Ilyushin Il-62M Classic -"LOT Polskie Linie Lotnicze" - RusAir Resin-Kit 1:144

Begonnen von Smallscaler, 10. Oktober 2014, 20:12:04

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Smallscaler

Moin 8)

Departure...! Erneut hat ein Modell den Abflug vom Basteltisch gemacht - aber nicht in die Ecke, sondern in die Vitrine, wie es sich gehört!  :)

Objekt der Begierde war ein Voll-Resinkit der Fa. RusAir im Maßstab 1:144 - dargestellt ist eine Ilyushin Il-62M der polnischen Fluglinie LOT, ca. Mitte der 80er Jahre...

"Lima Oscar 5003 heavy" has just arrived on apron 4...



Das Original (Kennzeichen SP-LBD) war tatsächlich 'mal unter dem Kürzel "LO 5003 heavy" unterwegs - für das Modell recht passend, denn der 'Komplett-Resinklotz' bringt ca. 180g Gewicht auf die Waage (die Plastik-Artgenossen ähnlicher Grösse bringen es gerade auf 80-100g)..

Breitseite, Brightside - wie auch immer...  



Die Ilyushin Il-62 (NATO-Code 'Classic') war das erste in der UdSSR entwickelte strahlgetriebene Langstrecken-Verkehrsflugzeug und stellte als Nachfolger der (Turboprop-) Tupolev Tu-114 seit Mitte der sechziger Jahre einen Eckpfeiler im interkontinentalen Streckennetz der Aeroflot dar.
Am 10. März 1967 nahm die Aeroflot ihre ersten Il-62 zur Streckenerprobung in Betrieb, ab  dem 15. September desselben Jahres löste das neue Muster die betagten Tu-114 im Linendienst ab, zunächst auf der Strecke Moskau – Montreal. Die Maschinen wurden von einer fünfköpfigen Besatzung geflogen und waren für bis zu 186 Fluggäste ausgelegt; Für Transatlantikflüge wurde mit westlicher Technik navigiert.
Bald darauf begann das Exportgeschäft mit den Fluggesellschaften des Ostblocks -  zu den Betreibern der Il-62 gehörten neben der Aeroflot somit z.B. Cubana, Interflug, CSA, Tarom und die polnische Staatslinie LOT...





Da es bei den geplanten NK-8 Mantelstromtriebwerken zu Lieferverzögerungen kam, wurde der erste Prototyp (CCCP-06156) zunächst mit dem Turbojet Ljulka AL-7 ausgerüstet, welches mit einem Startschub von nur 74 kN aber für die Flugerprobung mit zulässiger Höchstmasse ungeeignet war. Abgesehen von den AL-7 Triebwerken lag der Unterschied der frühen Prototypen zu den späteren Serienmaschinen in der Ausrüstung mit einem Gleichstromsystem sowie auffälligen axialen Verkleidungen am unteren Nasenbereich sowie auf dem Dach des Flugzeuges.

Ab dem Jahre 1970/71 erschien die überarbeitete Variante Il-62M, welche neben zahlreichen leistungssteigernden Maßnahmen -als optisch auffälligste Änderung- stärkere und wesentlich wirtschaftlichere Triebwerke vom Typ Solowjow D-30 mit geänderter Schubumkehranlage erhielt; Diese bestand nun aus den zweischaligen Umkehrblechen (Clamshell thrust reverser), war aber auch weiterhin lediglich an den beiden äußeren Triebwerken installiert.



