E.B.F.D.N.: "Einen bessern findst du nicht" - vom Roman zum Modell

Begonnen von Bongolo67, 10. Juni 2012, 00:31:16

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tsurugi

Oh Mann, auch noch Vettwernwirtschaft hier.....   lol

Bongolo67

Hallo Schwesterherz! Freut mich, dass Du Dich mal zu Wort meldest! :winken:

Uwe B.

#52
Hallo Ulf,

ein wirklich supertolles Projekt, das Du hier aufziehst. Danke auch für die ausführlichen Erklärungen, die Du am Anfang dieses Threads abgegeben hast. Ich habe den Roman in den 70' er Jahren auch verschlungen und mindenstens noch einmal gelesen, aber die Hintergrundinformationen, die Du am Anfang geliefert hast, die erfährt  man ja in der Regel nicht - außer, wenn man dermaßen tief in die Recherche geht wie Du. Leider hab ich das Taschenbuch nicht mehr ...

Die Idee, Szenen aus einem Buch visuell umzusetzen in Dioramen oder Vignetten, find ich gut. Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, bin ich im Besitz des Kriegstagebuchs meines Opas. Ich hatte da auch mal die Idee, davon vielleicht die eine oder andere Szene im Modellbau umzusetzen, aber das ist Zukunftsmusik, ob ich da jemals zu komme, das steht noch in den Sternen.

Ich wünsche Dir viel Glück und Spaß bei deinem Projekt, ich werde es weiter verfolgen.

LG - Uwe
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Bongolo67

#53
Ich richte hier mal einen Beitrag ein, in dem ich die Kommentare derjenigen Mitstreiter, die das Buch ebenfalls gelesen haben, sammle.

1.
Zitat von: Graf Spee in 10. Juni 2012, 11:21:36
Was das Buch anbelangt:
Ich habe es mir bei Amazon letzte Woche auf Ulf´s Empfehlung hin erstmal selbst besorgt.
Und in 2 Tagen durchgelesen, ach was: verschlungen.
Ich kann es nur empfehlen :P

2.
Zitat von: fellfrosch79 in 09. Juli 2012, 10:30:26
habe mein Buch jetzt vor ein paar Tagen fertig gelesen. Gott, ist der Schluss traurig. Ist schon schwer zu fassen, was diesen Männern alles zugemutet wurde...

3.
Zitat von: Vasquez in 13. Juli 2012, 21:46:47...teile die Liebe zu diesem Roman, der auch mich dazu gebracht hat, mich sehr für diese Epoche zu interessieren. Auch ich habe das Buch etliche male gelesen, und nehme es auch heute noch alle paar Jahre mal zur Hand.)

Bodo, Andy, Ihr seid die nächsten, Bin schon sehr gespannt auf Eure Anmerkungen! :1:

Edit 11.11.12
4.
Zitat von: skyfox in 11. November 2012, 01:22:19
...ich habe übrigens nicht mal 4 Tage gebraucht um es durchzulesen...
Um es auf den Punkt zu bringen: ich kann jetzt noch besser nachvollziehen, warum Dir dieses Buch so am Herzen liegt.
Mir erging es, wie schon gesagt, mit dem Buch "Er flog an meiner Seite" von Erwin Morzfeld sehr ähnlich.
Was mir gleich eingangs auffiel, ist die (aus heutiger Sicht) anfänglich recht naive Sichtweise der Dinge die geschildert werden, die im weiteren Verlauf der Ernüchterung und Resignation weicht.
Auch der Schreibstil ist anfangs beim lesen etwas ungewohnt - man merkt, daß das Buch von einem Zeitzeugen geschrieben wurde.
Die Schilderung der Kämpfe in den karelischen Wäldern, die Beschreibung des Nachtbombardements durch die Französische Luftwaffe und dem Tod des Kameraden, der nur noch schnell eine Tafel Schokolade holen wollte, und die Rückzugsgefechte gegen Ende sind dagegen schon recht heftig und die Lektüre solcher Bücher macht mich immer wieder Gottfroh,
nicht damals dabei gewesen zu sein.
An einigen Stellen hätte ich mir eventuell eine flüssigere Überleitung zum nächsten Kapitel gewünscht aber das hätte wohl den Rahmen gesprengt und auch so sind die Erlebnisse des Autors eindringlich genug, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
/Edit

