Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160

Begonnen von wefalck, 17. Februar 2010, 13:26:23

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matz

Arrg, man beachte die "Stecknadel".  :P :P :P

Enorm was in dieser Winzigkeit an Details möglich ist. Karton wirkt zwar auf den Ultramakros etwas "rauh" in seiner Oberfläche, aber bei normalem Betrachtungsabstand......  .
Gerade mit der Möglichkeit des individuellen Laserschnitts würde ich die vielen Vorteile von Karton voll ausnutzen  :D
Und Vorsicht beim Einatmen, sonst sind die Laufräder weg.

matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

wefalck

Genau diese Rauhigkeit macht mich immer noch hin- und hergerissen. Leider ist der 5W-Laser zu schwach auf der Brust, um Polystyrol zu schneiden. Ich tränke das Canson-Papier mit Zaponlack. Die gewalzte Oberfläche des Canson-Papiers kann dann mit einer feinen Diamantfeile gut glattgeschliffen werden. Das Problem sind aber die Schnittkanten, die nie so sauber aussehen, wie bei Metall oder Kunststoff. Nach dem Tränken mit Zaponlack, schleife ich die Kanten, tränke sie nochmals und schleife zum Schluß abermals leicht darüber. Ich hoffe, daß das dann bei der Lackierung mit Acrylfarben einigermaßen glatt wird.

Es ist eben die Wahl zwischen zwei Übeln: der aufwendingen Herstellung von Ätzteilen und der materialbedingten Rauhigkeit des Papiers.
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Duckdalb

Da bleibt mir nur eins zu sagen: heiliges Kanonenrohr!!!!

wefalck

Zwei Schritte vorwärts und einer zurück ...

... wie ich oben schon einmal feststellte – am Freitag fiel die Plastikkalotte aus der 12W LED Kugellampe in der Architektenleuchte über dem Arbeitstisch und genau auf die Unterlafette   ;(. Eine der Laufrollen brach ab und zwei andere wurden teilweise losgerissen – die nächste Stunde verbrachte ich dann damit alles auf dem Arbeitstisch auf den Kopf zu stellen – eine weitere Stunde habe ich damit verbracht, den Abfalleimer, der neben dem Tisch stand, durchzugehen – vergebens, die Rolle blieb unauffindbar   :12:. Schließlich habe ich aufgegeben und mich daran gemacht, eine neue Gabel mit dem Laserschneider herzustellen und einzubauen sowie eine neue Rolle zu drehen. Wahrscheinlich hätte ich das gleich machen sollen, da hätte ich viel Zeit gespart. Ich wollte es aber einfach nicht wahrhaben, daß ein solches Teil so einfach verschwinden kann.

Weitere Arbeiten an der Unterlafette ...

Natürlich ist das Geschütz das Kernstück eines Kanonenbootes und begründet seine Daseinsberechtigung, aber dieses Geschütz mit seiner Lafette entwickelt sich langsam zu einem eigenständigen Modell. Vielleicht sollte ich eines Tages ein vollfunktionsfähiges Modell (natürlich nur in mechanischer, nicht in balistischer Hinsicht) in einem angemessen großen Maßstab bauen, jetzt, nachdem ich ein recht gutes Verständnis der Details entwickelt habe.

Während ich mit Zeichnungen für weitere mit dem Laserschneider herzustellende Teile beschäftigt war, viel mir auf einmal auf, daß ich die Versteifungswinkel über den Laufrädern völlig vergessen hatte. Sie sind ein essentielles Konstruktionselement, da jede der Laufrollen 15 t zu tragen hat, den das schußbereite Geschütz wiegt an die 60 t. Die Versteifungswinkel bestehen aus Stahlplatten mit angenieteten schmiedeeisernen(?) Winkeln, die für das Model wieder aus Canson-Papier geschnitten wurden.


Verstärkungswinkel für die Laufrollenlager

Es werden weiterhin zwei Lagerböcke für die Stange zur Bedienung der Seitenrichtmaschine bzw. die Stange zur Bedienung der Kupplung der Seitenrichtmaschine benötigt. Diese Kupplung verbindet die Seitenrichtmaschine mit 'Kurbelwelle' im Mannschaftsraum unter der Barbette. Sie kuppelt das Vorgelege mit zwei unterschiedlichen Untersetzungen. Einen Schnellgang für gutes Wetter und eine hohe Untersetzung über ein selbstsperrendes Schneckengetriebe für schweres Wetter. Ein ziemlich ausgefeilter Mechanismus, der aber nicht nachgebaut wurde, da davon auf dem Modell überhaupt nichts zu sehen sein würde. Er war übrigens nur auf S.M.S. WESPE so ausgelegt und wurde auf den anderen Booten vereinfacht.


Lager und Gestänge zur Bedienung der Seitenrichtmaschine

Mit der Seitenrichtmaschine in Verbindung steht auch ein Spillkopf, der das Einrennen des Geschützes unterstützt. Dies erfolgt mit einem Takel, das in die Oberlafette eingehängt wird und dessen Läufer über Umlenkrollen in das Innere der Unterlafette geleitet wird. Die Rollen wurden aus Stahldraht gedreht und die zugehörigen Lagerböcke aus Canson-Papier 'gelasert'. Eigentlich wollte ich mich bei der Auslegung dicht an das Original halten, aber die Teile wurden einfach zu klein, so daß sie vereinfachen mußte. Daher mußten sie auch samt Rollen in diesem Stadium an die Lafette geklebt werden, so daß nachher auch die Rollen mitlackiert werden.


Umlenkrollen für den Läufer des Takels zum Einrennen des Geschützes

Die nächste Herausforderung wird dann sein, die elf Laufgitter an ihren richtigen Stellen anzubringen.

Fortsetzung folgt ...
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matz

Scheint ja den Angriff der Architektenlampe gut weggesteckt zu haben, die kleine Wumme.  :klatsch:
Ein Nachbau in größerem Maßstab (zB 1/48) wäre hier natürlich wirklich interessant, da es sich wohl um eine einmalige Konstruktion handelt.
Was hier im Kleinstmaßstab alles, trotz "Vereinfachung" umgesetzt ist,  ist wirklich formidable.
Freu mich schon auf den weiteren Fortschritt.

matz
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wefalck

Danke für die netten Worte !

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Anbringen der Trittroste

Die Unterlafette ist nun bereit für die Anbringung der Trittroste. Die Konsolen haben dazu am Ende einen Klebefalz. Geklebt wurde wieder mit Zaponlack, was in einer überraschend starken Verbindung resultierte.

Die Plattform für den Richtschützen wurde nur für das Photo aufgestellt. Der endgültige Einbau erfolgt dann wenn das Geschütz in der Barbette aufgestellt wird. Die Plattform ist ziemlich exponiert und würde die Bemalung erschweren.








Die Unterlafette mit den angebauten Rosten aus verschiedenen Richtungen


Stellprobe in der Barbette

Fortsetzung folgt ...
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Frankzett

Ein faszinierender Baubericht ...unglaublich diese Details, da ich Figuren im Maßstab 1:72 modelliere und ab und an auch an 35er und 72er Modellen "herumscratche", überlege ich immer wie ich das eine oder andere Detail stilisieren oder vereinfachen könnte. Jetzt sehe ich hier 1:160 mit beweglichen Teilen usw. ...  :P

Noch eine Frage zm MDF-Karton; wie bekommst Du die enge Biegung und die Fixierung hin?

Viele Grüße
Frank

wefalck

Danke für die netten Worte !

Ich bin mir aber nicht sicher, ob da hinsichtlich MDF nicht ein Mißverständis vorliegt. MDF ist ein Holzwerkstoff und kein Karton. MDF läßt sich auch nur ungern biegen, jedenfalls in engen Radien und in trockenem Zustand.

Was bei der Lafette farblich wie MDF aussieht ist farbiges Papier, Canson-Papier. Canson ist ein französischer Hersteller, dessen Produkte es aber auch im deutschen Handel für Künstlerbedarf o.ä. gibt. Canson-Papier ist etwas geleimt aber vorallem gewalzt, so daß seine Oberflächen sehr glatt sind. Das Papier läßt sich natürlich leicht um einen Dorn rollen, vor oder nach der Behandlung mit Zaponlack. Der Lack bewirkt dann, daß die Form erhalten bleibt. Wie immer bei Papier, muß man es etwas enger wickeln, als das endgültige Produkt sein soll.
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Flugwuzzi

Wunderbar gemacht die Unterlafette  :klatsch: :klatsch:
Das ist Modellbau auf einem ganz anderen Level und interessant dir über die Schulter zu sehen.

lg
Walter

DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

wefalck

Ein etwas verspäteter Dank für das Lob  :P

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Vervollständigung der Oberlafette 1

Nachdem nun die Unterlafette im Prinzip fertig zum Bemalen ist, habe ich mich wieder der Oberlafette zugewendet. Der Lafettenrahmen besteht aus geätzten Teilen und wurde schon vor Jahren fertiggestellt. Auch einige Ausrüstungsteile waren schon vor langer Zeit angefertigt worden, wenigstens teilweise.


Der bisherige Zustand der Oberlafette

Ich hatte auch schon die Zahnräder für das doppelte Vorgelege des Höhenrichtmechanismus gedreht und gefräst. Die Rückseite war aber nach dem Abstechen noch nicht bearbeitet worden. Das wurde nun nachgeholt und die Räder und Ritzel chemisch verzinnt nach sorgfältigem Entfetten und einem Bad in Zitronensäure.


Die gefrästen Zahnräder

Die Höhenrichtung besteht aus einem doppelten Vorgelege, das über ein gekröpftes Handrad mit sechs Speichen bewegt wird. Ein solches Vorgelege befindet sich auf beiden Seiten der Oberlafette. Auf die Welle des letzten großen Rades des Vorgeleges ist auf der Innenseite der Lafette ein Ritzel aufgezogen, das in einen Zahnbogen eingreift der seinerseits an den Verstärkungsring des Geschützrohres angeschraubt ist. Wie dieser Zahnbogen an seinem unteren Ende geführt wird, ließ sich weder aus den vorhandenen Zeichnungen, noch vom Instruktionsmodell in Kopenhagen ableiten. Bei den russischen Kopien der Krupp-Geschütze auf der Festung Suomenlinna ist das Arrangement des Vorgeleges etwas anders.


Das Vorgelege der Höhenrichtung im GALSTER (1885)


Das Vorgelege des Instruktionsmodells in Kopenhagen


Art der Befestigung des Zahnbogens an einem Geschütz der Festung Suomenlinna


Krupp-Werksphoto des gleichen Geschützes aber in Küstenlafette (aus einem Katalog in der Sammlung des Architekturmuseums der TU Berlin)

Auf der Welle des letzten, großen Zahnrades des Vorgeleges ist eine Friktionsbremse angeordnet, die mit einem doppelten Handhebel bedient. Wie diese Bremse ausgelegt ist nicht ganz klar, aber vermutlich zieht sie das große Zahnrad auf die Lafettenwand mit Hilfe eines kurzen Gewindes, das auf das Wellenende geschnitten ist.