Die Kabine der ,,M" erhielt ein neues Interior und eine Bestuhlung für bis zu 174 Passagiere, auch die Fracht-und Gepäckräume wurden überarbeitet.
Die meisten der osteuropäischen COMECON-Staaten ersetzten ihre frühen Il-62 alsbald durch die Il-62M, weitere Maschinen wurden auch an TAAG (Angola), Linhas Aereas de Mocambique sowie an CAAC geliefert. Eine Besonderheit der Il-62 waren die farbig markierten Paneele (für Wartungsarbeiten) auf den Tragflächen - so schön bunt und sichtbar wie hier am Modell waren diese aber wohl nur im Neuzustand...  ;)

Da die verwendeten Decals (F-DCAL) für den Bausatz von BraZ vorgesehen sind, musste ich diesbezüglich auch ein bischen puzzlen...  :rolleyes:

Bau und Lackierung des Modells waren ansonsten recht einfach - Weiss (Revell 301) über alles, Flächenkanten in diversen Metallnuancen (Metalizer/Humbrol Metal Cote) - der Rest sind Decals, am Heck leider etwas fleckig..

Auf eine Alterung habe ich bisher komplett verzichtet, aber wenn ich mir Fotos der damaligen Originale so ansehe, ginge da wohl noch 'was...  :6:



Polens Staatsfluglinie LOT erhielt ihre ersten sechs Il-62 von 1972 bis 1976, diese wurden in den achziger Jahren durch Il-62M ersetzt; "SP-LBD" wurde am 17. März 1981 an LOT geliefert. Die einzelnen Maschinen wurden meist' nach berühmten Söhnen des Landes benannt, deren Konterfei beidseitig am Bug der Flugzeuge angebracht war; Im Falle meines Vorbildes mit dem Kennzeichen "SP-LBD" (cn 1138234) handelte es sich hierbei um den General Władysław E. Sikorski.





Das Kürzel "BD" unter dem Cockpit fehlte leider auf dem Decalbogen - fündig wurde ich (in der benötigten Winzigkeit) auf Revell-Bögen, indem ich die einzelnen Buchstaben dem unteren Rand ("Bünde/Westfalen, Deutschland") entnahm...  :15:

(Zugegeben: Die blaue Schürze vor dem Cockpit ist nicht sonderlich gelungen...und etwas zu hoch - vllt. gehe ich noch 'mal dran)  :pffft:


Schnittige alte Dame...



'Schwere Kost' - die beiden doppelten Triebwerksgondeln sind Vollresin und verlangen daher ordentlich Gegengewicht im Bugbereich!  :15:

4x Solowjow D-30KU mit jeweils rd. 108/113kN Standschub:



Die roten Warnleuchten (am Heck und Unterrumpf) entstanden ganz einfach mittels eines Leimtropfens und etwas roter Farbe...



Eine weitere Besonderheit der Il-62 war die zweirädrige Heckstütze, welche zum Parken (und rollen) abgesenkt werden konnte, da der Schwerpunkt des Flugzeuges durch die Position der Triebwerke weit nach hinten verlagert war und die Maschine kippanfällig werden ließ - der (Flugzeug-)Modellbauer kennt das Problem..  ;)

Am Modell habe ich die Stütze im eingezogenen Zustand dargestellt..



Und hier 'im Betrieb' - ganz am Heck ist außerdem der Auslass der APU zu erkennen (Hilftriebwerk der Il-62 war eine Gasturbine TA-6)



Ende der siebziger Jahre erfolgte eine weitere, umfassende Modernisierung des Musters mit der Bezeichnung Il-62MK, äußerlich weitgehend identisch mit der "M"

Die Gesamtproduktion der Il-62 in allen Varianten beläuft sich auf 292 Exemplare.

LOT musterte die Il-62 in den Jahren 1991/92 aus und ersetzte diese durch Boeing 767 - ein Großteil der Flotte wurde verkauft, die meisten Exemplare gingen dabei an Air Ukraine. Mein Vorbild z.B. flog ab Januar 1992 unter dem Kennzeichen UR-86133 für diese Gesellschaft, darüber hinaus als UN-86506 für Kokshetau Airlines...


Bye bye...




Vielen Dank für's Anschauen  :winken:














Sich fügen heißt lügen!


xareo

Für mich neben der Boeing 747/200 eines der schönsten Flugzeuge die je gebaut wurden.

bughunter

Sehr schick :P
Hoffentlich hält das Fahrwerk den Brocken auf Dauer aus!

