Holzfarbe bei einem Segler

Begonnen von ClassicLine, 07. April 2015, 22:06:42

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

ClassicLine

Moin!

Bei meiner Nebenbaustelle ergibt sich gerade eine Frage. Es geht um eine Brigg 1/100 von Zvezda.

Für das Holz suche ich jetzt die passende Farbe / Vorgehensweise. Ich habe erst vor kurzem mit Airbrush angefangen, daher bin ich da noch unsicher.

Die Farbe die ich bei einem Referenzmodell gesehen habe ist mir zu künstlich, ich möchte das besser bzw. realistischer hinkriegen. Hat jemand einen Link oder ein paar Tips?

Der Rumpf ist soweit vorbereitet. Ich würde jetzt grundieren. Was dann?


ClassicLine

#2
Hmhh, danke...

Das ist ja eher für unstrukturierte Flächen, oder?

Das Referenzmodell sieht so aus:





Besonders das Deck gefällt mir so nicht.

Koffeinfliege

Oh je, ich bin betriebsblind. Ich dachte bei Segler an ein Segelflugzeug... :rolleyes:
Sorry, mit strukturierten Holzflächen habe ich mich noch nicht beschäftigt.

:winken:

Flugwuzzi

Ich würde erst mal eine Probestück machen (Polystyrolplatte und die Planken mit einem Messer & Lineal einritzen) bevor ich aufs Modell gehen würde.

Um Holz mit etwas Maserung darzustellen könntest du mit heller Sandfarbe (Acryl) grundieren (geht ganz easy mit der Airbrush) und darüber dann mit Ölfarbe (je nah dem von dir gewollten Farbton) dezent drübermalen und dann mit die Ölfarbe mit einem feinen Borstenpinsel wieder abziehen. Um das ganze noch farblich abzuändern könntest du vor der Ölfarbe einzelne Holzplanken mit andersfärbiger Acrylfarbe per Pinsel bemalen.

Das ist nur eine von unzähligen Methoden ... probiers einfach mal auf dem Probestück aus, dauert ein paar und du siehst ob dir das zusagt.

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

ClydePuffer

Holz natur würde ich nur beizen und dann matt mit Klarlack versiegeln.

Das grün - bitte nicht das Holz grundieren oder mit Porenfüller behandeln.

Schau Dir mal alte Bilder (keine alten Fotos, sondern Gemälde) an, das war
ein gedecktes mattes mittelhelles Grün, in etwa vergleichbar mit smaragdgrün RAL 6001.
und zwar gepinselt. Airbrush gab es zur Zeiten des Original noch nicht!


ClassicLine

Ok, ich hätte es evtl. dazu schreiben sollen.

Das ist ein Plastikmodell.  ;)

wefalck

Ist das Modell schon zusammengebaut ? Besser wäre es wenn es noch in Einzelteilen wäre ...

Die Decks (und andere Teile) der Plastikmodelle sind eigentlich alle problematisch, da sie mit tiefen Ackerfurchen versehen sind, die die Plankenfugen darstellen sollen. In der Realität stellten die Fugen aber nur flache Vertiefungen (bei kaltem, trockenem Wetter) oder leichte Erhöhungen (bei feuchtem, warmem Wetter) dar. Man ersetzt solche Decks also besser z.B. durch eine Plastikplatte. Wenigsten würde ich die meist furchtbar unrealistischen übertriebenen Holzstrukturen beseitigen.

Nach meinem Geschmack ergibt Vallejo 'natural wood' die beste Grundfarbe. Anschließend kann man mit Gebranntem Umbra die einzelnen Planken leicht lasieren um eine gewisse Variation zu erzielen. Falls man diese Operationen auf dem Plastikdeck aus dem Baukasten durchgeführt hat, kann man nun das Ganze mit Acryl-Glanzlack versiegeln. Im nächsten Arbeitschritt kann man schwarze Ölfarbe (evtl. abgetönt mit Gebranntem Umbra) aus der Tube in Fugen wischen. Durch den darunterliegenden Glanzlack, läßt sich die Ölfarbe von den Planken wieder abwischen. Nach mehrwöchigem Trocknen, kann man dann das Deck mit (seiden)mattem Acryl-Lack auf den richtigen Glanzgrad bringen. Die Prozedur könnte auch mit Acrylfarbe aus der Tube gehen, nur muß man mit dem Abwischen schnell sein, damit sich diese nicht in den darunterliegenden Glanzlack verbeißt. Gouache- oder Plakatfarbe wäre auch eine Möglichkeit. Dann muß man aber den Abschlußlack auf jeden Fall sprühen, um die Fugen nicht wieder anzulösen. Wenn das Deck verwittert aussehen soll kann man anschließend noch eine leichte Lasierung mit Weiß aufbringen.

Das Vorbild ist übrigens eine 'Schonerbrigg', denn es hat einen vollgetakelten Fockmast und einen Schonermast (ohne Rahsegel) als Großmast. Im letzten Drittel des 19. Jh., aus dieser Zeit stammt das Vorbild vermutlich, wurden Schiffe der 'Großen Fahrt' (d.h. solche, die über die Ost- und Nordsee hinaus verkehrten) am Unterwasserrumpf mit einem Kupferbeschlag versehen, um einen Bewuchs und den Angriff der Schiffsbohrmuschel zu widerstehen. Auf den Photos des Modells ist nicht klar zu erkennen, ob ein solcher Beschlag von den Formenbauern dargestellt wurde. Ein solcher Kupferbeschlag bekommt mit der Zeit eine braunrote Farbe und im Wasserlinienbereich kann sich Grünspan ansetzen. Auf 'Kleiner Fahrt' wurde der Rumpf u.U. nur geteert. Über der Wasserlinie waren Schiffe dieser Zeit i.d.R. schwarz gestrichen. Seltener hat sich ein Anstrich mit Holzkohlenteer gehalten (was bei einem russischen Schiff Dank der guten Verfügbarkeit des Teers aber durchaus sein könnte). Einen solchen Teeranstrich kann man gut durch eine Lasierung mit Gebranntem Umbra darstellen (wie beim Deck, aber kräftiger). Einen (weißen) Wasserlinienstreifen gab es bei hölzernen Handelschiffen eigentlich nie. Ebenso sind grüne Unterwasseranstriche bei Holzschiffen eine Erfindung der neueren Zeit, die wohl eine Erinnerung an die Kupferung sein sollen (früher aber auch toxische Kupfersalze enthielten, um einen Bewuchs zu verhindern).
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

ClassicLine

#8
PERFEKT!  :klatsch: Danke.

Und, nein, da ist ausser den Rumpfhäften noch nichts zusammengebaut.

Das Unterwasserschiff hat keinen erkennbaren Beschlag, ist aber, im Gegensatz zum Überwasserbereich, glatt ausgeführt.


wefalck

Dann besteht ja noch die Möglichkeit die Beplattung (leicht) einzugravieren. In der Ostsee wurde übrigens auch manchmal mit Zink beschlagen. Die Platten sind dann matt hellgrau.

Die Gravur der Beplattung müßte man im Detail diskutieren, da das Arrangement der Platten je nach Gegend unterschiedlich vorgenommen wurde.

Es gibt auch Leute (hier im Forum z.B.), die die Beplattung durch Aufkleben von selbstklebenden Kupferstreifen (aus der Tiffany-Ecke) darstellen.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

ClassicLine

Das mit der Beplattung hört sich gut an, das würde ich gerne versuchen. Wie gesagt; der Rumpf ist noch unbehandelt, da bietet sich das jetzt an.

Zum Deck: Mein Gedanke wäre die übertriebenen Fugen / Struktur durch ein gleichmässiges Abziehen mit Plasto quasi zu glätten. Kann das was werden? Ich habe da wenig Versuchsspielraum.


wefalck

Kommt darauf, an was da alles angeformt wurde ... am besten mal ein Bild des Spritzgußteils hier einstellen.

Eventuell genügt es, das Deck mit einer Rasierklinge abzuziehen, um die Holzstruktur zu entfernen. Es ist eine Frage, wie breit und tief die Ackerfurchen sind. Die mit Pech vergossenen Fugen sind in Wirklichkeit etwa 1 cm breit, was im Maßstab 1:100 nur 0.1 mm machen würde.

Eine Überarbeitung des Decks würde auch, falls nötig, Details wie den Wassergang und Lukensülle usw. zu ergänzen.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

ClassicLine

So. Hier jetzt mal zwei Bilder.

Das Unterwasserschiff würde ich gerne so umsetzen dass man ihm die Metallbeplankung abnimmt. Nicht metallisch/glänzend, eher wie stark angelaufenes Kupfer o.ä.

Das Deck ist ziemlich strukturiert. Momentan überlege ich die hochstehenden Planken bzw. die Oberfläche leicht abzuschleifen (600/1000).

ClassicLine

Und das Deck noch mal grösser:


wefalck

Das Deck sieht ja furchtbar aus, als ob der Kahn jahrzehnte vor sich hinrotten würde ... ich würde das Deck in der Tat weitgehend abschleifen. Ein Problem sind die Nähte zwischen den drei Teilen. Eigentlich sollten die Planken durchgehen. Es gibt nie Plankenstöße nebeneinander über die ganze Schiffsbreite, weil das den Verband schwächen würde. Kann man das Deck zusammensetzen und dann als Ganzes einbauen ? Dann würde ich die Nähte zwischen den Teilen sorgfältig verspachteln.
Die Planken des Rumpfes würde ich auch überschleifen.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

ClassicLine

Ich denke die drei Teile kriege ich gut verbunden bzw. den Übergang verblendet. Die Oberfläche des Decks werde ich vorher abschleifen, sollte dann ganz passabel aussehen.

AnobiumPunctatum

Das dreiteilige Deck ist ein absolutes NoGo. Ich würde mir überlegen, das Deck nur als Vorlage zu nehmen. Aus Polysterol oder Flugzeugsperrrholz erstellst Du dann eine Unterlage in Form der drei Decksteile mit allen Aussparungen. Nach Einkleben in den Rumpf wird das Deck mit Polysterolleisten bzw. Furnier geplankt. Wenn Du mit Furnier arbeitest kannst Du die Kalaterung an den Stirnseiten mit schwarzer Farbe darstellen. Als Holzwurm wäre letzteres meine bevorzugte Methode.

Schau mal in Dafi's Victory Baubericht. Sein Deck ist genau so entstanden.

Die Übertriebene Maserung an der Bordwand kannst Du auch ein ganzes Stück abschleifen. Nur noch die Fugen zwischen den Planken sollten dezent zu erkennen sein. Die Bordwand war nicht wie auf dem Modellbild in Natur sondern wurde gestrichen.

Zur Kupferung: Grüne Patina ist ein Oxidationsporzess, der nur an der Luft stattfindet. Es gibt selbstklebende Kupferfolie. Entsprechende Stücke abschneiden und einzeln aufkleben. Ist zwar etwas mühselig. Das Ergbnis sieht jedoch fantastisch aus.

Beim Maßstab des Modells kannst Du eine Menge machen, ich bin gespannt und freue mich über einen Baubericht.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."