" Takelage " bei modernen Schiffen

Begonnen von Guido Mertens, 31. Mai 2021, 19:37:49

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Guido Mertens

Hallo
Was haltet Ihr für die beste Methoden bei modernen Schiffen die " Takelage " darzustellen?
Gruß

wefalck

Was verstehst Du unter 'modernen' Schiffen ?
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

control


Guido Mertens

Hallo
Ja genau also die Dampfschiffe bis zur Njetztzeit
Gruß

maxim

Dampfschiffe bis heute? Also 1850er bis heute?

In welchem Maßstab baust Du?
Im Bau: dänische Schaufelradkorvette Gejser (1/700, Brown Water Navy Miniatures)


wefalck

Die Art der Darstellung(smöglichkeiten) hängen in der Tat vom Maßstab ab. Eventuelle 'Baupläne' müssen aber in der Regel durch Fachliteratur ergänzt werden, die dann auch die Detailausführung zeigt - schließlich waren das nicht einfach Seile von A nach B gespannt wurden, sondern jedes Element hatte entsprechend seiner Funktion entsprechende Ausführung.

Bis in etwa die 1870er unterschied sich eine Dampfschiffstakelage nicht wesentlich von der eines Segelschiffes, so daß man auf die entsprechende Literatur zurückgreifen kann. Ab der Mitte des Jahrhunderts enthalten die meisten Lehrbücher dann auch Informationen zur Takelung von Dampfschiffen.

Im folgenden eine kleine Liste relevanter Werke, von denen viele inzwischen auch bequem als Digitalisat verfügbar sind:

BREART, E. (18..): Manuel du Gréement et de la Manœuvre des bâtiments à voile et à vapeur. Comprenant les matières exigées pour l'obtention du Brevet de Capitaine au long cours et de Maître au cabotage.- 459+13 p., 7 pl., Paris (Librairie Scientifique, industrielle et agricole, Eugène Lacroix).

BRÉART, E. (1861): Manuel du gréement et de la mannœuvre des bâtiments à voiles et à vapeur. Premiere Partie.- 338 p., Paris (Eugène Lacroix, Editeur).

BRÉART, E. (1863): Manuel du gréement et de la mannœuvre des bâtiments à voiles et à vapeur. Deuxieme Partie. Manœuvres particulières au batiment à vapeur.- 110 p., Paris (Eugène Lacroix, Editeur).

BRÉART, E. (1864): Manuel du gréement et de la mannœuvre des bâtiments à voiles et à vapeur. Atlas.- 16 pl., Paris (Eugène Lacroix, Editeur).

DICK, C. KRETSCHMER, O. (18992): Handbuch der Seemannschaft.- I. Teil: VIII+682 p., 388 Abb., 33 Taf.; II. Teil: IX+668 p., 262 Abb., 8 Taf., Berlin (Ernst Müller & Sohn).

DICK, C. KRETSCHMER, O. (19023): Handbuch der Seemannschaft.- I. Teil: VIII+424 p., 223 Abb., 6 Taf.; II. Teil: IX+668 p., 262 Abb., 8 Taf., Berlin (Ernst Müller & Sohn).

HILDEBRANDT, O. (1872): Praktisches Lehrbuch für junge Seeleute der Kriegs- und Kauffahrtei-Marine.- 354 p., 10 pl., Danzig (A.W. Kafemann).

HILDEBRANDT, O. (1893): Praktisches Lehrbuch für junge Seeleute.- 430 p., 10 pl., Danzig (Ernst Gruihns Verlag).

KIPPING, R. (1864): Rudimentary Treatise on Masting, Mast-Making, and Rigging of Ships.- 169 p., London (Virtue Brothers).

KIPPING, R. (1903): Masting, Mast-Making and Rigging of Ships.- 211 p., London (Crosby, Lockwood, and Son).