Auf der Steuerbordseite des Geschützes befindet sich eine Indikatorscheibe aus Messing oder Bronze und ein Anzeigearm. Diese zeigt vermutlich den Grad der Erhöhung und die Schußweiten für verschiedene Arten von Projektilen und Ladungen an. Das vorhandene Zeichnungs- und Abbildungsmaterial läßt aber keine Schlüsse darauf zu, wie die Indikatorscheibe mit der Höhenrichtmaschine gekoppelt ist. Wie auch immer, der entsprechende Mechanismus wäre auf dem Modell auch kaum erkennbar sein.

Das gekröpfte Handrad wurde aus 0,2 mm Messing geätzt. Um die einzelnen Speichen alle gleichmäßig biegen zu können wurde aus einem Stück Rundstahl ein Gesenk gedreht. Dieses Gesenk wurde auf der Uhrmacher-Triebnietmaschine eingesetzt. Die Speichen wurden zunächst von Hand vorgeboben und dann die endgültige Form mit einer Hohlpunze erzielt. Der Speichenstern und der Radkranz wurden chemisch verzinnt und dann mit Hilfe eines Tropfen Zaponlack verklebt.






Die Schritte zur Herstellung des gekröpften Handrades der Höhenrichtung

Die übrigen Teile, wie die verschiedenen Wellen, sind einfache Drehteile aus Stahl wegen der höheren Festigkeit angesicht des Verhältnisses zwischen Länge und Durchmesser.


(Fast) alle Einzelteile der Höhenrichtmaschine




Die Teile der Höhenrichtmaschine provisorisch zusammengefügt

Fortsetzung folgt ...
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maxim

 :klatsch:

Wirklich beeindruckend, der Höhenrichtmechanismus!
Im Bau: Schwerer Kreuzer USS Salem (1/700, Kombrig)


knightofthesky


mause

 8o

Die Bauteile werden immer kleiner.
Beim nächsten Projekt wird dann alles aus Nanopartikeln zusammengesetzt.
Großer Meister, ich komme mir so klein und unbedeutend vor, wenn ich Ihre Bauberichte überfliege.
<°JMJ-

old rookie

Zitat von: wefalck in 30. Juli 2020, 23:15:56
Die übrigen Teile, wie die verschiedenen Wellen, sind einfache Drehteile aus Stahl wegen der höheren Festigkeit angesicht des Verhältnisses zwischen Länge und Durchmesser.

...einfache Drehteile.... 8o 8o 8o...große Güte, manch einer ist aber auch mit einem Talent gesegnet... :klatsch: :klatsch: :meister:
Du würdest auch noch ´n Schaltgetriebe für´n Herzschrittmacher hinbekommen... :respekt:
Ich schau weiter staunend zu!  :1:
LG Robert

wefalck

Danke für die netten Worte  :winken:

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Vervollständigung der Oberlafette 2

Wegen der heraufziehenden zweiten Corona-Welle in Spanien haben wir unseren Aufenthalt dort abgebrochen und sind wieder nach Paris zurückgekehrt, um nicht eventuell bei einer in Erwägung gezogenen Schließung der Grenze hängenzubleiben. Es wird sich zeigen, ob wir damit nicht vom Regen in die Traufe gekommen sind, da hier die Fallzahlen inzwischen noch stärker steigen. Jedenfalls hat uns das etliche Urlaubstage zu Hause beschert, die ich teilweise in der Werkstatt verbringen konnte.

Allerdings ist es immer wieder etwas frustrierend zu sehen, wie wenig Vorzeigbares in vielen Stunden Arbeit eigentlich entsteht. Dann sage ich mir aber auch immer wieder, daß wir das ja als Einzelkämpfer machen, während beim Vorbild eine ganze Werft am werken war ...

Der Zahnbogen der Richtmaschine wurde aus einem kurzen Stück Aluminiumrohr hergestellt, das sich im Materialfundus fand und zunächst auf den benötigten Innen- und Außendurchmesser gedreht wurde. Die Zähne wurden auf der Mikro-Fräsmaschine mit Hilfe des Teilkopfes in horizontaler Stellung gefräst. Im entsprechenden Winkelabstand wurden Schlitze gefräst und die Segmente dann mit der richtigen Dicke abgestochen. Die Enden der Zahnbogen wurden in Form gefeilt. Ich habe von diesen Schritten keine Bilder gemacht. Aluminium ist etwas zu weiß in der Farbe, verglichen mit Stahl. Dem wird dann durch Abreiben mit einem weichen Bleistift etwas abgeholfen und das Aluminium wird durch Oxidation ohnehin bald matt werden.


Unten ein Zahnbogen der Höhenrichtmaschine

Für die Flanschen mit denen die Zahnbogen am Verstärkungsring des Geschützrohres befestigt sind, wurden zunächst ein Stück Rundmessing auf den richtigen Innendurchmesser ausgedreht. Auf der Mikro-Fräsmaschine wurde mit dem Teilkopf in senkrechter Stellung die äußere Form aus dem entstandenen Ring gefräst und dann mit einem Kreissägeblatt in der enstprechenden Dicke abgetrennt. Anschließend wurden die winzigen etwas über 1 mm langen Teile chemisch verzinnt, um sie farblich dem Stahl des Geschützrohres anzugleichen. Da sie keinen nennenswerten mechanischen Belastungen ausgesetzt sein werden, wurden sie mit Zaponlack an das Geschützrohr geklebt.


