Revell F4U-1A "Corsair" - Maßstab 1/72 - (neue Form)

Begonnen von mhase, 21. September 2014, 16:20:04

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mhase

Revell F4U-1A "Corsair" Maßstab 1/72  
 


Model     l : Vought F4U-1A "Corsair"
Hersteller :  Revell
Maßstab  :  1/72
Art. Nr.    :  03983
Preis ca.  :  6,99 EUR EVP







Beschreibung:  


Zum Vorbild:


Eine Corsair II des FAA, ausgestellt im FAA-Museum in Yeovilton, Großbritannien
Photo: Michael Hase


Eine flugfähige Corsair II in RN-Farben, aufgenommen im IWM-Duxford
Bild: Michael Hase


"Whistling Death" - der pfeifende Tod, so nannten japanische Soldaten die "Corsair", der wohl markanteste Jäger und Jagdbomber des Pazifikkrieges. An nahezu allen Brennpunkten von Guadalcanal bis Okinawa kamen die Maschinen dieses Typs ab Herbst 1943 erfolgreich bei der USN, dem USMC, der RNZAF, sowie dem britischen FAA zum Einsatz und halfen den oftmals bedrängten Bodentruppen bei der Abwehr japanischer Angriffe.

Anfänglich als reines Trägerflugzeug vorgesehen, entschied die USN sehr bald diesen Typ (zunächst) nur landgestützten Einheiten der USN und des USMC zuzuweisen, da die Landeeigenschaften dieser Maschine selbst für erfahrene Trägerpiloten nur sehr schwer zu bewältigen waren. So kamen heute so berühmte Einheiten wie die VMF-124 und die "Black Sheep Squadron" VMF-214 ab September 1942 die "Corsair" zugewiesen und setzten diese ab September 1943 erstmalig und sehr erfolgreich ein.
Auch die britische RN bekam 1943 schon die ersten Corsairs 95 F4U-1B - bzw. nach britischer Terminologie "Corsair I" - und gingen dort zunächst an die Flugschule des FAA in den USA. Diese waren die einzigen britischen Corsairs ohne gekappte Flügelenden - eine Notwendigkeit um diese überhaupt in die Hangardecks der britischen Träger unterzubringen. Alle anderen britischen Corsairs hatten gekürzte Tragflächenenden, da nur so die Corsairs mit angeklappten Flügeln in den Decks der britischen Träger verstaut werden konnten.

Mit einer Verlustrate von 1:11,3 war die Corsair das zuverlässigste Jagdflugzeug der Allierten im 2. Weltkrieg und diente bis weit in die 50er Jahre bei der USN bzw. den National Air Guards, sowie weit darüber hinaus bei kleineren Luftstreitkräften. Der letzte Einsatz wurde 1969 im sog. "Fußballkrieg" zwischen Honduras und El Salvador geflogen, bei dem beide Seiten späte Modelle der F4U bzw. FG-1 einsetzten.

Durch den sehr leistungsstarken Pratt&Whitney Motor R-2800-8 "Wasp" mit rund 2000 PS und dem dafür benötigten Propeller mit fast 4,06 m Durchmesser musste ein neues Konzept entwickelt werden, um diese Komponetenen am Boden überhaupt zum Laufen zu bringen. Vought entschied sich im Hinblick auf die vorgesehene Trägertauglichkeit nicht für ein sehr langes Fahrwerk, sondern für Knickflügel mit nach rückwärts einzuziehendem Hauptfahrwerk. So kam es letztendlich zur charakteristischen Knickflügelform der "Corsair".

Die F4U war nach dem US-amerikanischen System der vierte Jägertyp (F4), der in Auftrag gegeben wurde, U war das Kürzel der Vought-Werke und "1" die erste Variante. Da zeitgleich die Werke Goodyear und Brewster Aufträge zur Lizenzfertigung bekamen, wurden deren Maschinen  als FG-1 (Goodyear) und F3A-1 (Brewster) bezeichnet. Die Maschinen der einzelnen Hersteller unterschieden sich nicht bis marginal.


Hier eine kurze Aufstellung der wichtigsten "Untertypen" der -1-Serie mit den wichtigsten Änderungen:

F4U-1 bzw. FG-1 und F3A-1             : die ersten seriengefertigten Corsairs mit "Bird Cage" und kürzerem Spornrad gefertigt
F4U-1A bzw, FG-1A und F3A-1A        : die "modifizierte Form der "Corsair" mit erhöhtem Cockpit, höherem Heckfahrwerk und geblasener Schiebehaube mit zwei Streben - auch an die RN/FAA und die RNZAF geliefert
F4U-1B - bzw. "Corsair 1"                 : 95 F4U-1 ohne gekappte Flügelenden an die RN/FAA als Schulmaschinen
F4U-1C                                         : 200 Stück von Vought mit je zwei 20mm Kanonen in den Flügeln
F4U-1D bzw. FG-1D bzw. "Corsair II"  : die meistgerfertigte Serie der -1-Versionen mit Einsatzzmöglichkeit als Jagdbomber, kleinerer Propeller und ETC für zwei Bomben oder Tanks, sowie Schiebhaube ohne Streben.
                                                    Dies war die erste Bauserie die ab Anfang 1945 in gößerer Stückzahl auch auf den Trägern der USN zum Einsatz kam. Der Großteil wurde als FG-1D gebaut.
F4U-2                                           : Nachtjägerversion

Grob gesagt, kommen alle anderen Versionen erst nach Kriegsende 1945, z. Bpl. F4U-4 usw.