MIDDENDORF, F.L. (1903): Bemastung und Takelung der Schiffe.- 401 p., Kassel (reprint 1977 by Horst Hamecher).

STEINHAUS, C.F. (1869): Die Construction und Bemastung der Segelschiffe.- 137 p., Hamburg (L. Friedrichsen & Co., reprint 1977 Horst Hamecher, Kassel).
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

maxim

Im 19. Jahrhundert wurden auch teilweise Ketten und später dann Stahlseile auch für Schiffe mit Segeltakelage verwendet. Ich bin mir nicht sicher wann - und selbst auf Fotos (Gesamtansichten) ist das schwer oder kaum erkennbar.
Im Bau: dänische Schaufelradkorvette Gejser (1/700, Brown Water Navy Miniatures)


wefalck

Die genannten Bücher geben dazu eine Antwort, wo Ketten und Drahtseil verwendet wurde. Drahtseil wurde ab den späten 1840er verwendet. Ab dann konnte man die Drähte auch verzinken. Da die Takelage ab den 1870er Jahren mehr und mehr nur noch eine Notfalloption wurde, wurde auch mehr Drahtseil und Kette auf Dampfschiffen verwendet, da diese weniger unterhaltsaufwendig sind, als Tauwerk aus Naturfasern.

Schornsteinstage waren zunächst immer Ketten und später Drahtseile.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Duckdalb

#8
Grundsätzlich gibt es einige deutliche Merkmale: Die Jungfern entfielen und die Wanten und Stage waren mit Spannschrauben befestigt. Die oberen Mars- und Bramrahen wurden starr befestigt und wurden nicht mehr hinuntergefiert. Ketten und Stahltrossen wurden schon erwähnt. Der Bugspriet verschwand zunehmend, bis er nur noch ein kurzer Ausleger war. Die Masten und Rahen waren zunehmend aus Metall und auch die Unterrahen wurden drehbar am Mast befestigt. Blöcke und deren Rollen waren aus Metall und hatten feste Schäkel, waren also nicht mehr gestroppt.

Mit dem Aufkommen der Dampfkraft verschwanden wirklich funktionable Takelagen sehr schnell und waren am Ende nur noch ein, zwei Alibimasten mit Gaffelbesegelung - die klassischen Rahen hatten ausgedient (wenn sie auch lange beibehalten wurden). Durch die Schornsteine und Maschinen bedingt, wurde z.B. der Großstag auch mal nach links und rechts geteilt.

Das hat auch damit zu tun, dass sich Dampfkraft und Segelkraft im Grunde ausschließen. Ein gutes Segelschiff ist ein schlechter Dampfer und umgekehrt. Je mehr für die Dampfkraft optimiert wurde, desto schlechter segelte ein Schiff. Mit Schaufelrädern war es ohnehin ganz schlimm, und eine Schraube erfordert andere Linienform und Ruder als ein Segler. Als dann klar wurde, dass man mit Dampfkraft ohne nennenswerte Probleme über den Atlantik kam, war das der Todesstoß für die großen Segler. Im Kriege ohnehin, denn drehbare Geschütze, Flak-Batterien, Rammbug und dicke Panzerung machte jede Takelage unsinnig. Schon die historischen Mörserboote verzichteten auf den Fockmast, weil sie ja nach vorne freies Schussfeld brauchten...

Da Holz und damit Naturfarbe weniger wurde, waren Masten und Zubehör allgemein in einer Farbe gehalten (weiß, schwarz und sehr oft gelb).

Die Darstellung unterscheidet sich nicht wesentlich von ,,historischen" Takelagen. Da die Besegelung aber oft nur im Notfall angeschlagen wurde, bestehen sie im Grunde nur aus dem stehenden Gut, was das Modell deutlich einfacher macht. Insgesamt waren die Formen geradliniger, vereinfacht, ,,lackierter" und man kann im historischen Schiffbau so verpönte Materialien wie Resin, Nylon gut verwenden