Anzeigescheibe für die Höhenrichtmaschine am Kopenhagener Instruktionsmodell

Es fehlten noch ein paar Kleinigkeiten an der Oberlafette, z.B. die Anzeigescheibe für die Höhenrichtmaschine. Wie diese mit dem Höhenrichtgetriebe gekoppelt ist, ließ sich nicht ermitteln. Auf den Zeichnungen ist dies nicht dargestellt, am Kopenhagener Modell ist das nicht erkennbar und an den Geschützen in Suomenlinna fehlen diese Teile. Wahrscheinlich befindet sich auf der Innenseite der Lafette ein entsprechendes Vorgelege. Für die Anzeigescheibe wurde ein Stück Rundmessing von 2 mm Durchmesser vorne plangedreht und dann mit einem um 90° gedrehten Spitzmeißel strahlenförmige Gradteilungen in 6° Winkelabstand eingeritzt, um die Gravierung dieser Scheibe zu imitieren. Für den Anzeigehebel, dessen Funktionswese ich nicht kenne (ich weiß nicht, ob die Scheibe oder dieser Hebel durch das Vorgelege angetrieben wurde, wahrscheinlich erstere) wurde zunächst eine dünne Scheibe mit einem Stiel aus Stahl gedreht. Nach dem Abstechen wurde die Scheibe auf dem Teilkopf der Mikro-Fräsmaschine zur Form des Hebels gefräst. Die Anzeigescheibe befand sich offenbar nur auf der Steuerbordseite des Geschützes.


Gravieren der Anzeigescheibe für die Höhenrichtmaschine

Weiterhin fehlten noch die Bremshebel der Höhenrichtmaschine. Dazu wurden kurze Stücke von verzinntem Kupferdraht von 0,25 mm Durchmesser mit einer 0,8 mm Flachpunze auf der Triebnietmaschine in der Mitte flachgedrückt. Dieser runde, flache Abschnitt wurde zwischen eine durchbohrte Abstandshülse und eine Art Nabe geklebt bzw. gelötet.


Die Teile der Höhenrichtmaschine provisorisch zusammengefügt

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Flugwuzzi

Toll gemacht .. das ist Handwerkskunst vom Feinsten  :klatsch: :klatsch:  :klatsch:

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

wefalck

Danke  :winken:

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Vervollständigung der Oberlafette 3

Fortschritt in homöopathischen Dosen: mir fiel auf, daß ich die beiden Tritte am Schwanz der Oberlafette vergessen hatte. Die Rahmen wurden wieder mit dem Laserschneider ausgeschnitten, ein Stückchen Netz von einem Teebeutel eingeklebt und dann das ganze auf der Lafette mit einem Tropfen Zaponlack befestigt.


Tritte für den Richtschützen

Ich bin dann zu dem Schluß gekommen, daß sich inzwischen so viele kleine Teile für das Geschütz angesammelt haben, die man leicht verlieren kann und von denen ich schon fast vergessen habe wofür sie waren. Einige Teile ware in der Tat schon vor vielen Jahren hergestellt worden. Es ist daher angebracht, zur Bemalung und zum Zusammenbau des Geschützes zu schreiten, das dann als Ganzes in der Barbette während der Endphase des Baues aufgestellt werden wird.


Vorbereitungen zur Bemalung

Während das Farbschema an sich klar ist, das entsprechend dem Marinebefehl von 1874, haben ein paar Details Kopfzerbrechen bereitet und tun es immer noch. Eines davon ist der Ton der Farbe Gelb für den Schornstein und der Kesselraumlüfter.

Leider scheinen sich keine Vorschriften für die Farbrezepturen erhalten zu haben, wenn es denn solche gab. Ich habe etwas in dieser Hinsicht nachgeforscht und danach geschaut, was andere Marinen in dieser Zeit getan haben. Die französischen Farbschemata sind sehr verschieden von den deutschen, aber die der Royal Navy sehr ähnlich (oder vielleicht eher umgekehrt). Das Kanonenboot HMS GANNET z.B. stammt aus dieser Zeit. Wegen der Corona-Krise konnte eine Anfrage in Chatham bisher nur unvollständig beantwortet werden. Ich wollte wissen welche Farbe bei der Restaurierung verwendet wurde. Wenn man sich Gemälde und andere Darstellungen aus der Zeit ansieht gewinnt man den Eindruck, daß das Gelb etwas blasser und weniger orange war als das, das in späterer Zeit von der KM verwendet wurde.

Es ist bekanntermaßen praktisch unmöglich Farbtöne auf Computerbildschirmen oder gedruckten Farbkarten korrekt darzustellen oder zu vergleichen. Ich habe zunächst mögliche Kandidaten aus meinem Vorrat ausgewählt und auch die Farbkarten von Schmincke, Vallejo und Prince August (der Handelsname für Vallejo-Farben in Frankreich) durchgesehen. Mögliche Kandidaten wurden dann auf geeigneten Materialien ausprobiert.