Zum Modell:

Ich kann mich erinnern, Anfang der 70er Jahre schon eine Revell-Corsair mit britischen Markierungen in 1/72 (what else) gebaut zu haben, die bei den vielen Umzügen irgendwann verloren ging. Umso erfreuter war ich dieses Jahr auf der Spielwarenmesse, als Revell ganz nebenbei eine "neue" F4U-1D" ankündigte. Nunmehr ist sie im Handel. Zwar lt. Deckelbild keine F4U-1D, wie im Katalog angekündigt, doch immerhin mit der F4U-1A eine der Versionen, die im 2. Weltkrieg am meisten eingesetzt worden war.

Hier der Kit mit allen Teilen, Bauplan und Decals:


In der gewohnt unpraktischen, seitlich zu öffnenden Box kommen 63 Teile, davon zwei aus glasklarem Kunststoff, eine DIN A4-große, mehrseitige Bauanleitung und ein kleiner, aber hervorragend im Register gedruckter Abzihbilderbogen, der den Bau von zwei sehr bekannten Maschinen ermöglicht:

F4U-1A der VMF-214 des USMC - die berühmte "86" von Maj. Gregory Boyington 1943 auf den Salomonen (Vella Lavella)
F4U-1A der VF-17 der US-Navy - Februar 1944 auf den Salomonen (Bougainville)

Beide Maschinen tragen den - je nach Interpretation - 3- bzw. 4-Farbanstrich der bei Flugzeugen der USN/USMC in den mittleren Kriegsjahren im Einsatz war. Die Farbangaben beziehen sich auf Revellfarben mit Mischangaben, soweit notwendig. Ob diese zutreffen, weiß ich mangels Versuches noch nicht. Der Markt hat aber sehr gute Farben für dieses Tarnschema sowohl als Enamels, als auch als Acrylfarben, im Programm.
Die Größe des sehr übersichtlichen Bauplanes gefällt mir ausgezeichnet, das bisher notwendige Vergrößern per Kopierer entfällt hier. Tolle Idee von Revell und sicher dem Zielpublikum der Generation 50+ geschuldet!

Ausweislich der Schachtel soll es sich um eine F4U-1A handeln, tatsächlich ist das aber eher eine F4U-1D. Der größte Unterschied ist, dass bei der F4U-1D schon sehr früh das bei der F4U-1A auf der Rumpfunterseite befindliche Fenster verschlossen war und das anstelle des mittigen Bombenracks nunmehr zwei seitliche "Stummel" zur Aufnahme von Bomben, Tanks usw. direkt neben den Radkästen sereinmäßig angebaut wurden. Die Schiebekanzel ohne den zwei Streben kam erst während der Produktion der F4U-1D (ab No. 57583) zum Einsatz, vorher war diese - wie im Bausatz dargestellt, mit zwei Streben ausgerüstet. Somit ist der Bausatz bei genauerer Betrachtung ein Hybrid aus früher F4U-1D und F4U-1A, wobei dann je nach Version aber der Propellerdurchmesser des beigelegten Propellers nicht so ganz stimmen würde....  Ab Bauserie F4U-1D (No. 57356) kam ein mit 13´1" um  3" kleinerer Propeller zum Einsatz. Die ab F4U-1D in den rechten Flap eingebaute Trittstufe fehlt auch. Egal wie man es nimmt, eigene Umbaumaßnahmen sind m. E. für beide Varianten notwendig um entweder eine richtige F4U-1A oder eine F4U-1D zu erhalten.

Spritzling mit rechter Rumpfhälfte und Flügelunterseite - saubere Gravuren gehen einher mit Grat und massiven Angußstellen. Auswerfermarkierungen halten sich in Grenzen und sind nicht sichtbar

   
Dasselbe von der anderen Seite aus:


Linke Rumpfseite und Flügelteile oben:


Dto. Innenseiten:


Räder unds Tanks links, Motorhaube, Kühler und Propeller rechts. Die geöffneten Lüftungsklappen sind eine gute Idee, die Räder aber ohne Profil...


Der Vollständigkeit halber:


Hier ein paar Details:

(Die Rippenstruktur ist wohl immer bei den herstellern ein Problem, Hurricane lässt grüßen... Auch 1942 gab es schon Spannlacke...

dto.


Detail Räder:


Die Verglasung - wirklich Spitze für F4U-1A und frühe F4U-1D:


Decals - leider immer wieder dasselbe VMF-214 und VF-17:

(Glücklicherweise gibt es den "Aftermarket"...

