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Infanterie Preussen 1756

Begonnen von Hans, 19. Juli 2019, 14:01:03

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Hans

Ich hab da ein paar kleine Verständnisprobleme bei den Infanterie-Uniformen der Armee F.d.Großen. Die übliche Uniformkundliche Literatur legt Wert auf Uniformdetails und geschlagene Schlachten. Auch das Buch des DHM zur Sammlung der alten Zeughausbestände ist zwar als Monografie wirklich klasse, aber insbesondere Fragen zu den Rabatten/Aufschlägen ja/nein und zur Farbe Paille ("Stroh") treibt mich noch um. Für die reine Figurenmalerei ist das zwar nicht so relevant.

Das Bild dient als Hinweis: Die Rabatten sind hier rot, diese Aufschläge konnten somit geschlossen werden. Sicherlich nützlich bei kalten Temperaturen, da keine Mäntel ausgegeben wurden. Andere Einheiten hatten diese Rabatten erst gar nicht, waren "nur" indigoblau an der Front, zwar geknöpft, aber eigentlich nicht schließbar. War das so wie ich das sehen?

Die Weste ist in strohfarben (Paille). Diese zeitgenössische Darstellung (was sehr selten ist! Alle Uniformliteratur ist lange nach 1760 entstanden!). zeigt aber die Hose in weiss  - was sonst niemand macht. Wenn Weste paille, dann auch Hose in paille. Gabs da Zeitverläufe? Und wie (obacht, Nerd-Frage) entstand dieses Paille? Ungebleicht oder gefärbte Wolle?

Zeigt die Darstellung vielleicht eine weisse Winter-Wollhose und die Paille-Hosen sind Leinen oder andersrum? Winter=dicke Paille-Wolle, Sommer: gebleichtes ggf gekollertes weisses Leinen?

Harter Stoff, ich weiss. Ich kenn aber auch keine Foren, wo ich solche nerdigen Fragen stellen kann. Weiss da einer was?



https://infanterie-regiment-no12.hessen-militaer.de/infanterie-regiment-no-12-erbprinz-von-hessen-darmstadt.html

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

f1-bauer

Das Zauberwort scheint Uniformtafel bzw. Uniformbogen zu sein. Hier ein Link zu pinterrest für Preussen im 7-jährigen Krieg

https://www.pinterest.pt/pin/524458319087444090/

und hier gibt es ein Buch, aus dem es wohl entstammt https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Klietmann-Dr-vormals-Kn%C3%B6tel-d+Heer-und-Tradition-sogenannte-Brauer-Uniformbogen-Preu%C3%9Fen/id/A02i2no301ZZ9

Laut preuessenweb war die Farbe der Aufschläge und die Farbe von Hose und Weste regementsabhängig, wobei wohl ab 1709 weiß oder Strohgelb erlaubt war, aber beides, Hose und Weste, einheitlich. Die meisten Infantrie-Regimenter hatten Hose und Weste in weiß, nur wenige gelb.

Was den Farbton Strohgelb angeht bin ich auf das hier gestoßen https://books.google.de/books?id=SbzmBQAAQBAJ&pg=PA1000&lpg=PA1000&dq=historisch+stoff+f%C3%A4rben+1756&source=bl&ots=2d_F4gzGXc&sig=ACfU3U0utaNYk1J79z0UpobLnvLLyNwy1g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiG1MKnhsHjAhVlyaYKHdHBBZIQ6AEwD3oECAgQAQ#v=onepage&q=historisch%20stoff%20f%C3%A4rben%201756&f=false und das hier https://books.google.de/books?id=9IdYWZiKgMMC&pg=PA284&lpg=PA284&dq=sch%C3%B6nf%C3%A4rber+strohgelb&source=bl&ots=MVhtFHF8kK&sig=ACfU3U0Kqx_ojfSl7LUihqhzTPHijM4ibw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiL7YyKh8HjAhVk5KYKHbasDZUQ6AEwC3oECAkQAQ#v=onepage&q=sch%C3%B6nf%C3%A4rber%20strohgelb&f=false - ... ein Sud aus Grindwurzel ... . Die Färber für anderes als schwarz und braun hießen Schönfärber. Drüber bin ich auf das Buch gestoßendie Vielleicht hilft es als erste Spur weiter.

