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Farbe Propellerspinner LW 1944/45?

Begonnen von mhase, 24. Februar 2019, 13:39:24

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mhase

Hallo Zusammen,

ich habe mich gestern hier in Nürnberg mit einem modellbaubegeisterten Freund getroffen, der auch eine Sammlung an Artefakten zum Thema "Flugzeuge LW-WW2" hat.

Dabei sind wir auf die Farbe der Spinner der Propeller u. a. der späteren Bf 109 und FW 190 gestoßen. Uns ist aufgefallen, dass wir eigentlich kein "schwarzes" Exemplar im Originalzustand gefunden haben, sondern nur Lackierungen in RLM70 - schwarzgrün - egal ob Hauben in 2/3 zu 1/3-Segmentierung oder ganz einfarbig lackierte mit Spiralen.

Könnte es sein, dass aus Vereinfachungsgründen ab einem bestimmten Zeitpunkt 1943/44 so lackiert wurde? RLM 70 war da ja - außer für Propellerblätter - nicht mehr en vogue....

Hat denn jemand von euch Informationen, ob das so zutrifft? Gibt es evtl. erhaltene Vorschriften, die diese Annahme widerlegen bzw. nachvollziehen lassen. Bitte aber keine Argumente mit irgendwelchen Zeichnungen aus Bauanleitungen und Modellbauzeitungen im Stile von Caruana und Co. - ich stehe da mehr auf Primärquellen.... :D

Auf eine fachliche und interessante Diskussion freut sich

Michael 

Hans

Da wirst du nach Fürth müssen, am besten mit den Originalteilen.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Wolf

Gegenfrage: gab es eine Vorschrift die besagt, dass der Spinner als Grundfarbe in Schwarz zu lackieren ist? Ich glaube (nicht weiß) dass eher 70 der Standard ist.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Skyfox

#3
Moin

Soweit mir bekannt waren Spinner und Propellerblätter bei Auslieferung bis zum Schluß in RLM 70 lackiert.
Vorschrift LDv. 521/1, nachzulesen im Ullmann "Oberflächenschutzverfahren und Anstrichstoffe der deutschen Luftfahrtindustrie und Luftwaffe 1935-1945" auf S. 259/260.

Bei Merrick "Luftwaffe Camouflage and Markings, 1933-1945, Vol. 2" meine ich irgendwo einen Hinweis auf eine ULTRA entschlüsselte Nachricht der Alliierten gelesen zu haben, zu der es heißt das die Spinner zusätzlich zu den RV-Bändern am Rumpf zum Zwecke der schnelleren Identifikation mit Spiralen zu versehen sind.

Da im obigen Buch auch M. Ullmann als Co-Autor mitgewirkt hat bzw. Auszüge aus seiner Arbeit eingeflossen sind habe ich den Wortlaut aus einem älteren Buch von Ullmann hier übernommen:

Zitat
Allied intelligence used "Ultra" to decrypt a Luftwaffe signal dated 10 February 1944 which stated:

,,...Additional orders of 10th for units operating in defense of the Reich:
a. Band around fuselage to remain as marking for individual Geschwader
b. In principle, all Kommodores and Kommandeurs to fly with white fins and rudder
c. All fighter aircraft of Luftflotte 3 and Luftflotte Reich to have black and white spiral painted on spinner. One and a half spirals turning same direction as spinner, width one fifth of diameter of spinner. ..."


An order from Stab to II./JG 11 on 25 June 1944:
,,...With immediate effect, aircraft to be marked only with spiral on propeller spinner, cross, tactical number and Gruppe mark (bars). ..."

On 29. June 1944:
,,Now known that aircraft marking instructions apply to all Luftflotte 3 aircraft. Spiral on spinner to be black and white. Additional markings to be retained exclusively for fighters, ground attack and reconnaissance aircraft."
7. Jagd Division noted on 14 July 1944, referring to Luftflotte Reich orders of 5 July:
,,...All fighter aircraft going to the West on operations to be provided only with black and white spirals on spinner. All other special identification markings to be discontinued. ..."
(QUELLE: Ullmann, Luftwaffe Colours 1935 - 1945 / S. 173)

Den Original Wortlaut der Anordnungen der Luftwaffe konnte ich bisher nicht finden, evtl. findet sich dazu etwas in z.B. den Geschwaderchroniken von Prien/Rodeicke oder anderen Archiven?

:V:
Skyfox
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

Hans

Diese Texte schreiben aber klar von Black and White.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Skyfox

Ja, richtig.
Daher – so meine Vermutung – ist diese Direktive rausgegangen, die das umlackieren auf Einheitsebene anordnet.
Auslieferungszustand ab Werk nach wie vor RLM 70.
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

Hans

War mir jetzt nur bei Bombern etc so bewusst. Aber du hast schon recht, auch in den Oberflächenschutzlisten der BF 109 ist von 70 die Rede, teilweise mit 21 als ein Viertel des Spinners (auch wenn es nie beachtete Listen gab, die noch die unmittelbare Spitze sogar noch in 76 vorsahen). So wie es aussieht, waren tatsächlich nur die Spiral-Spinner in Schwarz mit weisser Spirale.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

matz

Zitat von: Hans in 24. Februar 2019, 15:50:04
Da wirst du nach Fürth müssen, am besten mit den Originalteilen.

Was gibt's in Fürth zur Klärung solcher hochwissenschaftlichen Fragen  ?  :woist:

matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

Hans

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

matz

Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

bughunter

Volle Primärquelle: selbst das Original am 13.2. bei der Messerschmitt-Stiftung fotografiert.
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Motor und Luftschraube auf Teststand montiert.
Von nahem sind die Einzelteile wirklich beeindruckend.

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Wolf

Ich denke man muss hier eben klar zwischen Lackierung im Auslieferungszustand und Lackierungen taktischer Natur oder anderer Gegebenheiten wegens unterscheiden.

Eventuell ist schwarz mit weißer Spirale der angeordnete Idealzustand. Das heißt aber nicht dass es so auch umgesetzt wurde. Ich kenne s/w Bilder das sind die Spiralen nicht auf schwarzem Grund sondern die Graustufe des Spinners entspricht dem Propellerblatt und somit höchstwahrscheinlich RLM 70
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft