...und noch eine Soleil Royal

Begonnen von hwe, 12. Februar 2006, 16:11:16

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Marcus Stenberg

ZitatOriginal von janmaat
Hallo Marcus,

diese Abbildung sowie eine weitere des Bugbereichs kenne ich auch! Leider ist in dem Buch in meiner maritimen Bibliothek, in dem es abgedruckt ist (Courtlandt Canby: Geschichte der Seefahrt. Editions Rencontre and Eric Nitsche International, Lausanne 1964, S. 62  und 63) keine Herkunfts- oder Quellenangabe zu dem Original der kolorierten Zeichnung angegeben. Hast Du genauere Angaben? Vor allem darüber, aus welchere Zeit sie stammt?

Ich bin auf das Bild bei meiner Internet Recherche gestoßen. Keine Ahnung, wann das entstanden ist. Bei Heller ist diese Zeichnung auch nicht unbekannt, denn das Ornament, das den Schiffsnamen umfasst, haben sie auf der ersten Seite des Bauplans nachgemalt ...  :D


ZitatOriginal von janmaat

Aus meiner Kenntnis und Einschätzung könnte es sich um eine zeitgenössische Darstellung handeln (v.a. aufgrund des Rahmenwerks). Allerdings: Es kann sich kaum um die SR aus den 1690er Jahren handeln, denn erstens weisen die Hecktaschen ja Fenster auf, ein Phänomen, das - bei aller Widersprüchlichkeit der verschiedenen Darstellungen - m.W. in keiner der bildlichen Darstellungen gezeigt wird. Und zum anderen weißt die SR in der von Dir dankenswerter Weise eingestellten Abbildung nur zwei Heckbalkone auf - abgesehen das zeitnahe Gemälde zur Seeschlacht von Barfleur (1692) von Ludolf von Backhuisen, auf das ich weiter oben im thread mit Link zum Bild verwiesen habe (mein Beitrag vom 08.07.d.J.). In allen andern, mir bekannten Darstellungen der SR aus der Zeit um 1690 besitzt das Schiff aber drei Balkone übereinander.

Die Hecktaschen habe ich schon auf zeitgenössischen Zeichnungen und Gemälden in verschiedenen Versionen gesehen, haben alle irgendwie eine Ähnlichkeit miteinander, aber weichen dennoch stark von einander ab. Da dürfte wegen dem Fehlen der Fotografie die mündliche Überlieferung ihren Teil dazu beigetragen haben.

Was ich mit den Hecktaschen beim Heller Modell mache, überlege ich mir erst, wenn ich den Bereich im Baufortschritt erreicht habe. Sonst werde ich noch wahnsinnig ...   :aerger:

ZitatOriginal von janmaat

Schließlich: Bemerkenswert ist auch, dass in der von Dir eingestellten Darstellung der Heckspiegelbereich hinter der Hütte (da, wo von hinten gesehen sich das große Halbrelief der pferdebändigenden Meeresgöttin befindet) bedeutend niedriger ist als in dem nach dem Vorbild im Musèe de la Marine gestalteten Hellerbausatz.  Außerdem trägt die Bordwand - abweichend zur SR von 1690 -  im Bereich des obersten, des Poopdecks, eine eine einfache, durchbrochene Reling, die hinten bündig mit der Oberkante des obersten Heckspiegelbereichs abschließt.  Zieht man die Linien des Schiffes gedanklich Richtung Bug, ergibt sich ein bedeutend niedrigeres Heck, als bei der SR von 1690.

Ausgehend davon, dass die SR mittschiffs drei Geschützgecks übereinander aufwies, ergibt sich im Vergleich zum Modell im Pariser Marinemuseum und zur Gestaltung des dem nachempfundenen Heller-Modells ein erstaunlich niedriger Heckaufbau, der mich an die englischen Pinass-Schiffe der Renaissancezeit erinnert!

Auffällig finde ich auch die Flachornamentik auf der Heckseite oberhalb des dritten Battereidecks, die mich mit meiner bescheidenen Stilkenntnis mehr an Renaissancemuster als an solche des Barocks denken lassen, während andere Schmuckelemente des Hecks mich eher an Louis XV als an Louis XIV erinnern. Mystreriös finde ich auch die etwas überdimensionierte, erdbraune Flächeam Heck, dort, wo normalerweise das Ruder darzustellen wäre.

