Revell Flower Class - Platinum Edition 1:72 (ex. Matchbox) - ***3.Teil***

Begonnen von Universalniet, 01. Juli 2013, 00:13:28

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Universalniet

Der eine oder andere hat vielleicht ja schon gesehen, dass ich in Wilnsdorf ein ziemliches großes 1:72 Modell dabei hatte ...
die Flower Class von Revell (ex-Matchbox) in der Platinum Edition. Ich habe diesen Bausatz zum Besprechen und Bauen von DPMV
bekommen, dafür noch mal vielen Dank!

Die Vorstellung des Bausatzes kann man auf auf der DPMV Seite finden. Wenn gewünscht kann ich sie auch hier nochmal einstellen. :winken:

http://www.plastik-modellbau.org/blog/neuheiten-vorgestellt-flower-class-corvette-revell-platinum-edition-172/2013/

Der Bau ist natürlich schon fertig, den Baubericht habe ich tatsächlich auch parallel geschrieben und jetzt werde ich ihn hier zeigen:


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TEIL 1

Nachdem der Schock über die Größe des Bausatzes überwunden war, galt es einen gangbaren Weg für den Bau zu entwerfen. Was
schnell klar wurde, war, dass die Größe auch neue Wege beim Bauen verlangt - so passt der Rumpf in keine mir bekannte übliche
Modellbau-Lackierkabine und auch die Montage des 90cm langen Rumpfes ist mit einfachen Klammern nicht mehr zu bewältigen und
auch meine Fotoausrüstung musste ich erst ergänzen.
Trotz aller Ätz-, Dreh- und Holzteile muss man sich schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt überlegen, wie detailliert man wirklich die
Flower Class Korvette darstellen will. Wenn man sich etwas mit der Historie und Technik dieser Schiffe auseinandersetzt, dann wird
man zwangsläufig feststellen, dass der Bausatz eben trotz all der Zubehörteile nur eine Annäherung an die Flower Class Korvetten mit
dem verlängerten Vordeck bietet. Detailfetischisten müssen ggf. sehr viele Mühen auf sich nehmen, um den Bausatz umzukrempeln. Ich
persönlich liebe den Charme der Bausätze dieser Zeit und versuche beim Bau ein Gleichgewicht zwischen Detailtreue und
handwerklichen Geschick auf der einen und dem Charakter eines "antiken" Bausatzes auf der anderen Seite zu erhalten. "Historischer
Modellbau" unter etwas anderen Vorzeichen. Doch nun zum Bau:

DER RUMPF
Der erste Schritt ist der Aufbau des Rumpfes. Bevor man jedoch die Teile zusammenfügt sind ein paar vorbereitende Arbeiten
durchzuführen. Das Erste ist das Anbringen der Bullaugen. Dazu entfernt man mit einer scharfen Klinge den Wulst, den das Ätzteil
ersetzen soll. Anschließend werden die letzten Reste weggeschliffen und poliert, bevor das Ätzteil aufgeklebt wird. Wirklich dankbar war
ich Revell dafür, dass etliche Ätzteile, wie auch die Bullaugen, in größerer Zahl vorhanden waren, als eigentlich benötigt (wenn man keines
verliert).


Alte Bullaugendarstellung und Ätzteil

Auch die Aufnahme der Schraubenwelle sollte man zu diesem Zeitpunkt schon durch Trockenpassen kontrollieren und ggf. anpassen.
Danach kommt das Unvermeidliche: die Rumpfteile müssen verklebt werden. Ich bin dem Bauplan gefolgt und habe erst einmal die
Steuer- und Backbordteile zusammengefügt. Dadurch konnte ich auch noch ein beim Transport abgebrochenes Teil sauber anfügen.
Mit ein wenig Anpassen bekommt man hier eine sehr gute Passung der Teile, die einem bei den nächsten Schritten zugutekommt.
Nach dem Aushärten dieser Verbindung (ich habe einen Tag gewartet) kann man die Hälften zum Rumpf zusammenfügen – dabei
nicht die Schraubenwelle vergessen!
Der Bau des Rumpfes entscheidet nicht unerheblich über den Erfolg des gesamten Projektes, weshalb hier verstärkt mit
Trockenpassungen und Anpassungen gearbeitet werden sollte.
Ich habe die Beiden Rumpfhälften von hinten nach vorne verklebt, und mich dabei vorsichtig auch eines Schraubstocks mit Kunststoffbacken
bedient. Was sehr brachial wirkt hat sich als Glücksgriff herausgestellt, weil am Ende nur ein winziger Spalt in der Mitte blieb, der sehr
einfach zugespachtelt werden konnte und optisch nicht auffällt.