Farbbeispiele

Der Rumpf wird außen schwarz und innen weiß sein, dito die Seiten des Deckshauses und die Innenseite der Barbette. Die Decks, die nicht mit Holz belegt sind, werden in einem dunklen Grau gestrichen werden, da sie im Original mit einer Tee-Sand-Mischung bestrichen worden waren, um die Rutschfestigkeit zu erhöhen.
Die Lafette war vermutlich grün gestrichen, wenn man sich Werftmodelle aus der Zeit anschaut und nach den etwas späteren Vorschriften zur Instandhaltung der Geschütze. Der Ton dieses Grüns ist unklar, dürfte aber auf einem Chromoxidgrün basieren.

Die Rohre der Hinterladergeschütze wurden blank gemacht und dann mehrfach mit Essig abgerieben, bis sich eine dichte, braune Oxidschicht entwickelte. Zum Schluß wurde das Rohr mit Leinöl eingerieben. Es entstand gewissermaßen in situ eine Farbe mit Eisenoxihydroxid und Eisenacetat als Pigment. Der Ton liegt in etwa bei Caput Mortuum. In der Tat wurde offenbar das Rohr des Demonstrationsmodells in Kopenhagen in dieser Weise behandelt. Bewegliche Teile und mechanisch relevante Flächen wurden sorgfältig von dieser Behandlung ausgenommen. Ich werde dem Rohr daher einen leichten Anstrich von Schmincke Caput Mortuum geben.

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wefalck

Zusammenbau des Geschützes

Langsame Fortschritte unterbrochen von Rückschritten ... viel Angstschweiß und graue Haare ... :5:

Alle Teile, die provisorisch zusammengesetzt worden waren wurden nun zum Bemalen wieder demontiert. Nachdem ein geeignetes Grün ausgewählt worden war, wurden alle Bestandteile der Lafette mit der Spritzpistole in mehreren dünnen Schichten lackiert, bis die Oberfläche einheitliche Farbe und Glanz aufwiesen. Das war angesichts des Komplexen Aufbaues der Unterlafette nicht so ganz einfach. Nach gründlichem Trocknen, wurde die Farbe von den Metallteilen heruntergekratzt, die ihrend Metallglanz behalten sollten. Abkleben war bei der Kleinheit und schlechten Zugänglichkeit nicht möglich.



Der Zusammenbau erfolgte dann von innen nach außen. Zunächst wurden die Teile der hydraulischen Rücklaufbremse installiert. Dabei entschied ich mich vom Vorbild abzweichen und den schützenden Tunnel über der Kolbenstange nicht zu installieren, um diese sichtbar zu lassen. Ich denke, diese kleine künstlerische Freiheit ist verzeihlich. Alle Teile wurden mit Zaponlack verklebt, der praktisch unsichtbar auftrocknet.
Als nächstes wurden dann die Puffer installiert, den den Rück- und Vorlauf der Oberlafette begrenzen. Der Einbau der winzigen Sechskantmuttern erforderte jedes Mal ein tiefes Luftholen.



Nachdem die Unterlafette auf den Rücken gelegt wurde konnten die Laufrollen installiert werden, was in ein wirkliches Geduldspiel ausartete. Die Rollen werden durch kleine Bolzen mit einem flachen Kopf gehalten, die von beiden Seiten eingesteckt wurden. Ein durchgehender Bolzen wäre einfacher gewesen, hätte aber nicht vorbildgerecht ausgesehen.
Die Handhabung der Unterlafette war durch die sehr empfindlichen Trittroste äußerst delikat. Ein Rost brach dann auch ab, konnte aber glücklicherweise wieder angebracht werden.



Die Laufschiene für die Oberlafette sollte blankes Metall sein. An dieser Stelle zeigen sich die Grenzen von Karton als Baumaterial. Wenn ich die Teile aus Messing geätzt hätte, wie die der Oberlafette, hätte ich sie vor dem Zusammenbau chemisch verzinnen können. Das hätte mir erlaubt entweder die entsprechenden Bereiche abzukleben oder die Farbe dort abzukratzen, um das Metall zum Vorschein zu bringen. Jetzt konnte es nur durch Silberfarbe und weichen Bleistift simuliert werden. So richtig zufrieden bin ich mit dem Resultat aber nicht.
Unter dem Strich bin ich etwas ambivalent im Hinblick auf die Zweckmäßigkeit von Karton als Baumaterial. Oberfläche und Schnittkanten werden nie so glatt wie die von Metall, Hartpapier oder Polystyrol. Leider kann keines dieser Materialien mit meinem Laserschneider bearbeitet werden.



Als ich mich nun der Oberlafette zuwandte, mußte ich ein paar Fehler bemerken, die schon vor vielen Jahren beim Zusammenbau unterlaufen waren. Zwei der Querwände waren falsch plaziert. Die Laufrollen der Oberlafette saßen deshalb nicht auf den Laufschienen auf. Als ich versuchte, das zu korriegieren, zerfiel die ganze Oberlafette in ihre Einzelteile. Glücklicherweise ließ sich das aber ohne bleibende Schäden reparieren.



Noch ein Problem tauchte auf: man sollte nicht nur Zeichnung arbeiten, vorallem, wenn sich der Bau, wie in diesem Fall, über so viele Jahre hinzieht. Es zeigte sich sich, daß die Oberlafette um ein paar Zehntelmillimeter zu schmal war und deshalb mit ihren Führungsplatten nicht über die Unterlafette paßte. Ich hätte das bei der Erstellung der Schneiddateien für die Unterlafette überprüfen sollen. Mit ein bißchen Biegen und Feilen passen die beiden Lafettenteile aber jetzt zusammen. Solche Bastelaktionen resultieren aber immer in Teilen die nicht so sauber sind, wie sie sein sollten.



Die Lackierung des Geschützrohres entwickelte sich zu einem Albtraum. Ich wollte auf eine Grundierung des Stahls verzichten, um sein metallisches Aussehen als Untergrund für die Farbe zu erhalten. Normallerweise trocknen Acrylfarben bei der Spritzlackierung ja so schnell auf, daß Rost eigentlich kein Problem darstellt. Der erste Anstrich sah auch in Ordnung aus, aber am nächsten Morgen hatten sich auf der ganzen Oberfläche Flecken ausgebildet. Das wiederholte sich nach jedem Anstrich, wenn auch in geringerem Maße. Ich führte das Problem zunächst darauf zurück, daß die Farbflasche schon über 25 Jahre alt und vielleicht nicht ausreichend geschüttelt worden war. Ich löste die Farbe als wieder herunter und begann von vorn, aber mit dem gleichen Resultat. Ich vermutete, daß sich etliche Pigmentpartikel koaguliert hätten und versuchte es nochmals, ohne die Farbe vorher zu schütteln – wieder mit dem gleichen Resultat. Schließlich entschied ich mich, das Rohr mit einer dünnen Schicht von Zaponlack zu grundieren. Das führte zur gewünschten Farbe und Oberfläche. Leider zeigte es sich aber, daß an einigen Stellen der Zaponlack nicht gleichmäßig aufgetragen war und es dort wieder zu Flecken kam. Eine Tauchlackierung war dann nicht erfolgreich, da sich der Lack dick in den Ecken sammelte. Mit dem Pinsel einen gleichmäßigen und lückenlosen Auftrag zu erzielen ist durch das rasche Trocknen des Zaponlacks etwas Glücksache. Man kann nicht nachträglich egalisieren und es ist schwer zu erkennen, wo bereits Lack aufgetragen ist. Ich denke, daß das Pigment von Caput Mortuum, vermutlich Hämatit (Fe3O4) mit dem Eisen (Fe0) reagiert hat und es deshalb zu den Flecken kam. Am Schluß ist mir aber doch ein Anstrich gelungen, der dem Aussehen des Rohres des Demonstrationsmodells in Kopenhagen recht nahe kommt, jedenfalls im Hinblick auf den kleinen Maßstab.



Diverse empfindliche und leicht zu beschädigende Details sind noch monitert und es müssen auch noch verschiedene Bedienungshebel hergestellt werden.
Nahaufnahmen sind immer der Feind des Modellbauers – eine Menge Staub und Fasern müssen entfernt und die Farbe hie und da noch etwas ausgebessert werden.

Fortsetzung folgt ...
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JWintjes

Ganz ehrlich?

Bau das nicht ein!!

Das gehört auf einen Sockel in eine eigene Vitrine; das Modell ist einfach großartig - das im Museum hinter Glas, und ich würde auf ein Werft- bzw. Herstellermodell tippen.

Vielen Dank, daß Du uns daran teilhaben läßt. das ist großartig.  :P

Jorit

AnobiumPunctatum

Granz große Modellbaukunst im gan kleinen. Einfach außergewöhnlich :P
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

matz

 8o

Hier in Franken gibt es einen Ausruf der blankes Erstaunen für derartige Kunstwerke sehr schön ausdrückt:

Allmächd !

:D
matz
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Kannonenvogel

Kann mich nur anschlisen "Einfach Wanhsinn" :P :P :klatsch:

Flugwuzzi

Wunderschön ... das sieht einfach großartig aus   :klatsch: :klatsch: :klatsch:

lg
Walter
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wefalck

Etwas spät, aber einen dennoch herzlichen Dank für die netten Worte !

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Die Munition und ihre Handhabung

Dank des im Jahre 1886 veröffentlichten Buches von Carl Galster wissen wir über die Munition der deutschen Marineartillerie dieser Zeit recht gut Bescheid. Die WESPE-Klasse war die einzige Klasse von Schiffen, die mit der Rk 30,5 cm/l22 ausgerüstet war. Nach Galster gab es grundsätzlich drei Arten von Geschossen für die Geschütze in den späteren 1870er und frühen 1880er Jahren: a) Panzerbrechende Granaten, b) normale Granaten mit Zeitzünder und c) Exerziergeschosse.

Alle Geschosse hatten zwei kupferne Führungsringe, die beim Schuß in die Züge gepreßt wurden. Ein Ring saß kurz oberhalb des Geschoßbodens und der zweite zwischen dem zylindrischen und dem ogivalen Abschnitt des Geschosses.

Die panzerbrechenden Granaten bestanden aus so genanntem Hartguß bzw. Stahlguß. Sie waren hohl, aber nur mit einer relativ kleinen Kammer für die Sprengladung. Die Geschoßspitze war massiv. Allerdings gab es zu dieser Zeit noch keine funktionstüchtigen und sicheren Aufschlagzünder. Die Granaten wurden daher mit einem Sand-Sägemehl-Gemisch gefüllt, dessen Gewicht etwa dem einer Pulverladung entsprach. Das Bodenloch für den Zünder wurde mit einem Schraubstopfen geschlossen. Panzerbrechende Granaten wurden zur Idenfizierung blau gestrichen.