Eines scheint mr jedenfalls sicher zu sein: Die SR von 1690 kann die von Dir eingestellte kolorierte Zeichnung kaum wiedergeben.

Aber das Blau ist ein guter Anhaltspunkt für die Farbgebung der entsprechenden Partien des Heller-Bausatzes!

Die Darstellung ist eher künstlerischer, dekorativer Natur, aber die ist, wenn man die Farbgebung betrachtet, sehr gelungen. Ich spiele schon mit dem Gedanken, die  SR in dieser Form zu bemalen. Ich kann mir vorstellen, das ein Schiff in diesem Outfit damals mächtig Eindruck geschunden hat ...  :D


ZitatOriginal von janmaat

Falls du nicht selbst dei entsprechende Darstellung einscannen kannst, werde ich dieser Tage mal versuchen, die korrespondierende, ebenfalls äußerst interessante Darstellung der Bugpartie hier zu posten. Interessant daran ist vor allem, dass dort, trotz erstaunlichen Fehlens von Galionsspanten und anderer Galions-Bauelemente, eine durchbrochene, ornamentierte Ausfüllung des Liegerfutters (vgl. Mondfeld, S. 112 f.) gezeigt wird! Eben genau jenes Elements, desen Fehlen den Heller-Bausatz  (und auch Holzbausätze diverser Firmen) in diesem Punkt so unrealistisch wirken lässt.

Bitte scan mir den Bugpartie ein, die würde mich sehr interessieren. Wenn es dir nicht zu viel Arbeit ist, bitte auch die Seite 112.

Bevor ich die Hecktaschen modifiziere, mache ich lieber die Bugpartie vollständig und richtig, das stört mich mehr.



Vielen Dank im Vorraus und liebe Grüße aus dem Trockendock

Marcus

MS

Hallo,

ZitatOriginal von Marcus Stenberg

Nachtrag: Die Soleil Royal bleibt ein Mysterium, aber diese Farbgebung ist sensationell ...  :respekt:

ja - in der Tat.

Diese Darstellungen (hier mal noch der Bug - vielleicht hat aber noch jemand ne bessere Abbildung):

[/URL][/IMG]

zeigen m.E. jedoch nicht die Soleil Royal von 1669 (oder 1690).

In der französischen Marine gab es insgesamt 3 Schiffe dieses Namens:
1. "Die Soleil Royal" - von 1669
2. die 1693 in Soleil Royal umbenannte "Foudroyant"
3. ein Linienschiff 2. od. 3. Ranges von 1749 (versenkt in der Schlacht der Kadinäle 1759)

Aufgrund der zahlreichen bereits beschriebenen Abweichungen zur SR (1669) gehe ich persönlich davon aus , dass die Abbildung die umgetaufte Foudroyant zeigt.
Interessant ist die Farbgebung (und die geschlossenen Galerien  :baby:   ;)  :baby: ) aber allemal.

Aber mal noch eine andere Frage: Ich habe gelesen, dass die üppigen Vergoldungen der Soleil vor ihrem Kriegseinsatz mit einem unscheinbaren Grauton übermalt worden seien. Hat davon schon mal jemand was gehört - wozu sollte das gut sein?

Gruß

Martin  :winken:

Marcus Stenberg

Guckt euch das mal an!

Sicher, das Modell schaut schon ziemlich versaut aus, aber die Technik, die der Herr bei den goldenen Skulpturen und Verzierungen verwendet hat, ist atemberaubend. So plastisch habe ich das noch nirgends gesehen. Guckt euch den Heckspiegel an oder die Gallionsfigur, da kommen die Details voll zur Geltung!  :respekt:


http://www.modelistan.com/gemiler/Soleil_Royal/soleil_royal.htm

janmaat

Hallo Marcus,

danke für den tollen Link! Kann dein Urteil nur bestätigen! Wirklich toll, die Bemalung!

Aber was meinst du damit, das Modell schaue schon ziemlich versaut aus? Hab ich Tomaten auf den Augen oder schlechtes Urteilsvermögen? Ich find die Bauversion doch wirklich gut gemacht! Oder ist das ironisch-anerkennend gemeint?

Was ich aber bei der Farbfassung keineswegs übernehmen werde - Originalität hin oder her - ist die weiße Bemalung der Masten. Ich werde sie holzfarben streichen!

Kenne bisher auch keine zeitgenössische Abbildung von großen Segelkriegsschiffen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wo weiß bemalte Masten gezeigt würden!

Ahoi

Edgar :mariinee:

HWB

Inzwischen interessiert mich das Thema historische Schiffsanstriche ebenfalls immer mehr.
Wahrscheinlich kennt ihr auch den Artikel dazu in Mondfelds Buch "Historische Schiffsmodelle". Demnach stand im 17. Jahrhundert kein blaues Pigment für den Schiffsanstrich zur Verfügung.
Auch Azurit wird darin wegen Wasserempfindlichkeit verworfen.

Ich bin auf ein anderes Blaupigment "Smalte" gestoßen. Auch dieses wird in oben genanntem Artikel ebenfalls wegen wasserempfindlichkeit verworfen.
In einem Wikipediaartikel wird allerdings erwähnt,  daß ein Fachwerkhaus in Wertheim im Außenbereich mit Smalte gestrichen wurde. Wie paßt das zusammen? Schließlich regnet es in Deutschland auch ab und zu, und das Fachwerkhaus mit dem Smalteanstrich steht bestimmt nicht erst seit gestern an seinem Platz!
Wer hat nun recht? Der Wikipedia Eintrag oder der Mondfeldartikel? Wurde der Artikel bei Mondfeld eigentlich schon mal kritisch hinterfragt? Gibt es noch weitere Artikel zum Thema? Unsere französischen (Musee de la marine) und niederländischen Nachbarn haben jedenfalls kein Problem mit Azurit oder Smalte als Pigment für Schiffsanstriche.
Ich kenne mich leider nicht mit Pigmenten aus und kann deshalb die Aussagen nicht beurteilen.

Allerdings habe ich da so meine Zweifel an der Blauabstinenz. An zeitgenössischen Modellen von niederländischen Schiffen sind öfters blaue Aufbauten mit Wolkenmotiven zu sehen (z.B. Prinz Willem, Zeelandia). Gut, die Farbgebung bei Modellen muß nicht unbedingt der Realität entsprechen. Aber inzwischen habe ich auch auf Schiffportaits solche Wolkenmotive gefunden. Die Zeichnungen sind von Malern, die als sehr zuverlässig gelten.
Als Hintergrund für Wolkenmotive kann ich mir eigentlich nur blaue Farbe vorstellen. Grün, rot oder schwarz machen für mich im Zusammenhang mit Wolken einfach keinen Sinn.

Smalte erscheint mir bei den Holländern wahrscheinlicher als das teure Azurit. Die Rohstoffe sind billig und Öl als Trägermaterial ist möglich. Auf einer Farbkarte erscheint Smalte als dunkles Blau mit deutlichem Rotanteil. Ich würde die Farbe gerne mal an diesem Fachwerkhaus sehen, leider war im Wikipadiaartikel kein Foto dabei.

Hat jemand ein Foto von dem Gebäude oder kennt sich mit Pigmenten aus? Es wäre schön hier neben dem Mondfeldartikel noch eine weitere Meinung zu haben.

Hier noch der Link zu Wikipedia: Smalte


 :winken:
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

Falko

HWB,
Mondfeld zitiert im wesentlichen ja aus dem Buch von Werner Zimmermann, der die Verwendung
von Farben im Schiffsbau eingehend untersucht hat.
Ich hab mein Exemplar im Moment ausgeliehen, sonst könnte ich dir den Artikel zur Verfügung stellen.
Azurit als Pigment wurde nur in wässriger Lösung verwendet, Öl als Bindemittel veränderte die Farbe
ins grünliche.
Über Smalte kannst du hier nachlesen. Dort findest du übrigens auch
jede Menge Wissenswertes über andere Pigmente, unter anderem auch Azurit.
:winken: Peter

