Kleiner Fotografie-Übersichts-Thread

Begonnen von RAPTOR, 23. Januar 2004, 20:10:15

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Kleiner Fotografie-Übersichts-Thread


Textcopyright by Alexander Krug

Wir haben ja nun ein neues Forum im Modellboard.de, in welchem Ihr Fragen rund ums Thema Fotographie und Bildbearbeitung stellen könnt. Damit aber vielleicht nicht immer die gleichen Fragen auftreten, möchte ich an dieser Stelle mal ein kleines Sammelsurium diverser Fragen und Antworten aufbauen, wozu auch ein Überblick über mögliche Ausrüstungen gehören soll. Und mit einem Überblick über verschiedene Kameratypen möchte ich auch beginnen.

Kameratypen

Als Fotoanfänger steht man immer vor dem Problem, dass man nicht weis, welche Kamera für einen geeignet ist bzw. worin sich die Typen überhaupt unterscheiden. Die Hauptteilung der Kameratypen erfolgt in 3 Hauptkategorien:


Bei allen 3 Kategorien handelt es sich um Kleinbildkameras. Es gibt noch eine 4. Kategorie, welche die Mittelformatkameras umfasst. Diese ist jedoch für Normal- und Hobby-Fotografen vollkommen uninteressant. Was der Begriff Kleinbild und Mittelformat bedeutet, wird im späteren Fragen-Antworten-Teil näher erläutert.
Was sind die Merkmale, Vor- und Nachteile der 3 Kameratypen? Diese Frage soll in der folgenden Aufstellung geklärt werden.


Sucherkameras (Kompaktkameras)

Sucherkameras werden auch als Kompaktkameras bezeichnet. Sie zeichnen sich durch ihre kleine Bauform und der daraus resultierenden Handlichkeit aus. Der Betrieb erfolgt im Allgemeinen über normale Batterien (Typ AA) oder entsprechende Akkus. Der Strombedarf dieser Kameras ist recht bescheiden, so dass man mit einem Batteriesatz sehr viel knipsen kann. Die Ablichtung der geknipsten Bilder erfolgt auf 35mm-Negativfilme, oder auch Diafilm. Ein eingebauter Blitz sorgt auch bei schwachem Licht für eine gute Ausleuchtung des Motivs,  wobei jedoch ein Einsatz in größeren Räumen nicht sehr effektiv ist. Bei einigen Modellen ist die Verwendung eines externen Blitzgerätes möglich, welcher die die Möglichkeit der Blitzfotografie mit den Sucherkameras recht gut erweitert.

Kommen wir zum eigentlich Wichtigsten, dem Objektiv. Was für ein Objektiv verwendet wird, hängt vom Kamerahersteller sowie der Preisklasse der Kameras ab (ein kompletter Überblick ist aufgrund der Modellvielfalt nicht möglich). Einstiegskameras, welche sich im Preissegment um die 50 Euro bewegen, zeichnen sich meistens durch ein einfaches Objektiv mit einer festen Brennweite aus, ein Zoomen ist nicht möglich. Ab einer Preisklasse von ca. 80 Euro sind die Suchekameras eigentlich schon mit einem Zoomobjektiv ausgestattet. Die Größe des Zoombereichs steigt in der Regel mit dem Preis an. Kameras mit Objektiven im gehobenen Telebereich sind leider fast gar nicht zu finden. Eine vernünftige Erweiterung des Zoombereichs oder eine Objektivwechsel ist nicht möglich. Neben dem Zoom stellt aber auch die Lichtstärke des Objektivs einen entscheidenden Faktor dar. Leider ist es so, dass die Lichtstärke bei Sucherkameras nicht besonders gut ist, was in einer doch meist zwingend notwendigen Verwendung des Blitzes (normales Tageslicht mal ausgenommen) oder eines höher empfindlichen Filmes resultiert.
Die Motivsuche erfolgt bei den Sucherkameras über ein kleines Sichtfenster (Sucher). Eine Veränderung des Zoombereichs resultiert im Allgemeinen auch in einer Änderung des Bildausschnitts im Sichtfenster, so dass eine Kontrolle des veränderten Bildes möglich ist. Die Benutzung einer Sucherkamera ist eigentlich sehr einfach, da diverse Einstellmöglichkeiten nicht vorhanden sind und man normalerweise nur auf das Motiv halten und auslösen braucht. Eine direkte Kontrolle des Bildes ist nicht möglich.
Zusammenfassend noch mal die Vor- und Nachteile:


Vorteile:
  • kleine Bauform, gute Handlichkeit
  • geringer Strombedarf
  • günstiger Preis
  • schneller Einsatz und einfache Bedienung

Nachteile:
  • fester Zoombereich, kein Objektivwechsel möglich
  • keine direkte Kontrolle des Bildes, nur Ausschnittswahl möglich
  • schwacher Blitz
  • für ein Bild muss man zum Fotolabor


Fazit: Sucherkameras sind für schnelle Bilder geeignet, an welche keine größeren Ansprüche gestellt werden. Für anspruchsvollere Fotografie und vor allem die Modellfotografie von uns Usern im Modellboard.de ist dieser Typ ungeeignet.

Anmerkung: Zu den Sucherkameras gehören auch noch die APS-Kameras. Dies sind Kameras, welche mit einem speziellen APS-Film die Aufnahme von sehr breiten Bildern ermöglichen, was z.B. für Landschaften ganz nett ist. Ansonsten unterscheiden sich APS-Kameras aber nicht weiter von normalen Sucherkameras.

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Digitalkameras

Bevor näher auf die Digitalkameras eingegangen wird, möchte ich darauf hinweisen, dass es stellenweise zu großen Unterschieden zwischen einzelnen Kameras dieses Typs kommen kann. In diesem Zusammenhang möchte ich gleich eine Aufteilung in 3 Untertypen vornehmen. Diese Aufteilung soll in Kompaktdigital-, SLR-Digital- (Spiegelreflex) und gehobene Digitalkameras erfolgen, wobei letzterer Typ den Übergang zwischen Kompaktdigital- und SLR-Digitalkameras bildet. Die SLR-Digitalen werden etwas genauer unter der Klasse SLR-Kameras betrachtet.

Fangen wir am Besten mit den Kompaktdigitalen an, da diese den größten Anteil in der Digitalfotographie haben. Rein vom Äußerlichen her unterscheiden sich die Kompaktdigitalen auf den ersten Blick kaum von normalen Sucherkameras. Sie zeichnen sich durch eine kleine (meist sogar sehr kleine) Bauform aus, was aber leider nicht oft mit einer guten Handlichkeit einhergeht. Menschen mit größeren Händen haben bei den kleinen Modellen doch stellenweise schon arge Probleme mit der Handhabung. Die Kompaktdigitalen besitzen einen eingebauten Blitz, welcher wie bei den Sucherkameras für in der Nähe befindliche Objekte ausreicht, bei größeren Ausleuchtungen aber auch zu schwach ist. Die Verwendung eines externen Blitzlichtes ist je nach Modell möglich. Der Strombedarf wird meist durch mehrere Akkus (2-4 Typ AA) abgedeckt, wobei diese Akkus eine doch schon sehr hohe Kapazität besitzen sollten. Denn die Kompaktdigitalen sind wahre Stromfresser. Je nach Einsatz kann ein Akkupack schon mal nach 30 Bildern erschöpft sein. Vom Einsatz normaler Batterien ist daher abzuraten.

Das Objektiv der Digitalen kennzeichnet sich meist durch eine kleine Linse. Der Zoombereich variiert hier von Modell zu Modell recht stark, was auch preislich bedingt ist. Einstiegskameras bieten meist nur eine feste Brennweite, ab 150 Euro kann schon mit einem vernünftigen Zoombereich gerechnet werden. Um auch in den Telebereich vorstoßen zu können, sind natürlich entsprechend höhere Ausgaben erforderlich. Ein separater Wechsel des Objektives ist nicht möglich. Zum Thema Zoom bei Digitalen gehe ich später noch mal genauer ein.

Die Digitale besitzt wie die Sucherkamera auch ein Sichtfenster (Sucher), welcher im Allgemeinen direkt mit dem Zoom des Objektives gekoppelt ist, man also auch hier den Ausschnitt sieht, den das Objektiv sieht. Leider ist der Sucher bei den Digitalen meist sehr klein gehalten, so dass man sehr schlecht durchsehen kann. Ebenso ist es bei einigen Kameras so, dass nicht genau der gleiche Ausschnitt im Sucher ist, wie im Objektiv. Eine weitere Möglichkeit der Bildkontrolle bietet der an der Rückwand der Digitalen befindliche LCD-Monitor. Hier wird (anders als beim Sucher) genau das Bild gezeigt, was das Objektiv sieht. Die Qualität des Monitors schwankt auch von Modell zu Modell, wobei die Auflösung eine starke Rolle spielt. Leider ist es im Monitor fast nicht möglich genau zu erkennen, was im Bild scharf ist und was nicht, so dass ein Foto schon mal misslingen kann.

Bezüglich der Einstellmöglichkeiten und der direkten Bildkontrolle bietet die Digitale schon ein größeres Spektrum als die Sucherkameras. So kann meist zwischen verschiedenen Motivprogrammen gewählt werden, durch welche sich die Kamera automatisch an z.B. Sonnenuntergänge oder Landschaften oder Schnee anpasst. Ebenso kann, soweit vorhanden, auf einen Makromodus umgeschaltet werden, welcher die Aufnahme eines Objektes aus nur wenigen Zentimeter Entfernung ermöglicht. Die Kamera reguliert dabei automatisch die Blende, so dass auch eine vernünftige Tiefenschärfe zustande kommt (gerade für uns Modellbauer wichtig).

Bildspeicherung

Die Speicherung des Bildes erfolgt bei der Digitalkamera nicht auf einem Film, sondern auf einem elektronischen Speichermedium. Leider gibt es dafür mehrere Formate, welche sich in CF-Card, SD-Card, Memory Stick, xD-Picture-Card und Microdrive unterscheiden. Die Memory Sticks sind ein eigens von Sony erstelltes Format, welches auch nur in Sonykameras Anwendung findet. Die xD-Picture-Card soll sich als neuer Speicherstandard durchsetzen, ist aber noch nicht sehr weit verbreitet. Microdrives sind kleine Festplatten im Gigabytebereich, welche bevorzugt bei den SLR-Digitalen und den gehobenen Digitalen in Anwendung sind. Somit bleiben 2 Formate übrig, die CF- und SD-Card, wobei jedes Format von einem anderen Hersteller bevorzug wird. Die Speichergrössen fangen bei 8MB an und enden normalerweise bei 512MB. Ein Unterschied besteht im dem Sinne darin, dass eine Karte etwas schneller ist als die andere, wobei ich jetzt nicht mehr genau weis, welche schneller oder langsamer ist. Die Speicherung der Bilder erfolgt im Allgemeinen als JPG-Datei, wobei unterschiedliche Bildgrößen (Pixelgrößen) und meist auch unterschiedliche Komprimierungsraten (kleine Komprimierung = bessere Bildqualität) über das Kameramenü ausgewählt werden können. Die Bildqualität hängt auch sehr stark vom Bildchip (wandelt die durchs Objektiv einfallenden Bildinformationen digital um) und dem Objektiv ab, so dass in diesem Zusammenhang von No Name bzw. Billigprodukten abgeraten wird.

Objektive

Ich möchte noch mal ein paar Worte zu den Objektiven und dem Autofocus bei den Kompaktdigitalen verlieren. Die Objektive sind meist sehr klein gehalten und weisen eine vernünftige Lichtempfindlichkeit (besser als Sucherkameras) auf. Der auf dem Objektiv angegebene Zoombereich ist jedoch stellenweise sehr verwirrend und auch von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. So steht z.B. auf einer Nikon 2100 ein Zoombereich von 4,7-14,1mm und auf einer Canon Ixus 400 7,4-22,2mm. Das hört sich so, als ob die Canon einen besseren Zoombereich hat. Und da liegt auch der Hase im Pfeffer, denn beide Kameras haben einen den Sucherkameras äquivalenten Zoombereich von 36-108mm. Die Ursache liegt in dem Bildchip, welcher nur einen Teil des durch das Objektiv eigentlich sichtbaren Bildbereiches aufnimmt. Man sollte also beim Kauf einer Digitalen Kamera immer nachfragen, welchen Zoombereich im Kleinbildformat die Kamera aufweist, damit man einen vernünftigen Vergleich hat. Ebenfalls sollte beim Kauf auf die Angabe des optischen Zooms geachtet werden. Es gibt einen optischen Zoom (über das Objektiv stellt sich der Zoom ein) und einen digitalen Zoom (in max. Zoomstellung wird digital eingezoomt, führt zur Aufpixelung des Bildes, kein wirklicher Zoom). Viele Kameras protzen mit einem grossen digitalen Zoombereich. Leider ist dieser eigentlich vollkommener Quatsch, da mit dem digitalen Zoom eine starke Aufpixelung uns somit auch Verschlechterung des Bildes einhergeht. Entscheidend ist der optische Zoom.

Auflösung

Lasst mich auch noch auf die Auflösung der Kameras eingehen. Es gibt 2 Arten von Auflösung, einmal die effektive (reale) Auflösung und dann die interpolierte Auflösung. Für einen Kamerakauf ist die reale Auflösung entscheidend. Sie gibt an, wie groß ein aufgenommenes Bild maximal sein kann. So kann eine 2 Mio Pixel Kamera maximal 1600x1200 Pixel große Bilder machen, wobei immer ein Verhältnis von 4:3 (Breite zu Höhe bei Querformat) eingehalten werden muss. Es ergeben sich also Stufungen von 640x480 (kleinste Auflösung), 800x600, 1024x768 etc., wobei die möglichen Aufnahmegrößen natürlich von der Kamera abhängen. Daraus resultiert auch eine Kategorisierung der Kameras, welche sich in Pixelklassen aufteilen, mit z.B. 2, 3 oder 4 Mio Pixel. Bei einer interpolierten Auflösung wird ein Bild von beispielsweise 1600x1200 Pixel künstlich auf 3200x2400 Pixel hoch gescalt. Eigentlich liegen nun nur auf jedem 2.Pixel Bildinformationen vor. Daher wird zwischen den Pixeln eine Interpolation gerechnet, wobei der leere Pixel einen Farbwert bekommt, der genau zwischen den beiden bereits vorhandenen Pixeln liegt. Dadurch wird das Bild künstlich vergrößert, verliert aber Qualität. Daher ist genau darauf zu achten, dass man bei einem Kauf nicht von den interpolierten Werten getäuscht wird.

Ein kleines Problem bei den Kompaktdigitalen liegt im Autofocus. Erstens ist dieser meist nicht sehr schnell und hat leider auch reichliche Probleme, gerade kleinere Objekte vor einem größeren Hintergrund scharf zustellen. Meist ist der Hintergrund scharf und das Objekt nicht. Eine Möglichkeit der manuellen Scharfstellung gibt es leider bei den Kompaktdigitalen nicht. Ebenso versagt der Autofocus sehr schnell, wenn es Dunkel wird. Ein weiteres Manko stellt die doch recht große Auslöseverzögerung dar, welche gerade beim Knipsen schnell bewegter Objekte problematisch wird. Die meisten Kameras besitzen auch eine Serienbildfunktion, mit welcher im Schnitt 1 bis 2 Bilder pro Sekunde durch einmaliges Auslösen geknipst werden. Leider ist diese Funktion durch die Schreibgeschwindigkeit der Speicherkarte und des internen Pufferspeichers begrenzt, da meist nur 4 bis 6 Bilder in Folge aufgenommen werden können, bis der Puffer soll ist. Durch schreiben der Bilddaten auf die Speicherkarte leert sich der Puffer und eine neue Bilderserie ist möglich.

Ich weis dass sich meine Ausführung zur Kompaktdigitalen stellenweise sehr abwertend anhört. Aber leider sind das alles Punkte welche die Kameras nun halt einmal aufweisen und was doch sehr oft sehr störend sein kann. Einige Minuspunkte können natürlich auch durch entsprechend teurere Produkte vermieden oder verringert werden, wie z.B. die manuelle Scharfstellung oder eine Verringerung der Auslöseverzögerung, aber diese Produkte sind für den Otto-Normal-Verbraucher einfach uninteressant.

Zusammenfassend nochmals die Vor- und Nachteile der Kompaktdigitalen:

Vorteile:
  • sehr kleine Bauform
  • je nach Modell viele Einstellmöglichkeiten
  • Bild kann sofort betrachtet werden, entweder auf dem Display oder dem Monitor
  • noch recht günstiger Preis
  • nachträgliche Bearbeitung der Bilder direkt in der Kamera möglich; löschen, Farbabgleich
  • ein Film ist nicht mehr notwendig
  • Macrofunktion, sofern vorhanden
  • guter Bedienkomfort

Nachteile:

  • hohe Auslöseverzögerung
  • sehr hoher Stromverbrauch
  • Autofocus arbeitet manchmal nicht einwandfrei
  • keine direkte Einflussnahme auf das Bild möglich
  • kein Objektivwechsel möglich
  • manchmal unhandlich, schlechter Bedienkomfort (bei grossen Händen)
  • schwacher Blitz