Gewöhnliche Granaten hatten dünnere Wände und nahmen eine größere Pulverladung auf. Das Fülloch in der Geschoßspitze trug ein Gewinde für den Zeitzünder. Eine genauere Betrachtung der Zünder ist aber für einen Baubereicht nicht von Interesse. Es genügt festzustellen, daß diese aus Messing hergestellt waren. Gewöhnliche Granaten waren rot gestrichen, ein schwarzer Ring um die Geschoßspitze zeigte an, daß sie scharf geladen waren.


Geschosse in Geschoßwagen auf dem Demonstrationsmodell in Kopenhagen (in Wirklichkeit wären die Geschosse gestrichen gewesen und das Museum hat das Geschoß verkehrtherum in den Wagen gelegt)

Als Exerziergeschosse wurden Granaten verwendet, die nicht den Qualitätsanforderungen entsprachen. Sie wurden mit einer Sand-Sägemehl-Mischung gefüllt, deren Gewicht dem der Pulverladung entsprach. Das Fülloch wurde mit einem Holzstopfen verschlossen. Exerziergeschosse wurden schwarz gestrichen.

Pulverladungen wurden in zylindrischen Kartuschsäcken verpackt, die jeder 46 kg wogen. Bis zu zwei Säcke konnten geladen werden, sodaß die Ladung der Schußentfernung angepaßt werden konnte. Die Säcke wurden in zylindrischen Kartuschkisten gelagert und transportiert. Diese bestanden aus Holz und waren innen mit Zinkblech ausgeschlagen oder bestanden ganz aus 'Komposition', einer Zinn-Kupfer-Legierung mit 95% Zinn.


Kartusche und Mundstopfen des Demonstrationsmodells in Kopenhagen

In der Barbette wurden fünf Geschosse als Bereitschaftsmunition offen in Gestellen gelagert. Ich gehe davon aus, daß das nur panzerbrechende Granaten und Exerziergeschosse waren, da die Zeitzündergranaten es sicher nicht so gerne hatten, ungeschützt den Elementen ausgesetzt zu sein, zumal die Zünder erst kurz vor dem Schuß eingeschraubt wurden. Ich habe insgesamt sechs Granaten fabriziert, drei panzerbrechende und zwei Exerziergeschosse. Die sechste Granate ist eine gewöhnliche und wird im Geschoßwagen liegend dargestellt.

Mein bevorzugter Stahl in der Modellwerkstatt sind kupferüberzogene Schweißstäbe. Der Kupferüberzug ist genau das, was hier für die Führungsringe gebraucht wird und der Durchmesser von 2 mm entspricht deren maßstäblichem Durchmesser. Die Geschoßspitze wurde freihändig mit dem speziellen Lorch, Schmidt & Co. Stichelhalter gedreht. Die Granaten sind etwa 4,8 mm lang. Die scharfe Granate bekam noch einen Zeitzünder aus Messing, der in ein in die Geschoßspitze gebohrtes Loch eingesetzt wurde.


Freihand-Drehen der Geschoßspitzen

Wie die rund 330 kg schweren Granaten unter Deck gehandhabt und dann in die Barbette hochgegeben wurden ist völlig unklar. Der Geschoßkran an der Lafette reicht nämlich nicht bis über die vermutliche Aufgabeöffnung aus dem Geschoßmagazin. Die Zeichnungen geben hinsichtlich der verschiedenen Decksöffungen nichts her, da wesentliche Teile von anderen Teilen verdeckt werden. Ich werde mit der Unwissenheit leben müssen.

Für den Transport auf Deck gibt es vierrädrige Geschoßwagen. In den Beständen aus der Kriegschiffwerft des Reichsarchivs in Kopenhagen hat sich eine Kruppsche Plaupause eines solchen Geschoßwagens erhalten. Er bildet eine Wiege, mit der die Granate dann bis vor die Ladeöffung des Geschützes gehievt werden konnte. Neben der Ladeöffnung ist links und rechts je ein Haken angebracht (am Modell nicht realisiert), in die der Geschoßwagen eingehängt werden kann. Die Granate wird dann mit dem Ladestock in das Rohr geschoben.


Geschützexerzieren, der Geschoßwagen ist am Rohr eingehängt (LAVERRENZ, 1900)

Die Teile für den Geschoßwagen wurden mit dem Laserschneider aus Papier hergestellt und dann mit Zaponlack verklebt. Der Geschoßwagen wurde um ein Geschoß herum gebaut, was dessen Handhabbarkeit während des Baues etwas erleichterte. Es wurde dann noch ein Loch in die Granate gebohrt, um den Heißring aus Draht aufzunehmen.

Die Gestelle für die Bereitschaftsmunition wurden aus lasergeschnittenen Teilen verleimt und weiß gestrichen. Der Haltebügel besteht aus flachgewalztem 0,3 mm Kupferdraht, der chemisch verzinnt wurde. Eigentlich sollte jedes Geschoß einen separaten Haltering haben (zur Erinnerung: jedes Geschoß wiegt 330 kg und muß auf See gesichert sein), aber nach mehreren Versuchen, diese Bügel anzubringen ohne die Farbe an den Geschossen zu beschädigen habe ich aufgegben.

Die flachgewalzten Drähte erinnerten mich an ein weiteres, noch nicht in Angriff genommenes Werkstattprojekt: eine Mikro-Drahtwalze, um 'Flacheisen' mit konsistenter Dicke und Breite aus weichen Drähten herzustellen.


Die Bereitschaftsmunition (Nahaufnahmen sind einfach ernüchternd ...)

