Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160

Begonnen von wefalck, 17. Februar 2010, 13:26:23

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

bughunter

Zitat von: matz in 01. Mai 2022, 11:34:36
Nun fügen sich nach langer Zeit die vielen kleinen Präzisionsmodelle zu einem großen Ganzen. :klatsch:
Oh ja, das ist auch immer ein schöner Moment bei den eigenen Modellen - wenn sich die vorbereiteten Baugruppen zu einem größeren Ganzen zusammenfügen. Das Ganze ist dann mehr als die Summe der Teile, wie hier  :P

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Frankzett

Präzisionsmodellbau ist das richtige Wort dafür. Die filigranen Details sind schon vom feinsten.

Viele Grüße
Frank

wefalck

#252
Herzlichen Dank für die netten Worte !

**************************************

Schiffsboote

Während ich auf den Draht für die Kettenreling warte, habe ich angefangen, mich mit den Booten zu befassen. Am Anfang hatte die WESPE-Klasse vier Boote an Bord, zwei Kutter IV. Klasse, eine Gig und eine Jolle. Im Maßstab 1:160 sind die alle weniger als 50 mm lang und 10 mm breit. Dank der Forschungsarbeiten verschiedener Kollegen im AK haben wir recht gute Informationen zu den Booten, einschließlich Rissen und bautechnischer Details. Zusätzlich gibt es ja den ,BRIX' der seit 1878 bis 1929 mehrfach neu herausgegeben wurde.

Mir war nicht so danach, alle vier Boote mit den ganzen Bau- und Ausrüstungdetails zu bauen, ich habe mich daher entschieden drei seefest mit der Bootspersenning abgedeckt zu zeigen, während die Jolle offen in den Davits hängen wird, um jederzeit z.B. bei Mann-über-Bord ausgesetzt werden zu können. Ich weiß allerdings nicht, ob dafür tatsächlich die Jolle verwendet wurde oder einer der Kutter, gehe aber davon aus, daß das kleine Boote schneller zu Wasser gebracht werden konnte.

Eine zusätzliche Herausforderung ist, daß diese Boote geklinkert waren. Ich habe einmal ein geklinkertes Dinghi im Maßstab 1:60 gebaut, das ebenfalls nur etwa 5 cm lang war, aber deutlich breiter und tiefer und mit breiteren Planken. Die Marineboote haben so um die zehn Plankengänge auf jeder Seite.

Ich habe als erstes die lange, schmale Gig in Angriff genommen. Dazu lag mir ein Riß vor, den ein Kollege vor ein paar Jahren gezeichnet hatte. Der BRIX von 1883 gibt zusätzliche Informationen zur Bauweise und zur Dimensionierung der einzelnen Teile.


Zeichnung der Gig aus BRIX (1883)

Als Bauweise wurde die Überkopfbauweise auf Vollspanten gewählt, was einfacher erschien, als den Rumpf mit seinen hohlen Wasserlinien achtern nach Schablonen aus einem Stück Holz zu schnitzen. Die Spanten wurden einzeln aus dem Riß herausgezeichnet und nach oben zu einer gemeinsamen Referenzlinie für den Überkopfbau verlängert. Die Spanten wurden zum Ausschneiden mit dem Laser aus Canson-Papier arrangiert.


Laser-geschnittene Spanten und Kielstücke

Eine zweite Vorlage zum Laserschneiden enthält einen weiteren Satz Spanten sowie Aufdoppelungen für den Kiel und den Steven mit denen die Sponung erzeugt wird. Alle Teile werden nach dem Tränken mit Zapon-Lack aufgedoppelt, um sie zu versteifen.


Der zweite Satz von Spanten und die Aufdoppelungen für Kiel und Steven

Die Einzelteile wurden wie bei der Vollspantenbauweise üblich zusammengesetzt und auf einem Stück Canson-Papier montiert um das Gerüst weiter zu versteifen. Das Ganze wird dann später auf ein Stück Holz montiert, um die Handhabung zu erleichtern.
Bis dahin ist alles gut gelaufen, aber die Beplankung wird dann die wirkliche Herausforderung wird die Beplankung sein, da die einzelnen Planken weniger als einen Millimeter breit sind an ihrer breitesten Stelle. Theoretisch sollten sie auch nur 0,06 mm dick sein im Maßstab 1:160, aber ich werde es mit dem 0,15 mm dicken Canson-Papier versuchen und schauen, wie es aussieht. Wenn das zu grob aussieht, werde ich wieder von vorne anfangen müssen ...


Das montierte Spantgerüst

Die Umrisse der Planken von Hand zu formen wäre wirklich eine zu große Herausforderung und mit Papier wohl auch nicht möglich. Aber in meinem 2D-CAD-Programm kann man die Längen der Bezier-Kurven ablesen, die ich zur Konstruktion der Spantumrisse verwendet habe. Ich habe daher diese Länge genommen, sie durch 10, dann durch 4 geteilt und dann mit 5 malgenommen. Das ergibt die Plankenbreite an jedem Spant unter der Annahme, daß sie zu einem Viertel überlappen (wie man an der Zeichnung in BRIX 1883 ablesen kann). Die Plankenkonturen wurden so als Vorlage zum Schneiden mit dem Laser gezeichnet. Ein erster Durchlauf war noch nicht ganz erfolgreich, ich muß noch mit den Schneidparametern herumspielen.

*****
BRIX, A. (1883): Praktischer Schiffbau – Bootsbau.- 38 p. + 15 pl., Berlin (Hütte).


Fortsetzung folgt ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Hans

Frage zum Papier: Canson ist ein Hersteller, der alle möglichen Papiere hat. Welches genau verwendest du, bitte?
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

wefalck

Canson ist in der Tat ein französischer Hersteller dessen Tradition bis ins 16. Jh. und zu deseen Vorfahren die Brüder Montgolfier gehören. Die Firma offeriert eine breite Palette an technischen und künstlerischen Papieren. Als Canson-Papier läuft hier allerdings ein stark kalandriertes, durchgefärbtes Tonpapier.

In meinem Fall ist es das Iris® Vivaldi® in einem Gewicht von 120 g/m2.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Hans

#255
Ich danke dir! Leichter als ich dachte!
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

wefalck

Bei dickerem oder stärker geleimtem Material tun sich die paar Watts des Laserschneiders schwer.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

bughunter

Hast Du schon mal versucht, Masking-Tape wie Tamiya-Tape zu lasern?
Hintergrund: kleine Schriften lassen sich mit dem Schneidplotter nur schwer schneiden, um die 4mm ist Ende.

Und es gibt da ein Belgier, der scheint Masken zu lasern:
https://www.themodellingnews.com/2021/10/hands-on-review-high-definition-stencil.html

Aber keine Idee, ob Dein Laser für so etwas präzise genug brennt.
Und Linux-Software für Deinen Laser habe ich inzwischen auch gefunden :1:

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

wefalck

Nein habe ich (noch) nicht. Wäre aber einen Versuch wert. Das Problem ist, daß man um so mehr Laser-Energie braucht, je heller das Material ist (simple Physik - helle Oberflächen reflektieren eben besser). Man wird mit den verschiedenen Schneidparametern spielen müssen, um einerseits das Material durchzuschneiden und andereseits die Dispersion des Strahl möglich gering zu halten, um eine hohe Auflösung und Randschärfe zu erreichen.

1 mm hohe Schriften sollten aber im Prinzip machbar sein, die Schrift der Namensbretter der WESPE ist so groß und die sind einigermaßen herausgekommen.

Anstatt mit dem Maskierband von Tamiya könnte man es auch mit den guten alten gummierten, braunen Packbändern versuchen. Nach dem Ausschneiden anfeuchten und aufkleben. Das sollte sich dann mit Wasser wieder lösen lassen.

Ich hatte mir auch eine 1 mm starke Moosgummimatte besorgt, um Stempel für den Tampondruck zu schneiden/gravieren. Da ich am Ende aber doch keine Tiefgangsmarken angebracht habe (da sie von den Wellen verdeckt werden), habe ich es bsiher nicht ausprobiert.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

wefalck

Beplankung der Gig

Ein Zwischenstand beim Bau der Gig. Das Spantgerüst wurde auf einer Holzleiste fixiert, um sicher zu stellen, daß es sich nicht verzieht und zur besseren Handhabbarkeit.
Die ,Planken' wurden, wie erwähnt aus Canson-Papier geschnitten. Leider habe ich (noch) kein Programm zur Herstellung von Plankenabwicklungen, deswegen sind die Planken zwar verjüngt, aber gerade und alle gleich. Wenn das Papier aber vom Zaponlack feucht ist, läßt es sich auch gegen die breite Seite verformen.


Beplankung in Arbeit

Bei den laser-geschnittenen Plank trat allerdings ein kleines Problem auf: der Umriß stellt eine so flache Kurve dar, daß die Stufen durch die Auflösung des Laserschneiders von nur 0,1 mm deutlich sichtbar sind. Ich hoffe, daß ich das später durch Schleifen beseitigen kann.
Beim Anpassen der Planken war die beste Vorgehensweise, von der Mitte aus nach den Enden hin zu arbeiten. Das ist nicht ideal für die Anpassung am Bug, wo die Planke in die Sponung laufen muß. Papier kann nicht für eine genaue Passung zugechliffen werden. Ich habe das Plankenende so gut es ging mit der Mikroschere zugeschnitten. Wenn das Papier mit Zaponlack durchfeuchtet ist, kann es bis zum einem gewissen Grad geformt und gequescht werden. Auf diese Weise brauchte die untere Planke nicht an der Überlappung ausgeschärft zu werden, was bei Papier ziemlich unmöglich gewesen wäre.


Befestigung der Planken von der Mitte aus nach den Enden zu

Am Ende wird wahrscheinlich eine ganze Menge Retusche hier und da mit Kitt notwendig sein. Mal sehen, wie es dann mit Farbe aussieht.

Fortsetzung folgt ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

matz

Ja, ja so ein riesiges 1-Cent Stück hab ich auch  :D

Nein, wieder ganz großes Kino. In dem Maßstab die Planken in die Sponung. Toll.
Aber ob sich die Form der einzelnen Planken mit einem Plankenabwicklungsprogramm relevant ändert ?

Gruß
matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

Taffy

Hallo, wefalck!

Ich habe mich mal von Anfang an durch Deinen Beitrag durchgearbeitet und ich kann nur sagen:
Ich bewundere rückhaltlos

- Deine guten Augen
- Deine geschickten Finger
- Deinen Werkzeug- und Maschinenpark sowie Deine Fähigkeiten, damit umzugehen
- und Deine unglaubliche Geduld und Dein Durchhaltevermögen.

Dein erster Post zu diesem Thema ist vom Februar Zweitausendundzehn! Und Du bist immer noch nicht fertig! Da gewinnt Dein Motto "panta rhei" doch eine ganz besondere Bedeutung.
Ich habe mir nach dem Lesen mal die Mühe gemacht, auf dem Dachboden nach den verstaubten (aber nie vergessenen!) Kisten mit den Resten meiner Modelleisenbahn - auch 1:160, also N-Spur - zu sehen, habe Loks und Waggons ans Tageslicht befördert und noch vorhandene Figuren herausgepickt. Ich wollte einfach ein Gefühl dafür bekommen, in welchem Maßstab Du unterwegs bist. Meine Güte, was kamen die mir in Kinder- und Jugendtagen groß vor. Jetzt nehme ich sie zur Hand und denke: "Was sind die winzig".
Da komme ich mir mit meinen Bemühungen, in 1:72 den Detaillierungsgrad von Bausätzen geringfühig zu erhöhen - wobei ich fast die Finger gebrochen habe... - beinahe mickrig vor.
Ich habe viel Vergnügen an Deinem Bericht. Und ich wünsche Dir, dass Du zu einem guten Ende kommst. Wie ich das einschätze, ist ja die Zielgerade nur noch ein paar wenige Jahre entfernt.  :D

Viele Grüße,
Taffy

Taffy

BTW.: ich kann leider die Bilder auf Seite eins nicht sehen, alles andere ist da....

VG, Taffy

wefalck

Vielen Dank für die netten Worte! Ja, es war eine lange Reise, aber eben auch mit Umzugsbedingten Zwangspausen und anderen Projekten zwischendurch. Mit etwas Optimismus bekomme ich das Projekt vielleicht zum Jahresende geschafft  8o

Vielen Dank auch zum Hinweis auf die Probleme mit den Bildern in den ersten Beiträgen. Es war ein Problem wegen der Umstellung von http auf https, das ich inzwischen behoben habe.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Taffy

Stimmt, jetzt sehe ich die Bilder auf Page 1. Vielen Dank!

Lars

Vielleicht solltest Du das Tape vorher schwärzen, um seine Absorptionsfähigkeit zu erhöhen?

wefalck

Fortsetzung der Arbeiten an der Gig

Die Beplankung funktionierte einigermaßen, aber ich habe leider 12 Gänge anstatt der geplanten zehn gebraucht, um diese bis zum Dollbord hochziehen zu können. Plankenzähler bitte wegschaueen ... Die Ursache ist, daß eine größere Überlappung notwendig war, als geplant. Das war besonders bei der Rundung der Bilge der Fall, wo ein größerer Winkel zwischen den Gängen vorhanden ist. Bei den anderen Booten werden ich die Planken breiter machen müssen.


Vollständig aufgeplankt

In paar Schlußfolgerungen für die anderen Boote:

- die Verjüngung der Planken sollte nur an einer Seite erfolgen, da sie leicht über die schmale Kante gebogen werden können, wenn sie mit dem Zaponlack durchfeuchtet sind.
- die Planken sollten bis 30 bis 40% Überlappung geschnitten werden, nicht mit nur 20%, wie hier
- der Versuch, das Vorbild nachzuahmen, indem die Planken in eine Sponung laufen, machen das Beplanken unnötig kompliziert; beim nächsten Boot werden der äußere Steven und Kiel erst angebracht, wenn die Beplankung fertig und zur Sponungslinie beschnitten ist,


Vollständig aufgeplankt

Die Beplankung wurde nun versäubert und bis auf den Spiegel zurückgeschnitten. Ich habe versucht, die gestuften Kanten etwas zu beschleifen, was aber beim Papier nicht sehr erfolgreich war. Andererseits sind sie nach Auftrag eines Schicht Zaponlackes nur noch wenig ins Auge fallend. Mal sehen, wie sich das dann nach der Farbgebung darstellt.

Der Rumpf wurde danach mit feinster Stahlwolle abgerieben und hier und da mit etwas Autoreperatur-Kitt retuschiert.


Scheuerleiste aus 0,2 mm Kupferdraht installiert

Die Querschnittzeichung in BRIX (1883) zeigt eine abgerundete Scheuerleiste auf der Unterkante des Dollbords. Diese wurde durch einen 0,2 mm Kupferdraht unterhalb des letzten Plankenganges dargestellt.

Damit war die Gig so weit fertig, daß sie von dem ,Baubrett' losgeschnitten werden konnte. Die Mallen wurden dann bis unter die Oberkante des Dollbords zurückgeschnitten und dem Kielstück ein Profil gegeben, das dem der Persenning nahekommt.

Es gibt vorn und achtern jeweils ein Heißstropp aus Kette in das die Blöcke der Bootstaljen eingehakt werden. Da nur der entsprechende Ring außerhalb der Persenning sichtbar ist, wurde die Kette durch einen verdrillten 0,2 mm dicken, verzinnten Kupferdraht dargestellt. Dieser wurde in die entsprechende Malle gehakt und mit Zaponlack gesichert.


Die vom ,Baubrett' losgeschnittene Gig

Auf den meisten Modellen sieht man die Beiboote offen dargestellt, während sie auf den meisten Photographien mit einer Persenning abgedeckt zu sehen sind. Der Schnitt dieser Persennings scheint variiert zu haben und ich konnte keine spezifischen Informationen dazu finden. Auf manchen alten Photographien scheinen sie über die halbe Bootsseite heruntergezogen zu sein, mit Zurrleinen, die im Zick-Zack unter dem Kiel hindurchlaufen. Auf anderen wiederum scheinen sie mit einer Zugleine in einem Hohlsaum unter der Scheuerleiste zusammengezogen zu werden. Ich habe mich für letztere Variante entschieden, da so mehr vom Boot zu sehen ist.


Gig mit persenning

Ich war zuerst etwas unentschieden, ob ich zuerst den Rumpf spritzen sollte und dann die Persenning aufbringen oder umgekehrt. Da man mit dem Zaponlack beim Aufbringen der Persenning leicht die Farbe beschädigen kann, habe ich mich für die zweite Option entschieden, auch wenn das das Halten bei der Bemalung schwieriger macht.

Die ,Persenning' besteht aus einem Stück gebügeltem Toilettenpapier, das über den Rumpf gezogen und dann mit Schnellschleifgrundierung getränkt wurde. Es wurde über den Dollbord glatt- und bis zur ,Scheuerleiste' hinuntergezogen. Nachdem der Schnellschleifgrund getrocknet war, wurde das Papier bis auf die Scheuerleiste mit einem Skalpell zurückgeschnitten.


Unterseite der Gig mit den Plankengängen

Fast hätte ich das Ruder an diesem Zeitpunkt vergessen. Die Ruder wurden eingehängt gefahren, während die Boote in den Davits hingen. Das Ruder wurde nach der Darstellung in BRIX (1883) gezeichnet und dann mit dem Laserschneider ausgeschnitten. Zwei Kopien wurden aufeinander laminiert. Die Fingerlinge usw. sind viel zu klein, um dargestellt werden zu können. Lediglich die Ruderbänder wurden durch plattgedrückten Kupferdraht dargestellt.


Gig mit eingehängtem Ruder

Die Gig ist damit fertig zur Bemalung.

Fortsetzung folgt ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

wefalck

Bemalung der Gig

Das Boot wurde mehrfach dünn mit weißer Acrylfarbe (Vallejo) gespritzt – das Resultat war recht ernüchternd: alle die kleinen Unvollkommenheiten, die im ,rohen' Zustand nicht zu sehen waren, traten nun deutlich zutage. Die gestuften Kanten der lasergeschnittenen Planken, die vorher unter dem Zaponlack verschwinden schienen, waren nun deutlich sichtbar.
Ebenfalls stellt sich die Wahl von Toilettenpapier als Basis für die Persenning als keine sehr gute Wahl heraus. In meiner Jugend habe ich Planen auf Militärmodellen mit dieser Methode dargestellt, aber damals waren vielleicht meine Standards geringer. Ich hatte Toilettenpapier verwendet, weil ich etwas wollte, das recht lose über das Boot fällt, so wie es auf vielen Photographien der Zeit zu sehen ist. Die Oberfläche und die Kanten blieben aber fusselig, obwohl sie in Schnellschleifgrund getränkt waren. Für die nächsten Boote werde ich wohl ein sehr leichtes japanische Seidenpapier nehmen, das ich vor einiger Zeit gefunden hatte. Hoffen wir, daß es in durchgefeuchtetem Zustand sich gut drapieren läßt.


Die fertige Gig auf dem Korken einer normalen Portweinflasche

Die Persenning wurde dann mit dem Pinsel mit dicker, weißer Acrylfarbe gestrichen, der ein Schuß Vallejo 71.288 (Portland Stone) zugemischt war. Dies gibt eine altweiße Farbe. I weiß aber nicht, ob die Persennings geölt oder gepönt waren.

Nach den Vorschriften für den Anstrich der Boote von 1874 sollten die obersten zwei Plankengänge schwarz gestrichen werden. Wegen der Persenning ist davon aber nicht viel zu sehen. Trotzdem habe ich an der einen oder anderen Stelle ein bißchen Schwarz hinzittern können.


Die fertige Gig auf dem Korken einer normalen Portweinflasche

In den Bau der anderen Boote werden nun diese Erfahrungen einfließen. Wenn sie besser werden, gibt es vielleicht eine Gig 2.0.

Fortsetzung folgt ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

wefalck

Die Kutter

Wie schon bemerkt, werde ich bei den Kuttern eine etwas andere Konstruktionsmethode wählen. Ich werde nicht die Sponung dadurch simulieren, daß ich den äußeren Steven und Kiel als Aufdoppelung auf das Kielstück klebe, sondern ich werde diese Teile erst aufkleben, wenn die Beplankung aufgebracht ist. Das wird hoffentlich zu einem saubereren Einlauf der Planken in den Steven führen. Ebenso werden alle Planken mit einer geraden Kante auf einer Seite geschnitten werden.


Vorlage für den Laserschnitt

Ich habe ebenfalls dazu entschlossen den Raum zwischen den Spanten aufzufüllen, um die (geringfügigen) Dellen zu vermeiden, die bei der Gig an ein paar wenigen Stellen aufgetreten waren. Das Füllmaterial sollte weicher sein, als die Spanten, weswegen ich den Hartschaum Rohacell verwendet habe. Rohacell ist im Prinzip aufgeschäumtes Plexiglas und ich habe noch eine Menge Reste von einem Projekt von vor 35+ Jahren.


Die ersten drei Gänge sind aufgebracht

Jetzt, nachdem die Beplankung fast zur Hälfte fertig ist, kommen mir allerdings Zweifel ob diese Vorgehensweise tatsächlich Vorteile hatte. Es war schwierig, das Rohacell zwischen den Spanten in Form zu schleifen, ohne letztere zu beschädigen und damit die Form zu verändern, auch wenn sich der Schaumstoff sehr gut schleifen läßt (mit Diamantfeilen oder Schleifpapier). Dort, wo das Füllmaterial eventuell niedriger ist, als die Spanten, wirkt es kontraproduktiv, weill sich dann diese Delle auf die Planken überträgt.


Die ersten drei Gänge sind aufgebracht

Die Bugpartie ist schwer richtig hinzubekommen, das sie recht völlig und die Planken die Tendenz haben zu hoch in den Steven zu laufen, wenn sie aus dem Bereich des Bodens mit wenig Aufkimmung kommen.
Ich habe auch dieses Mal die Plankenunterteilung nicht angezeichnet, sondern nach Augenmaß vorgenommen, da das ausreichend genaue Anzeichnen bei diesen Dimensionen schwierig ist. Mal sehen, wie die Beplankung dann hinkommt.


Die Beplankung ist zur Hälfte aufgebracht.

Fortsetzung folgt ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

bughunter

Hab gedacht, schöne Boote :P

Zitat von: wefalck in 16. Juni 2022, 22:10:06
Die fertige Gig auf dem Korken einer normalen Portweinflasche
Ich mag den auch, und habe dann mal einen solchen Verschluß in die Hand genommen 8o
Die Boote sind ja winzig! :klatsch:

Jede Baugruppe in diesem Projekt ist wirklich ein Kleinod für sich!

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

wefalck

Danke !

********

Die Arbeit am Kutter lag für gut zwei Wochen wegen eines unerwarteten Zwischenfalls darnieder: wir sind für eine Woche nach Spanien geflogen und auf dem Flug haben meine Frau und ich uns das Virus eingesammelt – trotz aller Vorsichts- und Hygienemaßnahmen, die wir seit zweieinhalb praktiziert hatten und der Tatsache, daß wir drei Impfungen hatten. Symptome wie bei einer Grippe, Halsschmerzen, leichtes Fieber und eine allgemeine Abgeschlagenheit. Wir mußten unseren Aufenthalt um gut eine Woche verlängern, bis wir wieder ,negativ' waren. Aber immer noch müde und ein Husten der nicht verschwinden will ... immerhin können wir den Sommer und Herbst über etwas entspannter sein, bis der Immunschutz wieder abnimmt.

**********************************************************************

Weiterführung der Beplankung  ...

Diese Arbeit ging wie gewohnt weiter, Verlauf und Abstände wurden nach Augenmaß festgelegt. Den Bug habe ich aber wohl nicht ganz korrekt hinbekommen, da die Beplankung dort höher aufläuft, als erwartet. Wie schon vorher bemerkt, ist die Beplankung am Bug schwieriger, als am Heck.


Zusammenpressen der Plankengänge am Steven

Nachdem der Rumpf vollständig aufgeplankt war, wurde die Bereich von Steven und hinterem Totholz in Form geschliffen und an die Steven-Kiel-Kombination angepaßt.


