Re-Review Star Trek Raumschiffsammlung: Nr. 38 / Delta Flyer

Begonnen von aSingleSpore21, 08. August 2016, 11:57:23

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aSingleSpore21

*** Delta Flyer ***  
 


Modell:  Star Trek Delta Flyer (Fertigmodell)
Hersteller:  Eaglemoss (Verlag)
Maßstab:   1:168
Art. Nr. :   ***
Preis ca. :  15 - 18,00 Euro


Review, die Zweite...
Hier mal außnahmsweise nochmal eine Modell-Review zur mittlerweile bei uns ja auch sehr fortgeschrittenen Star Trek Raumschiffsammlung - der Delta Flyer, eines der nicht ganz so langweilig designten Shuttles des "alten" Star Trek Universums. Leider kein Bausatz aber trotzdem mal eine Betrachtung wert.
Meine Review zur Nr. 1 mit der Enterprise-D findet ihr hier: http://modellboard.net/index.php?PHPSESSID=29c9tk2k91jplol5uuusi5ouf3&topic=52190.0

Es sollte sich mittlerweile ja rumgesprochen haben dass es sich bei dieser Sammlung, diesmal von Eaglemoss, leider mal wieder eher um eine mit vollmundigen Versprechen aufgeblasene, überteuerte Merchandising-Falle für Impulsiv-Käufer (oder mittlerweile absolut anspruchslose Hardcore-Fans) handelt als um eine hochwertige Replika-Serie für Genießer.

Die Flotte glänzt mittlerweile vermehrt mit Abwesenheit in den Kiosken, da die Begeisterung bei den Käufern wohl auch eher in unendliche Weiten verschwunden ist. Vielleicht auch deswegen ein Grund wieso der Stückpreis ab Ausgabe 40 jetzt um 1 Euro verteuert wird. Mit "gestiegenen Produktionskosten" wird ja heute alles entschuldigt. Ich vermute da eher schon eine von Anfang an kalkulierte Schadensbegrenzung. Mal sehen wie weit es dann noch zu den verteuerten Konditionen geht. Die 15 Euro waren für mich schon vor 1,5 Jahren für diese "Briefbeschwerer" nicht gerechtfertigt. Der Delta Flyer war's mir allerdings ausnahmsweise wert und reist auch etwas aus... Dazu also mehr:

Das Modell:
Technische Qualität/Umsetzung:  3+
So viel schlechte Kritik wie zur damals miesen Enterprise-D gibt's hier erfreulicherweise nicht. Hier macht der Delta Flyer diesmal eine deutlich bessere Figur. Auf den Zehntel Millimeter genau ist das Schiff natürlich nicht umgesetzt aber ist wahrscheinlich eines der technisch "saubersten" und (der großspurigen Werbung nach) tatsächlich noch genauesten Modelle der gesamten Sammlung. Durch die markanteren Details aufgrund der Dimensionen bekommt man eine vergleichsweise gute Oberflächenabbildung. Da das Schiff abgesehen von den eingesetzten Transparent-Einsätzen nur aus zwei, mehr oder weniger konischen Teilen besteht, hat man so eine technisch sehr dankbare, effiziente Bauform und Symmetrie sowie damit ein ziemlich geringes Risiko einer ungenauen Montage, da das Modell praktisch wie aus einem Guss ist. Buchstäblich...

Das größte Manko und für mich immernoch die fragwürdigste Konzeptentscheidung ist der Metall-Spritzguss. Wie schon in meiner Review zur Enterprise angemerkt, hat das Material in meinen Augen in dieser Verarbeitung und Größenordnung nichts zu suchen und bringt gegenüber Kunststoff eigentlich nur Nachteile mit, da es brüchiger ist und eher zur Lücken- und Gratbildung neigt.

Da das Material durch die Beschaffenheit auch eher ungeeignet für eine feine Oberflächengestaltung ist -da es im Nachhinein relativ dick lackiert werden muss- , ergibt das am Ende immer einen verminderten Detailgrad. Leider ist es auch beim Delta Flyer unverständlicherweise auf die unsinnigste Weise eingesetzt worden.
Da das Schiff wie gesagt aus zwei "Schalen" besteht ist leider ausgerechnet die gesamte Oberseite des Modells eben die metallische geworden. Obwohl das der Fall ist kommen alle strukturell markanten Details noch recht gut raus, nur eben nicht mehr so brilliant. Ansonsten kommt die Umsetzung ganz gut weg, es ist nichts verzogen, keine Schlieren oder nennenswerte Fehler. 3 oder 4 winzige Grate an Stoßkanten und Warpgondeln sind aber vorhanden und eine winzige Gusslüke am linken Triebwerksrahmen, die ich aber hinnehmen kann.

Ein bisschen unschön ist die relativ große Schattenfuge der beiden Rumpfteile an der Unterseite, die aber für so ein Fertigmodell noch innerhalb akzeptabler Toleranz liegt.
Die Klarteile beim Delta Flyer sind ziemlich gut gelungen, hier komplett als Bussardkollektoren und Warpfeldgitter. Wegen den leichten Graten z.T. nicht 100%ig passgenau eingesetzt aber von befriedigender Qualität. Bei den Bussard-Kollektoren gibt's allerdings zueinander eine leichte Farbabweichung bei mir, da die Teile wohl lackiert und nicht aus vorgefärbtem Material sind.
Ich habe nicht probiert das Modell zu öffnen aber in diesem Fall könnte es sich hier durchaus lohnen um soetwas zu korrigieren. Wer entsprechend vorsichtig dran geht könnte es evtl. sogar mit etwas Fräsarbeit und Talent für's Filigrane schaffen die Warp-Gondeln nachträglich zu beleuchten oder ausgefahren darzustellen. Das wurde leider nicht umgesetzt.

Der Ständer ist solide, eigentlich gut gemeint, allerdings zu stramm. Ich bin kein Freund solcher Gabel/Klammerständer. Bewegt man das Schiff samt Ständer flutscht es sehr schnell nach vorn raus. Das Klemmen hinterlässt außerdem nach wenigen Malen schon merkliche Spuren auf dem Modell. Ein einfacher Stab/Steckständer wäre die bessere Wahl gewesen, stört nicht so die Erscheinung des Schiffs und wäre auch besser zu handhaben. Mit einem kleinen Loch oder Schlitz im Modellrumpf hätte man auch leben können.

Lackierung: 3-
Durch die Farbe auf dem Metall verliert der Flyer eben leider gerade an der "Sichtseite" noch mehr Struktur und Schärfe, was man hätte vermeiden können. Die weniger prägnante Unterseite aus Zink wäre da nicht nur weniger nachteilig, sondern auch konzeptionell für die Stabilität deutlich sinnvoller gewesen, ein Modell aus Vollkunststoff sowieso, was keinen so satten Farbauftrag bräuchte. Solche Entscheidungs-Mysterien kann man aber wohl nie aufklären. Ziemlich schade, aber noch gerade zu verschmerzen.
Auf der Oberseite ist die Lackierung sehr satt und undifferenzierter ausgefallen, vorallem die schwarzen Akzente sind auch zu glänzend. Die Platzierung ist bei einem flüchtigen Blick in Ordnung,  aber im Detail an einigen Stellen - besonders bei den mit roten Flächen nachgeahmten Impulstriebwerken- wieder leicht verrutscht. Da weicht wohl jedes Exemplar anders ab. Ich vermute dass ich da sogar noch außnahmsweise ein wirklich gutes bekommen habe. Die Cockpit-Fenster, Markierungen und Beschriftung sind bei mir relativ scharf und nahezu passgenau aufgetragen worden. Kein Vergleich zu dem "Fenster-Matsch" der Enterprise-D. Die weniger filigranen und kompakteren Shuttles ergeben da naturgemäß einfach ein besseres Resultat, trotzdem könnte es deutlich besser gehen. 


Original- und Detailtreue:  3

Klar, wirklich alle Details sind in so einer Größe nicht in voller Brillianz zu erwarten, aber mir sind zumindest keine gröberen Fehler, Abweichungen oder zuviel Reduktion der Form aufgefallen. Man könnte fast denken dass dieses Modell aus einer anderen Reihe stammt und die Verantwortlichen etwas mehr Sorgfalt bei der Umsetzung und an den Tag gelegt haben.
Dieses Modell bildet den Delta Flyer in Form und Proportionen ziemlich gut so ab wie man ihn kennt.
Ich würde sogar fast soweit gehen zu behaupten dass das Schiff vielleicht schon sogar eines der originalgetreuesten und besten Modelle der ganzen Reihe sein könnte, auch wenn er noch einiges entfernt vom Optimum ist. Einige Struktur-Segmente der Hülle sind etwas zu stark hervorgehoben,  andere Details wie die Lamellen seitlich am Cockpit fehlen, die leider auch nicht per Aufdruck nachgeahmt wurden. Feine Details wurden durch den Lack etwas geschluckt. Etwas besser geht es also auch hier noch, aber im Gegensatz zur vermurksten Enterprise liegt der Delta Flyer auf einem deutlich höheren Niveau.
Im Gegensatz zur Form ist die Farbgebung allerdings weniger getreu gelungen. Die Hüllenfarbe ist zu sehr ins Beige geraten und auch die Details und Akzente am Schiff haben leider keine große, bzw. eine ziemlich abweichende Farbpalette spendiert bekommen. 2 bis 3 Töne kommen dem Original sehr nah, die meisten Details weichen aber stärker ab.  Am auffälligsten ist die satte Braun-Färbung der "Borg-Implantate" wogegen die Tönung der Rumpfplatten an der Unterseite so schwach ist dass man sie praktisch nicht wahrnimmt. Die restliche Hülle ist nahezu einfarbig. Zumindest da wurde also doch wieder gespart, bzw. nicht ganz sorgfältig reproduziert.
Feinere Details an Düsen oder Sensoren wurden zu simplen, geschlossenen Formen vereinfacht oder an anderer Stelle ganz weggelassen, wie Emitter-oder Hüllenmarkierungen. Wer den Flyer in der Serie nur flüchtig und nicht im Detail kennt wird sich daran wenig stören, aber so wird eben ein (dick beworbenes) Qualitätsmerkmal verschenkt. Nicht super aber damit kann man noch eher leben als mit einer verpfuschten Form.
Das Schiff sieht aber noch einigermaßen stimmig aus, eine insgesamt etwas weniger knallige aber differenziertere Farbwahl hätte besser gepasst.
Ich gehe sowieso nicht davon aus dass auch nur ein Modell der ganzen Sammlung ein wirklich dem Original entsprechendes Farbschema aufweist, dafür ist es einfach zu sehr auf Masse getrimmt.  Vielleicht traut sich sogar jemand das Modell zu entfärben und es besser zu machen.

Modell Gesamtnote: 3


Magazin: 4
Ohne groß überrascht zu werden ist das "Magazin" allenfalls als bemüht anzusehen und für den informierten Fan eher nebensächlich bis überflüssig. Die redaktionelle Arbeit und Aufbereitung des ganzen Heftes und der Informationen ist gestalterisch wir inhaltlich unspektakulär bis kläglich. Auch wenn der Inhalt bei dieser Ausgabe etwas gehaltvoller ist als beim miserablen 1. Heft zur Enterprise-D, bekommt man trotzdem das Gefühl dass wirklich interessante "reale"  Informationen bis auf die Konzeptzeichnungen im Mittelteil einfach ausgeblendet wurden und das Heft einfach mit den erstbesten Bildern, teilweise redundanten und sogar falschen fiktionalen Pseudo-Infos vollgepackt wurde um es irgendwie auf 18 Seiten zu strecken.

Neben den viel zu kleinen z.T. schon fast zwei Jahrzehnte bekannten wenigen On-Screen-Shots der Serie die mitunter so schlecht aufgelöst sind dass man denkt sie wären von irgendeiner miesen Web-Site rauskopiert worden, ist das Heft hauptsächlich mit uninspiriertem, unfassbar schlecht konzipiertem "Amateur-3D" Material aufgefüllt. Eine optisch misslungene, viel zu dunkle Profil-Seite rundet den "Schnellschuss-Eindruck" ab, als ob ein Praktikant das Material für das Heft mal eben an nem Nachmittag aus dem Web zusammengebastelt hätte. Alles wie gehabt.  Auch hier ist wieder beachtlich wieviele Aspekte z.T. wiederholt im Text angesprochen, aber dann nahezu durchgehend mit keinem einzigen Bild bedacht werden und man innerhalb 5 Minuten entprechende passende Aufnahmen und interessanteres Material zu dem Schiff im Internet findet. Vorallem die TV-Aufnahmen sind zum Großteil 1:1 auf den etablierten Fan-Plattformen in besserer Qualität wiederzufinden. Bis auf die Konzeptzeichnungen ist praktisch nichts drin, was nicht schon altbacken ist. Tatsächliche Making-of-Aufnahmen von Innen- oder Set-Bauten, der CGI-Entstehung oder Effekt-Erstellung gibt's nicht.
In dieser Hinsicht also, exklusives oder irgendwie neues und hochwertigeres Material für den Fan zu liefern, versagt das Heft fast auf ganzer Linie.
Nach wie vor wirkt die Aufmachung so als hätte CBS zwar irgendwie ein Heft mit Infos zu den Schiffen erlaubt, aber die Verwendung von "echtem" Film- oder Making-of-Material fast komplett verweigert.

