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Angriff auf den Winterberg_ Craonne 1917

Begonnen von diobauer, 02. März 2023, 22:39:48

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diobauer

Hallo Leute    :winken:

ich hatte hier schon einmal berichtet, dass ich 2017 ein grösseres Diorama (für meine Verhältnisse..) zur Darstellung der Kämpfe im 1. Weltkrieg gebaut habe.

Auslöser für dieses Diorama war ein privater Besuch in dem kleinen Dorf Craonne im Jahre 2016, welches am Rande des Höhenzuges Chemin des Dames mitten in Frankreich (Nähe Reims) liegt.
Schon auf der Fahrt dorthin war ich an verschiedenen Denkmälern und Friedhöfen des Krieges 1914-18 vorbei gekommen. Am Denkmal für die französischen Panzer-Soldaten in Berry-au-Bac (Monument National des chars d'assaut) hatte ich dann länger angehalten und es mir intensiver angesehen.

In Craonne erfuhr ich dann während meines Besuches von meinen Bekannten eher nebenbei, was sich dort während des Jahres 1917 ereignet hatte. Bei einem Spaziergang auf den Höhenzug Chemin des Dames hinauf, kamen wir dann auch an den mittlerweile fast im Wald verschwundenen Überresten des früheren Dorfes Craonne vorbei. Das kleine Dorf war 1917 so gründlich von der französischen Artillerie zerschossen worden (und dann 1918 nochmal von deutscher Seite), dass man es nach dem Krieg aufgegeben hat. 1920-21 hat man das Dorf dann etwa 800 m den Hang hinunter neu errichtet.

Dieser Besuch und die Dinge, die ich dort gesehen habe (u.a. das neue Museum dort), waren der Anlaß, dass ich mich mit den damaligen Ereignissen dort intensiver befasst habe. Den üblichen Internet-Recherchen folgte dann der Kauf von drei Büchern und sogar einer alten Stellungs-Karte aus diesem Gebiet.

Und am Ende mündete diese Sache dann im Bau eines Diorames in 1:72 zu den dortigen Gefechten.

In den nächsten Tagen möchte ich euch hier zeigen, wie mein Diorama entstanden ist und wie ich es dann über fast zwei Jahre immer weiter ausgebaut habe (meist in den Winter-Monaten).

Leider habe ich während der wild-kreativen Anfangsphase nicht viele Fotos gemacht.
Aber ich hoffe, dass ich über die wenigen Fotos aus der Bau-Phase doch genügend Erläuterungen zur Idee und Ausgestaltung geben kann.

Vielleicht ist das Thema für euch ja interessant...           

pilotace

Oh ja, das klingt in der Tat interessant. :1:

Ich bin gespannt!

Marderkommandant

Ah! Die Schlacht um Verdun! Linke Flanke (von deutscher Seite aus) - da bleibe ich dran! :1:
Als der Herr am siebten Tag über die Erde wandelte und Sein Werk betrachtete, stellte Er fest, dass die Steine zu weich geraten waren. Darauf schuf Er den Panzergrenadier.

Uwe K.

Höchst interessant - ich freue mich schon!

Modellbau Atelier

Das klingt spannend, ich bin hier dabei
Aktuell im Bau:
Nissan Z
pausierte Projekte:
Lotus 72E | Lotus 25

NonPerfectModeller

Richtig Geschichte im Diorama - schau ich mir an. :P
Laufende Projekte:
Neoplan Cityliner 1/24 Revell (Rammstein Fan Club)
Kommende Projekte:
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diobauer

#6
Hallo,

ich freue mich sehr über euer Interesse an meinem "alten" Dio-Projekt.

Also will ich mal damit beginnen..;

Die alte Stellungskarte zeigte, dass die deutschen Gräben immer kurz hinter den Höhenkanten angelegt waren.
An besonders gefährdeten Stellen waren zudem kleine Beton-Bunker angelegt worden, die der Grabenlinie etwas vorgelagert waren. In diesen Bunkern waren MGs positioniert, die aus der Flanke die Zone vor den Drahthindernissen beschiessen konnten.

Ich benötigte also

a) eine ansteigende Oberfläche
b) einen Hauptgraben
c) 1-2 Bunker
d) das Drahthindernis
e) ggf. noch Laufgräben, die nach vorne zum Hauptgraben führen
f) ggf. noch rückwertige Stellungen

Wie immer gingen mir diese ganzen Anforderungen durch den Kopf mit der zentralen Frage:
Wie setzt man dies um ??   
Und welche Fläche will ich maximal dafür verwenden  ?? Denn es muss ja Ehefrauen-konform (= möglichst klein) bleiben...