Fazit: Die Kompaktdigitalen eignen sich als gute Alternative zu den Sucherkameras. Es ist eine Frage des Geschmacks, ob man Bilder lieber in Papierform oder auf dem PC betrachtet. Für Veröffentlichungen im Internet, wie z.B. im Modellboard.de, ist die Kompaktdigitale eigentlich optimal, da innerhalb weniger Minuten ein Bild geknipst und Online gestellt werden kann. Für Modellbauer ist die Kamera in Verbindung mit einem vorhandenen Macromodus sehr interessant, da dort wirklich bis auf weniger Zentimeter ohne grösseren Aufwand an ein Modell herangegangen werden kann. Bei ausreichender Benutzung ist auch der höhere Anschaffungspreis recht schnell herausgeholt. Und wenn man mit den aufgeführten Nachteilen leben kann, ist man mit einer Digitalen auch sehr gut bedient.

Anmerkung: Die Anfangs aufgeführten gehobenen Digitalkameras besitzen meistens schon ein manuelle Schärferegelung sowie die Möglichkeit zum Objektivwechsel oder auch zur Objektiverweiterung. Ebenso können sie Bilder in einer höheren Auflösung aufnehmen und haben eine schnelle Serienbildfunktion. Jedoch liegen diese Kameras in einem Bereich von 500 Euro aufwärts, womit sich für einen Otto-Normal-Verbraucher uninteressant werden.

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SLR-Kameras (Spiegelreflex)

Bei der letzten Kameragruppe auf welche eingegangen werden soll, handelt es sich um die SLR-Kameras (Single Lens Reflex Camera), oder Deutsch Spiegelreflex-Kamera. Man unterscheidet in Analog- und Digital-Spiegelreflex, wobei die analogen SLR's am weitesten verbreitet sind.

Die SLR ist in ihrer Bauform nicht so kompakt wie die anderen beiden Kameratypen. Sie ist im Vergleich recht schwer (600g für ein Gehäuse sind normal), glänzt allerdings durch eine sehr gute Handhabung, da sie sehr gut der Hand angepasst ist. Wie ihrer kleinen Schwestern verfügt die SLR über einen eingebauten Blitz, welcher bei Bedarf nach oben aufklappt (Profikameras wie die Canon EOS1 etc. mal ausgenommen). Dieser ist im Vergleich wesentlich kräftiger, ist aber auch nicht für die Ausleuchtung größerer Räume geeignet. Die Verwendung eines externen Blitzes ist aufgrund des Standardmäßigen Blitzschuhs kein Problem, wobei jedoch auf die für den Hersteller abgestimmte Geräte verwendet werden müssen. Die Stromversorgung der SLR erfolgt normal über 2 oder mehr Batterien, wobei normalerweise bestimmte Spezialbatterien wie die CR 123 Zelle zum Einsatz kommen. Diese haben eine hohe Kapazität, kosten allerdings auch etwas mehr als herkömmliche Mignonzellen. Alternativ kann man für eine SLR (nicht für jede Kamera) einen so genannten Batteriegriff kaufen. Dieser erfüllt 2 Funktionen. Erstens kann man mit ihm auch z.B. Mignonakkus in der Kamera verwenden und zweitens kann man mit diesem Griff wesentlich ein Bild im Hochformat knipsen, da sich am Griff ein 2. Auslöser befindet und man nur die Kamera drehen muss, nicht aber sein Handgelenk, was ein entspannteres Arbeiten ermöglicht.

Ein Hauptgrund für die Verwendung einer SLR stellt ihre Fähigkeit dar, das Objektiv ohne größeren Aufwand zu wechseln. Von jedem SLR-Hersteller und auch Fremdfirmen wird eine Vielzahl an Objektiven für fast jede Situation angeboten. Diese Palette reicht von extremen Weitwinkelobjektiven bis hin zu Ultra-Teleobjektiven. Nachteilig ist, dass die Objektive natürlich je nach Bauart eine enorme Größe haben und auch nicht gerade leicht sind. Das Gewicht eines großen Teleobjektives kann dann schon mal einige Kilo betragen. Dies kann allerdings auch positiv sein, da man dadurch Objektive erhält, welche sehr Lichtstark sind und selbst bei sehr wenig Licht noch ein fotografieren ohne Blitz ermöglichen. Die Speicherung der Aufnahmen erfolgt bei der SLR auf Negativfilm oder auch Diafilm, wobei durch die möglichen Filmempfindlichkeiten natürlich auch weniger lichtstarke Objektive verwendet werden können. Die Motivsuche erfolgt bei der SLR wie den anderen Kameras durch einen Sucher, jedoch ist der Sucher hier direkt mit dem Objektiv verknüpft, so dass eine Scharfstellung des Objektivs direkt im Sucher gesehen wird. Durch diese Verknüpfung von Objektiv und Sucher ergibt sich eine sehr große Freiheit in der Gestaltung der eigenen Bilder, worauf ich gleich noch mal eingehen werde.