Der Einsatz des Schraubstocks und Klammern


Der hintere Teil ist verklebt und passt schon sehr gut

Was zu diesem Zeitpunkt wirklich schmerzt sind die Klarsichtteile für die Bullaugen, die, wie schon in der Bausatzbesprechung
erwähnte, leider alle einen Lufteinschluss haben. Ich habe mit mir gerungen, ob ich die Klarsichtteile einfach weglasse, mich dann
aber zu einem gänzlich anderen Verfahren entscheiden - dem Neuformen der Bullaugen.
Dazu nahm ich eines der Bullaugen mit Lufteinschluss aus dem Bausatz, erhitzte einen dicken Gussast und presste das Bullauge in die
weiche Masse. Dadurch erhält man eine Form, in die man ohne Verkleben durchsichtigen erweichten Gussast drücken kann, der dadurch
die Form des Bullauges erhält, nur eben ohne Luftblase! Mit einer Resinsäge wird dann das Endstück abgeschnitten - fertig ist der Rohling.




Gussast in die Form gepresstDie Form und der RohlingLinks Bausatz - rechts neu

Was dann kommt ist ein bisschen mühselig: Alle 40+ Bullaugen müssen auf beiden Seiten mit immer feineren Schleifpapier geschliffen
werden, und anschließend mit einen Fingernagelpolierstab auf Glanz gebracht werden. Aber die Mühe lohnt sich. Jetzt ist auch der beste
Zeitpunkt die Teile mit Weißleim in die Rumpföffnungen zu kleben, da noch alle Bereiche ohne Probleme erreichbar sind.
Nächster Schritt: Die Öffnung für das Ruder vorsichtig auf die richtige Größe trimmen.
Die Bauanleitung sieht nur ein einfaches Einkleben des Ruders vor. Mit der Idee konnte ich mich aber nicht besonders anfreunden. Ein
kurzes Nachmessen ergab, dass der Schaft des Ruders ein M6 Gewinde aufnehmen könnte. Mit einem von Hand gedrehten Schneideisen wurde
dieses in die Tat umgesetzt.



Das Ruder mit geschnittenem Gewinde und M6 SchraubeAbstützung des Ruders

Dank einem Plastikstück wurde ein Aufnahmebock in das Heck gebaut, der das Ruder sicher hält. Die Schraube wurde leicht angezogen, sodass
sich das Ruder noch ohne zu wackeln dreht, und dann mit etwas Sekundenkleber auf dem Ruderschaft gesichert.
Was im nächsten Schritt auf mich zukam sah in der Bauanleitung recht einfach aus –tatsächlich ist dies aber ein echtes Stück Arbeit, die ich
einem Anfänger nicht zumuten möchte - die Schlingerkiele.
Diese dreieckigen Profile wurden vollkommen gerade gegossen, und spätestens, wenn man sie an den Rumpf hält, stellt man fest, dass man
einen Mittelweg zwischen vorsichtigen Biegen der Teile und einem Kleben unter Spannung wählen muss, um die Krümmung zu erhalten. Wegen
der Kerben, die zur Ausrichtung der Kiele vorgesehen sind, die aber eigentlich nicht wirklich passen, sind die Profile auch noch besonders
empfindlich beim Biegen. Da die Schlingerkiele auf jeder Seite aus zwei Teilen bestehen gilt es auch noch an der Verbindungsstelle die exakt gleiche
Krümmung zu erhalten. Ich bin ehrlich - absolut 100% habe ich das nicht hinbekommen, allerdings fällt es auch nur auf, wenn man danach sucht. Ich
musste auch mit Füllstücken arbeiten, die verklebt und verschliffen wurden.