Edit 28.11.12
5.
Zitat von: BF in 28. November 2012, 19:46:56...Über den Inhalt ist hier ja bereits praktisch alles gesagt worden, deshalb beschränke ich mich darauf noch einmal zu umreißen, dass das Buch sich von kurz vor Kriegsbeginn bis zum persönlichen Kriegsende des Ich-Erzählers im letzten Kriegswinter erstreckt.
Das alles geschieht gleichermaßen ohne aufgeblasenes Pathos oder moralinsaure Selbstzerfleischung, sondern aus der Sicht des kleinen Landsers, der ohne großes Zutun ins Spinnrad der Geschichte gewoben wurde.
Meiner Meinung nach muss sich das Buch zu keiner Sekunde hinter den Werken eines Willi Heinrich oder Gert Ledig verstecken, die mit Werken wie "Steiner - Das geduldige Fleisch" oder "Die Stalinorgel" auch international für Aufsehen gesorgt haben...
/Edit

Edit 08.12.12
6.
Zitat von: Universalniet in 08. Dezember 2012, 20:53:32
Das Buch "Einen Besseren Findest Du nicht" ist bestimmt kein Werk, dass sich handwerklich mit einem Heinrich Böll oder Thomas Mann messen kann, das muss es aber auch nicht. Die Sprache des Autors ist einfach gehalten und entspricht der der Ich erzählenden Romanfigur, von der der wir am Ende nur wissen, dass sie Erasmus heißt. Es reihen sich in seiner Erzählung Anekdoten und Ereignisse aneinander, ganz aus der Sicht eines einfachen Landsers.
Dies irritierte mich anfangs da dadurch kein flüssiger Erzählstil zustande kommt, erweist sich aber im Laufe des Buches, vielleicht ungewollt, vielleicht auch gewollt, zu einem Glücksgriff, das sich dem Leser das langsam wachsende Unbehagen und das später entstehende Grauen des Mannes langsam offenbart.
Der Erzähler nimmt am 2. Weltkrieg von der ersten bis zur letzten Minute teil. Anfangs in Polen mit nur wenig Erfahrung und viel Dusel, dann im "Drole de Guerre" an der Westfront und dann gegen Russland an verschiedenen Fronten. Im Mittelpunkt der Erzählung steht nicht das große Weltkriegsgeschehen sondern die Beziehungen der Kameraden untereinander. Die vielen verschiedenen Charakter werden dabei sehr lebhaft dargestellt und durchleiden erst ein wenig dann immer mehr das ganze Elend des Krieges. Bezeichnend der Bericht von der Weihnachtsfeier in den Stellungen in Karelien.
Eine besondere Beziehung baut der Erzähler zu seinem Leutnant auf, einen "jungen Burschen" der aber aus seiner Sicht alles hat, was man braucht. Es wird dem Leser deutlich warum die Männer nicht vor dem Elend und der Gefahr fliehen, obwohl es dazu Möglichkeiten gibt. Die tiefe Verbundenheit der Leidensgemeinschaft macht es den Männern unmöglich aufzugeben. Nicht wegen seiner selbst sondern wegen des Kameraden, der neben einem steht und ganz auf einen vertraut. Erasmus erkennt irgendwann das, was ihn eher unterschwellig bewusst war, nämlich dass sie verraten und verkauft wurden. Und trotzdem hält bis bitteren Schluss seinen Kameraden die Treue, den Kameraden zuliebe.

Ich kann verstehen, warum der Autor anfangs das Werk Anonym veröffentlichte. Es hat bestimmt einer Vielzahl von Menschen mit seiner Kritik hart zugesetzt, den damit hat er nicht gespart. Erschreckender Weise gibt es in dem Buch viele Parallelen zu meinem eigenen Großvater, der strafversetzt an die Ostfront bis zum bitteren Ende durchhielt und noch aus dem Lazarett schwer verwundet mit seinem Kameraden vor den Russen floh. Das Werk bedrückt in seiner Einfachheit auch dadurch, dass einem klar wird, dass hier einer erzählt, der es erlebt hat. Der erzählt wie Unfähigkeit der Blut und Leben an der Front kosten. Wie die Trostlosigkeit mit Alkohol ertränkt wird.

Der Titel zitiert das Lied von guten Kameraden, rückblickend eine Art von Kondensation des Buches:

Zitat von: WikipediaIch hatt' einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
In gleichem Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen,
Gilt's mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär's ein Stück von mir.

Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew'gen Leben
Mein guter Kamerad!

Das Buch zu lesen ist bedrückend. Parallel lese ich gerade "die Nackten und die Toten" von normal Mailer und atmosphärisch steht ihm diese Werk in nichts nach.

Edit 26.03.14
7.
Zitat von: Pegasus_HH in 26. März 2014, 14:06:04...ich fand es sehr bewegend. Wie ich Dir schon schrieb, man hat das Gefühl, da schreibt jemand der das alles auch selbst erlebt hat, nicht einfach nur ein "Schreibtischtäter".