Bughunter :winken:

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

chriock

Ich bin zwar kein besonderer Fan von russischen/sowjetischen Fliegern, aber die Il-62 ist schon irgendwie ein beeindruckender, ein Stück weit eleganter Flieger. Ist halt verdammt ähnlich zur VC-10...
Dein Modell gefällt mir richtig gut. Die suboptimale Schürze an der Nase hast du ja angesprochen, aber ansonsten kann sich der Flieger wirklich sehen lassen. :klatsch:
Es ist auch schön, einmal solch einen Resinklotz im gebauten Zustand zu sehen. Die meisten verschwinden ja auf nimmer Wiedersehen in irgendwelchen Bastel-, bzw. Vorratskellern.

Gruß
Christian

Gilmore

Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

Minikette

Schönes Modell, Micha, grosses Kino. Neben den tollen Fotos auch ein sehr informativer Galeriebeitrag, ich habe  viele interessante Dinge über das Original erfahren,die ich sonst gar nicht so mitbekommen hätte. Es macht mir richtig Spass, wenn tolle Modelle derart zelebriert werden.

Gruss Ralf.

Spritti Mattlack

A man who is tired of Spitfires is tired of life

Smallscaler

Vielen Dank für eure Meinungen und Anmerkungen - es freut mich, wenn's gefällt... die gewagte Fotosession am geklappten Dachfenster ist nicht immer ganz ungefährlich und dieses Mal war's schon etwas windig, aber das Gewicht des Modells hat's ausgeglichen..

@Bughunter: Das Fahrwek ist zwar auch Vollresin, macht aber einen sehr stabilen Eindruck - ich habe da volles Vertrauen in die Konstruktion..  8)


Heute abend habe ich noch ein 'Stimmungsbild' bei Sonnenuntergang gemacht (fast schon etwas zu spät) - im Hintergrund eine 747 im Maßstab 1/390, steht quasi direkt hinter der Il-62...

Sich fügen heißt lügen!


Bongolo67

Hallo Michi,

mir gefällt das Modell sehr! 8) :P
Die Maschine hat wirklich ein ulkiges Erscheinungsbild: vorn total in die Länge gezogen und hinten diese Batterie von vier Triebwerken - ungewöhnlich.

Gruß

Ulf

Russfinger

Huch - noch gar nicht diesem Meisterstück gehuldigt!
:meister: :meister: :meister: :meister: :meister: :meister:
Hiermit geschehen  :D
@ Bongolo: Meines Wissens gab es tatsächlich nur zwei Maschinen, die in dieser Konfiguration flogen. Die VC 10 und ebenjene IL 62.
Die Vorteile: Die Geräuschentwicklung findet hinter den Passagieren statt - das Ganze ist wohl tatsächlich leiser.
Und man bekommt einen aerodynamischen "sauberen" Flügel hin.
Der Nachteil, das mit einem T-Leitwerk umzusetzen, ist allerdings nicht ohne: Ist der Anstellwinkel zu steil, besteht die Gefahr des sog. "Deep Stall", dh, die Flügel schirmen das Leitwerk von der Lufströmung ab, und der Vogel fällt erst nach hinten, dann nach unten.
Da war also ein eher flacher Landeanflug angesagt.
Angeblich (!) haben sich die Russen zu diesem Thema sogar bei den Briten erkundigt.

:winken:

Russie


No Kit left behind!

Smallscaler

Vielen Dank, Ulf & Namensvetter Russie  :)

Ulkiges Erscheinungsbild? Dann passt sie ja zu mir..  ;)

Zitat von: Russfinger in 15. Oktober 2014, 21:53:02
Meines Wissens gab es tatsächlich nur zwei Maschinen, die in dieser Konfiguration flogen. Die VC 10 und ebenjene IL 62

Deutlich kleiner, aber in ähnlicher Konfiguration fällt mir noch die Lockheed C-140 Jetstar ein, stand sogar bei der Luftwaffe im Einsatz:

C-140B Jetstar
C-140B Jetstar II


Sich fügen heißt lügen!