galeotti

ZitatOriginal von HWB
Smalte erscheint mir bei den Holländern wahrscheinlicher als das teure Azurit. Die Rohstoffe sind billig und Öl als Trägermaterial ist möglich. Auf einer Farbkarte erscheint Smalte als dunkles Blau mit deutlichem Rotanteil.
@hwb, Smalte besteht aus gemahlenen kobaltgefärbten Glas und ist ein rein lasierendes Pigment ,womit man kaum einen einheitlichen blauen Anstrich erzielen kann. Mit einem öligen Bindemittel wirkt es noch durchscheinender und hätte höchstens auf einer weißen Grundierung, einen blauen Schimmer erzeugt. Auf rohes Holz gestrichen, wäre es , durch die Transparenz des Glases, fast nicht zu sehen. Lange haltbar waren sicher alle Schiffsanstriche nicht, egal welcher Farbton, da Öle bei ständigem Wasserkontakt aufquellen. Wahrscheinlich waren die alten Segler nur ziemlich weit von der Wasserlinie entfernt farbig gestrichen oder sahen zumindest unten herum ziemlich räudig aus.
Es gab schon einige Blaupigmente, die in öligen Bindemitteln verarbeitet werden konnten, sonst gäbe es kein Ölgemälde aus dieser Epoche, auf welchem der Himmel, das Meer oder die Gewänder blau gemalt wurden. Allerdings waren die sehr teuer. Aber für seinen Prunk spielte bei Ludwig XIV. Geld keine große Rolle.
 :winken: Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

hwe

ZitatOriginal von HWB
Inzwischen interessiert mich das Thema historische Schiffsanstriche ebenfalls immer mehr.
Wahrscheinlich kennt ihr auch den Artikel dazu in Mondfelds Buch "Historische Schiffsmodelle". Demnach stand im 17. Jahrhundert kein blaues Pigment für den Schiffsanstrich zur Verfügung.
Auch Azurit wird darin wegen Wasserempfindlichkeit verworfen.

Ich bin auf ein anderes Blaupigment "Smalte" gestoßen. Auch dieses wird in oben genanntem Artikel ebenfalls wegen wasserempfindlichkeit verworfen.
In einem Wikipediaartikel wird allerdings erwähnt,  daß ein Fachwerkhaus in Wertheim im Außenbereich mit Smalte gestrichen wurde. Wie paßt das zusammen? Schließlich regnet es in Deutschland auch ab und zu, und das Fachwerkhaus mit dem Smalteanstrich steht bestimmt nicht erst seit gestern an seinem Platz!
Wer hat nun recht? Der Wikipedia Eintrag oder der Mondfeldartikel? Wurde der Artikel bei Mondfeld eigentlich schon mal kritisch hinterfragt? Gibt es noch weitere Artikel zum Thema? Unsere französischen (Musee de la marine) und niederländischen Nachbarn haben jedenfalls kein Problem mit Azurit oder Smalte als Pigment für Schiffsanstriche.
Ich kenne mich leider nicht mit Pigmenten aus und kann deshalb die Aussagen nicht beurteilen.

Allerdings habe ich da so meine Zweifel an der Blauabstinenz. An zeitgenössischen Modellen von niederländischen Schiffen sind öfters blaue Aufbauten mit Wolkenmotiven zu sehen (z.B. Prinz Willem, Zeelandia). Gut, die Farbgebung bei Modellen muß nicht unbedingt der Realität entsprechen. Aber inzwischen habe ich auch auf Schiffportaits solche Wolkenmotive gefunden. Die Zeichnungen sind von Malern, die als sehr zuverlässig gelten.
Als Hintergrund für Wolkenmotive kann ich mir eigentlich nur blaue Farbe vorstellen. Grün, rot oder schwarz machen für mich im Zusammenhang mit Wolken einfach keinen Sinn.

Smalte erscheint mir bei den Holländern wahrscheinlicher als das teure Azurit. Die Rohstoffe sind billig und Öl als Trägermaterial ist möglich. Auf einer Farbkarte erscheint Smalte als dunkles Blau mit deutlichem Rotanteil. Ich würde die Farbe gerne mal an diesem Fachwerkhaus sehen, leider war im Wikipadiaartikel kein Foto dabei.

Hat jemand ein Foto von dem Gebäude oder kennt sich mit Pigmenten aus? Es wäre schön hier neben dem Mondfeldartikel noch eine weitere Meinung zu haben.

Hier noch der Link zu Wikipedia: Smalte


 :winken:

Hallo Holger,

ich hatte bisher Smalte lange Zeit als mögliche Lösung für das "Blau-Problem" ignoriert bis verworfen,
weil ich immer gehört hatte, es handele sich um "gestoßenes Glas". Das erschien mir relativ aufwändig
und ich konnte mir nicht recht vorstellen, dass das gut aussehen könnte.

Smalte gibt es aber anscheinend schon sehr lange (seit den Ägyptern) und wurde um 1500 gerne in
der "Tafelmalerei" verwendet und ist auch ganz brauchbar als Ölfarbe verwendbar. - Kann aber mit
Öl unter Umständen reagieren und dann grün werden.

Für Schiffe nach 1704 käme auch das "Berliner Blau" in Frage, das wurde da nämlich erfunden und ist
eine echte chemische Verbindung. Das Berliner Blau stellt offiziell den Wendepunkt zwischen moderner
Farbherstellung (künstliche Pigmente) und der "alten" Farbherstellung (Natürliche Pigmente) dar.

Nachdem die SR aber deutlich vor 1704 bereits gesunken ist, kommt diese Farbe nicht in Frage. - Für die
Viertage-Schlacht leider auch nicht.

Damit bleibt dir die Wahl zwischen Azurit und Smalte, wobei ich tatsächlich dazu tendieren würde, für die
niederländischen Schiffe Smalte einzusetzen, da die Niederländer kaum Zugang zu Azurit-Lagerstätten
gehabt haben dürften, aber Smalte in Schneeberg in Sachen eine bedeutende Produktionsstätte hatte.

Ich muss mir Smalte als Farbe auch mal näher anschauen.

Was das haus angeht: Das Grafschaftsmuseum in Wertheim in Baden-Württemberg ist da wohl die erste
Wahl...  - Vielleicht kann ich mal einen Kurztrip dahin in den nächsten Wochen organisieren und ein paar
Fotos machen.

Ciao,

HWE
 :mariinee:

PS: Es freut mich, dass ich inzwischen nicht mehr der Einzige bin, der sich mit den Farben herumschlägt. ;)

nOnliQuid

@Marcus Stenberg,

versaut ist das Schiff überhaupt nicht. Ich denke mal das sich hier ein erfahrener Kollege zum ersten mal an einen Hist. Segler gewagt hat. Die Bemalung ist durch die Bank exquisit ,leider wurden ein paar Details weggelassen oder nicht berücksichtigt.
Mir sind da nur erstmal die Geschütztaklings ,Beibootzuring und Stückpfortenvertauung ins Auge gestochen.
Nichts desto trotz würde es wohl nicht jedem gelingen mit dieser Qualität gleich zu ziehen .

Marcus Stenberg

Das "versaut" war durchaus ironisch gemeint ...  :D

HWB

Hi

erst mal vielen Dank für die Antworten und die guten links.

@Falko

richtig, der Artikel ist von Werner Zimmermann "Farben an Schiffen - Überlegungen zur farblichen Ausgestaltung historischer Schiffe"
In meinem Exemplar von Mondfelds Buch ist erkomplett abgedruckt. Trotzedem vielen Dank für dein Angebot, den Artikel bei Gelegenheit bereitzustellen.

Meine Frage ist jetzt, wie verläßlich der Artikel ist. Gibt es andere Quellen, die die Schlußfolgerungen von Herrn Zimmermann untermauern? OK, bei dem speziellen Thema findet sich sicher so schnell nichts  ;)

Ich fasse mal kurz zusammen, was zum Thema Blau gesagt wird. Damit auch der Uneingweihte weiß worum es geht. Die anderen Farben schenke ich mir, das wird zu viel.....


Das Fazit zu Beginn: Ein richtiger blauer Anstrich war frühestens im 18. Jahrhundert möglich. Vorher existierten keine Pigmente, die im maritimen Umfeld geeignet waren. Abseits davon gab es natürlich blaue Farbe.

Azurit:  teuer, verfärbt sich mit öligen bindemitteln zu einem Grün. Sei außerdem empfindlich gegenüber chemischen Einflüssen und würde dem Seeklima nicht standhalten.
Wenn das mit der Grünfärbung stimmt, ist das natürlich ein KO Kriterium für Azurit.


Ultramarin: theoretisch möglich,praktisch extrem viel zu teuer.
ZitatWenn jemand auch nur einen oder zwei Plankengänge eines Schiffes damit hätte streichen wollen, dann konnte er gleich das ganze Fahrzeug vom Kiel bis zum Masttop vergolden.


Indigo:  verändert sich durch Bindemitel zu einem stumpfen Blauschwarz. Auch durch maltechnische Tricks nicht zu retten.


Berliner/Pariser Blau: Ab 1704 möglich aber teuer. Stark lasierend, brauchte Grundierung mit Bleiweiß. Strecken mit Kreide möglich, führte zu einem hellblauen deckenden Anstrich.
Ein Flyer zu einer Publikation des ancre Verlags "La Couleur dans la marine classique 1650 - 1850" nennt den Farbstoff zu teuer, um am Schiff verwendet zu werden.

Smalte:  leidet stark durch Feuchtigkeit


So das waren die im Text genannten Pigmente, und die Gründe weshalb sie ungeeignet seien.
Bei der Smalte wurde ich stutzig. Warum soll Kobaltglas wasserempfindlich sein??? Ich kann mir höchstens vorstellen, daß die Glaspartikel abgewaschen werden.
Dann ist da noch die Erwähnung des Fachwerkhauses. Hat hier der Autor des Wikipediaartikels unrecht? Aber wenn Smalte an der Außenfassade verwendet wurde, bleibt der Glasbruch meiner Meinung nach im Rennen.
Herberts Angebot einer Stipvisite in Wertheim nehme ich gerne an. Die e-mail Adresse für die Fotos hast du ja  :D  :D  :D

@Steffen
Wegen der lasierenden Eigenschaften, meinst du eine weiße Grundierung oder Mischung mit Kreide, wie oben für Berliner Blau beschrieben könnte hier auch funktionieren?
Daß die alten Segler nach einiger Zeit auf See ziemlich "schmuddelig" aussahen glaube ich dir gerne.
Aber im Grunde möchte ich eigentlich nur wissen, ob Herr Zimmermann mit seiner These zu Blau recht hat oder nicht. Wie lange sich die Farbe hält will ich lieber nicht wissen  :D


@Herbert
Falls Azurit sich mit öligen Bindemitteln wirklich grün verfärbt bleibt eigentlich nur noch Smalte als möglicher Kandidat übrig. Die Auswahl ist wirklich nicht üppig. Und selbst das preußisch Blau scheint mir wegen des hohen Preises auch nur eher Theorie denn Praxis zu sein.  :(

Im Heck der Vasa wurde eine kleinere Menge Blau für ein Wappen verwendet. Weiß jemand was für ein Pigment das war? Oder fährt demnächst mal in Schweden vorbei und kann nachfragen? ;)
Duch ein Wappen kann man natürlich nicht auf größere Mengen schließen. Aber wenigstens kennt man dann das Pigment. Laut Zimmermann ging außer Ultramarin schließlich gar nichts.


ZitatPS: Es freut mich, dass ich inzwischen nicht mehr der Einzige bin, der sich mit den Farben herumschlägt.

Och, wenn das das Einzige wäre mit dem ich mich gerade rumschlage... :pffft:
 

 :winken:


PS die Ornamente an der "versauten" SR sind wirklich schön herausgearbeitet. Sollte ich mir merken.
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

Falko

:winken: Peter

hwe

ZitatOriginal von Marcus Stenberg
Das "versaut" war durchaus ironisch gemeint ...  :D

Hallo Marcus,

wenn ich dem Link in deinem Footer zu folgen versuche, bekomme ich nur eine Fehlermeldung. :-(

Ciao,

HWE
 :mariinee:

hwe

Hallo Holger,  :D

ich bin etwas irritiert. - Azurit gibt es zwar mit etwas anderer chemischer Zusammensetzung auch als "Berggrün" und eine chemische Änderung ist nicht auszuschließen, aber ich meine, gerade bei der Smalte
 (Wikipedia) gelesen zu haben, dass sie in Verbindung mit Öl farblos wird.

Azurit wird eher bei längerem (?) Kontakt mit Wasser zu Grün (->Malachit). In Öl wäre das Azurit einigermassen vor Wasser geschützt...