Die SLR bietet eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten, wobei auch hier bereits vorgefertigte Programme für z.B. Nacht- oder Portraitaufnahmen direkt aufgerufen werden können und sich die Kamera automatisch einstellt. Darüber hinaus bietet die SLR aber auch die Möglichkeit, dass Bild direkt zu beeinflussen. So kann manuell die Belichtungszeit und Blende vorgewählt werden, was zur Erzeugung einer großen Fülle an optischen Effekten genutzt werden kann. Hier kommt auch noch mal die Verbindung Objektiv-Sucher ins Spiel. Denn durch eine an den meisten SLR's vorhandene Abblendtaste kann z.B. der Einfluss der eingestellten Blende auf das Bild direkt überprüft werden, ebenso wie z.B. der Schattenverlauf bei genutztem Blitzlicht. Weitere Funktionen der SLR umfassen z.B. Serienbildfunktionen, welche anders als bei den Digitalen durchweg genutzt werden kann und nicht von der Schnelligkeit des Speichers oder eine Pufferung abhängt. Natürlich gibt es auch hier Unterschiede, die von 1 Bild pro Sekunde bis zu 9 Bilder pro Sekunde reichen (je nach Modell). Die für uns interessante Makrofunktion kann bei der SLR meist nur durch spezielle Makroobjektive verwirklicht werden.

Auch hier zusammenfassend die Vor- und Nachteile der SLR-Kamera:

Vorteile:
  • sehr gute Handhabung
  • je nach Modell sehr viele Einstellmöglichkeiten
  • direkte Einflussnahme auf das Bild
  • große Auswahl an Objektiven
  • schnelle Auslösung
  • geringer Strombedarf

Nachteile:

  • schwere und teils sperrige Ausrüstung
  • teils sehr teuer
  • für ein Bild muss man zum Fotolabor
  • Macrofunktion nicht ohne weiteres möglich

Fazit: Die SLR ist etwas für den Fotografen, der sehr viel eigene Kreativität beim Fotografieren ins Bild bringen möchte. Hinsichtlich ihrer Vielfalt und der Auswahl an Zubehör ist die SLR ungeschlagen, jedoch muss man sich mit einem hohen Preis und teils sehr schwerem und klobigen Objektiven rumschlagen. Für Modellbauer ist die SLR nur geeignet, wenn man entsprechendes Equipment wie ein Makroobjektiv oder ein Objektiv mit Makrofunktion besitzt.

Anmerkung: Die SLR gibt es seit längerem auch in der digitalen Ausführung. Diese kombiniert die guten Eigenschaften der Digitalfotographie (direktes betrachten der Bilder, nachträgliche Bearbeitung, kein Film) mit den Eigenschaften der analogen SLR's (Objektivwahl, Schnelligkeit, direkte Bildbeeinflussung). Leider ist die digitale SLR noch sehr teuer (ab 1000 Euro), besitzt immer noch die störende Auslöseverzögerung, ist auch recht Stromhungrig und arbeitet nicht mit den auf den Objektiven angegebenen Brennweiten. Durch den Bildchip, welcher nicht das volle Bild des Objektivs aufnimmt, wird die Brennweite mit 1,6 multipliziert, aus 100mm wird also 160mm Brennweite. Dies kann gerade bei Weitwinkelobjektiven störend sein, da aus einem 18mm Weitwinkel nur ein 28mm Standardobjektiv wird.

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Fragen und Antworten

An dieser Stelle werdet ihr demnächst Fragen und Antworten rund um die Fotografie finden. Sollte Euch eine Frage zu diesem Thema einfallen, die ihr gerne beantwortet haben möchtet, schick mir einfach eine PN oder mailto:raptor@modellboard.de>Mail.

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