Anbringen der Schlingerkiele

Danach wurde der Außenrumpf zum letzten Mal verspachtelt und ebenfalls verschliffen, damit man die Trennstellen nicht mehr sieht. Ich habe dafür
normalen Spachtel und auch 2 Komponenten Epoxy verwendet.
Bevor man die Decks einbauen kann müssen die Bordwände auseinandergespreizt werden. Der Bausatz sieht dafür dünne Stäbchen vor. Die knicken
aber unter den Kräften sehr schnell ein und helfen nicht wirklich. Dabei schnürt sich der Rumpf in der Mitte am meisten ein, während er an den
Endstücken durch die Krümmung genug Steifigkeit aufweist, um die Form zu halten. Ich habe mehrere Abende herumexperimentiert, wie man am
besten die Bordwände auf das exakte Maß parallel einstellt.



Knicken einer der Stützstrebe


Zusätzliche Gussäste zur Stützung

Am Ende habe ich mit auf Maß gesägten Gussaststücken und Klebeband eine annähernd gute Form am Rumpf bekommen, die es dann später erlaubt,
die Decks mit geringer Kraft im Rumpf zu verkleben. Bevor ich das jedoch machen konnte, mussten erst einmal die Decks vorbereitet werden.
Dazu schliff ich die erhabenen Gravuren, die das Holzdeck andeuten sollen, ab. Ob das wirklich notwendig ist habe ich nicht ausprobiert. Da aber der
Klebefilm des Holzdecks quasi kaum eine Korrektur zulässt, habe ich mich letztendlich dazu entschieden.


Das abgeschliffene Vorderdeck

Um später aufwendiges Abkleben zu vermeiden habe schon jetzt den Rumpf vollständig in den Grundfarben lackiert. Das ging nur mit sehr guter
Belüftung und einer Atemschutzmaske, weil meine Absauganlage, wie schon erwähnt, für einen solchen Riesen einfach zu klein ist. Als Erstes wurde
das sehr helle Grau, das aus 60% Weiß und 40% Hellgrau gemischt wird, aufgetragen (ich verwende fast ausschließlich Revell Aquacolor Acryllacke).
Ich hatte mir gleich ca. 40ml der Farbe "airbrushfertig" vorbereitet um keine Farbunterschiede zu bekommen. Ich habe hierbei mit Absicht die Ränder
der Bordplatten etwas dünner lackiert, was der Lackierung durch die Schattierung etwas mehr Tiefe gibt.
Die nächste Farbe ist schon der Unterwasseranstrich. Statt dem knalligen Purpurrot der Bauanleitung habe ich mich für den Rostfarbton von Revell
entschieden. Er entspricht eher der Beschreibung eines rotbraunen Farbtones für Royal Navy Schiffe. Bevor ich jedoch lackieren konnte musste ich den
Wasserpass ermitteln und "anreißen". In einem ersten Schritt habe ich dafür den Rumpf auf den Revellständer so ausgerichtet, dass am Vorder- und
Achtersteven der in der Bauanleitung angegebene Wasserpasspunkt sich auf gleicher Höher über der Tischplatte befand. Dann stellte ich sicher, dass
die Bordwände ebenfalls auf gleicher Höhe standen. Als ich das erreicht hatte, habe ich mit einem Holzklotz und Plastikplatten eine Auflage mit der
richtigen Höhe für einen weichen Bleistift gebastelt und den Wasserpass angerissen.


Anreißen des Wasserpasses

Diese Linie war dann der Ausgangspunkt für das Abkleben und Lackieren des Unterwasserschiffes.
Nach dem Trocknen wurden auch noch die Felder der moderat ausgeprägten Dazzle-Tarnung abgeklebt und entsprechend dem Bauplan mit Grün
und Blau lackiert. Ob die Farbtöne wirklich exakt sind wage ich zu bezweifeln. Nach langem Betrachten der verfügbaren S/W-Fotos habe ich mich aber
entschieden, dass diese Farbtöne für mich passen. Ziel dieser Tarnung war es bei Sonnenschein durch die Felder dem Gegner die Bestimmung von Kurs
und Geschwindigkeit zu erschweren, während bei nebligem Wetter die Tarnung ineinander fließen sollte. Der vorgeschlagene Grün- und Blauton erfüllen
dies.
Dies ist auch der Zeitpunkt, an dem man sich wegen dem Tarnmuster entscheiden muss, ob man die HMS Snowberry bauen möchte, oder die HMS
Campanula. Was auf den ersten Blick nur eine Frage des Geschmacks ist, wird später bei den Ätzteilen ein Problem. Nur für die Snowberry sind alle
Ätzteile für den vorderen Geschützturm vorhanden!!!


Der lackierte Rumpf

Zum Schutz der Lackschichten habe ich dann noch eine Schicht Future aufgetragenen, da der Rumpf während des weiteren Baus noch oft angefasst
werden wird.
Der nächste Schritt befasst sich nun endlich mit den Decks. Nach dem vorherigen Abschleifen habe ich erst einmal überprüft, wie genau das
lasergeschnitten und markierte Holzdeck ist. Tatsächlich ist es extrem genau! Deshalb habe ich mich deshalb entschlossen das Holzdeck auf dem
Vorderdeck als Baulehre zu verwenden, sprich, ich habe die zwei Decksteile an den Ausschnitten des Holzdecks ausgerichtet. Das Ergebnis passte
hinterher perfekt in den Rumpf. Um dem Deck mehr Stabilität zu geben habe ich dann von unten an der Trennstelle dicke Plastikplatten untergeklebt.
Bei dem Achterdeck gilt es unbedingt darauf zu achten, dass das Deck eine Krümmung aufweist, man kann die sehr gut an den Seitenteilen der hinteren
Decksaufbauten erkennen. Auch hier zeigte sich, dass ein gut ausgerichtetes Deck am Ende die richtige Form hat, um die Aufbauten sauber aufzunehmen.
Beim Verkleben kommt man nicht drum herum einigen Zwang auf das Deck auszuüben. Ich habe ein Konstrukt aus Holzstäbchen und Klammern verwendet,
das diese Aufgabe bewältigte. Bitte vorher sicherstellen, dass die Heckrundung zu diesem Zeitpunkt gespachtelt und verschliffen ist. Hinterher geht das nur
noch sehr schwer.


Versuche mit der Intensität der Holzbeize


Das lackierte Deck wird unter Druck verklebt

So das ist der erste Teil ... Ich hoffe es macht Spaß :winken::winken:

Gruß,

Marc

control

Sehr schön, von der Flower-Class habe ich noch keinen Baubericht gelesen, da setze ich mich doch leich mal in die erste Reihe, bevor es hier richtig voll wird. Die Corvette steht hier bei mir auch auf dem Sideboard, allerdings ohne Zurüstsätze, nur ein wenig Scratch. Ich bin mal gepann, was Du daraus machst  :)

Graf Spee

Ich durfte de Riesen in Wilnsdorf ja schon bewundern.
Schön, dass Du uns hier an der Entstehung teilhaben lässt :1:
Da klinke ich mich doch mal mit ein.

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



Puchi

Macht sogar sehr viel Spaß bisher! :klatsch:

Danke auch für die ausführliche Beschreibung deiner Vorgehensweisen. Da kann man sich einiges abschauen!

Ich freu' mich schon auf die weiteren Bauschritte. :1:

Liebe Grüße,

Karl

Primoz

Sehr schön und hilfreich. :klatsch:

Manchmal wird der Unterwasseranstrich als schwarz dagestellt. Was ist nun richtig - rot oder schwarz (oder gar beides)? :rolleyes:
Das Leben ist eine sexuell übertragbare unheilbare Krankheit mit tödlichem Ausgang

Hörnchen

Hi Marc, wie nicht anders von dir gewohnt eine super Anleitung zum Bau der Corvette.
Auch wenn ich solch einen Riesen niemals bauen werde, werde ich aufmerksam mitlesen. Das Ergebnis kenn ich ja schon. :D

Gruß André
Es gibt eine Sache auf der Welt, die teuerer ist als Bildung - keine Bildung (JFK)