Natürlich ist die Sprache Relativ einfach, aber an der Front hat man nicht so häufig Zeit gehabt, auf gehobenem Niveau zu pilosophieren (was ja überraschderweise doch hin und wieder vorkommt) und dadurch wirkt das ganze auch so "nah", als würde man die Dinge von jemandem erzählt bekommen, der sie gerade erlebt hat...

Und da mein Großvater, den ich leider nie kennen lernen durfte, eine ähnliche "Karriere" gemacht hat und sich teilweise scheinbar sogar an den selben Orten aufgehalten hat, kann ich mich nun viel besser in sein erlebtes hinein denken.

Und ich kann nur sagen, wie gut das uns (zumindest mir) ein Krieg erspart blieb. Auch wenn ich nach wie vor an den Ereignissen dieser Zeit und der Technik interessiert bin, würde ich mich freuen, wenn ich nie an so etwas teilnehmen müsste.

Sicherlich gibt es Zeiten im Leben, in denen es notwendig ist seine Familie, seine Freunde, sein Land, auch mit Waffengewalt zu schützen und es ist gut (in meinen Augen) das wir Menschen haben, die für den Notfall bereit stehen, aber ich wäre überglücklich, wenn das in absehbarer Zeit nicht mehr nötig wäre.

Wie schon gesagt ein echt gutes Buch, das ich jedem empfehlen möchte, der sich für diese Thematik interessiert.

Liebe Grüße

Pegasus / Marco

PS: Ich sollte unbedingt darauf hinweisen, das meine Frau (eigentlich eine überzeugte Pazifistin) dieses Buch förmlich gefressen hat und es sehr beeindruckend fand  ;)

/Edit

Edit 04.04.14:

Zitat von: tsurugi in 03. April 2014, 23:42:03
Hallo, ich habe das Buch auch besorgt und gelesen auf Grund dieses schönen Bs hier.
War interessanter Lesestoff für in der Strassenbahn nach Feierabend aber richtig fesselnd fand ich es persönlich nicht.
In dem Buch wird ja ein Abschnitt behandelt der im hohen Norden war, und da wurde beschrieben das die Art und weise wie die Finnen mit Ihren messern die Russen töteten als "Motti" bezeichnet.
Meines wissens waren "Mottis" aber Kesselschlachten im kleinen Stile  wo kleine russische Einheiten isoliert und vernichtet wurden.

/Edit

Edit 16.06.14:

Zitat von: cookiemonster in 16. Juni 2014, 15:02:17
Die Ausdrucksweise des Autors gefällt mir sehr gut, und schildert die Schrecken des Kriegs vortrefflich.
Besonders Karelien und die Ostfront wurden sehr blutig beschrieben, und teilweise saß ich total vesteinert mit aufgerissenen Augen vor einigen Stellen.
Vor allem die Stelle in der das Munitions-Maultier getroffen wird und der Fahrer nicht rauskommt, hat mich sehr erschrocken.
Und viele Szenen sind hängengeblieben.  Kurz: Eine Leseerfahrung die ich nciht missen möchte, und auch nur weiterempfehlen kann. Ein Freund hat sich das Buch auf meine Empfehlung bestellt. Bin mal gespannt was er sagt.

/Edit

Edit 25.11.14

Zitat von: Moltke in 25. November 2014, 22:38:01Ich habe das Buch bestimmt schon 4mal gelesen, das erstemal vor 26 Jahren und bin immer wieder auf's neue begeistert.
Besonders interessant finde ich die kleinen Zwischengeschichten zwischen den Einsätzen die, meiner Meinung nach den Schrecken, aber auch die Absurdität, ja selbst die grausame Komik des Krieges sehr anschaulich rüberbringen.
Meine Lieblingsstelle ist allerdings das Schleiermacher'se Rätsel, den Theologen hab ich ergooglet und sogar überlieferte sprüche von Ihm gefunden - aber nicht das Rätsel. ?(

/Edit

Edit 14.01.15

Zitat von: Postbote in 12. Januar 2015, 23:39:14Die ersten ca 30 Seiten zulesen empfand ich als recht mühsam. Der Sprachstil des Autors ist doch sehr ungewohnt und die Geschenisse machten auch noch nicht viel her. Also habe ich das Buch erstmal wieder zugeklappt.

Allerdings kann ich ein angefangenes Buch auch nicht einfach liegenlassen...

Ich habe weitergelesen und auf Seite 76 wurde es für mich dann interessant.
Heinz-Ottos Geschwafel über Verantwortung.
Erschreckend, mehr will ich dazu gar nicht sagen.
Und ab Seite 86 das Tagebuch von Kurtchen Zechs Freundin.