Gruß
Jürgen  :winken: 

Hans

Jürgen, ich hab alle Uniformbücher zu der Zeit, die man seit ca 1975 kaufen kann. Und es gibt insbesondere das Buch des DHM

https://www.militaria.at/Book.aspx?book=2587200&Language=de

das, sollte man meinen, alle Fragen abdeckt. Auch dort sind die Stiche enthalten, die seltsamerweise Uniformen mit Weste in paille, aber Hose in weiss zeigt.

Und es sind Fotos von Originalen drin, die Uniformröcke mit und ohne Rabatten zeigen. Aber meine Fragen werden da auch nicht klar beantwortet. Ich sagte ja, sehr nerdig von mir.

Der Hinweis von dir aus dem Färberbuch ist aber Gold wert! Ganz klasse!
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

f1-bauer

Servus Hans,
ich habe nochmal ein wenig in Sachen Kombination Weste-Hose geschnuffelt. Alles im Netz findbare, was sich mit der Heeresreform 1709 und dem daraus abgeleiteten Reglement für einheitliche Uniformen beschäftigt, schreibt dazu, dass der Farbton für Weste und Hose (immerhin über fast hundert Jahre und fünf Regenten!!) weiß oder gelb sein musste. Aus keiner Formulierung ist m.E. aber zwingend abzuleiten, dass nur weiß-weiß oder gelb-gelb erlaubt war. Ich habe das zunächst so gelesen, das ist aber m.E. nicht so gemeint. Ich denke, es ging darum, dass es bei der Infantrie (Musketiere, Gerenadiere und Füsiliere) bzgl. Weste und Hose nichts anderes als Weiß oder Gelb sein durfte. In dem Reglement steht ja auch nicht drin, welcher Gelbfarbton es sein soll/darf/muss. In den Uniformtafeln zum siebenjährigen Krieg ist bei den Westen neben Weiß auch schon Gackerlgelb und Strohgelb zu sehen. Komischerweise zeigen die Tafeln nur Röcke und Westen, keine Hosen.

Sagen wir es anders herum: die Herrscher - Friedrich I. bedingt aber der Soldatenkönig und der alte Fritz sicher - waren einerseits auf die Einhaltung der Vorschrift erpicht. Sicher auch wegen der Erkennbarkeit der eigenen und feindlichen Truppen im Pulverdampf. Andererseits wollten sie sicher nicht jede Kombination und detaillierte Ausführung persönlich vorgeben oder jeden Regimentskommandeur wegen Uniform-Feinheiten am Rande der Insubordination haben. Wie es wohl Friedrich Wilhelm II. und III. hielten lasse ich jetzt mal aussen vor.

Wie war denn das damals mit der Ausrüstung? Hat die der einzelne Regimentskommandeur lokal und regional beschafft und verantwortet oder ist das zentral für das preussische Heer gemacht worden? Ich habe keine Ahnung von dem Thema aber vielleicht wäre das noch ein Hinweis. Ich denke, das war logistisch kein kleiner Akt und da kann es auch Probleme gegeben haben. Schneider an Färber: ich brauche strohgelben Stoff für 1600 Westen und 1600 Hosen. Färber an Schneider: soviel gelb schaffe ich nicht, wie wäre es mit Stoff für 1600 gelbe Westen und 1600 weiße Hosen?

Ich habe z.B. im GenWiki zum Kurtrierischen Militär das hier gefunden:
Zitat1756 - 1763: Siebenjähriger Krieg

Artikel Siebenjähriger Krieg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Nachdem Friederich der Große 1756 in Sachsen einmarschiert war, rüsteten die Reichsstände gegen Preußen auf. In Trier war außer Männern aber nichts vorhanden. Die gesamte Ausrüstung, Zelte, Tornister, Uniformen und sogar die Gewehre mußten erst neu beschafft werden. In Koblenz hatten die Schneider rund um die Uhr mit dem schneidern der Uniformen zu tun. Erst ein dreiviertel Jahr nach dem Beginn des Krieges am 13., bzw. 20. Juni des Jahres 1757 konnten so die beiden kurtrierischen Bataillone aus Ehrenbreitstein zur kaiserlichen Armee ausrücken. Oberst Coll befehligte die insgesamt 8 Kompanien á 140 Mann, 4 Kanonen sowie dem Tross, insgesamt ca. 1100 Soldaten. ....

