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Messerschmitt P. 1111, 1/72, PM-Modell

Begonnen von Hans, 13. April 2020, 01:26:58

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Hans

Luftwaffen-Projekte, die nie realisiert wurden, sind nicht jedermanns Thema. Aus meiner Sicht gibts aber ein paar interessante Entwürfe, die einfach was her machen, einfach gut aussehen. So, why not.

Das Messerschmitt Projekt P.1111 war ein kurzlebiges Projekt eines schwanzlosen Jets, der jedoch schnell wieder verworfen wurde. Aber er hat eine tolle Form und ist aerodynamisch recht ansprechend.

PM hat dieses Projekt seit Ewigkeiten im Programm. PM ist zudem wieder auferstanden und wurde zB auch auf der Spielwarenmesse in Nürnberg gehandelt. Die aktuelle Verpackung sieht so aus:



Der Bausatz selbst ist gruselig einfach. Mich erinnert er an einen ausgeschnittenen Vaku, die Kleinteile sind praktisch nicht brauchbar, die Detaillierung einfallslos. Eigentlich eine völlig reizlose Sache.



Auf einer Modellbaumesse erstand ich ein Rädchen zum Prägen von Nieten. Es wartete auf einen Einsatz, aber wo? Einen Top-Kit wollte ich nicht versemmeln, also bot sich dieses Schlichtmodell geradezu als Übungsobjekt zum Gravieren und Benieten an.

Zum Gravieren bevorzuge ich ein namensloses Folterinstrument aus dem Werkzeugschatz des Zahnarztes. Ich nenn es "Capt'n Hook".



Es schneidet sauber durch das Plastik und räumt die Naht sauber leer, kein Geruckel wie bei Nadeln, wenn man den falschen Winkel erwischt. Als Führung nehme ich wie fast alle das berühmte Dyno-Band, auch für das Nietenrädchen.




Alle Klappen an den Flügeln wurden abgesägt, um sie angelenkt zeigen zu können. Die Klappen mussten seitlich verschlossen werden, da der Flügel relativ dick ist. Auch die Hinterkante des Flügels musste geschlossen werden und die Lufteinlauföffnungen ordentlich gestaltet. Ein Auslassrohr ersetzte das PM-Teil mit einem völlig falschen und nicht positionierten Auslassteil ("Zwiebel").

Zur Gewinnung der notwendigen Kleinteile vom Fahrwerk bis hin zum Cockpit wurde eine Me 262 von Revell ausgenommen, die Teile fast unverändert übernommen. Vorne war natürlich Gewicht nötig, viel Platz ist wie üblich nicht.



Die Teile mussten streng fixiert werden und ich achtete auf stabile Verbindungen, damit keine Naht im falschen Moment reisst.



Hier das Modell dann im Rohbau.



Der Fahrwerkschacht wurde nur einfachst ausgestattet, man könnte sich da austoben, aber weshalb denn....



Die Fahrwerksklappen enstanden neu aus Zinnblech, Alu etc geht natürlich auch. Die Umrisse wurden eingraviert und dann ausgeschnitten. Wo Biegungen nötig waren, wurde eben gebogen





Das Fahrwerk der Me 262 wurde unverändert übernommen. Erste Stellprobe:



Das Staurohr wurde schnell aus Messing gedreht (in der Proxxon), das FuG 16 aus Messing gebogen (Ätzteilrest)



Das Modell war nun lackierfertg. Nachdem ich allerdings a) den Testzweck erreicht hatte und b) mir einfach keine gescheite Lackierung einfiel, wanderte das Messerschmittprojekt - in die Projektschachtel, auch Karton der Schande genannt - und lag da, naja, ein paar Jahre.







Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Hans

#1
...und dann kam Corona und ich sichtete den Karton. Ich entschied mich dann doch für eine Luftwaffen-Tarnung. Die Alternative wäre alu über alles mit schwedischen Markierungen gewesen (....ein Testpilot in Rechlin hatte die Schnauze voll und flog nach Malmö....mit dem letzten Tropfen....etc etc). Ich sah von der dunklen Bodentarnung der 44/45-Winterzeit ab und lackierte in Himmeltarnung, leicht inspiriert durch aktuelle Jet-Tarnungen. Ich nahm RLM 78 (kein Tippfehler) von Gunze als Grundfarbe. Das Modell wurde vorher mit Tamiya Silver Leaf grundiert. Danach eine Art Preshading mit Schwarz. Darüber dann in dünnen Schichten RLM 78.

Als dunkleres Grau nahm ich RLM 75 von Gunze, allerdings mit Rot ein bisschen mehr dem originalen 75 angepasst, dazu aufgehellt. Das Preshading war dann verdeckt, also hier dann Postshading mit Smoke von Tamiya und aufgehelltem 75. Die Abplatzungen erfolgten durch schlichtes Abkratzen der Acylfarbe mit einem hölzernen Zahnstocher - das Silver Leaf erschien wieder. Vor dem Aufbringen der Decals erfolgte eine gepinselte Schicht Pledge/Future.

Die Decalsuche war etwas aufwändig. Der Vogel ist wirklich klein, man braucht Decals der Me 163 - He 162-Klasse. Ich fand aber uralte Microscale generische Balkenkreuze für oben. Unten dienten auch von Microscale Kreuze aus dem Satz FW 190D, die in RLM 74 gehalten sind und man kann die eigentlich gar nicht brauchen - ausser für sowas. Das taktische Kennzeichen kam von einem alten Almark-Bogen. Ich wollte absichtlich keine bunte Ziffer, um das nicht zu bunt zu machen. Die Stencils sind zusammengesucht, meist von 1/72er Bf-109-Bögen.





Die Panellinien wurden mit Paynes Grey plus etwas Schwarz plus Umbra von Mussini ausgelegt. Nach ordentlicher Trocknung (drei Tage) dann die Schlussschicht mit seidenmatt angemischten Matt/Glanzlack von Vallejo. Die Kabinenstreben sind schwarze Decals, in Streifen geschnitten.



Abschlußfotos später dann in der Galerie

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Skyfox

Klasse!
Das sind so diese Pojekte, die nach langer Zeit der "Reifung" endlich an's Tageslich kommen – und das zu Recht!
Erinnert stark an die HG III. Entwicklung aus der Messerschmitt 262 – und macht der Form nach einiges her... :1:

Tolles Modell  :P
:V:
Skyfox
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

mhase

Klasse, was Du da aus diesem Minimalbausatz gezaubert hast. Die dezente Benietung gefällt mir, auch die Farbgebung.

So bringt man alte Projekte zum Abschluß....

Gruß

Michael

Marderkommandant

Toll! Einfach toll!  :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Solche Berichte liebe ich, wo Ideen sprudeln und handwerkliche Gedanken blubbern und alles in einem Happy-End mündet. *hach*  :D

Danke für's zeigen und vor allem, dass Du den fertig gestellt hast!

Beste Grüße,
Andreas
Als der Herr am siebten Tag über die Erde wandelte und Sein Werk betrachtete, stellte Er fest, dass die Steine zu weich geraten waren. Darauf schuf Er den Panzergrenadier.

Kannonenvogel

#5
Lieber Hans ,habe die Me damals bei erscheinen gleich gebaut leider nicht so gut auch war meine Sprizpistole nicht die beste aber um sie in deinen Schaten zu stellen noch gut genug.Mir war der bugbereich zu Flach /Breitgedrückt und hab in rund gemacht (auch das Seitenruder "nun verzogen " hat nicht gepast.

Gruss !! :winken:

Wolf

Luftwaffe 46 mag ich dann, wenn man es plausibel umsetzt.

Schön was du aus dem einfachen Bausatz rausgeholt hast.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Flugwuzzi

Interessant wie du den Plastikhaufen aufgwertet und aufgehübscht hast.
Sieht jetzt um Welten besser aus  :P

Danke für den Baubericht und die Fotos ... das macht Mut den Umbau von "Krücken" nicht auszuschließen  :D

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)