Das war's. Ich war angefixt. Bis Seite 202 habe ich weitergelesen. Bis zu der Geschichte mit Schwester Isolde.
Da war es dann 3 Uhr früh, mir haben die Augen geglüht und ich bin ins Bett.

Dann die Geschichten der Gemetzel in den karelischen Wäldern. Gefolgt von den Abwehrschlachten im Mittelabschnitt.
Gegen dieses Grauen erscheint die Episode als Ausbilder in Holland wie eine Gute-Nacht-Geschichte.

Die letzte Etappe begann für mich dann mit der Geschichte über das Wiedersehen mit Kurtchen Zech.
Das könnte man wohl als die  Ruhe vor dem letzten Sturm, oder besser dem endgültigen Untergang beschreiben.
Noch einmal werden alle Register der Kriegsschrecken gezogen.
Und am Ende fehlen dem Autor die Worte, um seine Gedanken zum Kriegsende nieder zu schreiben.
Ich denke da hat er das Höchstmaß an Abstumpfung erreicht.

Besorgt habe ich mir das Buch bei ebay für nicht mal 5 Euro.
Ein Taschenbuch von 1973, schon ziemlich vergilbt und abgegriffen.
Aber dennoch wird dieses Buch mein Regal nicht mehr verlassen.
Und ich bin mir sicher, daß ich es auch wieder zur Hand nehmen werde.

/Edit

Edit 04.03.15

Zitat von: Mariposa in 04. März 2015, 00:49:59Das Buch habe ich nun zum zweiten Mal gelesen und so möchte ich auch ein paar Worte dazu zu schreiben.
Dabei geht es mir nicht darum, zu beurteilen, ob es ein gutes oder weniger gutes Buch ist, denn letztendlich sind es die Schilderungen eines Soldaten, der den Krieg hautnah miterlebt hat. Das ist mir bisher zum Glück erspart geblieben; so wer bin ich, dass ich das beurteilen könnte.

Das Buch hat mir beide Male sehr gut gefallen, weil es in flüssiger, leichter Sprache erzählt ist. Die Schilderungen des Umgangs der Kameraden untereinander, die trotz der Grauen, Anspannungen, Verwundungen, Verluste und Ängste, die sie erleben mussten, immer auch humorvolle Momente hatten, geben wieder, wie die unterschiedlichsten Menschen in der schwersten Not ohne mit der Wimper zu zucken zusammen halten, für einander da sind - echte Kameraden eben.

Der Alltag außerhalb der direkten Gefechtssituationen, die Gespräche unter den Kameraden um den Autor, geben Einblicke in die unterschiedlichsten Charaktäre der Individuen.
Sie sind nicht alle gleich, sind nicht ,,einfach nur" Soldaten, die ihre Pflicht erfüllen. So geht es nicht in erster Linie darum, sensationslüstern das Rumgeballer eines Krieges mit den dadurch gruseligsten Verwundungen bis ins letzte Detail zu schildern. Es werden auch die Menschen dahinter dargestellt mit ihren Macken, Ängsten, ihrem unterschiedlichen Humor, ihrer Ernsthaftigkeit, ihren Sorgen, Bedenken und Träumen, ihren familiären und beruflichen Hintergründen etc. und natürlich auch mit ihren Gedanken zum Krieg generell und zu ihrer Situation. Das gefällt mir gut.

Interessant finde ich auch die Auszüge aus dem Tagebuch einer schwangeren Freundin eines der Kameraden um den Autor. Im Zeitalter von Sateliten, Handys, Laptops, Smartphones, PCs und weiß der Geier was noch alles, macht man sich gar nicht bewußt, was es heißt, oftmals monatelang von einem Angehörigen nichts zu lesen, nichts zu hören.

Und natürlich verdeutlicht auch dieses Buch, wie irrsinnig Kriege generell sind.

Ein für mich lesenswertes Buch. Trotz des bedrückenden Themas, das einem zuweilen eine Gänsehaut verpassen kann, stellt man sich die Situationen, in denen die Soldaten waren, vor. 
Der Autor schreibt in einem Stil, der einen seine Erlebnisse wie in einem Film sehen lässt.
Es ist eines von wenigen Büchern, die ich gelesen habe, bei denen ich am Ende dachte: ,,Schade, dass es schon zu Ende ist."

