Breguet BR 1150 Atlantic, MFG 3 "Graf Zeppelin" (1:350 / Eigenbau)

Begonnen von Graf Spee, 14. September 2018, 10:37:32

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Graf Spee

Vor einiger Zeit hatte ich im Projekte Thread ja mal ein Baustufen Foto meiner Atlantic gezeigt.
Hier nun das fertige Modell.



Mitte der 1950er Jahre beschloss die NATO die Anschaffung eines einheitlichen Musters zur Seefernaufklärung und U-Boot-Jagd.
Das Ergebnis war der multinationale Entwurf der, als BR 1150, angenommen wurde.
Die Fertigung erfolgte ebenfalls multinational.
So war Frankreich mit Breguet / Sud-Aviation für den Rumpfvorder- und Mittelteil bzw. Außenflügel, Deutschland mit Dornier für Rumpfheck und Leitwerk und die Niederlande mit Fokker für Flügelmitteil und Triebwerksgondeln zuständig.
1963 wurden die ersten Maschinen ausgeliefert und ab 1965 (Frankreich) bzw. 1966 (BRD) offiziell in Dienst gestellt.



Weitere Nutzer waren die Niederlande, Italien und Pakistan.
Die überarbeitete Baureihe Atlantic 2 wurde lediglich von der französischen Marine Nationale beschafft, wo sie auch gegenwärtig noch im Dienst ist.



Die 21 von der Bundesmarine beschafften Maschinen wurden alle in Nordholz im Marinefliegergeschwader (MFG) 3 zusammengefasst.
Das Geschwader erhielt 1967 den Traditionsnamen "Graf Zeppelin".
Als Kennungen erhielten sie UC+301 - UC+327 (302-309 wurden nicht vergeben).
Später wurden die Kennungen umgestellt und lauteten ab das 61+00 - 61+20.



Im Laufe ihrer Dienstzeit bei der Marine stellte die Atlantic eine Bestmarken auf.
So überflog die UC+324/61+15 als erstes Flugzeug der Bundeswehr den Nordpol um so die Bordnavigationsanlagen auch unter außergewöhnlichen Bedingungen testen zu können.
Die Crew IV stellte mit einer weiteren Maschinen den Rekord für den längsten Flug auf, mit 20h 20Min in der Luft.



Im Lauf der Dienstzeit wurde durch Dornier ein Programm zur Kampfwertsteigerung (KWS) durchgeführt.
Des Weiteren wurden 5 Maschinen zur elektronischen Aufklärung (ELINT) umgerüstet.



Aufgrund ihrer speziellen Fähigkeiten waren die Atlantics unter anderem 1978 an der Suche nach der München oder 1997 an der Suche nach der vor Namibia abgestürzten Tu 154 beteiligt.
Ab 1992 nahmen sie auch an der Embargoüberwachung in der Adria teil. (Operationen Sharp Vigilance/Fence/Guard).
Für diese Einsätze erhielt das MFG 3 vom Bundespräsidenten ein Fahnenband.
Auch an der Operation Enduring Freedom (OEF) waren die Marineflieger mit 3 Atlantic ab 2002 beteiligt.
Wurden die Einsätze noch zunächst von Mombasa geflogen, verlegte man die Einsatzbasis bald nach Djibouti.



2008 wurde der Ersatz der Atlantic durch Einführung der P-3C Orion beschlossen und mit Außerdienststellung der letzten Atlantic 2010 vollzogen.



Nachdem ich vor einiger Zeit schon eine P-3C in 1:350 für meine Marinefliegersammlung gebaut hatte fehlte mir immer noch ein Atlantic.
Denn die hatte das Bild der Marineflieger über 40 Jahre stark geprägt.



Nach langer Suche fand ich im Internet Pläne (Bsp.)zum Bau eines RC-Modells, entnommen einer französischen Modellbauzeitschrift aus den 1960ern.
Um es zusammenzufassen: "Grand Maleur du Kack".
Die Pläne waren unterirdisch.
Gott sei dank tat sich kurz danach per Zufall ein Fund bei Shapeways auf.
Also bestellte ich mir eine und freute mich.
Aber auch hier folgte die Ernüchterung sehr schnell.
Der Druck war unter aller Kanone. Rumpf-, Flügel-, und Motorgondelform stimmten nur ungefähr mit dem Vorbild überein.
Eine Detaillierung war nicht vorhanden.



Nachdem Versuch noch etwas zu retten (war ja teuer) hab ich es dann aufgegeben, das Mistding entsorgt und die französischen Pläne wieder rausgekramt.
Diese habe ich dann sortiert, neu zusammengestellt und skaliert ausgedruckt.
Der Rumpf entstand dann analog meiner P-3 in Spantenbauweise mit einer Beplankung die entsprechend verschliffen wurde.
Die Flügel wurden wieder aus dem Vollen gefeilt und die Motorgondeln mit Spachtelmaße aufgebaut.