Nachdem ich verschiedene Skizzen gezeichnet hatte und mir tausend Gedanken gemacht hatte, war ich schon fast wieder dabei, das Projekt einzustellen.

Und dann kommt (wie oft) der Kollege Zufall um die Ecke...

Mein Nachbar hatte sich damals gerade seine Dachgauben neu dämmen lassen.
Und die Dachdecker hatten dabei auch Styrodur-Platten verwendet, deren Schnittreste nachher im Schuttcontainer landeten. Als ich dies sah, kam der Gedanke;  "Das wäre doch eine schöne Basis-Platte für das Diorama....  stabil + schön leicht..."
Also habe ich mir da dann so ein Stück von 80 x 100 cm rausgefischt und mitgenommen.   

Und so kam Idee Nummer zwei...;
Denn auf der Platte waren noch Reste von Fenster-Schaum drauf, der beim Einsetzen der neuen Fenster verwendet worden war.
Zunächst habe ich dann versucht, diese Schaum-Reste mit dem Teppich-Messer zu entfernen, bis ich dann mal versehentlich einen tiefen Schnitt in so einen Schaum-Haufen gemacht habe...
Und siehe da, das könnte doch schon ein Teil des Schützengraben sein..    :8:

Und da war sie... die zentrale Idee:

Den unteren Teil der Schützengräben könnte man doch in die Styrodur-Platte hineinschneiden (in die Tiefe gehen) und den oberen Teil dann mit Fensterschaum auffüllen (in die Höhe gehen).

Bei meinem kleinen Probe-Dio, das ihr schon als "Im Gas"-Diorama gesehen habt, kam noch eine dritte Idee dazu;
Das ausgeschnitte Material der Gräben könnte man oben auf der Platte wieder aufkleben, um Höhe zu gewinnen.
Und darüber dann den Fensterschaum...   Alles schön leichtes Zeug und schnell gemacht..

So weit die Theorie...

Einige Tage später musste ich dann im Baumarkt etwas holen und landete dann (ohne etwas dafür zu können,als sog. Baumarkt-Schlafwandler  :10: ) vor dem Regal mit dem Fensterschaum...
Zwei Dosen mit weissem Schaum (nicht so hart) gekauft und ab damit nach Hause...

Und dann ging es los wie im Rausch..

Im Vorfeld hatte ich schon diverse Grabenabschnitte aus Holz / Gips gestaltet und damit Silikon-Formen zum Vervielfältigen erstellt. Einige dieser Abschnitte lagerten daher schon seit Monaten in einem Schuhkarton.

Also kamen zu Hause die bereits erstellen Abschnitte auf die Styrodur-Platte.
Teppichmesser raus, Graben-Linie eingeschnitten bis die Abschnitte reinpassten, ausgeschnittenes Material seitlich daneben auf die Platte geklebt und Alles mit ordentlich Holzleim fixiert.

Die MG-Bunker lagerten auch schon in diesem Karton..daher auch gleich eingepasst und verleimt...

Am zweiten Tag begann dann das grosse Abenteuer...man kann es im Nachhinein auch "die grosse Sauerei" nennen..

Die erste Ecke des Diorama, dort wo die schnell gebaute und noch nicht auf volle Tiefe gebrachte Ausweichstellung angelegt ist, sollte ihren Fenster-Schaum-Überzug erhalten.

Also mutig den Sprühkopf auf die Dose geschraubt und mal drauf gedrückt...  :P

Der Schaum-Schwal war allerdings so heftig, dass er quer über die Platte ging und sich binnen Minuten auf die Grösse eines Laib Brot aufgebläht hatte.    8o  ;(
Mein hektischer Versuch, diesen noch feuchten Schaumberg mit einem Stück Holz zu verteilen, führte wiederum zu einem "Zusammenbruch des Schaumes"...es bleib nur eine honigartige klebrige Masse, die ich so über das Styrodur verteilte.   :2:

Am nächsten Tag habe ich dann dieses Foto davon angefertigt:

   

Aber der Anfang war gemacht..und jetzt rollte das Projekt los..         

PS:  @Hans:  Warum wurde dieser Artikel "verschoben" ?? Habe ich was falsch gemacht ??

Hier mal eine Stellungskarte rund um Craonne mit dem Winterberg-Tunnel (gelb), der in den letzten Jahren öfter in der Presse auftauchte:
https://www.chemindesdames.fr/sites/default/files/media/image/image/Plan-du-tunnel-du-Winterberg_Landesarchiv-Bade-Wurttemberg-GLAK-456-F-1-379.jpg

Und hier noch ein wenig Info-Material zu den Ereignissen von 1917 in Craonne:
https://www.welt.de/geschichte/article238843683/Erster-Weltkrieg-Der-Tod-im-Winterbergstollen-1917.html
https://sigcg02.maps.arcgis.com/apps/Cascade/index.html?appid=2cb2408c56434d289df5bdce7b87972e
           

Hans

diobauer, alle Bauberichte, wirklich alle, kommen in den Abschnitt...."Bauberichte". So wir Fertiggestelltes in die "Galerie" kommen. Der Abschnitt Dioramen ist für allgemeine Diskussionen, technische Tipps, Materialfragen, Hersteller etc.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

NonPerfectModeller

Der Anfang ist schon recht spannend.
Weiter so. :P

Gruß,
Bernd
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diobauer

Hallo Hans,

so ganz verstehe ich die Logik noch nicht...

Das Rorke`s Drift 1879-Diorama ist doch eigentlich auch ein sehr umfangreicher Baubericht.
Aber man findet es unter "Diorama", nicht unter "Bauberichte"...  :1:

Na ja.. ihr werdet schon irgendeine Struktur dahinter haben..

   

Hans

Das rorke's drift dio hab halt nicht verschoben, aber gehört auch in die Bauberichte. Alle Bauberichte kommen in die Bauberichte
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

diobauer

#11
OK,

dann mache ich mal mit meinem DIORAMA-BAUBERICHT weiter...

Nach der vermeitlichen Katastrophe mit dem Fenster-Schaum war ich erst mal ein wenig geschockt. Denn hätte ich die Sprühdose nur ein paar Zentimeter zur Seite gehalten, wäre die Auffangstellung, deren Module ich mir so mühsam erstellt hatte, unter dem klebrigen Zeug verschwunden.

Am nächsten Tag zeigte sich aber, dass diese honigartige Paste zu einem stabilen, harten Überzug über die Platte hinweg geworden war.

Eigentlich nicht schlecht...

Also nochmal die Schaum-Dose geholt.
Aber diesmal den Schaum auf einen Karton gesprüht und dann noch im feuchten Zustand über die Platte verteilt.

Das funktionierte ganz gut und zumindest war schon mal eine Grundstruktur des Bodens erzeugt. Zudem waren die Grabensegmente und Bunker schön eingepasst, so dass sie "gut im Boden" saßen.

An manchen Stellen schäumte das Zeug aber wieder auf und dort entstanden dann kugelförmige Schaum-Blasen. Es sah aus, als ob dort Champingnons aus dem Boden gewachsen wären.

Auf diesem Foto kann man ganz hinten rechts (an der Kante) noch so einen schönen Champignon erkennen.



Als dann Alles getrocknet war, habe ich mich dann doch entschieden diese "futuristischen Landschaftsformen" mit dem Teppichmesser abzutrennen.
Während ich dies anfangs nur zögerlich machte, fanden sich dann doch immer mehr solche Blasen, die ich wegschneiden musste. Es wurde dann irgendwann zu einer frust-abbauenden Schnippel-Orgie...
Denn jetzt waren alle Zubehörteile dort eingebaut und zugeschäumt...also kein zurück mehr möglich..

Aber danach sah es dann schon mehr nach einem Gelände aus, dass man verwenden könnte.

Hier seht ihr die Diorama-Platte nach dem Ende der Schaum- und Schneide-Aktion:



In dieser Phase war ich mit dem Ergebnis nicht wirklich zufrieden, denn der Schaum hatte sich nicht als der "grosse Wurf" erwiesen, denn ich eigentlich erhofft hatte. Und das Gelände sah eher nach einem Perma-Frost-Boden nach 6 Wochen Tau-Phase aus...

Also blieb die ganze Platte danach drei Wochen im Keller stehen....  :(

Der Frust musste erst mal verrauchen... :15:         


       

diobauer

#12
Nach der Schaum-Orgie war ich erst mal eine Weile ratlos..

Das ganze Gelände zeigte hunderte, kleine tiefe Mulden... und sah so eher aus wie eine Felsen-Landschaft.

Irgendwie müsste ich diese ganzen Senken also wieder zuschütten.