Liebe Grüße, Angela

/Edit

/Edit 05.05.15

Zitat von: AceofSpades in 04. Mai 2015, 21:49:57Nachdem ich mich mit dem heute nicht mehr so üblichen Schreibstil des Autors vertraut gemacht habe, war es doch ein sehr interessantes Buch.
Gerade diese schlichten Worte eines "einfachen Soldaten" lassen den Leser tief in die Geschichte eintauchen.
Mit Geschichte meine ich nicht den Roman, sondern vielmehr die Vergangenheit.
Ich persönlich denke,  das  viele,viele Tausend andere ähnlich gefühlt,  gedacht und erlebt haben und dieses Buch darum ein sehr gutes Zeitzeugnis ist.
Dieser einfache, "ungelernte " Schreibstil erinnert mich ein wenig an ein anderes Buch, nämlich "Herbstmilch ", welches ja zum Teil in der gleichen Zeit spielt.
Schade,  dass es nicht mehr solcher Bücher gibt, die uns einen so authentischen Blick in die Vergangenheit erlauben.

/Edit

/Edit 31.07.15

Zitat von: Christian1970 in 31. Juli 2015, 09:32:54
Das Buch gehört auch zu meinem Lieblingsbüchern. Habe es auch schon öfters gelesen.
Dabei habe ich es aus Zufall kennengelernt. Ein Nachbar hat in den 80ern seine Büchersammlung verkleinert und ich konnte mir daraus Bücher aussuchen. Vom Titel her wollte ich es gar nicht mitnehmen, bis ich doch mal den Klappentext gelesen habe. Leider fehlten in dem Taschenbuch die ersten ca.150 Seiten. Soweit ich mich erinnern kann. Nachdem ich es gelesen hatte, versuchte ich das Buch überall zu bekommen, was damals nicht mehr möglich war. Bis ich es in den ebay Anfangszeiten für kleines Geld als gebundenes Buch bekommen habe.
Ich kann das Buch auch nur empfehlen. Ich halte es auch heute noch für eines der besten Bücher, die das Grauen und den Schrecken des Krieges so darstellen wie es wohl gewesen ist. Sehr kritisch und nicht reisserisch geschrieben.

/Edit

/Edit 16.09.16

Zitat von: f1-bauer in 11. September 2016, 15:03:21...
Das Buch hat mich gefesselt. Es ist eine Schilderung der Ereignisse aus der Sicht des einfachen Landsers. Das ist ganz bewusst so von mir geschrieben, weil hier die Zerissenheit von Erasmus klar zum Ausdruck kommt. Einerseits die vielfältigen Gedanken über Kameradschaft (die glaube ich nur Leute beurteilen können, die selbst gedient haben) und was dieser "Zwang" aus den einzelnen Soldaten macht - im Sinne von "immer weiter, immer weiter" bzw. "wenn ich das nicht mache gehts dem anderen dreckig". Das gilt beim Barras immer, egal ob im Krieg oder nur bei der BW im Wehrdinst. Andererseits die (richtigen) Gedanken über die Sinnhaftigkeit des ganzen Unterfangens "Feldzug" und die sich daraus ergebenden Greuel, die mit zunehmender Abstumpfung als normal erlebt werden. Der Erzählstil und die Sprache waren für mich anfänglich gewöhnungsbedürftig, das hat sich aber schnell gelegt und ich war "drin". Einige Teile erinnern mich z. B. an die 08/15 Bücher von Kirst: Schleiermacher hat was von Asch, der eine oder andere Soldat erinnert mich an Vierbein und der Kompaniechef Patz hat was von Hauptmann Witterer. Aber das ist sicher nicht abgekupfert, sondern diese Typen gab es wohl an jedem Frontabschnitt.

Der Autor macht zwar hie und da mal Andeutungen über die Dinge die sonst so "im Dritten Reich und im Feldzug" passiert sind (Stichwort "Parteisoldaten"), aber er setzt sich bewusst nicht damit auseinander. Warum nicht? Weil es dem einfachen Wehrmachtssoldaten wurscht war oder weil er es nicht wahrnehmen wollte? Eindeutiges nein, sie hatten m. E. schlicht was anderes zu tun und das kommt in dem Buch klar raus. Ich will hier nichts beschönigen oder kleinreden, aber ich denke mal, das hatten alle überlebenden, nicht in Gefangenschaft geratenen "kleinen Landser" gemein. Der Autor schildert Geschehnisse, die von Frontschweinen erlebt wurden, nicht mehr und nicht weniger und das muss genauso sein wie die Auseinandersetzung mit dem großen Thema.

Einen persönlichen Bezug, also jemanden, der mir davon erzählen könnte, habe ich nicht. Die drei Brüder meiner Mutter (Jahrgang 1919, 1923 und 1927) sind gefallen und mein Vater (Jahrgang 1928) hat als sechzehnjähriger sechs Wochen als FlaK-Helfer ohne Einsatz gedient. Er wurde kurz vor Kriegsende von den Franzosen gefangen genommen.

