Fragen zum Thema "Pigmente von Vallejo"

Begonnen von obsidian, 22. Juli 2024, 12:19:49

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obsidian

Liebe Kollegen !

Bin gestern auf ein sehr interessantes, kurzes Video von Vallejo gestoßen. Dort zeigt man die (farbmäßige) Erstellung eines ausgebrannten Panzerturmes. Das Ergebnis ist schier atemberaubend :



Allerdings erhoben sich bei mir augenblicklich ein paar Fragen :

Nachdem also dort der Turm mit diversen Vallejo-Farben besprüht und auch noch gleich das Chipping-Medium aus gleichem Hause wirkungsvoll vorgeführt wird, gibt's dann obendrauf die besagten Pigmente. Diese werden dann zum Schluß mit "Vallejo-Airbrush-Thinner" bearbeitet (abwaschen, verteilen usw.)

Hier nun ergibt sich bei mir die Frage, wieso hier mit Airbrush-Thinner (Acryl wohlgemerkt) herangegangen wird, wo doch die Gefahr besteht, die darunterliegenden Farben wieder herunterzuwaschen bzw. ergo zu beschädigen. Bislang hieß es doch immer - und so habe ich selbst es auch immer gemacht - daß man auf acrylversiegelten Flächen nur mit Odorless- bzw. Enamelverdünner arbeiten sollte, um Pigmente oder Ölfarben oder Enamelwash zu bearbeiten. Also niemals mit Acrylverdünner.

Liege ich im Fall Vallejo damit falsch ? Augenscheinlich funktioniert es ja doch. Wobei es natürlich bei der Darstellung eines ausgebrannten Wracks nicht so sehr drauf ankommt. Aber wenn man ein richtig hochwertig acryllackiertes Modell nimmt und dann darauf mit Pigmenten und Acryl-Verdünner "herummacht", ich weiß nicht . . .

Was sagt Ihr dazu ?

Beste Grüße, Andreas alias obsidian 
Erst wenn man anfängt, gegen den Strom zu schwimmen, merkt man, wieviel Dreck einem entgegenkommt ! (Uwe Steimle)

Sparky

Da ich Pigmente von MIG verwende, habe ich auch immer den Pigment-Fixer von MIG benutzt. Und der roch sehr nach Enamel Verdünner, passte also gut zu den verwendeten Tamiya XF Acryl-Farben.
Spricht also für Deine Annahme der gegenteiligen Verwendung Farbe und Pigment-Fixer - kenne ich auch nicht anders.

 :winken:
Sparky


"People sleep peaceably in their beds at night only because rough men stand ready to do violence on their behalf." -- George Orwell

jackrabbit

Hallo,

Zitat von: obsidian in 22. Juli 2024, 12:19:49Nachdem also dort der Turm mit diversen Vallejo-Farben besprüht und auch noch gleich das Chipping-Medium aus gleichem Hause wirkungsvoll vorgeführt wird, gibt's dann obendrauf die besagten Pigmente. Diese werden dann zum Schluß mit "Vallejo-Airbrush-Thinner" bearbeitet (abwaschen, verteilen usw.)
Hier nun ergibt sich bei mir die Frage, wieso hier mit Airbrush-Thinner (Acryl wohlgemerkt) herangegangen wird, wo doch die Gefahr besteht, die darunterliegenden Farben wieder herunterzuwaschen bzw. ergo zu beschädigen.

ja, aber ich kenne es andererseits so, dass Acryl-Farben sich nicht mehr mit Acryl-Verdünner anlösen lassen, wenn sie einmal durchgetrocknet sind - also im Unterschied zu Enamelfarben.

Grüße

obsidian

Vielen Dank, liebe Kollegen !

Jedoch, wie heißt es so schön in Goethes "Faust" : "Da steh´ ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor !"

Für jackrabbits Ansicht spricht eigentlich das Vallejo-Video, denn die würden sich ja selbst fürchterlich ins Knie schießen, holte ihr eigener Verdünner alles bis auf´s Plastik wieder ´runter. Habe aber vorhin gerade gesehen, mittlerweile gibt es von Vallejo einen "Pigment-Binder". Möglicherweise besteht der aus einer Enamel-Verbindung - womit wir dann wieder bei Sparkys und meiner bisherigen Praxis wären : Acrylfarbe drunter / Enamelwashing drauf = no problems.