Der aufgeplankte und versäuberte Rumpf


Der aufgeplankte und versäuberte Rumpf

Die aus Canson-Papier laser-geschnittene Steven-Kiel-Kombination wurde aus drei Lagen auflaminiert und mit Zaponlack am Rumpf angeklebt. Die Außenkontur wurde mit einer Diamant-Nadelfeile versäubert. Diese Feilen sind für solche Arbeiten sehr nützlich. Allerdings muß man nach ein paar Feilstrichen das Papier wieder mit Zaponlack verfestigen, damit es nicht ausfasert.
Wie die Gig, hat der Kutter einen Scheergang der an der Unterkante des obersten Plankenganges entlangläuft. Dieser wurde durch einen auflackierten 0,2 mm Kupferdraht dargestellt.
Durch die Schmauchspuren des Laserschneidens ist es schwer auszumachen, ob es zwischen der Steven-Kiel-Kombination und dem Rumpf Ritzen gibt. Ich werde wohl dem Rumpf einen dünnen Farbanstrich geben, um etwaige Fehlstellen besser erkennen zu können, die dann mit Kitt aufgefüllt werden müssen.


Der fertige Kutter-Rumpf


Der fertige Kutter-Rumpf


Der fertige Kutter-Rumpf

Alles in allem bin ich eigentlich recht zufrieden mit dem Ergebnis bisher und die Strategie, den Steven und Kiel erst nach dem Aufplanken anzubringen hat sich gelohnt.

Fortsetzung folgt ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

freddy55

Halöle,

super Kutter :respekt:

Aber jetz meine Frage:
Wo gibt es diese 1 Cent Münzen mit  20cm Durchmesser  :) :) :)

Fred


bughunter

Ja, der Kutter ist toll :P Das Papier sieht sogar aus wie Holz.

Zitat von: freddy55 in 11. Juli 2022, 14:55:56
Aber jetz meine Frage:
Wo gibt es diese 1 Cent Münzen mit  20cm Durchmesser  :) :) :)
Im Zauberbedarf, nehme ich auch immer:
https://www.fabiolus-magic.de/de/Riesen-Cent.html
Nur ein Beispiel, gibt noch andere Shops.

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

freddy55

Hallo Bughunter,

danke für den link, muss ich bestellen  :D

fred

wefalck

Weitere Fertigstellung des Kutters

Rumpf wurde nun vom ,Baubrett' losgeschnitten und die ,Füllung' und die Mallen so bearbeitet, wie ich denke, daß die mit Persenning überzogene Segelausrüstung, die Riemen, usw., die im Boot gestaut wurden, ausgesehen haben könnten.


Der Rumpf mit dem zugerichteten Innenleben

Das Toilettenpapier zur Simulation der Persenning hat nicht wirklich gut ausgesehen. Mir gerade rechtzeitig ein, daß ich mir vor einigen Monaten ein extrem leichtes (9 g/cm2) japanisches Seidenpapier besorgt hatte, das als Basismaterial für Segel dienen sollte.


Extrem leichtes japanisches Seidenpapier

Ein passendes Stück wurde zugeschnitten und über das Boot drapiert und dann gut mit Zaponlack durchfeuchtet. Es wurde aufgeklebt, daß es gerade den obersten Plankengang und den Scheergang bedeckt. Nach dem Trocknen wurde das Papier mit einer neue Skalpellklinge bis gerade unter den Scheergang zurückgeschnitten.


Der mit der Persenning abgedeckte Kutter vor der Bemalung

Die Gig mit eingehängtem Ruder darzustellen war ein Fehler meinerseits, die Boote wurden immer ohne eingehängtes Ruder gestaut. Deswegen habe ich diesmal nur den unteren Fingerling mit einem Stück flachgedrücktem Draht dargestellt.
Damit war der Kutter zur Bemalung bereit und es wurde zunächst mehrere dünne Schichten von Vallejo model-air ,Weiß' über alles aufgetragen.


Der bemalte Kutter

Im nächsten Schritt wurde der zweitoberste Plankengang schwarz angelegt, da nach den damals gültigen Vorschriften die beiden obersten Plankengänge schwarz gepönt sein sollten.


Der bemalte Kutter

Die Persenning bekam eine Lasur von Vallejo ,Weiß' mit einem kleinen Tropfen Vallejo model-air ,Hanf'.
Abschließend wurden noch die beiden Heißaugen auf verdrilltem 0,2 mm dickem, verzinntem Kupferdraht installiert.


Der bemalte Kutter

Fortsetzung folgt ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de