Davon abgesehen sollte man erstmal versuchen, herauszufinden, wie schnell der besagte chemische
Prozess voranschreitet. - Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass der Prozess unter Luftabschluß
deutlich langsamer vonstatten geht. - Wenn daraus zum Beispiel resultiert, dass das Blau etwa ein Jahr
braucht, bis es grün geworden ist, könnte ich mir gut vorstellen, dass man damals gesagt hat (in
Ermanglung anderer Blautöne): "Sch...-egal! Dann malen wir die blauen Teile eben jedes halbe Jahr neu an!"
Auch der Rest der Schiffe musste ja alle naselang neu gestrichen werden. - So what? So ein Schiff war im
Unterhalt nunmal nicht billig.

Ciao,

HWE
 :mariinee:

Marcus Stenberg

ZitatOriginal von hwe
ZitatOriginal von Marcus Stenberg
Das "versaut" war durchaus ironisch gemeint ...  :D

Hallo Marcus,

wenn ich dem Link in deinem Footer zu folgen versuche, bekomme ich nur eine Fehlermeldung. :-(

Ciao,

HWE
 :mariinee:

Danke, habe es repariert. Läuft wieder.

Die Adresse hat sich geringfügig geändert, bitte beachten!


Die Webseite ist noch nicht fertig, das einzige was fertig ist und am aktuellen Stand ist der Status in den Bauberichten. Wenn ich mehr vorweisen kann, als zwei zusammengklebte Rumpfhälften ...  :D ... , dann gibt es auch die Links zu den ausführlichen Bauberichten mit Bildern und alles drum und dran. Momentan erhole ich mich vom Kanonen und Lafetten kleben, ehrlich gesagt, ich kann das Zeug nicht mehr sehen ...    :2:  :D  :2:

Problemlos funktioniert die Seite mit den aktuellen Versionen von IE7, Firefox und Safari. Mit dem IE 6 geht es definitiv nicht. Diese Software hat gravierende Programmierfehler und kann nicht einmal mit transparenten PNGs umgehen. Wenn man nicht viel mehr außer den Hintergrund sieht, dann liegt es am Browser. Weg damit und die neue Version installieren, dann hat man einige Probleme weniger im Netz.

Good Night!
Marcus

Kleiner Nachtrag zur Farbenlehre in Blau ...  :D

Ich bin beim Recherchieren auf ein PDF gestoßen. Ein Artikel über die Vasa mit dem Titel "Colors of a 17th-century
Swedish battleship". An dem Wrack hat man versucht, die orginalen Farben zu ermitteln. Smalte war schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Schiffsbau in Gebrauch. Man hat vier unterschiedliche blaue Farben entdeckt, auch zwei organische Pigmente. Eins davon war Indigo.

Colors of a 17th-century Swedisch battleship

Ich habe gerade einen 490 Seiten Wälzer in Arbeit "Vasa I Archaeology of a swedish warship of 1628" von Olof Cederlund.

Die Vasa hat jetzt zwar nichts mit der Soleil Royal gemeinsam, aber es ist das einzige erhaltene Schiff aus dem 17. Jahrhundert. Nichts was wir kennen, ist der Soleil Royal zeitlich näher als dieses etwas mißglückte Beispiel in der Geschichte des Schiffbaus.

Ich muß mich da mal durcharbeiten, was da genau über die Farben im Schiffsbau erwähnt wird. Das Buch ist extrem informativ und sicher keine leichte Lektüre. Die Farbrekonstruktion der Vasa unterscheidet sich deutlich von dem, was am Modellbau Sektor in den letzten Jahrzehnten am Markt war und ist.

Hier ein Bild vom Heck:


Marcus Stenberg

Das Bild stammt von der Replica der Batavia. Es zeigt die Innenausstattung der Seitengallerie.
Wenn die Soleil Royal auch diese sanitäre Ausstattung im Heck für die creme de la creme an Bord hatte,
dann würde ich persönlich geschlossene Seitengallerien bevorzugen ...  :D  :D  :D  :D  :D


hwe

Hallo Marcus,

geschlossene Seitengalerien (haben nichts mit Galle zu tun! ;) ) haben unbestritten den Vorteil, dass man auch bei Sturm eine Sitzung abhalten kann, ohne bis auf die Knochen nass zu werden...   :D

Mittlerweile glaube ich auch, dass die Galerien der SR geschlossen waren, zumindest überwiegend.

Aber trotzdem sahen sie anders aus, als der Bausatz einem weis machen möchte.

Ciao,

HWE
 :mariinee: