Kartonbausatz virtuell zusammenbauen bzw. in ein druckbares 3D-Modell umwandeln

Begonnen von Darklighter, 20. Oktober 2019, 21:03:32

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Darklighter

Moin,

ich spiele mit dem Gedanken, ein Kartonmodell in ein druckbares Modell umzuwandeln und habe schon ein bisschen rumexperimentiert. Dabei bin ich auf folgendes Problem gestoßen: Wie stellt man das Biegen von Teilen beim virtuellen Zusammenbauen nach? Als Beispiel schaut euch bitte mal das orange Teil 30 von diesem Blatt (rechts oben) an: http://papershipwright.s3.amazonaws.com/ps90-mvwedel-sheet1.jpg Das wird der Rumpf des Beiboots.
Geht das überhaupt?
Gruß
Markus

Duckdalb

In meinem 3D-Programm gibt es Biegeobjekte (oder ,,Tags"), mit denen man z.B. Flächen und andere Polygon-Formen in die gewünschte Form bringen kann. Das ist aber sehr unkomfortabel, sehr gewöhnungsbedürftig, nicht wirklich exakt - und ein daraus gebasteltes Mesh müsstest du sowieso stark nachbearbeiten. Für den 3D-Druck brauchst du ja entweder ein massives, gefülltes Modell - oder ein hohles mit ,,Escape"-Öffnungen, falls es Pulverdruck sein soll.

Natürlich kannst du das planare Schnittmuster auf eine Fläche mappen (mit Alphakanal, damit das Motiv ,,ausgeschnitten" wirkt) - aber das Ergebnis ist fast nur für den Monitor zu gebrauchen, denn Alpha-Kanäle sind nur Tricks, um Transparenz vorzugaukeln. Die Fläche ist polygonmäßig immer noch ein Rechteck. Du müsstest das Motiv mit tatsächlichen Vektoren also umranden und ,,richtig" Kante für Kante zuschneiden, um daraus ein echtes Polygonobjekt zu machen - was meiner Meinung nach ein Umweg von Kassel nach Frankfurt über Madrid wäre...

Für den Rumpf würde ich klassische Polygonmodellierung wählen, aber für Deckshäuser und Details kann man Ausschneidemotive natürlich ganz gut mappen. Falls du gleich in Farbe drucken möchtest, lässt sich das auf Papier gedruckte Schiffsrumpfmotiv im 3D-Programm besser auf ein fertiges Rumpfobjekt projizieren als aus den platten Teilen mühsam die Form zusammenzuknicken...

Man kann die Punkte der Seitenteile des Beiboots auch umknicken und an das Deck heranschieben und am Rand ,,verschweißen". Aber auch dazu müsste es erstmal als Spline (Vektor) vorhanden sein. Also mindestens getraced oder nachgezeichnet. Die Form ist aber so einfach, dass ich das Boot lieber aus einem Polygon herausschnitzen würde. Das geht wirklich fixer...

Kommt ein bisschen drauf an, welches Programm du nutzen kannst. Es gäbe noch das kostenlose (immer noch??) ,,DelftShip", was zwar tolle Rümpfe erstellen kann, aber einige nervige Einarbeitung erfordert. Für das Hauptschiff wäre das eine Option, zumal du da mit Spanten arbeiten kannst - und die meisten Papiermodelle haben ja quasi die Klebe-Spanten dabei.

Darklighter

Mir geht es hauptsächlich darum, aus Papierteilen die 3D-Form abzuleiten. Wenn ich die Form erstmal kenne, kann ich die Teile neu zeichnen, um ein sauberes, wasserdichtes 3D-Modell zu bekommen. Biegen habe ich in Rhino schon probiert, das gab aber keine guten Ergebnisse. Man muss in dem Beispiel denk ich auch in mehrere Richtungen gleichzeitig biegen, damit es passt. Und es darf nichts verzerrt werden.
Grundsätzlich ist dann noch die Frage, wie exakt solche gebogenen Teile in Kartonbausätzen überhaupt wiedergegeben werden...
Gruß
Markus

Duckdalb

Bei dem Beiboot kann man sich gut herantasten, weil es eine wirklich simple Form ist. Das Heck stellt den Spant-Querschnitt dar, weil es senkrecht steht; den geknickten Kiel kann man also übernehmen. Und die Seitenteile lassen erkennen, dass der Kiel vorne ansteigt. Dennoch muss man immer noch nach Gefühl interpolieren. Bei komplizierten Formen, wie z.B. dem Hauptschiff, geht es dann nicht mehr so einfach. Es gibt Programme, die Polygonformen in ein Abwickel-Mesh umwandeln, was meist zu verzwickten, umfangreichen Knicken führt (wird gerne für Charaktere verwendet, z.B. Mangafiguren oder Helden), die mühsam zu basteln sind - vielleicht funktionieren solche Tools ja auch rückwärts... Man müsste sich schlau machen, wie solche Formen bei den Bastelbogenfirmen eigentlich abgewickelt werden. Die müssen ja ein Prinzip haben. Immerhin passen fast alle Modelle dann doch gut zusammen!

Darklighter

Das Heck steht leicht schief und wird auch gebogen, hab den Bogen als PDF runtergeladen (ist kostenlos). ;) Aber ist auch nur ein Beispiel.
Das Auseinanderfalten geht mit einem Befehl in Rhino. Es gibt aber auch ein Spezialprogramm namens Pepakura, das auch die Laschen zum Zusammenkleben automatisch hinzufügt: https://tamasoft.co.jp/pepakura-en/index.html
Gruß
Markus

Duckdalb

Gut, das habe ich auf dem Minibild nicht erkennen können. Auch das Deckshäuschen ist ja vorne abgerundet, was man erst nach +++++Vergrößerung sieht...

pucki

Ich bin PucKi, ein älterer Mann und überzeugter Single, der immer noch versucht ein perfektes Modell zu bauen.