Allen, die so freundlich waren, nach der Lektüre eine Rezension zu schreiben, vielen Dank! :winken:

Gruß

Ulf


Skyfox

#54
Hallo Ulf

Erstmal Danke dafür, das Du mir ein Exemplar ausgeliehen hattest - ich habe übrigens nicht mal 4 Tage gebraucht um es durchzulesen...
Um es auf den Punkt zu bringen: ich kann jetzt noch besser nachvollziehen, warum Dir dieses Buch so am Herzen liegt.
Mir erging es, wie schon gesagt, mit dem Buch "Er flog an meiner Seite" von Erwin Morzfeld sehr ähnlich.
Was mir gleich eingangs auffiel, ist die (aus heutiger Sicht) anfänglich recht naive Sichtweise der Dinge die geschildert werden, die im weiteren Verlauf der Ernüchterung und Resignation weicht.
Auch der Schreibstil ist anfangs beim lesen etwas ungewohnt - man merkt, daß das Buch von einem Zeitzeugen geschrieben wurde.
Die Schilderung der Kämpfe in den karelischen Wäldern, die Beschreibung des Nachtbombardements durch die Französische Luftwaffe und dem Tod des Kameraden, der nur noch schnell eine Tafel Schokolade holen wollte, und die Rückzugsgefechte gegen Ende sind dagegen schon recht heftig und die Lektüre solcher Bücher macht mich immer wieder Gottfroh,
nicht damals dabei gewesen zu sein.
An einigen Stellen hätte ich mir eventuell eine flüssigere Überleitung zum nächsten Kapitel gewünscht aber das hätte wohl den Rahmen gesprengt und auch so sind die Erlebnisse des Autors eindringlich genug, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Ich werde mir wohl auch mal ein eigenes Exemplar besorgen um gelegentlich mal wieder reinzulesen, wie ich auch den Morzfeld immer wieder zur Hand nehme.
Auf Dein weiteres Vorgehen bei deinem Projekt und welche Szenen Du im weiteren Verlauf darstellen willst, bin ich jedenfalls sehr gespannt.

Danke und Viele Grüße
:winken:
AnD.Y.
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

Bongolo67

Andy, vielen Dank für das ausführliche Feedback! :winken:

Gruß

Ulf

BF

Sooo, jetzt finde auch ich endlich mal Zeit und Gelegenheit, das fantastische Werk zu loben!  :winken:

Über den Inhalt ist hier ja bereits praktisch alles gesagt worden, deshalb beschränke ich mich darauf noch einmal zu umreißen, dass das Buch sich von kurz vor Kriegsbeginn bis zum persönlichen Kriegsende des Ich-Erzählers im letzten Kriegswinter erstreckt.
Das alles geschieht gleichermaßen ohne aufgeblasenes Pathos oder moralinsaure Selbstzerfleischung, sondern aus der Sicht des kleinen Landsers, der ohne großes Zutun ins Spinnrad der Geschichte gewoben wurde.
Meiner Meinung nach muss sich das Buch zu keiner Sekunde hinter den Werken eines Willi Heinrich oder Gert Ledig verstecken, die mit Werken wie "Steiner - Das geduldige Fleisch" oder "Die Stalinorgel" auch international für Aufsehen gesorgt haben.

Vielen Dank nochmal an Ulf für den großartigen Tip!!!  :klatsch:

Bongolo67


BF


Pegasus_HH

Hallo ihr Lieben,

da ich von dem Buch jetzt schon so viel "gehört" habe und auch einen Teil des Dioramas (die Protze mit Geschütz) bewundern durfte, bin ich so neugierig, das ich es mir auch gerne besorgen möchte.

Nach was muss ich da suchen? Der Titel ist schon klar, aber ich habe gehört es gibt wohl unterschiede beim Namen der Schriftsteller (wg. Synonym usw.), wer ist denn jetzt der "Echte"? Oder hat jemand eine ISBN Nummer die sicher stellt, das ich das richtige bekomme?

Liebe Grüße

Pegasus

Bongolo67

Freut mich sehr, dass Dein Interesse geweckt wurde! :1:

Es ist sehr einfach, sich das Buch zu besorgen. Es gibt das Zentrale Verzeichnis antiquarischer Bücher, kurz ZVAB.
Dort suchst Du nach dem Titel (aber Schreibung beachten: "...bessern findst..."), eventuell kombiniert mit dem Namen Engermann.
Die Trefferliste sollte mehrere Dutzend Bücher enthalten, von der Erstausgabe 1952 bis zu Bücherbund-Ausgaben etc.. Ich glaube ich habe auch mal eine Taschenbuchausgabe gesehen.
Wenn Du Dir einen Band ausgesucht hast, kannst direkt dort online bestellen. Die Bestellung wird an den jeweiligen Händler weitergeleitet und bearbeitet. Der Versand ist ja bei Büchern bekanntermaßen günstig.

Wenn Du Dir eins erstanden und es gelesen hast, wäre ich sehr froh, auch Deine Meinung dazu hier wiederzufinden - ob gut oder schlecht!

Gruß

Ulf


Pegasus_HH

#62
@Bongolo67

sorry für meine Blindheit  :pffft: irgendwie habe ich Deine Beschreibung bezüglich des Buch-Findens weiter vorn im thread völlig übersehen...

@fellfrosch

Ja, auch ein gute Idee. Es ging mir wie gesagt nur darum, am Ende nicht das Falsche Buch zu haben...

Danke ihr Lieben

Pegasus

Bongolo67

Dann solltest Du den Titel unbedingt mit dem Namen Engermann zusammen eingeben, sonst könntest Du am Ende wirklich das falsche Buch in Händen halten.

Gruß und gutes Gelingen! :winken:

Ulf

BF

@ Pegasus (und alle anderen Bestellwilligen):

Solltest Du über AMAZON bestellen: bloß nicht bei "Zaahnfee" ordern!!!
Ich habe mein Exemplar zuerst da bestellt und dann wochenlang - und eigentlich bis heute - nichts mehr von dem/den Affen gehört! Zumindest wurde mir der Kaufbetrag nicht berechnet...

Pegasus_HH



Universalniet

#67
Nachdem Ulf mir dankenswerter weise das Buch geliehen hat nun meine Sicht auf das Buch und die Geschichte:

Das Buch "Einen Besseren Findest Du nicht" ist bestimmt kein Werk, dass sich handwerklich mit einem Heinrich Böll oder Thomas Mann messen kann, das muss es aber auch nicht. Die Sprache des Autors ist einfach gehalten und entspricht der Sprache der erzählenden Romanfigur, von der wir am Ende nur wissen, dass sie Erasmus heißt. Es reihen sich in seiner Erzählung Anekdoten und Ereignisse aneinander, ganz aus der Sicht eines einfachen Landsers.
Dies irritierte mich anfangs, da dadurch kein flüssiger Erzählstil zustande kommt, erweist sich aber im Laufe des Buches, vielleicht ungewollt, vielleicht auch gewollt, als ein Glücksgriff, da sich dem Leser das langsam wachsende Unbehagen und das später entstehende Grauen des Mannes langsam offenbart.
Der Erzähler nimmt am 2. Weltkrieg von der ersten bis zur letzten Minute teil. Anfangs in Polen mit nur wenig Erfahrung und viel Dusel, dann im "Drole de Guerre" an der Westfront und dann gegen Russland an verschiedenen Fronten. Im Mittelpunkt der Erzählung steht nicht das große Weltkriegsgeschehen sondern die Beziehungen der Kameraden untereinander. Die vielen verschiedenen Charakter werden dabei sehr lebhaft dargestellt und durchleiden erst ein wenig dann immer mehr das ganze Elend des Krieges. Bezeichnend der Bericht von der Weihnachtsfeier in den Stellungen in Karelien.
Eine besondere Beziehung baut der Erzähler zu seinem Leutnant auf, einen "jungen Burschen" der aber aus seiner Sicht alles hat, was man braucht. Es wird dem Leser deutlich warum die Männer nicht vor dem Elend und der Gefahr fliehen, obwohl es dazu Möglichkeiten gibt. Die tiefe Verbundenheit der Leidensgemeinschaft macht es den Männern unmöglich aufzugeben. Nicht wegen seiner selbst sondern wegen des Kameraden, der neben einem steht und ganz auf einen vertraut. Erasmus erkennt irgendwann das, was ihn eher unterschwellig bewusst war, nämlich dass sie verraten und verkauft wurden. Und trotzdem hält er bis zum bitteren Schluss seinen Kameraden die Treue, den Kameraden zuliebe.

Ich kann verstehen, warum der Autor anfangs das Werk Anonym veröffentlichte. Es hat bestimmt einer Vielzahl von Menschen mit seiner Kritik hart zugesetzt, den damit hat er nicht gespart. Erschreckender Weise gibt es in dem Buch viele Parallelen zu meinem eigenen Großvater, der strafversetzt an die Ostfront bis zum bitteren Ende durchhielt und noch aus dem Lazarett schwer verwundet mit seinem Kameraden vor den Russen floh. Das Werk bedrückt in seiner Einfachheit auch dadurch, dass einem klar wird, dass hier einer erzählt, der es erlebt hat, der erzählt wie Unfähigkeit Blut und Leben an der Front kosten. Wie die Trostlosigkeit mit Alkohol ertränkt wird.

Der Titel zitiert das Lied von guten Kameraden, rückblickend eine Art von Kondensation des Buches:

Zitat von: WikipediaIch hatt' einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
In gleichem Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen,
Gilt's mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär's ein Stück von mir.

Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew'gen Leben
Mein guter Kamerad!

Das Buch zu lesen ist bedrückend. Parallel lese ich gerade "die Nackten und die Toten" von normal Mailer und atmosphärisch steht ihm dieses Werk in nichts nach.

Danke Ulf für's ausleihen!!!


Marc  :winken: :winken: :winken:

Bongolo67

Marc, vielen vielen Dank für diese ausführliche Rezension. :klatsch: :winken:

Freut mich, dass das Buch auch auf Dich seine Wirkung nicht verfehlt. :1: :P

Gibst Du's mir beim nächsten Stammtisch zurück?

Gruß

Ulf

Universalniet

Na klar,  ich kann es aber auch schicken, wenn es Dir lieber ist!  :winken: :winken: :winken: Wobei,  .... Stammtisch ist sicherer!


Bongolo67


Pegasus_HH

Hallo Bongolo67,

zwischenzeitlich habe ich mir das Buch auch zugelegt. Ich bin derzeit bis zum 1/3 des Buches gekommen und man merkt wie die unbeschwertheit der ersten Schilderungen verfliegt...

Da meine Großväter den Krieg nicht überlebt haben, fand ich es wichtig, die Ereignisse aus der perspektive von einem von den Teilnehmern zu lesen und ich finde es ist wirklich gut geschrieben, man kann sich gut in die Situation einfühlen...

Ich werde mich nochmal äußern, wenn ich das Buch durch habe, aber schon jetzt mein Dank an Bongolo. Durch diesen Thread bin ich zum 1. Mal auf diese Buch aufmerksam geworden und ich wäre sonst sicher nicht mehr drüber gefallen. Danke.

Pegasus

Bongolo67

Hallo Pegasus,

Danke für Deine Mitteilung. Ich freu mich schon auf Deine Rezension, wenn Du's durch hast. :P :winken:

Gruß

Ulf

Pegasus_HH

Hallo Ulf,

da ich die letzten 2 Wochen gesundheitlich dazu genötigt wurde, hauptsächlich zu liegen, bin ich endlich dazu gekommen das Buch mal zu Ende zu lesen und ich muss sagen, ich fand es sehr bewegend. Wie ich Dir schon schrieb, man hat das Gefühl, da schreibt jemand der das alles auch selbst erlebt hat, nicht einfach nur ein "Schreibtischtäter".

Natürlich ist die Sprache Relativ einfach, aber an der Front hat man nicht so häufig Zeit gehabt, auf gehobenem Niveau zu pilosophieren (was ja überraschderweise doch hin und wieder vorkommt) und dadurch wirkt das ganze auch so "nah", als würde man die Dinge von jemandem erzählt bekommen, der sie gerade erlebt hat...

Und da mein Großvater, den ich leider nie kennen lernen durfte, eine ähnliche "Karriere" gemacht hat und sich teilweise scheinbar sogar an den selben Orten aufgehalten hat, kann ich mich nun viel besser in sein erlebtes hinein denken.

Und ich kann nur sagen, wie gut das uns (zumindest mir) ein Krieg erspart blieb. Auch wenn ich nach wie vor an den Ereignissen dieser Zeit und der Technik interessiert bin, würde ich mich freuen, wenn ich nie an so etwas teilnehmen müsste.

Sicherlich gibt es Zeiten im Leben, in denen es notwendig ist seine Familie, seine Freunde, sein Land, auch mit Waffengewalt zu schützen und es ist gut (in meinen Augen) das wir Menschen haben, die für den Notfall bereit stehen, aber ich wäre überglücklich, wenn das in absehbarer Zeit nicht mehr nötig wäre.

Wie schon gesagt ein echt gutes Buch, das ich jedem empfehlen möchte, der sich für diese Thematik interessiert.

Liebe Grüße

Pegasus / Marco

PS: Ich sollte unbedingt darauf hinweisen, das meine Frau (eigentlich eine überzeugte Pazifistin) dieses Buch förmlich gefressen hat und es sehr beeindruckend fand  ;)

Bongolo67