Universalniet


nuggetier

Was für ein Wahnsinn !
Dieses Ding habe ich auch schon lange und auch schon vor ein paar Jahren resigniert als ich merkte, dass das viel viel viel Arbeit wird.
Ich habe ja den Rumpf nicht einfach "so" zusammengeklebt sondern versucht diesen Entenarsch abzumildern, indem ich den vorderen Rumpfbereich horizontal auseinandertrennte und ein Stück reinklebte. Aber hinten noch nicht fertig gemacht.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Für mich ist für diesen Bausatz ja nach wie vor die grandiose Leistung von Louis Elskamp das Maß aller Dinge. :klatsch:
:winken:
Fertig gebaute Modelle seit ich hier angemeldet bin: Porsche 356 B/C 1:24, ---  Umbau/Streckung ägyptische Figur "Sobek";
Angefangene Bauberichte:  "Rio Magdalena" 1:160, "Ghostbusters Cadillac", diverse "Citroen B14" 1:24, "Mississippi Queen" 1:271 http://www.modellboard.net/index.php?topic=43112.msg643463#msg643463, "Mississippi-Schauferaddampfer" 1:250, "Burgmodell" 1:400, "Odawara-Castle" 1:350, "Burg Eltz" Scratchbau 1:160, Umbau - aus '34er Ford wird ein Mercedes C

Universalniet

So, es geht weiter mit dem Baubericht: :winken:


Teil 2

Ebenso sollten Vorder- und Achterdeck zu diesem Zeitpunkt schon lackiert sein. Auch hier gilt es abzukleben. Es gibt nämlich einige Bereiche im Naturholzstil, während der Rest Platten darstellt, die in der Royal Navy Decksfarbe gehalten sind. Die Naturholzstellen habe ich mit Holzbeize im Teakholzton gebeizt. Um den gewünschten Farbton zu erhalten musste ich insgesamt vier Mal die Beize auftragen. Das Schöne an der Beize ist, dass sie die eingebrannten Fugen des Holzdecks nicht übermalt. Da der Ton aber zu intensiv ist, habe ich mich gleich im nächsten Schritt an die Alterung des Holzdecks gemacht. Das Ziel meines Baus ist es, ein Schiff darzustellen, das seit mehreren Wochen dem harten Wetter des Nordatlantiks trotzt. Das Holzdeck sollte also einen abgenutzten Eindruck machen.
Dazu habe ich Aquacolor Beige genommen und vorsichtig das Holzdeck trockengepinselt. Dabei entsteht der Eindruck von Gebrauchsspuren - exakt das, wonach ich gesucht habe. Mit Teerschwarz und Lederbraun - ebenfalls trockengepinselt - wurden dann noch weitere Akzente gesetzt.
Die Wirkung des Holzdecks auf das gesamte Modell ist enorm. Es ist von den Zubehörteilen für mich ein absolutes Muss.


Vorne das verwitterte und hinten das gebeizte Deck


Komplett gealtert - in der Mitte ein Stück unbehandeltes Holz zum Vergleich

Der letzte Teil des Rumpfaufbaus sind die hinteren Aufbauten, da sie mit dem Vorderdeck abschließen und so ein einheitliches Deck bilden.
Dazu habe ich die Aufbauten separat zusammengebaut und lackiert. Man sollte unbedingt mit einer Trockenpassung sicherstellen, dass die Aufbauten so auf das Achterdeck passen, sonst gibt es eventuell eine böse Überraschung.


Die hinteren Aufbauten - man beachte die Krümmung


Eine frühe Probepassung mit dem Vorderdeck

Zu diesem Zeitpunkt würde das echte Schiff vielleicht schon seinen Stapellauf haben. Der Modellbauer weiß in diesem Moment, wenn alles passt, dass die schlimmsten Klippen umschifft wurden und kann eine virtuelle Stapellauffeier veranstalten.


Stapellauf!




DIE AUFBAUTEN

Entgegen der Bauanleitung habe ich mich als nächstes den vorderen Aufbauten gewidmet. Auch hier erwarten einen mehr Herausforderungen, als man im ersten Moment erwarten würde. Es beginnt mit den Fenstern der unteren Brücke. Hier habe ich nicht die Klarsichtteile verwendet - sie erschienen mir einfach viel zu dick - sondern das dünne Plastikmaterial, welches dem Bausatz beiliegt. Ich habe sie genau den Öffnungen angepasst, eine Mühe, die sich ggf. aber nicht lohnt, weil von diesen Fenstern am Ende nichts mehr zu sehen ist.


Die vorderen Aufbauten


Das Brückendeck von unten - Hohlraum verschlossen

Das Brückendeck wurde von unten ausgespart, vermutlich aus gießtechnischen Gründen. Damit die Vorderwand nicht hohl aufliegt habe ich deshalb diesen Bereich mit einer dickeren Plastikkarte verschlossen. Der hintere Durchgang wird leider nicht ganz von Deck verschlossen. Auch schafft ein Stück Plastikkarte Abhilfe. Bevor man es allerdings auf die Aufbauten setzen kann, verbaut man am besten die seitlichen Stützen, weil diese einem einen klaren Hinweis geben, wie das Deck auf die Aufbauten kommt.


Die Nasspalette in Aktion


Die seitlichen Stützen – oben ohne, unten mit Ätzteilen

Ebenfalls sinnvoll ist es, die Reihe von Schränken, die zwischen dem Wellenbrecher und den Aufbauten stehen, vor der Montage des Decks und des Wellenbrechers zu montieren. Da dieser Bereich den Unbilden des Wetters und der See ausgesetzt ist, muss auch die Alterung mit Rost schon recht frühzeitig erfolgen. Ich verwendete dafür bei diesem Bau eine Nassplatte. Im Prinzip ist dies eine alte Pralinenbox, in der ein nasses Zelltuch und darauf Backpapier gelegt wird. Das Backpapier hat kleine Poren, die das Wasser von unten durch lassen und so die wasserlöslichen Aquacolorfarben feucht halten. Die Farben bleiben bei geschlossener Box tagelang feucht und auch wenn sie offen ist muss nur von Zeit zu Zeit etwas Wasser nachgegeben werden. Ich verwende zur Rostdarstellung vier Farbtöne - Teerschwarz, Lederbraun, Braun und Dark Earth. Diese Pigmente vermitteln den Eindruck von echtem Rost, wie man später von beim Altern des Rumpfes sehen kann.
Mit dem Fortschreiten des Baus kam nun der Zeitpunkt, wo auch die Geschütze zusammengebaut werden müssen. Bei der Snowberry hebt sich da das vordere Geschütz besonders ab - ein gedrehtes Rohr und jede Menge Ätzteile für die Panzerung. Hinzu kommt noch der Donald, der auf beiden Seiten des Geschützes prangt, für das aber leider die Decals wegen Fehlern mehr oder minder unbrauchbar sind.


Die Panzerung im Original


Mit Ätzteilen


Das Geschütz mit gedrehten Rohr

Aus dem Internet habe ich mir dann ein Bild mit der korrekten Darstellung genommen und mit dessen Hilfe Masken für die verschiedenen Farben mittels eines Grafikprogramms erstellt. Dabei müssen diese Masken auch noch gespiegelt werden, um die Steuer und Backbordseite korrekt darzustellen. Dazu habe ich die Masken mit einem Laminiergerät einlaminiert und dann die Formen mit einem Skalpell ausgeschnitten, was aufgrund der Größe des Bildes von ca. 2x3cm sehr anspruchsvoll ist. Nach der Grundierung wurde dann die Masken jeweils am Turm befestigt und der Farbton gesprüht. Am Ende wurden dann noch einige Details mit einem Pinsel nachgearbeitet, bzw. hinzugefügt.


Die laminierten Masken vor dem Ausschneiden






Weiß, Dunkelblau, Gelb, Schwarz & Details mit dem Pinsel

Fast noch aufwändiger als das Buggeschütz sind die 20mm Oerlikons auf dem Brückendeck. Beide Geschütze sind in der Platinum Edition kleine Bausätze für sich - im Gegensatz zu den ursprünglichen Bausatzteilen.


Links alt - rechts neu


Das hintere Geschütz

Die Ätzteile sind teilweise sehr klein und erfordern ein Höchstmaß an Konzentration. Leider ist die Beschreibung für deren Zusammenbau sehr dürftig - zum einen was den Bau selbst angeht, zum anderen bezüglich der Farbgebung. Hier wird viel Eigeninitiative des Modellbauers vorausgesetzt.
Das letzte Geschütz, das durch die Platinium Edition aufgewertet wurde ist das hintere Flugabwehrgeschütz. Für dieses sieht der Bausatz ein gedrehtes Rohr und einen geätzten Schild vor. Bei diesem Bauabschnitt ist leider die Montageanleitung irreführend bzw. falsch. Tatsächlich müssen die Seitenteile gedreht montiert werden.

So, das war's für heute ...

rené

freud mich deinen bericht über den kahn
deine erfahrungen mit der rumpfverleimung decken sich mit meinen
aber viel weiter bin ich noch nicht gegkommen ausser das absäbeln der regenrinnen
also sitze ich hier mal mit offenen augen und mund und staune
überlege wie ich das gesehene um setzte

gruss rené

Flugwuzzi

 8o 8o ... ich staune nur noch was du aus dem alten Bausatz herausholst. Erstklassige Arbeit und ein äußerst interessanter Baubericht.
Die Ätzteile und das Holzdeck tun der Corvette richtig gut.

Weiter so.
lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Universalniet

#11
So,

hier eine kurzer letzter 3. Teil

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Neben den Geschützen bietet der Bausatz vor allem noch für einige Oberlichter zusätzliche Ätzteile an, und der Mast wurde mit Drehteilen und Ätzteilen ausgestattet die vor allem das Anbringen der Takelage verbessern und den Mast insgesamt optisch aufwerten. Auch das Ersetzen mehrerer Türen durch Ätztteile ist absolut zu begrüßen.


Montage des gedrehten Rohres

Der letzte große Teil des Ätzteilbogens umfasst die Reling. Wie fast alle Teile lassen sich auch diese sehr gut verbauen. Die Streben der Reling haben Füße, die entweder umgebogen werden können, um flach auf das Deck geklebt zu werden, oder man klebt sie gerade in vorgebohrte Löcher. Das erleichtert die Montage an einigen Stellen erheblich.

DIE ALTERUNG

Nachdem nun das Schiff fertig war, galt es wie angekündigt, eine Alterung vor allem an Bordwänden aufzubringen, die den Eindruck eines längeren Einsatzes im Nordatlantik widerspiegelt. Dies ist besonders deshalb sinnvoll, weil das Schiff sonst nahezu zu 70% mit dem angemischten Hellgrau bedeckt ist – historisch korrekt, aber irgendwie fade.
Die oben schon erwähnte Nasspalette mit meinen vier Farbtönen kam hier mehrere Abende zum Einsatz. Das Vorgehen habe ich zwar immer leicht variiert, im Prinzip habe ich aber mit Teerschwarz oder Lederbraun erst einmal einen Fleck gesetzt und dann mit Braun und Dark Earth die hellen Rosttöne in diesen Fleck hinzugefügt. Teilweise noch in die feuchten Farben, teilweise auf die getrockneten Flecken. Dann habe ich mit allen vier Farbtönen die Fleck so bearbeitet, dass ein glaubwürdiges Aussehen herauskam.
In einem letzten Schritt habe ich mit Dark Earth und Braun durch Trockenpinseln die Rostfahnen erzeugt. Hierzu muss die Farbe auf dem Pinsel wirklich schon fast trocken sein, sonst ist der Effekt viel zu stark
Weniger starke Rostspuren wurden an den hinteren Aufbauten aufgebracht, während die vorderen Aufbauten und die Ausrüstung sowie die Geschützplattform starke Rostspuren bekamen, da sie den Brechern stark ausgesetzt waren.


Die Alterung im Detail


Die Flöße

DAS FAZIT

Insgesamt sind über 1000 Einzelteile zu verbauen, wie viele genau habe ich nicht gezählt. Viele Bauteile verbreiten nicht den Glanz der Ätzteile, die an den Geschützen oder dem Mast verbaut wurden, doch am Ende erzeugen sie das Abbild des Schiffes, das sie darstellen sollen.
Einige Bauteile benötigen deutliche Nacharbeit, wie zum Beispiel die vier Flöße, doch in der Summe ergibt sich ein rundes Bild. Einzig die MGs auf dem Achterdeck hätte ich gerne noch durch bessere Teile ersetzt. Sie fallen einfach zu sehr auf.
Mein Ziel den Charakter des Bausatzes zu erhalten und trotzdem durch handwerkliches Geschick ein ansehnliches Modell zu schaffen ist mir glaube ich gelungen.

