Fokker D VII Flügeloberflächenstruktur

Begonnen von Hans, 01. April 2019, 22:10:18

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Hans

Nachdem derzeit gleich zwei D VII Threads laufen, mach ich hier besser einen neuen Beitrag. Vielleicht findet man den später auch leichter wieder, wenn es nicht in einem bestimmten Baubericht enthalten ist.

Die Oberflächenstruktur bei stoffbespannten Flugzeugteilen ist so eine Thema für sich. Meist wir die Rippenstruktur übertrieben, zudem die Rippensicherungsbänder ( 1 (eine) Lage Stoff) völlig übertrieben oder gar nicht gezeigt. Betrifft auch den WK II. Während bei Bf-109 Modellen die stoffbespannten Querruder meist heillos übertrieben sind, erkennt man die stoffbespannten Ruder bei einer P 51 meist gar nicht und sie werden auch fröhlich in Naturmetall lackiert.

Zurück zur Fokker D VII. Anlass ist das neue Modell in 1/72 von Eduard. Der Lingerner und ich haben jeweils Bilder der Bausatzteile in einem Thread bei den Neuheiten vorgestellt. Hier nur Fotos, die ich ganz aktuell in Dübendorf vom dortigen Fokker D VII aufgenommen habe. Der D VII wurde aus vorhandenen Ersatzteilen gebaut, er entspricht den Originalen. Zwar hat jeder nach 1918 gebaute D VII so eine Eigenheiten: Motore, Kühler, teilweise zusätzliche Streben im Rumpf - bei niederländischen Maschinen, bei schweizer Maschinen und bei US-Maschinen findet sich dies. Keinesfalls geändert wurde das Flügelprofil, ein Göttingen-418-Profil mit leichten Veränderungen. Zu beachten für unsere Zwecke ist, dass die Unterseite nicht flach, sondern leicht eingezogen war.


https://aerospaceengineeringblog.com/wp-content/uploads/2017/06/1.-fokker-dvii-airfoil.png

Dies hat Folgen für die Unterseitenbespannung: Die Stelle bei der der Stoff auf der Rippe fixiert wurde, zog mehr oder weniger leicht ein, die Ruppen erschienen negativ.

Wer genau hinsieht, erkennt es auch bei der einzigen nicht restaurierten Maschine in Canada



wikimedia.commons.

Wichtig ist auch die interne Struktur: Typisch Fokker mit der Holzbeplankung der Nase


http://thevintageaviator.co.nz/projects/fokker-dvii-build

Nun zu den Gesamteindrücken. Zuerst Dübendorf (CH)













Bilder von mir.

Nun noch schnell nach München





Beide Bilder Michael Hase


Es möge sich jeder seine eigene Meinung bilden, wie man das im jeweiligen Maßstab modellbautechnisch sieht. Es ist ohnehin schwierig zu realisieren bzw zu ändern. Aus meiner Sicht hat zB der ansonsten sehr anstrengende Bausatz von Roden einen Satz Flügel, der aus der Box besser wirkt als der recht harte Flügel von Eduard. Man kann da aber auch mit Schleifen was tun, auch wenn die wunderschönen Nähte dabei drauf gehen. Man muss zB bei der Verwendung anderer als der noch nicht bekannten Eduard-Decals sehen, dass man Rippensicherungsbänder bekommt, die genau der Breite der Eduard-Rippen entspricht.

Die geraden Elemente des Rumpfes bei Eduard sind auch recht überdeutlich. Hier das Original. Man beachte auch die jetzt wiederum kräftige Rumpf-Bindung, die bei Modellbausätze wg. der Rumpfnaht auch so ein Problem darstellt. Hoffen wir mal auf Ätzteile.

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

bughunter

#1
Vielen Dank Hans für die schöne Zusammenfassung!

Der Flügel der 1:48er Eduard ist für mich ok.

Zu meiner Fragem ob auf den Querrudern Rippensicherungsbänder waren oder nicht, kann man auf Deinen Bildern durch die dunkle Farbe kaum erkennen. Aber nach Deinem Foto der kanadischen Machine (in hoher Auflösung meine ich zu erkennen, daß am linken Bildrand das dunkle Band auf dem Flügel nicht auf dem Querruder zu sehen ist) habe ich dann noch mal Wikimedia durchforstet, die amerikanische Museumsmaschine hat welche, aber ob das authentisch ist? Eher nicht ...

Quelle: wikimedia.org

Und dann dieses Foto gefunden - keine Bänder auf den Querrudern!

Quelle: wikimedia.org
Volle Auflösung: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fc/1A1182101XXXVII003_%2815204995348%29.jpg


Bezüglich den Bändern auf der Vorderkante habe ich mehrere Fotos in den Anthologies gefunden, da gab es definitv beide Varianten.

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Russfinger

Auch von mir Vielen Dank für die tolle Zusammenfassung, obwohl es eigentlich nicht mein Thema ist. :klatsch:
Finde ich einfach grundsätzlich gut, wenn jemand sein Wissen an die Gemeine weiter gibt.

BTW:
Zitatkeine Bänder auf den Querrudern!
Sicher?
Ich meine, auf dem zweiten Flügel von Rechts welche erkannt zu haben, wenn auch schwach.
Dass auf den anderen keine zu sehen sind, könnte an den Lichtverhältnissen gelegen haben.

:winken:

Russie


No Kit left behind!

bughunter

Zitat von: Russfinger in 02. April 2019, 21:40:19
Sicher?
Ja.  :D
In der hohen Auflösung sieht man die Bänder auf den Flächen ganz gut, auf den Querrudern zieht sich der Stoff über die Rippen.
Man erkennt auch, daß der Tarnstoff längs auf den Querrudern ist, also 90° zu den Flächen. Das entspricht auch den bekannten Zeichnungen.

Auf den kurzen Stücken waren die Bänder nicht nötig, da vorn und hinten befestigt.

Viele Grüße,
Bughunter


Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Wolf

Habe die Spritzlinge in Lingen gesehen. Die Details auf den Oberseiten kann man ja noch hinnehmen, zumal wenn Decals drauf kommen. Aber die Unterseite mit ihren erhabenen Linien ist nicht gut gemacht.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

bughunter

Das Profipack ist jetzt lieferbar!

Aber Eduard ist lustig: hat die Leusch-Fokker dabei, malt der auch blaue Rippensicherungsbänder auf das Schachtelbild (was laut WNW und Eduard 48er der aktuelle Stand der Meinung ist), und hat dann nur die Tarnstoffbänder im Kit :rolleyes:
Dei Masse der optionalen Teile ist aber beeindruckend!

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.