Der Bauplan - groß, einfarbig und übersichtlich:



Fazit:  

Ist die Revell F4U-1 eine Alternative zu den Produkten aus dem Hause Hasegawa und Tamyia? Antwort: Ja und nein.... Preislich ungeschlagen ist das Revell´sche Produkt "Made in Europe" sicher ein gute Basis um eine originalgetreue F4U-1 zu bauen. Besonders überzeugen hier die Gravuren und die Maßhaltigkeit neben dem ungeschlagenen Preis. Immerhin kostet das Wettbewerbsprodukt aus dem Hause T nahezu das Dreifache, die Corsair von Hasegawa ist wohl nicht unter dem doppelten Preis zu bekommen.

Revell hat hier sicher den Nachwuchs im Visier und dafür ist es ein ausgezeichneter Bausatz. Allerdings wird der "Freak" doch einiges zusätzlich an Arbeit zur Detailllierung und Anpassung des Modells an die gewünschte Bauform investieren.

+  Maßhaltigkeit
+  Gravuren
+  Preis
+  Verglasung

- Angüsse
- Vorbildauswahl
-  Rippenstruktur

Review courtesy of "my Geldbeutel".

Michael

Universalniet

Schöne Vorstellung. Danke!
Ich schliesse mich den Urteil vollkommen an. Ich habe den Bausatz selber im Fundus und freue mich schon auf den bau!

Jensel1964

Hmmmmmm Pazifikgeschwader 214-geschädigt kam ich an diesem Teil auch nicht vorbei. Diesem Gejammer aus der Modellecke im Lübecker Spielzeugladen ("Nimm mich mit, ich bin einsam...kauf mich!!!!") konnte ich nicht widerstehen...... :woist:
Danke für die ausführliche Vorstellung.  :klatsch:
Jens

Universalniet

Hihihihi .... ich habe das Nürnberg im Müller gehört ....


Lass mich nicht hier unten im Süden ... nimm mich mit an Meer!!!!  :pffft:

Jensel1964

Marc, wir müssen härter werden. Das geht so nicht weiter...... :2:

Kurz OT: Die HMS Battleaxe gibt es übrigens in 1:700 von WEM...... :pffft:
Jens  :winken:

Hajo L.

Jensel: Welcher Laden war/ist das? Als eingeborenes Marzipanschwein ist mir eigentlich kein ordentlicher Bastelladen in Lübeck mehr bekannt... Oder warst du in der Rappelkiste?


HAJO
"My theory is longer, thicker and harder than yours." (Frank Farrelly)

Aufgrund der Photobucket-Problematik sind zahlreiche Bilder von mir nicht sichtbar. Bei signalisiertem Interesse stelle ich die fehlenden Bilder gerne über einen anderen Host wieder online.

Diavolonero

Als Alternative sollte man auch noch die Academy F4U-1 nennen. Von Heller und Airfix (alt) sollte man nicht viel erwarten. Den neuen Airfix Bausatz hatte ich noch nicht in den Händen.

Warnung: der mit Abstand übelste Corsair Bausatz in 1:72 ist der von Testors

Jensel1964

Hi Hajo.
Ssssssstrike!!!! Die Corsair hab ich tatsächlich in der Rappelkiste gekauft. Liebe Nicht-Norddeutsche: das ist ein Spielzeugladen in Lübeck Moisling. Keine Kindertagesstätte.  :7:
Ansonsten gibt es ja noch Modellbau Lampe in Stockelsdorf..... :1:
Jens  :winken:

Hajo L.

Gehst Du häufiger in Lübeck einkaufen? Die Moislinger Rappelkiste habe ich noch nie besucht, war nur ein oder zweimal in der Filiale an der Ratzeburger Allee. Lampe habe ich früher natürlich auch oft heimgesucht, jetzt komme ich da naturgemäß eher seltener vorbei. Schön, dass es ihn immer noch gibt.


HAJO
"My theory is longer, thicker and harder than yours." (Frank Farrelly)

Aufgrund der Photobucket-Problematik sind zahlreiche Bilder von mir nicht sichtbar. Bei signalisiertem Interesse stelle ich die fehlenden Bilder gerne über einen anderen Host wieder online.

Jensel1964

Ich bin schon öfter mal in HL. Meist reicht es für nen kurzen Abstecher, wenn ich dort Termine habe.

Jens  :winken:

mhase

@Diavolonero:

Im Hinblick auf dieDetaillierung und Maßstäblichkeit halte ich die Academy-F4U-1 nicht so sehr für die Alternative. Airfix hat keine neue Form der F4U..... Hasegawa, wenngleich sehr teuer wäre noch eine Alternative und - vor allem - Tamyia, allerdings, wie schon egschrieben, zum x-fachen Preis.
Auch wenn man die kleineren "Mängel" nimmt, halte ich das gute Stück momentan für eine gute udn günstige Alternative zu T&H... Und nicht jeder ist so detailversessen, dass ihm die Unstimmigkeiten auffallen und stören.

Mit Testors und Revell alt hast Du wirklich das "Schlimmste" an F4U-1 genannt... Jo-Han ist da noch Gold dagegen, trotz Matchbox-Gravuren.

Gruß

Michael