Ich denke, es lief so - Kommandeur (oder Landesfürst oder wer auch immer) an König: meine Leute sehen so aus! König an Kommandeur: passt und zur Kenntnis genommen oder Veto - Die Vorschrift war m.E. bewußt mit einem Spielraum formuliert. M.E. war die Frage Rabatte ja/nein und die Kombination Weiß/Gelb den Kommandeuren oder den logistischen Umständen überlassen. Bei zu letzt 60 Regimentern waren die Möglichkeiten über Aufschlagfarben, Stickereien und Knopffarben bald erschöpft. Die Feinheiten der einzelnen Regimentsunterschiede an den Uniformen waren vom Feldherrnhügel per Fernrohr im Pulverdampf nicht sofort zu erkennen und m.E. auch nicht erheblich. Wichtiger war m.E. die Basis Blau/Weiß/Gelb plus die Unterscheidung der Truppenteile Musketiere, Grenadiere und Füsiliere anhand der Mützen und schlußendlich die Regimentsfahne.

So wäre es aus meiner Sicht logisch und praktikabel, aber eben nicht wissenschaftlich und belegt. Vielleicht gibt es noch in irgend einem Archiv alte Rechnungen aus der Zeit zur Beschaffung von Uniformen? Den Zusammenhang "Kalktuff - Steinbruch Honau - Schloß Lichtenstein" habe ich damals auch aus einer alten Rechnung vom Steinbruch an an den Erbauer gefunden.

Gruß
Jürgen  :winken:

Gun Bucket

Hi Hans,

wie Jürgen bereits schon sagte: ,,beim alten Fritz gab's strenge Vorgaben". Ich würde mich daher an die Fakten halten ...

In der Vergangenheit bin ich bei meinen Recherchen immer wieder über das Problem gestolpert, daß das, was man zuerst für bahre Münze nimmt, sich auch als "reproduzierter" Fehler entpuppen kann.
Als Beispiel: Hörner auf Wikingerhelmen ( jemand malt ein Bild davon und der Rest folgt einfach mal blind ) oder ... einmal habe ich eine alte Fremdenlegionär's Figur ( komplett mit weißem Nackentuch ) fertig gebaut, nur um später herauszufinden, daß diese Dinger gerne auch zum filtern von Kaffee verwendet wurden ( also nix (immer) mit reinweiß ) ...
Zurück zum Thema: was man auch nicht außer Acht lassen sollte ... jeder Regimentskommandeur erhielt zu dieser Zeit eine feste Summe für die Ausstattung seiner Einheit. Es gab darunter jene, die darüber hinaus sogar noch aus eigener Tasche dazu bezahlt haben als auch solche, die ständig an den eigenen Klingelbeutel gedacht und entsprechend geknausert haben. Uniformen nach Vorschrift ... aber in welcher Qualität?
Vielleicht waren die weißen Hosen aber auch nur für eine bestimmte Parade gedacht ( nur um sich optisch deutlicher von den anderen Einheiten abzuheben).

Mich würde ein genauer Grund für diese Ausnahmen auf jeder Fall interessieren ... bis dahin bleibt es für mich wohl nur "A Whiter Shade of Pale"  ;)

Good hunting,
Gareth

PS: "Nerd od. Geek" ... mach' Dir keinen Kopf. Das sind nur eifersüchtige Titulierungen von Leuten, die sich nicht 'reinknien können  :D

f1-bauer

Servus Gareth,
schon lange hier nichts mehr gelesen von Dir. Ich war deshalb neulich auf deiner HP - interessante neue Sachen  :klatsch:.

Gruß
Jürgen  :winken:

Gun Bucket

"A Whiter Shade of Pale / Part II"

Persönlich glaube ich ja eher Hans, daß es das Licht ist, was eine Farbe ausmacht und verlasse mich deswegen erst gar nicht auf Color Codes. Vielleicht löst sich dadurch ja auch Dein Problem in Wohlgefallen auf ...
Habe mir gestern Abend noch einmal Dein Referenzbild und die dazugehörige Seite angesehen, wo ja auch zu lesen und zu sehen ist, daß die Kniehosen und Westen paillefarben waren. Bei der Zeichnung könnte man auf den ersten Blick annehmen, dass sogar der untere Teil der Weste Weiß war und schon deswegen würde ich das Bild nicht so erst nehmen.
Bei der folgenden Aufnahme würde ich meinen, daß es eher am Licht (Mittagssonne) liegt, welches die Kleidung an manchen großflächigeren Stellen heller aussehen läßt:


Quelle: https://hohhaus.de/veranstaltung/exerziertag-infanterieregiment-nr-12-erbprinz-von-hessen-darmstadt/

Hier ist der Unterschied, auf Grund der verschiedenen Lichtquellen im Innenraum, noch deutlicher:

Quelle: https://hohhaus.de/veranstaltung/exerziertag-infanterieregiment-nr-12-erbprinz-von-hessen-darmstadt/

Sicherlich wäre der Wechsel von Sommer auf Winterkleidung auch genauestens protokolliert. Nicht nur wegen der Uniformität sondern auch wegen den Kosten.
BTW ... habe folgende Farbbezeichnung zum Thema in einem alten Ospreybuch entdeckt:"Straw-Yellow (sometimes appearing as Light-Yellowish Buff or even Off White)"   ?(
Auf jeden Fall ... je heller der Stoff umso blasser sieht er im Sonnenlicht aus.

@Jürgen: Die Zeit in der "öffentlichen Versenkung" war leider nötig ... freue mich darum umso mehr, hier meine Nase wieder öfters 'reinstecken zu können  :1:

Gruß Gareth

f1-bauer

#7
@Gareth:  :P wie gesagt, freut mich  :D

Zurück zum Thema: den Gedanken des "verblassens" hatte ich beim Bild von Hans zu erst auch. Aber: der Kamerad - dort in der Uniform des 12. Infantrieregiments - taucht in dem Buch bzw. auf den darin gezeigten zeitgenössichen Stichen, öfters auf - gleicher Kerl, andere Uniform, wahrscheinlich das militärische Supermodel damals  :D. Hier ist er nochmal https://www.militaria.at/ShowPageNew.aspx?id=634567183788320800, diesmal 15. Infantrieregiment, 1. Gardebataillon (einfach in dem Link Blättern bis zur Seite 7 von 14). Anderer Rock, keine Rabatte, Weste jaune pailles, Hose weiß, augenscheinlich keine verblassten Farben in der Reproduktion. Vielleicht hat das gelb-weiß und die fehlenden Rabatte mit den Gardebataillonen zu tun - ggf. dort weiße Hosen, weil, wie Du ja auch schon meintest, eleganter als Gelb? Der gleiche Kerl kommt auf seite 11 von 14 nochmal, in der Uniform der Pioniere/Mineure/Pontonieure - keine rabatte, rote Weste, weiße Hose.

B.t.w. habe ich mir auch mal Darstellungen vom alten Fritz himself angesehen. Seine Uniform hatte auch keine Rabatte und er trug eigentlich immer die Uniform seines Regiments - 1. Garderegiment - und immer so gewaltige Stulpenstiefel, dass die Hose meist völlig verdeckt ist. 

Bleibt eine harte Nuß und wohl schwer zu lösen. Wahrscheinlich brauchts da tatsächlich einen Zufallstreffer in irgendeinem Archiv.

Wie gesagt, als der alte Fritz starb hatte die preussische Armee 55 Regimenter, das letzte wurde 1775 aufgestellt. Erst von 1794 bis 1797 kamen fünf weitere dazu und bei 60 Regimentern blieb es wohl bis 1806. Es gab wohl auch keine Übersicht. Bei der ganzen Sucherei habe ich irgendwo gelesen, Friedrich Wilhelm II habe sich, als erstes nach dem Tod vom alten Fritz, eine Übersicht über seine Truppen erstellen lassen, auch mit der exakten farblichen Darstellung der jeweiligen Uniformen. Das hat Hans ja vorne schon geschrieben, Aufzeichnungen existieren erst weit nach 1760 - also demnach erst nach 1786.

Gruß
Jürgen  :winken:

Edit meint gerade, um den alten Fritz rankt sich ja, dass er so "sparsam" gewesen sei, dass er eine Uniform trug bis die Fetzen davon hingen - so unter anderem bei der Führung durch Sans Souci kolportiert. Anderswo habe ich jetzt gelesen, er habe sich im Jahr meist zwei Uniformen schneidern lassen, aus feinstem Tuch. Schon da klafft es auseinander. Ich kann mir letzteres vorstellen, weil das 1. Garderegiment offenbar auch Versuchskaninchen für Uniformen und Uniformteile war und der Chef sich dann wohl notgedrungen anpassen musste  :3:.   

Hans

Die Zeichnung der Seite des 12. Inf-Reg. ist nur ein Beispiel - wie schon erwähnt, zeigt diese Quelle IMMER weisse Hosen. Der Unterschied zwischen Paille und Weiss ist schon deutlich zu sehen, hier eigene Aufnahmen, auch ein Mitglied des 12. Regiments. Daneben ein Mann in weisser Ausstattung.

Bei den Uniformen des Krieges von 1756-63, überhaupt der Zeit des F.d.G gibt es ein ganz grundsätzliches Problem: Alle Quellen, alle Originalstücke sind später! Bei den Stücken im DHM ist klar, dass sie erst 1786 gesammelt wurden. Was überliefert ist, also historisch betrachtet exakt aus der Zeit, ist ein Litzenbuch und eben das Buch mit den weissen Hosen.

Was die Aufschläge anbelangt: So ein Aufschlag ist keine Zier, sondern dadurch kann der Rock über der Brust geschlossen werden. Sieht dann aus wie ein Zweireiher. In Zeiten ohne Mantelausgabe ein echter Vorteil, wenn das Wetter mies ist. Ob das nur mit Stoffeinsparung zu begründen ist....

Die Sache mit der abgetragenen Uniform ist eine der typischen Lehrer-Anekdoten in militaristisch-monarchisch-nationaler Zeit: Um die "preussische" Tugend der Sparsamkeit und Genügsamkeit zu illustrieren. Grad über den lieben Alten Fritz gibts die mannigfaltig - keine ist belegt.

Nochwas: Hintergrund ist ne Preiserfigur in 54mm. Holla die Waldfee...die sind ganz schon schlampig gemacht, ich muss die Uniform praktisch selber ausstatten. Für das Aufstellen zB einer halben Einheit mag das ja angehen, aber für die Einzelfigur ist das heftig. Wenn ich sie fertig habe, melde ich mich wieder.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Frankzett

... zu den Aufschägen und Rabatten; es war tatsächlich so, dass es echte Aufschläge waren. Echte Aufschläge gibt es noch bis in die Napoleonische Zeit. Die Winterkampagnen Friedrichs II.  muss man sich also mit Soldaten vorstellen, die die Rabatten waren vorn übergeknöpft, die Ärmelaufschläge konnten bis über die Finger vorgeklappt werden und die Rockschöße waren nicht umgeklappt ; das Erscheinungsbild war dann eher einheitlich blau, ohne Rote Aufschläge. Es gibt z.B. das Historiengemälde von der Schlacht von Leuthen am 5.12.1757 mit preusischen "Sommeruniformen".
Die Quellenlage für die korrekten Uniformen für den Siebenjährigen Krieg ist tatsächlich sehr dürftig.
Grundsätzlich könnte man bei den Preisefiguren die Weste vielleicht noch etwas länger machen. Beim Anfügen der Arme sollte man sich mit dem Modellieren von Knautschfalten zurückhalten, da der Schnitt früher anders war als bei heutigen Jacken. Die Uniformen finde ich im Großen und Ganzen nicht schlecht getroffen, leider bekommt man nur sehr wenige reglementskonforme Drillhaltungen, das finde ich wohl das größte Manko dieser Figuren.

hier mal ein link, vielleicht findest Du eine passende Tafel: https://digitalcollections.nypl.org/collections/the-vinkhuijzen-collection-of-military-uniforms#/?tab=navigation&roots=11:fef62750-c53c-012f-8cdd-58d385a7bc34/32:c4e3b450-c53e-012f-1d2d-58d385a7bc34

Viele Grüße
Frank

f1-bauer

Servus Hans,
ich habe hier mal ein Bild von F.d.G, gegen Ende des Siebenjährigen Krieges.
https://www.dhm.de/fileadmin/medien/lemo/images/k1000548.jpg    vorsichtshalber nur der Link, ist wahrscheinlich viel zu groß.
Quelle: dhm.de

Endlich mal eines, wo die Hosen zu sehen sind. Alle Strohgelb. Er und sein Adjutant (oder was auch immer) tragen wohl die Uniform des 1. Garderegiments und auch da Unterschiede beim Rock - Rock geschlossen, keine Rabatte sondern Knöpfe mit Spangen. Es wird bei den Uniformbeschreibungen immer von Rabatten und Turnbacks gesprochen für das, was ich allgemien ein Revers nenne. Die werden immer nur bei Mannschaften und Unteroffizieren beschrieben. Tja, und damit es richtig lustig wird: teilweise unterscheiden sich zwei Regimenter nur in Anzahl und Position der Messing-Knöpfe auf den Ärmel- oder Schoßaufschlägen oder den Taschen :D

Wahrscheinlich gab es aus der Zeit F.d.G. keine Aufzeichnungen, weil der Chef alles im Kopf hatte und jeden Soldaten mit Namen kannte  :pffft: - Späßchen  :3: Ich denke eher, dass es durchaus möglich ist, aus den späten Aufzeichnungen durch F.W. II. auf die Vergangenheit zu schliessen. Wie am Beispiel des neu aufzustellenden trierer Regiments (ok, die waren auf der Gegenseite) zu sehen, war das ein mächtiger Akt, für 1000 oder 1500 Mann Ausrüstung zu beschaffen. Wenn es tatsächlich so war, dass die preussischen Soldaten jedes Jahr neue Kleidung bekamen war da sicher über die Jahre Kontinuität angesagt, sonst war das für die lokalen Weber, Schneider und Färber nicht zu stemmen. Ganz abgesehen von den unterschiedlichen Maßen der Soldaten. Mit "klein, mittel und groß" war es wohl nicht getan.

Hier F.d.G in der Schlacht von Zorndorf, 1758

Quelle: gw.geneanet.org

Die Soldaten tragen alle strohgelbe Westen und strohgelbe Hosen, sogar der Chef. Ich habe mir auch noch andere Gemälde angeschaut, Schlacht von Maxen, Schlacht von Freiberg usw., immer nur gelb-gelb oder weiß-weiß.

Dann habe ich noch das hier, angeblich ein original Uniformrock eines Musketiers aus der Schlacht bei Maxen. Die ist im Fernmeldemuseum Dresden zu besichtigen.

Quelle: fernmeldemuseum-dresden.de   @mod: das Bild ist ein wenig zu groß - 810 x 1080 Pixel - wenn inakzeptabel dann ändere ich auf url

Ich trau mich jetzt einfach und sage, dass es wohl so war - Weste-Hose weiß-weiß oder gelb-gelb wie in den Uniformtafeln angeben und auf Schlachtenbildern zu sehen. Für gelb-weiß gibt es möglicherweise Anhaltspunkte aber keine Beweise. Rabatte gab es für Mannschaften und Unteroffiziere. Offiziere hatten keine Rabatte am Rock.

Andere Frage: da gab es doch massenhaft gefallene Soldaten zu begraben (wenn sie nicht einfach nur verbrannt wurden). Allein bei Freiberg fielen wohl 30.000 Soldaten. Gibt es da keine archäologischen Erkenntnisse zu Uniformen aus Grablagen? Ist da vom Stoff nichts erhalten geblieben oder wurde die Gefallenen nicht nur ausgeplündert sondern auch noch entkleidet?

Gruß
Jürgen  :winken:

Hans

Schlachtengemälde entstehen immer hinterher und meist sogar lange hinterher. Die gezeigte Uniform ist wohl eher kein Original - die es aber im DHM aus den verbliebenen Zeughausbeständen gibt. Gegen ein Original spricht der Erhaltungszustand und vor allen Dingen, dass das Ding nicht in einer UV-schützenden (und vor fettigen Fingern..) Vitrine steht.

Du hast natürlich recht, man sieht immer nur weiss-weiss oder stroh-stroh, wobei es Regimenter gab, die hatten zitronenfarbene Westen und weisse Hosen. Aber Pailleweste immer zu Paillehose.

Deshalb ja meine Verblüffung.....aber ich bleib da dran....
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

f1-bauer

Ich habe das hier gefunden. Die Figuren sind gelb-weiß bemalt.
https://www.zinnfigur.com/Flachfiguren/Flohmarkt/17-18-Jhr/Berliner-Zinnfiguren-Fuesiliere-halbfrontal-vorgehend-1756-bis-1763.html

Vielleicht bekommst Du von Berliner Zinnfiguren eine Auskunft, worauf sich die Farbkombination stützt.

Gruß
Jürgen  :winken:

Hans

Frank, den Link kenne ich. Teilweise zerteilte Knötel-Tafeln etc, aber sehr hilfreich, weil nach Ort und Zeit sortiert (was zB beim Knötel-Original ja so blöd ist....).

Die Sache mit den Rabatten / Aufschlägen bringst du auf den Punkt: Sie hatten eine echte Funktion und deshalb gehts mir ja nicht in den Schädel, dass so viele Einheiten sie nicht hatten.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

coporado

Moin Hans,

schau mal hier vorbei (Anmeldung erforderlich um Bilder zu sehen)

http://f15919.nexusboard.de/t101f11-Infanterie-Regiment-Nr-Regiment-zu-Fuss-1.html#msg33892

Hier sind eine Menge Uniformsammler und -auskenner dabei, ggf. einfach mal eine Anfrage an Magado2 (Admin) stellen.
Gruß
Sascha  :winken:

...und weißt du keinen Rat, nimm Draht!