Fazit:
Das Modell ist nicht perfekt und hat seine Mängel. Die fallen aber lange nicht so gravierend aus wie z.B. bei der Enterprise-D und wahrscheinlich dem allergrößten Teil der restlichen Reihe. Das Potenzial das Schiff noch zu optimieren, evtl. sogar zu beleuchten, hebt es hervor. Alles in Allem macht das Modell Spaß, einen vergleichsweise guten Eindruck und ist durch die überdurchschnittliche Ästhetik und Seltenheit bzw. Beliebtheit eine von wenigen Ausnahmen unter den restlichen Billig-Pötten bei denen sich die Anschaffung noch am ehesten lohnen könnte.

Wie ich schon vor rund 1,5 Jahren im Review zur Ausgabe 1 prophezeit hatte sind die Shuttles noch wahrscheinlich die lohnenswertesten Modelle und zumindest für mich fast ausschließlich nur von Interesse.
Nochmal zu erwähnen bei der Sammel-Sache ist ein für mich nicht unwichtiger Aspekt, die Unart des eiskalten Box-Scale-Konzepts, womit sich die Reihe zu weiten Teilen selber disqualifiziert. Klar, Kreuzer und Shuttles können nicht den gleichen Maßstab haben, aber zumindest auf 4 oder 5 einheitliche Größenklassen hätte man sich je nach Schiffsgattung einigen können. Aber soweit hat wohl keiner bei einer jahrelang laufenden Reihe gedacht.

So hat fast jedes Modell einen eigenen Maßstab und entgegen aller Hoffnungen wird es wohl kaum korrespondierende Shuttles geben, obwohl sie sich in annähernden Dimensionen bewegen. Der Delta Flyer hat hier mit ziemlichen genau 12,5cm Länge einen Maßstab von rund 1:168.
Der (real) fast gleichgroße Runabout bekam mit rund 1:200 kleinere Ausmaße obwohl sich diese Schiffe wunderbar in einer Skala nebeneinander ergänzt hätten - warum macht es also nicht? Absolut unverständlich. Da fragt man sich wirklich wer in der Planungsphase so versagt hat.
Andernfalls wäre in diesem Fall natürlich 1:144 fast schon genial gewesen aber so eine Umsichtigkeit ist heutzutage nicht zu erwarten.

Falls es nicht irgendwelche Überraschungen gibt ist der Delta Flyer eins von am Ende vielleicht nur 5 oder 6 Schiffen aus der gesamten Reihe die es tatsächlich in meine Vitrine schaffen. Wer sich also irgendwie zumindest für den Flyer interessiert kann sich diese Version hier ruhig besorgen, auch wenn er sonst nichts mit der Schiffssammlung anfangen kann. Da es in über 17 Jahren offiziell nie einen Bausatz gab (und  sich wahrscheinlich auch zukünftig nicht mehr ändert) und aufgrund der wenigen, teureren Alternativen ist diese Version hier tatsächlich eine Option und eine akzeptable Ausnahme vom restlichen Ramsch.

FUN FACT - Eine späte Zusammenkunft
Dieser Delta Flyer ist mit dem Maßstab von 1:168 in der Schiffssammlung wohl ziemlich allein, passt damit aber beinahe exakt zu den damaligen Micro Machines Modellen des Enterprise-D Typ 6 Shuttle und dem Voyager Typ 9 "Speed Boat" von 1996. Na wenn sich da die 20 Jahre im Setzkasten nicht gelohnt haben! :D



- Ende der Transmission -