Airfix Hawker Typhoon, Art. Nr. A020041 - Maßstab 1/72

Begonnen von mhase, 26. Dezember 2013, 18:53:35

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mhase

Hawker Typhoon / Airfix A2041 / Maßstab: 1/72  
 


Modell:  Hawker Typhoon
Hersteller:  Airfix
Maßstab:   1/72
Art. Nr. :   A02041
Preis ca. :  8,- -9,- EUR







Beschreibung:  

Zum Vorbild:

An sich als Abfangjäger geplant wurde die Hawker Typhoon in der Zeit ab der Invasion am 6. Juni 1944 bis Kriegsende zum Schrecken der deutschen Luftwaffe und Bodentruppen, Eisenbahner und auch der Zivilbevölkerung.
Schnell, wendig und mit vier 20mm-Kanonen, sowie zusätzlich mit wahlweise Bomben oder Raketen bewaffnet, tauchten die Typhoons schon ab Ende 1942 über dem besetzten Frankreich auf und führten sog. "Ground Strafing Attacks", d.h. Tiefflugangriffe, mit großer Präzision und Wirksamkeit durch.

Die Hawler Typhoon wurde bereits ab 1937 als Nachfolgemodell der "Hurricane" mit einer Geschwindigkeitsleistung von mehr als 400mph als als Tag-Abfangjäger gegen Bomber konzipiert, der Erstflug war am 24.02.1940. Der 2000hp starke Napier Sabre war anfänglich sehr anfällig, so dass erst im September 1941 die ersten zwei Maschinen an die AFDU (Air Fighting Development Unit) zu Testzwecken ausgeliefert wurden, diese noch mit einer Bewaffung von 12 Maschinengewehren. Diese Version, von der 110 Stück gebaut wurden, wurde als Mk. IA bezeichnet, die spätere, mit Kanonen ausgerüstete Version trug die Bezeichnung Mk IB. Das Nachfolgemodell war dann ab Ende 1944 die Hawker "Tempest".

Neben Motorproblemen, die unter anderem die RAF dazu zwangen, diese im 25-Stundenrhythmus zu warten, und zunächst den Piloten aufgab, ständig Sauerstoffmasken zu tragen, war die Höhenleistung des Napier Sabre anfänglich ständiger Grund für Ausfälle und Verzögerungen bei der Einsatzbereitschaft - ein Zustand der erst Mitte 1943 einigermaßen in den Griff bekommen wurde.

Da die Gefahr von Bomberangriffen bei Tag nach dem Ende der "Battle of Britain" drastisch schwand und zudem sich die Erkenntnis bei den Verantwortlichen durchsetzte, dass die "Typhoon" für die ihr ursprünglich zugedachte Rolle des Höhen-Abfangjägers schlichtweg unnötig und auch untauglich war, verlegte man die Einheiten an die Kanalküste um den von der deutschen Luftwaffe begonnenen Tagangriffe mit Jagdbombern der Typen FW 190 und Bf 109 zu begegnen.
Die dabei entstehenden Luftkämpfe spielten sich sehr häufig in geringer Höhe ab, was der Typhoon im Hinblick auf Motorleistung und ihr der FW 190 überlegenens Kurvenverhalten sehr entgegen kam.
Da die Kanoniere der britischen Flakgeschütze häufig die Typhoon mit der deutschen FW 190 verwechselten, wurden Erkennungsanstriche eingeführt, zunächst weiße Motorschnauzen, dann die den Invasionsstreifen ähnlichen schwarz-weißen Segmentanstriche an den Flügelunterseiten (ab 05.12.1942). Diese wurden bis Februar 1944 verwandt und dann durch die bekannten Invasionsstreifen ersetzt.
Versuche fanden auch statt, die Typhoon als Nachtjäger auszurüsten, was aber verworfen wurde. Bereits 1942 wurde aber die Qualität der Typhoon als stabile Waffenplattform mit durchaus akzeptabler Zuladungsmöglichkeit erkannt und daraus folgend dieser Typ bereits im Herbst 1942 als Jagdbomber bei speziellen Squadrons eingesetzt. Zu Beginn der Invasion waren 20 Squadrons der RAF und RCAF mit Typhoons ausgerüstet und im Einsatz.
Letztendlich durchlief die Typhoon eine sehr heftige, nur wenige Monate andauernde "Karriere" von Juni 1944 bis Kriegsende und wurde dann sofort sukzessive ausgesondert. Die letzten Typhoons wurden im September 1945 ausgemustert und durch Tempests ersetzt

Die Typhoon durchlief während ihrer Produktionszeit mehrere Modifikationen, darunter auch die Umstellung vom sog. "Car-Door"-Typ zu einem geschlossenen Rumpf mit Schiebehaube. Weitere nenneswerte Modifikationen waren auch das Anbringen von 20 Metallplatten an der Übergangsstelle vom Rumpf zumm Heckkonus und die Einführung des für die "Tempest" vorgesehenen Höhenleitwerkes.

Insgesamt 3.317 "Typhoons" der verschiedenen Bauserein wurden gebaut (Quelle: Warpaint Series No. 5).

Die einzige "Überlebende" ist die MN235, die 1944 in die USA als Versuchsmaschine geliefert worden war und im Zuge eines Tausches vom Smithsonian Institute, das diese Maschine nach Kriegsende übernommen hatte, nach Großbritannien zurückkam. Heute steht das "gute Stück" im RAF-Museum Hendon in London:

(Photo: Michael Hase, ich glaube 2011)


Der Bausatz:

Das 2012 in den Handel gekommene Modell stellt eine Typhoon der späteren Baureihe Mk IB mit Vierblattpropeller, Tragwerksversteifungen und sog. "Tempest-Tailplanes" dar, die ab 1943 als Jagdbomber mit Bomben und Raketen bewaffnet eingesetzt wurden und ersetzt das alte Modell aus dem Jahre 1959 .

Insgesamt 74 sehr durchdacht konstruierte Teile in nicht zu weichem, hellen Grau bzw. schlierenfreiem Glaskunststoff (2-teilig) lassen ein 13,4 cm langes und 17,4 cm breites Modell dieses bekannten britischen Jagdbombers entstehen. Als Abziehbildversionen sind je eine Maschine des No. 124 Wing der 2nd TAF im Dezember 1944 und eine des No. 143 Wing der 2nd TAF vom Februar 1945, beide in Eindhoven/NL stationiert, vorgesehen.

Die Cockpit-Inneneinrichtung macht einen hervorragenden Eindruck, einzig stört hier das etwas spielzeughaft wirkende Abziehbild des Armataurenbrettes. Hier hilft sicher ein passender Ersatz aus dem Eduard-Sortiment (SS483) Abhilfe, in dem auch andere zusätzliche Cockpitdetails wie Gurte, Ersatzsitz usw. enthalten sind.
Als "Gimmick" hat Airfix hier die beiden Flügelkanonenpaare als separate Spritzlingen mit "Inneneinrichtung" so konzipiert, dass diese sichtbar gezeigt werden können. Dazu müssen nur die Kanonenabdeckungen der Flügel ausgeschnitten werden. Für die Raketen hat Airfix hier Roste des Typs Mk I gewählt, die zum Zeitpunkt 1944/45 zumeist schon gegen leichtere aus Alumium des Typs Mk 3 ausgetauscht worden waren. Diese, neueren, Raketenträger waren auch länger und etwas anders geformt. Mir fällt auf die Schnelle aber kein Hersteller der Mk.3-Roste ein, so dass man wohl mit diesem Kompromiß leben muß/kann. Die 1000lb-Bomben sind passend für die kürzeren Träger dieses späten Typs.

Der Bausatz besticht durch sehr saubere Gravuren, wenngleich nicht ganz ohne Mängel (s. unten) und einer Fülle an Details. Mir gefällt besonders die Konstruktion, die Detaillierung des Cockpits und der Fahrwerksschächte, sowie das Fahrwerk mit zweiteiligen, abgeflachten Rädern.