Weitere Details erstellte ich mit Teelichtalu, Papier, Rundstäben, Blisterfolie, usw.
Die Propeller schnitt ich aus Klarsichtfolie aus und brachte dann die Propeller mittels Pinsel auf.
Da es, wie immer, keine Decals gab für 1:350er Atlantics wurden alle Kennungen mit dem Pinsel aufgetragen.
Gleiches gilt für die ganzen anderen Markierungen die überall am Rumpf verteilt sind.
Alles in allem war das doch ein recht bunter Vogel.

Die gezeigte Kennung habe ich genommen, da die 61+11 der Seefernaufklärer mit den meisten Flugstunden war (11.233)
Die Grundplatte entstand mittels Faller-Seefolie auf einem blauen Plastikuntersetzer.
Die angedeutete, kreisförmige Welle soll die "Reste" eines gerade abgetauchten U-Bootes darstellen.



Sehr hilfreich erwiesen sich hier meine Fotos von den Feierlichkeiten zu "100 Jahre Marineflieger" von 2014, die ich sowohl vom Gateguard 61+06 als auch von der Maschine im Aeronauticum 61+14 gemacht habe.
Auch das vom MFG 3 herausgegebene Heft zur Bregeut Atlantic war sehr nützlich.
Somit konnte ich dann wieder eine Lücke in meiner Sammlung schließen.
Auch wenn der Bau, hauptsächlich durch Motivationsverlust, insgesamt 5 Monate dauerte.

Ich hoffe, der kleine Flieger gefällt soweit.
Für Fragen, Anmerkungen und Kommentare bin ich jederzeit zu haben.


Die Luft über See gehört dem MFG!
Und nicht der Luftwaffe. ;)

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



matz

Sprachlos  8o
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Absolut phantastisch wie du aus "Nichts" ein derart tolles Modell zauberst. Nicht nur dass wirklich alles stimmt (hab's eben nochmal mit Bildern vom Original verglichen) auch die Detailarbeit in dem Maßstab ist sensationell. Handbemalte Kennung mit "outline" in weiß . Wie bitte geht das ?

Was etwas irritiert ist die kreisförmige "Welle " unter dem Modell auf Deinem Display, ist da gerade was ins Wasser gefallen   :pffft: ?

matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

Graf Spee

#2
Schön das es gefällt. :1:
Und zum Staunen bringt. :D

Die Kreisförmige Welle unter dem Modell geht auf das getauchte U-Boot zurück.
Das hatte ich oben vergessen zu erwähnen. :rolleyes:
Edit: Ergänzt

Was die Kennung anbelangt:
Ich male zuerst mit einem neuen, feinen Pinsel 10/0 die schwarze Ziffer auf, dann bekommt diese in einem weiteren Durchlauf die weiße Umrandung.
Überstände werden mit der umgebenden Grundfarbe nachkorrigiert. :1:

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



FlyingCircus

In den Proportionen sehr gelungen. Macht richtig was her.  :1: :P :winken:

,,Ich weiß, dass Sie glauben, Sie wüssten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte." Alan Greenspan

Hans

Super, super, super. 150 von 100. Und ich hab endlich begriffen, wieso eine Breguet im Dorniermuseum steht.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Sparky

Ein sehr gelungener kleiner Flieger!
...und den letzten fettgedruckten Satz kenne ich zwar, lese ihn aber immer wieder gern.

:mariinee:
Sparky


"People sleep peaceably in their beds at night only because rough men stand ready to do violence on their behalf." -- George Orwell

Hörnchen

Ich bin immer wieder begeistert, was du aus nichts was machst! :respekt:
Die handwerkliche Umsetzung ist wie immer top. Freue mich darauf die Lütte in Apen zu sehen.

Gruß André
Es gibt eine Sache auf der Welt, die teuerer ist als Bildung - keine Bildung (JFK)

mumm

Toll, einfach toll und das aus den großen Nix... 8o
Dann hab ich ja jetzt endlich das Vorbild für meine 72er.

Peter  :klatsch:

Puchi

Du liebe Zeit, der Graf wirft wieder mit Atomen um sich! 8o

Absoluter Hammer, das Fliegerchen. :P :P :P Wie die restlichen Winzlinge aus Deiner Hand.