Positiv überrascht hat der Bausatz auf der einen Seite durch seine solide Substanz. Es gab nicht wirklich Probleme bei der Passung, der Grad der Detaillierung ist für das Alter des Bausatzes bemerkenswert und kann auch heute durchaus noch mithalten. Auf der anderen Seite sind die Bauteile der Platinium Edition eine wirklich sinnvolle Ergänzung.
Leider haben sich eine Reihe von Fehlern und Ungenauigkeiten in die Bauanleitung eingeschlichen, sodass man sehr genau prüfen muss, wie man die Teile montiert.
Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich (fast) jede Minute dieses Baus genossen habe. Schön dass sich Revell dieses Klassikers angenommen hat und mit dem Zubehör ein rundes Paket geschnürt hat, das das Herz eines Modellbauers höher schlagen lässt.
Viel Spaß beim Bau.

Bauanleitungskorrekturen:
1. Klappen der Wasserbombenschienen nach oben gerichtet anbringen (Schritt 4)
2. Kran (Schritt 50) natürlich 2 mal bauen
3. Montage des hinteren Flugabwehrgeschützes (Schritt 124): Die Grundplatte um 180° gedreht verbauen, dann passt es.
4. Die Namensschilder sind auf dem Gussast mit den Klarsichtteilen. Die passen genau in das freie Feld zwischen den Flößen an den hinteren Aufbauten.
5. Etliche Teilenummerierungen sind einfach falsch oder fehlen. Im Zweifelsfall nach der Abbildung gehen.



Ich hoffe es es hat gefallen

Die Galeriebilder kommen nach dem Wochenende ...
Falls Ihr den Bausatz liegen habt ... einfach bauen  :winken:

Gruß,

Marc  :winken:

Hörnchen

Hi Marc, das ist wirklich ein informativer und interessanter Baubericht.Welchen ich mit Genuss verfolgt habe.
Auch deine Änderungen und Vorgehensweise ist vorbildlich erklärt. Danke dafür! :klatsch:
Das, das Modell echt stark aussieht habe ich ja schon erwähnt, oder? 8)

Gruß André
Es gibt eine Sache auf der Welt, die teuerer ist als Bildung - keine Bildung (JFK)

Maverick

Hi,

Wahnsinn. Ich konnte sie ja schon in Siegen bewundern. Live sieht deine Flower Class Korvette noch mal ein Stück besser aus.

Viele Grüße, Stefan

mhase

Chapeau!

Von einer so gekonnten Fertigstellung meines Modelles träume ich schon seit Jahrzehten

RC wäre was, wenn der Rumpf halt nicht vierteilig wäre. Das ist mir noch zu riskant

Gruß

Michael

leo

Servus Marc,

Ich kann Maveriks Aussage nur Bestätigen.
Auch ich stand ja begeistert in Wilnsdorf vor Deinem Modell.  8o
Allein als Du mir von der  Arbeit mit den Donald-Shablonen erzählt hast...Hammer. Schön das ganze jetzt auch noch als Baubericht zu sehen. :klatsch:
Falls ich das Teil auch mal bauen sollte, wird mir dieser Baubericht sicher gute Dienste erweisen.
Danke.

Gruß  :winken:
Leo
Zur Zeit im Trockendock:
1:350 Nimitz

Zur Zeit im Hangar:

104FAN

Zitat von: mhase in 06. Juli 2013, 15:52:08
Chapeau!

Von einer so gekonnten Fertigstellung meines Modelles träume ich schon seit Jahrzehten

RC wäre was, wenn der Rumpf halt nicht vierteilig wäre. Das ist mir noch zu riskant

Gruß

Michael

Der vierteilige Rumpf ist kein Problem. Ich habe so um 1994/95 die Korvette als USS Saucy gebaut. Schwimmfähig mit Fernsteuerung  :1: Ich bin damals häufig mit dem Modell an einen nahen Baggersee gegangen.
Ich hatte nie ein Problem mit der dichtigkeit des Rumpfes. Mit den Akkus war das Modell oft bis zu 2 Stunden auf dem See. Leider habe ich es nicht mehr :(
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"Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" (Aristoteles)
    Das Leben ist tragisch, aber meist am Rand der Komik