Spritzling A  - Vorderseite


Spritzling A - Rückseite


Spritzling B - Vorderseite


Spritzling B - Rückseite


Spritzling C


Spritzling D


Verglasung:


Bauplan


Version No.143 Sqn-RAF


Version No. 439 Sqn RAF


Decals:



Details:

Cockpit-Innenstruktur - links


Radschächte


Inneneinrichtung Waffenschächte mit separaten Abdeckungen:


Gravuren:



Maßstäblichkeit:

Rumpflänge/Spannweite:


Spannweite


Vergleich Rumpflänger Brengun (braun) und Airfx (grau) - es fehlen irgendwo rund 2-3 mm


Rumpfdetail - Grauveren und nachzubessernde Winkel


Nützliches Zubehör:



Fazit:  

Nach Academy und Brengun ist dies nun die vierte "späte" Version der Typhoon, die in den letzten Jahren in den Handel gekommen ist. Preislich zwischen Academy und Brengun liegend, hat das Modell einige Vorteile dem wesentlich teuereren Brengunbausatz, was Detaillierung und Paßgenauigkeit angeht. Zudem ist es wohl die einzige Typhoon, bei der Spannweiten und Höhenleitwerke maßstäblich passen, nimmt man die Arthur Bentley-Zeichnungen als "Maß aller Dinge". Auch die "Gimmicks" überzeugen, die Abziehbilder sind erstklassig. Die Gravuren sind prominent, aber m. E. nicht zu übertrieben. Aber das ist geschmackssache und ich gebe zu, dass ich da dem Hause gegenüber voreingenommen bin.

Nachdem Weihnachten ist, hier die Glaubensfrage: "Wen stören die möglicherweise fehlenden 2-3mm Rumpflänge?" - Beim Short-Run Modell des tschechichen Herstellers Brengun muss, um diese mittlere bzw. späte Typhoon-Version baubar zu machen, eine komplizierte Operation am offenen Rumpf, sprich Absägen und Neuankleben des passenden Heckteiles erfolgen, dazu noch der Anbau der 20 Versteifungsplatten, die Brengun separat als Ätzteil in einem Zurüstsatz anbietet. Academy ist sehr einfach "gestrickt" und HobbyBoss hat ebenfalls noch viel Luft nach oben, zudem einige Fehler.

Abgesehen von den im Netz/Literatur strittigen 2mm gibt es bei diesem Modell keine Defizite, so dass mein Urteil lautet: "Mich stören diese nicht."


+  technische Umsetzung
+  Preis
+  Detaillierung
+  Ausführung

-  evtl. Rumpflänge
-  Auswahl Decals, hoer wäre eine dritte Version sicher wünschenswert gewesen.
-  fehlende Mk.3-Rails

Michael

Spritti Mattlack

#1
Danke für`s Review.

Umfang- und aufschlußreich wie immer. :P


Ulf :winken:

A man who is tired of Spitfires is tired of life

Hans

Ich versuche mal, übers Wochenende die fehlenden 2 mm zu finden. Ironisch gesagt. Nachdem ich das 72er Modell für ein technisches Abfallprodukt der 24er-Version halte incl. der dafür notwendigen aufwändigsten Recherche, würden mich ein Fehler in dieser Länge überraschen. Ich weiss, das Airfix schon auch beim New Tooling Klöpse abgeliefert hat (109G, Bf 110), aber die 2013er-Sachen sind schon einwandfrei. Immerhin haben sie zB die einzige wirklich maßhaltige Bf 109E. Ich montiere die Typhoon mal provisorisch und recherchiere mal. Ich geb Bescheid.

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Primoz

Die Bf 110 war im Grunde keine wirklich neue Form - hier wurde die alte Form aus der Heldenzeit des Modellbaus ordentlich modernisiert, ohne einige grobe Fehler zu beheben.
Das Leben ist eine sexuell übertragbare unheilbare Krankheit mit tödlichem Ausgang

Hans

Michael und ich haben quasi im Vier-Augen-Prinzip die Typhoon nochmal unter die Lupe genommen und die Zeichnung verifiziert. Ergebnis: Es fehlen tatsächlich irgendwas so um die 1,5 mm. Wo das genau ist, ist nicht festzustellen, es summiert sich wohl über die ganze Länge.

@Primoz: Die 110? Ich dachte das wäre die 109 gewesen. Die alte 110 hat wirklich nix mit der neuen gemeinsam und der Kardinalfehler, die zu langen Motoreinstrakungen, hatte die alte erst gar nicht. http://www.oldmodelkits.com/jpegs/Airfix%201422%20Me110D.JPG
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Primoz

Du hast recht. Aber ansatzweise gab es dieses Problem auch schon beim alten Bausatz. Airfix hat es beim New Tooling dann tatsächlich geschafft, es noch einmal zu verschlimmbessern. :rolleyes:
Das Leben ist eine sexuell übertragbare unheilbare Krankheit mit tödlichem Ausgang