Farbanstriche ( RAL ), hier: Feuerwehr 1900 - 1990

Begonnen von Quietschescheibe, 26. Juli 2011, 10:21:36

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Quietschescheibe

 Werte Trucker,
bin gerade dabei, für ein Projekt die Anstriche von Fw-Fahrzeugen zu recherchieren. Ist nicht einfach für meine Zeitepochen.
Besonders die Zeit 1900 bis 1914; 1920 bis 1960 ist schwerpunktmässig dran.
Die Kriegszeiten sind momentan ausgeklammert, da ja bekannt.
In meinen Notizen finde ich für 1900 plus nur ROT - welche RAL-Farbe wäre das (heute )?
Welche RAL wäre korrekt für 1920 bis 1930er Jahre?

Gabs/gibts  hier im Forum mal gebaute Modelle aus obiger Zeit?

Meine "Inseln" sind 1:87 und 1:32/35.

Vielen Dank.

Quietschescheibe

Hans

RAL-Normen für Farben gibts erst seit 1927. In den 20er und 30er Jahren waren die Fahrzeuge tatsächlich einfach "rot" (mit Ausnahmen) und zwar in Schattierungen, die nach heutiger RAL-Tabelle komplett von 3000 bis 3004 laufen. Eine Tendenz gabs zu 3003, so wie es nach dem Krieg auch der erste Standard war.
Das alles jetzt aus dem Kopf. Ich such heut abend mal noch was zusammen, aber wie gesagt, mach die keine Hoffnung auf die Zeit vor 1930.

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Bernd B.

#2
Ach Gott ... da gibt es ja nun massenweise Varianten, Vorschriften und Ausnahmen.

In den 1920ern/1930ern ist am ehesten ein dunkles Rot verwendet worden, die Normfanatiker nennen dann immer RAL 3003 Rubinrot. Das ist aber auch nur ein Kompromissbegriff, letztlich gab es zu der Zeit ja auch noch kein RAL 3003.

Rubinrot wurde auch in der Nachkriegszeit noch verwendet, die Feuerwehr Darmstadt etwa behielt das als Traditionsfarbe bei. Sogar noch, als sich in den 1960ern (spätestens) generell RAL 3000 Feuerrot durchsetzte und als Norm vorgeschrieben wurde. Später kam dann noch die Alternative RAL 3024 Leuchtrot (ab und an auch aus Versehen RAL 3026) dazu. Sonderlackierungen wie die gelben Löschfahrzeuge der BF Hamburg wollen wir 'mal ignorieren.

Will man Fahrzeuge vor 1930 "genau" lackieren, muss man einen direkten Abgleich mit dem Vorbild machen. Ansonsten nimmt man generell ein "dunkleres Rot" (etwa RAL 3003), bei manchen auffälligen Ausnahmen auch andere Rottöne.

PS in Ergänzung zu Hans' "Palette": Ich würde das von RAL 3000 bis sogar RAL 3011 laufen lassen, ausgenommen RAL 3007 Schwarzrot. Durch Abnutzung, Verfärbung etc.pp. kamen auch noch hellere Farbtöne dazu. Allerdings habe ich noch nie rosane Fahrzeuge gesehen, die man etwa in den USA schon 'mal findet ... nach langer Alterung unter zum Teil extremen Umwelteinflüssen.

Quietschescheibe


Schnell mal ein Dank für die aufschlussreichen Antworten, die sich ja fast mit meinen treffen.
Aus den Anstrichvorschriften der Eisenbahnen ist mir bekannt, dass es natürlich VOR 1927 keine RAL-bezeichnungen gab.
Jedoch gab es bei den Eisenbahnen davor durchaus schon genaue farbbezeichnugen mit Nummern.
Es gab in diesem Bereich immer wieder Abgleichungsvorschläge mit heutigen RAL-Farben; gar vor 1890 wars noch schwieriger....
Das hatte auch zwei Gründe: die chemischen Fabriken, die Farben herstellten, hatten Probleme mit ihren Mixturen, und - es bestand Konkurrenzkampf untereinander = jeder hatte sein "Geheimmixtur-Rezept".
Zweitens, es gab VIELE Eisenbahngesellschaften, die sich zT. "spinnefeind" waren ( auch aus Konkurrenz u.a. Gründen ) und so "ihre" eigenen Farbhersteller hatten, wobei es oft nicht einmal ums "gleiche" Grün, oder Braun, oder Grau ging...
Bei Modellanstrichen im Museen muss man kritisch sein. Da war auch nicht immer alles "Original".

Ich nehme an, dass im Lkw- u. Automodellbau vielleicht der eine oder andere die "alten" Anstrichsfarben in RAL "umgesetzt" hat, was den heutigen Oldtime-Modellisten weiterhelfen könnte.

bin auf weitere Hinweise gespannt.

Quietschescheibe

Bernd B.

#4
Natürlich hatte z.B. Opel ein eigenes Rot, ebenso Mercedes, Horch, Bachert, Metz, Magirus ... wer auch immer ein Feuerwehrauto baute, hatte Rot. Aber niemand hatte eine "Normfarbe" im engen Sinne, immer nur eine Hausfarbe. Um ein jüngeres Beispiel zu nehmen: Audi verwendete ein "Marsrot" als Hausfarbe, das durchaus als RAL 3000 durchgehen konnte, aber eben kein RAL 3000 war. War alles in Butter, bis der Wagen des KBM nach zu flotter Einsatzfahrt schnell mit RAL 3000 nachlackiert werden sollte ...

Ich weiss nun nicht, worauf Du letztendlich hinaus willst - aber in 1/87 oder auch 1/35 in einer Vor-Normungs-Periode einen solche Farbfetischismus zu betreiben, ist eher kontraproduktiv. Wie schon oben gesagt: Der genaue Farbton wird sich immer erst im Vergleich mit einem Original finden lassen, da wird es dann aber meistens schon recht forensisch (Farbreste an versteckten Stellen etc.pp). Der gilt dann aber auch nur für dieses eine, spezielle Fahrzeug.

Wurde etwa ein Fahrzeug von einem Aufbauhersteller gefertigt, dann kann das Rot sowohl vom Fahrzeughersteller wie auch (weitaus häufiger) vom Aufbauhersteller stammen. Im Extremfall hat man sogar zwei Rottöne. Eine dritte (seltene) Variante ist die Lieferung eines nur teillackierten oder ganz unlackierten Fahrzeugs, das dann in kommunalen Werkstätten fertiggestellt wurde. Hat man also einen Mercedes Feuerwehrwagen, kann der von Mercedes, von Bachert oder eben von Meister Eder und seinem Pumuckl lackiert worden sein.

Heute herzugehen und sich eine (damals definitiv nicht vorhandene) "Normung" zurechtzubasteln, das ist schlichtweg unmöglich - man kann nur mit annähernden Farbtönen arbeiten und dabei als "Mittelwert" RAL 3003 annehmen ... denn das war der Farbton, der nach 1945 in die Normung einging und von den "alten Kameraden" als "jenau wie vor dem Kriech" abgesegnet wurde.

- - -

Kleine Ergänzung als Denkansatz: Vielleicht sind wir heute einfach zu sehr im deutschen Normwesen verankert - als Veranschaulichung der realen Verhältnisse vor dem Zweiten Weltkrieg kann man sich eventuell die heutigen britischen oder auch US-Feuerwehren ansehen, die in "Rot" gehalten sind. Trotz normierter Farben (BS bzw. FS) ein buntes Spektrum von Rottönen, weil eben keine Standardfarbe Vorschrift ist (im Gegensatz zu Deutschland).

mhase

@Bernd:

Völlig korrekt - es gab eben schlicht und ergreifend keine "Vorschrift", da das feuerwehrwesen vor der reichsvereinheitlichung eben Kommunal- und Ländersache war. Damals war man zwar weit, aber farbfetischistisch noch nicht so weit.

Wenn man sich heute das so berühmte RAL 3000 im Original an Fahrzeugen ansieht, dann ist das auchg nicht bei jedem Kfz 1:1 dasselbe. Hängt auch davon ab, ob mit oder ohne Grundierung, auf Kunsttstoff usw.

Bin mal gespannt, was "Quietschescheibe" an Farbnormen für die Zeit 1933-45 hervorzaubert. Er sieht das ja als "eindeutig" geregelt.......

Gruß

Michael