Also nochmals vielen Dank und noch einen schönen Tag aus Ungarn, Andreas
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jackrabbit

Zitat von: obsidian in 22. Juli 2024, 14:18:12...mittlerweile gibt es von Vallejo einen "Pigment-Binder".

Hersteller Beschreibung: "Pigmentbinder ist ein wasserbasiertes Acrylatbindemittel für Pigmente (zum Einmischen der Pigmente). Trocknet langsam, gibt mehr Zeit für die Bearbeitung von Pigmenten. Matte Oberfläche."

Hans

Es ist völlig schnuppe, mit was man die Pigmente durch "waschen" irgendwo hin spült. Es geht mit Terpentinersatz, Acrylverdünner, Wasser dem Spüli beigefügt wird. Nur mit reinem Alkohol sollte man nicht ran, nicht mit Aceton und dem absoluten Killer Salmiakgeist
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

obsidian

Vielen Dank für Eure erneuten Einlassungen !

Noch ein Frage an "Meister Hans" : Unterschreibst Du jackrabbits Aussage, wonach Acrylfarben (nach Austrocknung selbstverständlich) nicht mehr mit Acrylverdünner heruntergeholt werden können ?

Das würde mich sehr interessieren . . .

Danke auch an jackrabbit für die beigesteuerte Definition vom "Pigmentbinder", der also dann auch acrylbasiert ist - zumindest und ganz sicher Derjenige von Vallejo.

Beste Grüße in die Runde, Andreas
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Hans

Nur alkoholverdünnbare Acryls bleiben löslich
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obsidian

Erst wenn man anfängt, gegen den Strom zu schwimmen, merkt man, wieviel Dreck einem entgegenkommt ! (Uwe Steimle)

Hans

Man nimmt nur gern aromatenfreien Terpentinersatz /White Spirit etc als Washing, weil das Zeugs haält "flüssiger" als flüssig ist, sprich in jede feinste Ritze kriecht. Macht Wasser nicht und Acrylverdünnung auch net so.

Und gerngeschehen.... :D  :D
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Wolf

Die Frage ist ja auch, wie man "Acrylverdünner" definiert. Gunze 110, AK-Real Color Verdünner und andere sind auch alles Acryl-Verdünner. Damit würde man ganz sicherlich kein washing machen.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Hans

Acryl ist eine lange Geschichte voller Mißverständnis. Das Zeug kann grundsätzlich in fast allem lösen. Die derzeit so hochgehypten "Laquer" sind auch "Acryl" aber in sehr scharfen Lösungsmittel angesetzt. Diese Verdünner sind damit nicht gemeint. Auch von Gunze, AK etc gibt es Acryl, die mit scharfen Lösungsmittel verdünnt werden. Die auch nicht, wie schon Wolf ganz korrekt schreibt.

"Acrylverdünner" in dem Sinne, wie ich es schrieb, sind die Verdünner für WASSERlöslichliche Farben, inbes. Vallejo oder Verdünner für Künstler-Tuben-Acryl oder Ultimate etc.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

wefalck

Man sollte eben 'Verdünner' nicht mit 'Lösungsmittel' verwechseln.

Bei Farben, bei denen das Bindemittel ein oxidierendes Öl (z.B. Leinöl) oder ein Harz ist, kann man das Lösungsmittel eben auch dazu verwenden, die Viskosität einzustellen.

Der Trocknungsprozess von Acrylfarben besteht darin, daß sich die Moleküle vernetzen und das Wasser (bzw. der Alkohol) langsam aus dem Netzwerk herausdiffundiert. Nach dem Durchtrocknen der Farbe kann man sie eben mit dem 'Verdünner', hauptsächlich eben Wasser, nicht mehr anlösen. Man braucht dazu ein Lösungsmittel, das das Netzwerk der Acrylmoleküle aufbrechen kann.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Hans

Alkoholverdünnte Acryls kann man immer und ewig mit Alkohol wieder "anlösen".
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