Zitat von: Graf Spee in 14. September 2018, 10:37:32
Da es, wie immer, keine Decals gab für 1:350er Atlantics wurden alle Kennungen mit dem Pinsel aufgetragen.
Und DAS ist ja wohl sowieso der absolute Wahnsinn. :meister: :meister: :meister:


Liebe Grüße,

Karl

Jensel1964

Du berstehst es immer wieder, die Superlativen zu sprengen. Ich weiß wirklich nicht, wie ich mein Staunen über Deine Werke zum Ausdruck bringen soll.
Allein die Umsetzung des Vogels ist großartig, aber wenn man dann die Beschriftung und die Fenster sieht, ist man  sprachlos. Das ist ganz großes Kino. :klatsch: :klatsch: :klatsch:
Jens  :winken:

Wolf

man, man, man.......Bärenstark.

So etwas finde ich einfach nur toll und schön
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Graf Spee

Oha.
Das nenne ich mal eine starke Reaktion. Da wird man ja ein wenig rot. 8o

Vielen Dank für Lob und Anerkennung. :1:

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



ice

Eine so ruhige Hand...kannst du etwa deinen Herzschlag nach Belieben aus- und auch wieder anschalten? 8o
...wurde leider gelöscht. Darum bitte hier klicken: Profil bei scalemates.com

Skyfox

Moin

Der Herr Graf praktiziert wieder die seltene Disziplin des "Apnoe-bastelns" und man kan sagen, er hat nix verlernt!
Phantastisch Matze! Das ist "Abbadahabbichscratch" in Reinkultur!  :klatsch:  :meister:

:V:
AnD.Y:
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

bughunter

Ja, bin auch mal wieder schwer beeindruckt, insbesondere vom Pinseln der Kennungen etc _mit_ weißem Rand, in dem Maßstab. Das ist echt unglaublich!
Wenn mal eine Truppe in den schwarzen Turm gesperrt wird, bist Du dabei und dann für die Malerarbeiten zuständig :1:

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Graf Spee

Schön das es Euch gefällt. :1:

@ice:
Ich nutze dafür die bei der Bundeswehr erlernte "Lehre vom Schuss".
Einatmen, 2/3 ausatmen, Pinseln, ausatmen.
Ist Entspannung pur. :1:

@Bughunter:
Jupp.
Die Wände male ich dann schön mit nem 10/0 Pinsel.
Müsste bei der Fläche grade so fein genug sein...

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



b.l.stryker

Schöne kleine Sachen. Toll gemacht. In Peenemünde stand Mal eine brequet, leider sind diese und weitere Maschinen irgendwohin verkauft worden.
Glück Auf, Björn


Graf Spee

Freut mich, dass der Flieger dir gefällt.

Im Heft vom MFG 3 sind die Maschinen mit Verbleib aufgeführt.
Falls Du mir das Kennzeichen sagen kannst, gucke ich mal nach.

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



b.l.stryker

Leider nicht. Ist ein paar Jahre her, als ich sie dort gesehen hatte. War ein Museum. Im letzten Jahr war das Museum dann weg.
Glück Auf, Björn


Graf Spee

Hab grade mal nachgeguckt.
Das war 61+19, eine zur SIGINT umgerüstete Maschine.
Leider habe ich da nix weiteres über den Verbleib gefunden.
Die Spur verliert sich quasi in Peenemünde.

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



Mr. Hudson

Sensationell, Herr Graf  :klatsch:

Wenn Du eine Modell einstellst, schaue ich immer eine ganze Weile sehr genau auf die Staubkörner vor meinen Füssen, nicht dass sich einer davon plötzlich als feines Modell entpuppt  :D.

Viele Grüße

Kai  :winken:

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HI-Lok

Herr Graf beliebt zu minimalisieren...
Was für ein Fisselkram mit der Kennung und allem drum und dran  :klatsch: echt ein Hammer.

Gruß  :winken:

Marcel

Graf Spee

@Kai:
Vielleicht ist eines der Staubkörner ja ein Kolben oder ein Pleuel?
Man kann ja nie wissen. :D

@Marcel:
So fisselig ist das nicht, wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat.
Dazu kommt, dass ich seit Jahrzehnten alle Modell mit dem Pinsel bemale.
Das übt. :1:

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



Ralf


Flugwuzzi

 8o Wow ... absolut Klassse gemacht  :klatsch: :klatsch:

Das ist für mich die Königsdisziplin im Plastikmodellbau ... aus einem Plan, Polystyrol und viel Motivation aus dem Nichts ein Modell erschafften.
Toll wie du die Formen, Proportionen und Details hinbekommen hast  :P
Die Lackierung und Inszenierung mit dem abtauchenden U-Boot ist auch richtig gut gelungen  :1:
Ein absolutes Schmuckstück für die Sammlung.

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)