Am Ende habe ich dann zum klassischen Baumaterial gegriffen.
In einen kleinen Tiegel habe ich dünnflüssigem Stukkateur-Gips angerührt, mit gesiebtem Vogelsand vermischt und braune Latex-Farbe zugesetzt.
Diese eingefärbte Gips-Brühe habe ich dann in mehreren Druchläufen über das gesamte Gelände verteilt. Der Gips sackte in die tiefen Senken und egalisierte die Unebenheiten ziemlich gut.

Die Farbe habe ich dann bei jeder angerührten Ladung ein wenig verändert, um den Boden lebendiger aussehen zu lassen. Immer schrittweise dunkler..

Weil dünnflüssiger Gips nach dem Abtrocknen eine glatte Oberfläche hat, habe ich auf den noch feuchten Gips die ausgesiebten, gröberen Teile des Vogelsand verteilt, um eine matte und rauhe Oberfläche zu bekommen. 

Das Ergebnis sah dann so aus:   



Man sieht an der Seite noch die Hohlräume in den aufgeschnittenen Schaum-Blasen. Aber diese habe ich dann auch mit dicker angesetztem Gips verschlossen, obwohl ich darüber nachgedacht ahtte, dort ggf. einen Unterstand hinein zu bauen. Aber ich habe dies dann verworfen, um die Sache voran zu bringen und nicht wieder in einer neuen Idee stecken zu bleiben.

Auch meine Befürchtungen, dass die teilweise sehr dünne Gips-Schicht Risse bekommen könnte (Gips auf Plastik ??), sind zum Glück nicht eingetreten.

Im feuchten Zustand sah das Diorama dann so aus:



Alles noch nicht so optimal, aber es keimte wieder Hoffnung auf;  Es läßt sich doch noch etwas daraus machen..


     


Uwe K.

Lässt sich doch sehr gut an. Ich bleibe mal sehr interessiert und gespannt dabei.

diobauer

#14
Hallo Uwe,

schön, dass noch jemand dabei ist.

Ich glaube, dass die Leute, die an Dioramen interessiert sind, vermutlich nicht unter dem Abschnitt "Bauberichte" danach suchen.
Aber Hans hat meinen Beitrag dahin verschoben, denn aus seiner Sicht gehören nur bestimmte Bauberichte in den Abschnitt "Dioramen".

Aber gut, wird schon seinen Sinn haben..

Ja, wie ging es dann mit dem Diorama weiter ?

Zunächst habe ich die Platte mit dem Gipsüberzug dann 5 Tage im Heizungskeller abtrocknen lassen. 

Als es trocken war, sah es dann so aus:



Damit war der Zustand erreicht, um sich einmal konkrete Gedanken über die finale Gliederung und die weitere Gestaltung zu machen.

Ich wollte eine gut gesicherte Stellung auf einem Höhenkamm zeigen.

Nach den üblichen Vorgaben beim damaligen Stellungsbau gab es ein erstes Drahthindernis etwa 70-100 m vor der ersten Grabenlinie. Dann ein zweites Hindernis etwa  20-30 m vor dem Graben..und meist noch ein drittes Hindernis zwischen erster Grabenlinie und der rückwärtigen Grabenlinie bzw. Auffangstellung.

Aber bei dem begrenzten Platz auf der Platte konnte ich das vorderste Drahthindernis dort nicht zeigen.
Und das zweite Hindernis musste kurz vor die Stellung, sonst bleibt kein Platz um einen französischen Angriff darzustellen.

Also habe ich mir für den dort "zeigbaren" Abschnitt der Stellung folgende grobe Anordnung überlegt:



Zunächst habe ich die Platte aber noch mit der Airbrush und dem Pinsel bearbeitet, und noch viele Details an der Oberfläche ergänzt.

Ich muss mal schauen, ob ich von dieser Bauphase irgendwelche Fotos gemacht habe.   
Ich befürchte aber nicht, denn ich hatte eigentlich nie vor, dazu mal einen Baubericht zu machen...


 

   

Hans

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

diobauer


diobauer


Hans

Möchtest du, dass der Thread geschlossen wird? X(
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Hajo L.

Ich finde den Baubericht (!   :D  ) sehr interessant und freue mich auf weitere Berichte.


HAJO
"My theory is longer, thicker and harder than yours." (Frank Farrelly)

Aufgrund der Photobucket-Problematik sind zahlreiche Bilder von mir nicht sichtbar. Bei signalisiertem Interesse stelle ich die fehlenden Bilder gerne über einen anderen Host wieder online.