Referenz:
GALSTER, C. (1886): Pulver und Munition der deutschen Marine.- 99p., Berlin (E.S. Mittler & Sohn).

Fortsetzung folgt ...
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wefalck

Postscriptum: in einem anderen Forum bekam ich Kommentare zu Handhabung der Geschosse von einem Kollegen, der die verfügbaren historischen Zeichnungen sorgfältiger angeschaut hatte, als ich. Die Zeichnungen zeigen in einem Fall eine als Geschoßwinde bezeichnete Winde hinter dem Schott zwischen Barbette und Deckshaus. Auf einer anderen Zeichnung ist ein einfacher Kranausleger über der Geschoßaufgabeluke zu sehen. Beide Elemente sind aber auf der Lithographie aus dem Deutschen Museum in München nicht eingezeichnet. Ich werde den Kranausleger zusammen mit einer Talje darstellen, die möglicherweise ursprünglich verwendet wurde.


Anker
Die WESPE-Klasse war mit zwei Inglefield Bugankern und wahrscheinlich einem einfachen Stockanker als Heckanker ausgerüstet. Die Buganker sind in Ankertaschen gelagert und werden mit zwei kleinen Kränen auf jeder Seite bedient.
Der Heckanker ist auf keiner Zeichnung zu sehen, aber es ist immer etwas wie Lagerklampen im Heck zu sehen, so daß man annehmen kann, daß es einen Heckanker gab. Es ist aber überhaupt nicht klar, wie dieser Anker gehandhabt wurde, da es im Heck weder ein Spill noch Kettenstopper gab. Auch ein Kettenkasten ist nicht zu erkennen. Es gibt einen leichten Kran im Heck und eine Kettenklüse, so daß also die Information nicht eindeutig ist.
Die Inglefield-Anker sind eine ziemlich komplizierte Angelegenheit, scheinen aber zu dieser Zeit in der Kaiserlichen Marine recht populär gewesen zu sein. In einem alten Anleitungsbuch für das schiffbauliche Zeichnen fand sich eine detaillierte technische Zeichnung für einen solchen Anker, die als Basis für das Modell diente. Die Größe wurde aus der Lithographie aus dem DMM abgeleitet.


Zeichnung eines Inglefield-Ankers aus WAAP (1910)

Man hätte die Teile vielleicht aus 0,5 mm dickem Ms-Blech oder Polystyrol aussägen können, aber angesichts einer Gesamtlänge von nur 12,5 mm wäre das doch eine ziemliche Hersausforderung gewesen. Die Einzelteile wurden so gezeichnet, daß sie aus 0,12 mm dickem Canson-Papier mit dem Laser geschnitten werden konnten. Der Schaft und die Arme wurden aus mehreren Lagen aufgebaut, die mit Zaponlack getränkt verklebt wurden, so daß eine Art Kompositmaterial enstand.


Zeichnung der Komponenten eines Inglefield-Ankers für den Laserschneider

Die Teile konnten dann leicht mit Diamant- und anderen Feilen in die endgültige Form gebracht werden, wobei zwischendurch immer wieder Lack aufgetragen wurde, um ein Ausfransen des Papiers zu verhindern. Die Einzelteile des Ankers wurden dann ebenfalls mit Lack verklebt.


Ein halbfertiger Anker und die Teile für den zweiten Anker

Anstatt der sonst häufig verwendeten Methode, Schäkel aus Draht zu formen, habe ich mich dafür entschieden, diese ebenfalls mit dem Laser aus Papier zu schneiden. Sie werden aus zwei Lagen aufgebaut. Die Bolzen der kleineren Schäkel wurden nicht dargestellt. Ich denke die Schäkel sehen ingesamt recht überzeugend aus.
Die Bolzen, die die verschiedenen Teile des Ankers zusammenhalten wurden dagegen aus Stahl gedreht und vor dem Zusammenbau chemisch geschwärzt.

Der Stockanker hätte vielleicht aus Ms-Blech gesägt und verlötet werden können, aber nachdem die Teile verschliffen und gestrichen sind, kann man nicht mehr erkennen, was unter der Farbe steckt. Also habe ich sie ebenfalls für den Laserschneider gezeichnet. Die Proportionen wurden aus einer Zeichnung aus etwa der fraglichen Zeit im Archiv der Orlogværvet in Kopenhagen entnommen.


Zeichnung für die Teile des Stockankers


Die mit dem Laser ausgeschnittenen Teile des Stockankers

Der Schaft und die Arme wurden aus sechs Lagen Canson-Papier aufgebaut und mit Zaponlack getränkt. Die endgültige Bearbeitung erfolgte dann wieder mit einer Diamantfeile, Nadelfeilen und einer Echappement-Feile. Zwischendurch wurde mehr Lack aufgetragen um das Papier zusammenzuhalten. Zum Schluß wurden die Flunken aufgeleimt und der lasergeschnittene Schäkel angebracht.


Drehen des Ankerstocks

Die größere Herausforderung war eigentlich der Stock, der nur 0,3 mm dick ist und zu den Enden hin etwas konisch ausläuft. Er wurde aus einem Stückchen Schweißdraht gedreht. Da der Anker im getauten Zustand dargestellt wird wurde die Verdickung nur am geraden Ende mit einem Tropfen Weißleim dargestellt.


Zusammengesetzte Anker fertig zum Bemalen


Die fertigen Anker

Fortsetzung folgt ...
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