitenansicht:

Die Brettchenoberfläche muß noch bearbeitet werden, also auch etwas dünner und dann zum Paket verleimt. Klar hätte man noch Holz sparen können und die Segmente schon entsprechend dem Profil vorzuschneiden (wie auf dem ersten Bild der Schorndorf-Seite), aber so kann ich die Brettchen besser verleimen.

Aus Resten (mit Astlöchern) habe ich hier mal ein Stück zur Probe verleimt und bearbeitet:


Jetzt noch Lack drauf, damit kommen die Holzfarben viel besser zur Geltung!


Wenn es ganz gut läuft, könnte man noch versuchen, aus dicken Hobelspänen Luftschrauben für die Eduard 1:48  WWI Profipacks zu  verleimen  :rolleyes: Diese bunten Mühlen faszinieren mich auch irgendwie, muß ich wohl auch mal angehen!

So, und nun drückt mir mal die Daumen, daß ich das hinbekomme und nicht zuviel weghobel! Werde das dann wohl über die Feiertage angehen, da habe ich die Ruhe dazu.
Wer noch weitere Infos/Quellen/Zeichnungen/Fotos hat - immer her damit!

Bis dann  :winken:

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Puchi

Wieder eins deiner interessanten Projekte! :klatsch: Ich bin mit dabei!

Danke auch für den Hinweis mit dem Hobel. Geigenbauhobel... hab' ich auch nicht gekannt. Dann werden wir mal sehen, wie sich das gute Stück bewährt...

Liebe Grüße,

Karl

Flugwuzzi

Sehr interessant! Geigenbauhobel ... gibts das auch für 1/32 und 1/48 ;-)

Douglas Craner macht auch nette Propeller http://aeroscale.kitmaker.net/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=13130

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

schlemihl

Hallo,

das ja mal ein cooles Projekt. Da schau ich auf jeden bei zu.

LG
Andreas

Hans

Ist das mit erle sicher? Esche und mahagony war gängig, aber erle?
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

bughunter

Zitat von: Flugwuzzi in 08. Dezember 2012, 17:06:47
Douglas Craner macht auch nette Propeller http://aeroscale.kitmaker.net/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=13130
Danke für den Link!
Hab ich schon wieder mal was falsch gemacht - laut dem Link wird "Ash" und Mahagoni benutzt, ash ist aber Eschenholz und nicht Erle. Esche ist wohl sehr zäh und zugfest, klingt plausibel. Na gut, zu spät, das Holz ist bereits da. Erle ist auch hell, und rotieren soll der Prop ja nicht. Für diesen Zweck wird es schon gehen, die Maserung an sich ist ja auch 1:1 und nicht 1:8.

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

bughunter

Zitat von: Hans in 08. Dezember 2012, 17:23:13
Ist das mit erle sicher? Esche und mahagony war gängig, aber erle?
Ok, bin ich wohl einer Fehlinfo aufgesessen. Die Erlenholzleisten, die ich bekommen habe, sind aber schön hell und gleichmäßig. Das Holz hat weniger Kanäle als das Mahagoni, daher wird es wohl sehr gern zum Schnitzen genommen. Für diesen Zweck passt das daher ganz gut.

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Hans

In 1/8 ist das voll ok, der Effekt kommt ja gut raus. Esche kann manchmal einen leichten Graustich haben. Aufgrund der damaligen rotstichigen Klarlacke dürfte sich das aber ausgleichen. In 1/8 würde ich aber tatsächlich den Klarlack etwas mit rotbraun abtönen.

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Universalniet

Tolles Projekt.
Tatsächlich ist Esche ein wirklich extrem festes Holz. Die Riemen der beiden Ruderboote, die meine Vater hat sind aus Esche und wahrscheinlich doppelt so alt wie ich.
Die sehen noch aus wie neu!
Ich bin mal gespannt, wie sehr der Hobel Bei der Arbeit hilft.

Gruß,

Marc

Bongolo67

Tolle Projektidee, das schaue ich mir mit an! :P  :1:

Esche war wegen seiner Eigenschaften ja wohl auch ein beliebter Werkstoff für Schilde, Speer- und Werkzeugschäfte etc. - zumindest wenn man Bernard Cornwell glauben darf...

Gruß

Ulf

AnobiumPunctatum

#10
Da bin ich dabei. Das interessiert mich.
Wie willst Du die Form des Propellers kontrollieren? Mit Schablonen?

Lack ist zwar vorbildgerechter, mit Danish Oil oder Leinöl behandeltes Holz sieht meiner Ansicht nach sehr viel besser aus.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Hans

Der Mahagoni-Vorrat von Axial muss gewaltig gewesen sein. Ist ja ein Importholz und die englische Sperre war schon erfolgreich. Ansonsten wurden neben Esche auch sehr gerne Ulme und Walnuss verarbeitet. Nur bei den Axial-Propellern war aber der Schichtholzkontrast so extrem deutlich.

Esche ist ein langfaseriges Holz und somit in Längsrichtung sehr stabil, so wie zB auch Ulme.

Zitatbeliebter Werkstoff für Schilde, Speer- und Werkzeugschäfte etc. - zumindest wenn man Bernard Cornwell glauben darf...

Werkzeugschäfte sind heute, soweit man die gute Qualität wählt, immer noch aus Esche. Speer- und Lanzenschäfte sind eigentlich aus nix anderem sicher zu machen. Schilde eher nicht. Eigentlich ist ein Schild auf Leichtbau bedacht, es gibt sogar welche aus Pappel im Fundgut.

Öl-oder Lack: Lass dich nicht von den Schifflesbauern irritieren, die haben ihre eigene Sicht der Dinge.  :D. Ein Blick auf die alten Propeller genügt: Die sind sorgfältig und in mehreren Schichten lackiert. Verwendet wurden Harz-Öllacke, hier war die Industrie kreativ und hat es in kürzester Zeit geschafft, die eigentlich am besten geeigneten Harze von exotischen Bäumen (eben auch Importware) durch lokale Baumharze zu ersetzen. Kunst"harze" waren grad in der Entwicklung. Einfach ausgedrückt, verkochte man hochwertige Öle (Pflanzenbasis) mit Baumharzen und verdünnte mit Benzinen.

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

bughunter

Zitat von: Hans in 09. Dezember 2012, 10:20:05
Nur bei den Axial-Propellern war aber der Schichtholzkontrast so extrem deutlich.
Bei http://www.woodenpropeller.com/Germany.html ist dieser Kontrast bei den Axial gar nicht so stark, verglichen mit dem von Heine.
Die Hasegawa-Dr.I Propeller erinnert von der Form her auch stark an die D VII Propeller, ein schönes Bild ist auch auf der Titelseite von "Fokker Flugzeugwerke", was mir neulich in die Hände gefallen ist.

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Hans

Die propeller richteten sich nach dem Motor, nicht nach dem Flugzeugtyp. Und bei den Originalstücken bitte die Farbänderung des Holzes und insbesondere des Lacks nicht vergessen. Die Propeller waren deshalb übrigens auch entsprechend gestempelt. Dort wurde die PS.Leistung des Motors, Drehrichtung, Zug oder Druckpropeller etc angegeben. Das Abziehbild des Herstellers verdeckte zudem das Loch des Ausgleichgewichts.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

bughunter

Verleimung

Nach einer Probeverleimung zweier Brettchen mit 5min-Holzleim (mit dem ich die ganze Kutsch verleimt hatte) und Schraubstock + Zwingen mußte ich realisieren, daß das so nix wird! :2: Die feucht werdenden Brettchen biegen sich und entwickeln ziemliche Kräfte.

Meine Antwort: normaler Holzleim und grobe Gewalt!


Nicht schön die Bretter, hab genommen was da war. Ist ja nur ein Hilfsmittel.


Scheint zu klappen, heute Abend kann ich die Bolzen wieder lösen.

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hakkikt


Hans

Wirklich ein tolles Werkzeug. Ich hätte es wohl mit Leimzwingen versucht und dann wieder alles verschoben....klasse Idee!

http://www.wingnutwings.com/ww/photogallery?cat=2

Hier nochmal gute Farbaufnahmen eines Originals. Es ist erkennbar, dass a) der Kontrast nach wie vor stark ist und b) min. drei Holzsorten verwendet wurden, ggf noch eine Nussart. Nur als Info, keine Kritik!
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bughunter

Brettchenpaket

Zitat von: Hans in 20. Dezember 2012, 17:41:23
Ich hätte es wohl mit Leimzwingen versucht und dann wieder alles verschoben....klasse Idee!
Genau das habe ich ja zuerst auch versucht. Die Zwingen drücken aber nur auf die Mitte, verschoben die Brettchen beim zusammenschrauben. Die Ränder haben sich auch hochgebogen und dicke Spalte gebildet. Meine M6-Bolzen haben nun die meiste Kraft auf die Ränder eingebracht.

Es hat funktioniert, auch wenn sich sogar hier wenige Brettchen leicht verschoben haben.


Da ber genug Reserve vorhanden war, habe ich hier das Paket seitlich gehobelt, der scharfe kleine Hobel macht einen schönen Span:


Danke auch für den Link zu den Bildern!

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bughunter

Autsch!
Kleiner Zwischenbericht (aber ohne Bilder, da ich im Urlaub ohne PC bin): Nach dem Erzeugen eines großen Berges Späne mußte ich abbrechen. Der Hobel ist noch ok, aber mein Zeigefinger ist nun Träger einer langen Blase  :(
Es ist immer wieder erstaunlich, _wie_ hart Mahagoniholz ist!
Mal sehen, wann sich der Finger soweit erholt hat, saß ich mit dem Einsatz eines Arbeitsschutzhandschuhes (schützt trotz des Namens nicht vor Arbeit) weitermachen kann. Noch geb ich nicht auf!

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Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

cookiemonster


bughunter

Rohbau

Da ich meine Blase sofort und mehrfach mit Eis gekühlt habe, hat sie sich zurückgebildet. Die Tage darauf habe ich mit einem Lederarbeitshandschuh weitergehobelt!

Hier ein sehr grober Zwischenstand:


Aktueller Stand Oberseite:


Aktueller Stand Unterseite:


Zitat von: AnobiumPunctatum in 09. Dezember 2012, 08:57:53
Wie willst Du die Form des Propellers kontrollieren? Mit Schablonen?
Daß ich Schablonen benötigen würde hatte ich auch vermutet und Pappe dafür vorgesehen. Allerdings hat sich herausgestellt, daß die sich ergebenden Muster der Holzschichten absolut hilfreich waren, ich habe ja eine technische Zeichnung in Drauf- und Seitenansicht in Modellgröße verfügbar, die die einzelnen Grenzen der Schichten enthält.

Der Hobel war ein super Werkzeug, ohne hätte ich es nicht hinbekommen oder viel länger gebraucht. In den engen Radien um die Nabe habe ich zusätzlich eine Halbrundraspel benutzt.
Sehr fein eingestellt habe ich eine Spandicke von 0,09mm gemessen, grob schafft es richtig - mehr als 0,3mm sind drin. Da ist eher die Kraft begrenzend, die man gegen das harte Mahagoni einbringen kann.


Bin mit dem aktuellen Stand sehr zufrieden. Jetzt noch etwas Feinarbeiten und etwas Schleifen, dann wird das schon ;)

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Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

bughunter

Schliff

Der Prop ist an der Nabe noch etwas in Form gebracht und fertig verschliffen. An der Achse ist eine Vertiefung für Montage und die Metallbeschläge eingefräst.

So hätte der Prop bei dem Preis des Bausatzes schon aus der Verpackung kommen müssen, hier die Vorderseite.


und die Rückansicht:


Mit aufgelegten Beschlägen (die Vorderseite kann erst nach der Montage verklebt werden, damit die M3-Mutter verdeckt ist):



Wenn keine Einwände bestehen ;), kann es ans Lackieren gehen.

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Puchi

Zitat von: bughunter in 30. Dezember 2012, 16:30:56
Wenn keine Einwände bestehen ;), kann es ans Lackieren gehen.
Genehmigt!  :D ;)

Bin zwar kein Luftschraubenspezialist, wage aber trotzdem zu behaupten, dass das bis jetzt sehr gut aussieht! :klatsch:

Liebe Grüße,

Karl

AnobiumPunctatum

Mir geht es ähnlich wie Karl, ich habe keine Ahnung von den Propellern, aber das Ergebnis sieht klasse aus. Leinöl sieht mit Sicherheit prima aus. Wenn Du kein glänzendes Ergenis benötigst solltest Du die Option (ich weiß Hans  :pffft:) noch einmal ins Auge fassen.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Hans

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger