Hasegawa 1:16 1903 Wright Flyer I Museum Model

Begonnen von Universalniet, 05. Januar 2021, 22:32:11

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Universalniet

Ok, aufgrund starker Nachfrage ... Ihr habt es nicht anders gewollt.
Ich denke nicht, dass das ein Durchmarsch wird. Stellt Euch auf einen längeren Zeitraum ein.


Der Wright Flyer I von 1903


Es gibt lange Diskussionen darüber, ob die Gebrüder Wright wirklich die Ersten waren. Das ist kein Thema, was ich erörtern werde, den unbestritten ist, sie waren die ersten mit zeugen und die ersten, die in der Lage waren, die Flüge zu wiederholen.
Dabei sind sie einen langen Weg von Fahrradfabrikanten zu den ersten Flugzeugherstellern gegangen. Es folgten lange Patentstreitigkeiten z.B. mit Glenn Curtiss und der frühe Tod von Wilbur Wright. Später sollten Curtiss Wright in einer Firma aufgehen.

Zurück zu 1903. In Kitty Hawk führen Orville und Wilbur wegen des zuverlässig starken Windes ihre Versuche durch und am 17. Dezember 1903 ist es endlich so weit:

In zwölf Sekunden fliegt Orville eine Strecke von 37 Metern, das ist halb so lang wie die Spannweite der meisten Langstreckenjets. Dabei hat der Wright Flyer viele Merkmale wie die heutigen Flugzeuge und auch einige echte Eigenheiten. Aus Fichtenholz gebaut und mit Stoff bespannt würde man ihn wie folgt typisieren:

Entenflügler mit doppelten Höhen- und Seitenleitwerk
Statt Querruder Flügelverwindung
Doppeldecker
einmotorig Vierzylinder Reihenmotor 12PS
zwei Propeller 2,44 m Durchmesser
Spannweite 12,3 m
Länge 6,43 m
341 kg max. Startmasse
48 km/h Maximalgeschwindigkeit


Kapitel 1: Der Rumpf


Rumpf ist vielleicht etwas übertrieben. Tatsächlich ist es eher ein Vorbau für die Höhenruder. Der Wright Flyer ist fast ein Nurflügler.

Bevor wir aber mit dem Bau beginnen, bauen wir uns das erste Werkzeug. Der 0,6 mm Bohrer und die Aufnahme davor liegen bei!

WRIGHT26.jpg

Empfohlen wird von Hasegawa, die ausgeschnittenen Pläne als Basis für den Bau zu nutzen. Erscheint auch sinnvoll, doch später ergänzen wir die Idee noch.

WRIGHT20.jpg

Anders als heute üblich wurden die Holzteile nicht mit einem Lasercutter aus den Brettern geschnitten, sondern scheinbar gestanzt. Das erspart die verbrannten Kanten, bedingt aber, dass die Teile rundherum geschliffen werden müssen, also nix gewonnen. Farblich angepasst müssen sie auch werden. Nach einigen experimentieren habe ich Mahagoniholz Beize mit Aqua Color Ocker gemischt und so einen Braunton mit einem leichten Rotstich gewonnen.

WRIGHT25.jpg

WRIGHT24.jpg

An den Außenseiten waren Ätzteile über die (im Modell nicht vorhandenen) Verbindungsstellen zu kleben. Warum nur außen? Das löst sich hoffentlich später noch.

WRIGHT23.jpg

Einer der Gründe, warum der Bausatz durchaus nervenaufreibend sein kann, ist die Tatsache, dass man aus einer Vielzahl von kleinen Holzstangen die richtigen heraussuchen muss und dann auch noch richtig ablängen sollte. Die JLC Säge leistet da wertvolle Dienste ...
Oben im Bild kann man etwas sehen, was nicht zum Bausatz gehörte, was ich mir aber kurzerhand 3D gedruckt habe - Werkzeuge für den korrekten Abstand der Leisten und deren senkrechte Ausrichtung. Mit Fusion 360 - Cura - Octoprint in rund 20 Minuten fertig. Besser als die Zeichnungen allein.
Hier gut zu sehen:

WRIGHT22.jpg

WRIGHT21.jpg

Das Ergebnis beinhaltet noch den Gelenkanschluss der Seitenruderaufhängung und vorn eine Laufrolle für die Katapultbahn.

WRIGHT27.jpg

Hörnchen

Schön das du einen Baubericht machst. :P
Ich werde gespannt zu sehen, auch wenn es mal etwas länger dauert. :D
Die selbst gedruckten Abstandshalter sind ja mal eine gute Idee.

Gruß André
Es gibt eine Sache auf der Welt, die teuerer ist als Bildung - keine Bildung (JFK)

Bono1975

Mit Verlaub, aber das verspricht geil zu werden!

Da schaue ich mal mit zu!

Beste Grüße,

Marcus
Derzeit in Arbeit:
A-10 Thunderbolt II (Revell, 1:72)
F7F-Tigercat (Fly-Modell, 1:33)

NonPerfectModeller

Super, der Baubericht. :P
Danke, das du das machst. :meister: :meister: :meister:

Gruß,
Bernd
Laufende Projekte:
Heinkel He 111P-1 1/32 Revell
Neoplan Cityliner 1/24 Revell (Rammstein Fan Club)
Kommende Projekte:
Focke-Wulf Fw 190 D-9 1/32 Hasegawa/Revell

Skyfox

Moin Marc

Da bin ich aber sowas von mit von der Partie!  :1:
Das ist mal was völlig anderes und dabei Dir über die Schulter zu gucken verspricht ein besonderes Erlebnis zu werden.  :D

Und nun nehme ich in der ersten Reihe Platz – Bier, Chips und Popkorn sind gebunkert... 8)
:V:
AnD.Y.
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

AnobiumPunctatum

Ich freue mich riesig auf den Baubericht. Zum einen mag ich die alten Drahtverhaue und zum anderen gibt es endlich wieder etwas zu knabbern. Holz im MB sieht man nicht allzu oft.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Maesi

Großes Kino für ein großes Projekt, bin mächtig gespannt  :klatsch: .

Gruß,
Matthias

Postbote

Servus,

hier setz ich mich auch mit bei. :winken:
Für die gedruckten Bauhilfen gibt's auch gleich mal einen  :P


Mit schönem Gruß
Christoph
Perfekt ist Mathe, und Mathe ist 'ne Körperöffnung!

Versuche mich zur Zeit
erfolglos am Hochglanz

Iceman-Pilot

mein Kanal auf YouTube
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eydumpfbacke

Schön, dass ich zugucken darf, Marc  :kuss:
Das siht schon mal sehr spannend aus.
Meine Camel in dem Maßstab von Hasegawa war ja komplett in Plastik.
Da ist das ja doch schon ein wesentlich anderer schnack
Es grüßt der Reinhart :santa:

Ich bau grundsätzlich nicht originalgetreu.
Wenn doch, ist das Zufall

Mini sein Assistent

Moin Marc,

das Projekt verspricht dem Zuschauer spannende Unterhaltung!
Respekt vor Deinem Mut, ich bin auf jeden Fall dabei :1:
Auf das Du alle Klippen auf der Reise zum fertigen Flyer mit Bravour umschiffst  :mariinee:
Ahoi, Mast- Schotbruch!
Grüße,
Markus
F U B A R

KlausH

Uih, das ist ja mal was!  8o

Bin dabei!  :1::P

:winken:
Klaus

Universalniet

#12
Kapitel 2: Höhenruder

Die Stunde der Wahrheit. Der Bausatz besteht aus Holzteilen und Polystyrol Teilen. Kann man die glaubhaft zusammen verbauen? Das wird vor allem an der Lackierung liegen.

WF05.jpg

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Ein leichtes Nacharbeiten der Holzteile ist unvermeidlich.

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Der Versuch das Bauteil zu lackieren sieht ganz vielversprechend aus. Holz- und Polystyrolteile haben die gleiche Farbe. Das ist umso wichtiger, weil die Höhenruder nur auf der Oberseite bespannt sind.

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Bevor ich versuche, die Ruder mit Papier zu bespannen möchte ich erst lernen mit dem Material zu arbeiten. Dazu bespanne ich zuerst ein ....... 3D Druckteil.

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Das klappt erstaunlich gut. Mit dem Ergebnis m Nacken versuche ich am Original

WF22.jpg

Und da waren sie wieder, meine Probleme. Die Beize wird von dem Weißleim herausgelöst .....  8o 8o 8o

WF23.jpg

Gut, dass man das Papier rückstandlos wieder herunterbekommt. Hasegawa hat zum Bespannen zwei Mischungen von Weißleim mit Wasser. Compound A im Verhältnis 1:1 und Compound B im Verhältnis 1:4 (Kleber:Wasser).
Mit Compound A wird das Bauteil lackiert und getrocknet - insgesamt zweimal. Um das Herauslösen der Beize zu verhindern wird eine Schicht Future aufgebracht. Mit Compound B wird das Papier verleimt. Beim Trocken verklebt es das nasse Papier mit dem Bauteil und spannt das Papier, das fest wie ein Trommelfell wird.

WF27.jpg

Ein klein bisschen Voodoo ist auch dabei - aber es tut nicht weh.  :D

WF11.jpg

Was auffällt ... die Bespannung biegt die Ruder durch. Das war zu erwarten, da der Weißleim wie Spannlack wirkt.
Wird die Verspannung das kompensieren? Die Gebrüder Wright müssten das gleiche Problem gehabt haben.

Was werden wir zu einem späteren Zeitpunkt feststellen.

:winken: :winken: :winken:

NonPerfectModeller

Laufende Projekte:
Heinkel He 111P-1 1/32 Revell
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Kommende Projekte:
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Maesi

... das weckt Erinnerungen an meine ersten Freihand-Segelflieger. Später im RC Zeitalter gab es dann schon Folien und Bügeleisen.

Sehr schöner Bericht, ich bleib dran.

:winken:
Matthias

Universalniet

Irgendwie habe ich noch nicht das Bildereinfügen von hochgeladenen Attachments im Griff. Ich vermute eine automatische Neunummerierung schmeißt das um ....

wefalck

Ich habe nur ein oder zwei bespannte Flugmodelle in meiner Jugend gebaut, aber ich erinnere mich, daß dem Verziehen dadurch begegnet wurde, daß man die Ober- und Unterseite gleichzeitig bespannt und dann mit Spannlack gestrichen. Geklebt wurde mit z.B. Glutofix auf das rohe Holz, vorgespannt durch Benetzen mit Wasser.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Universalniet

#17
Richtig. Leider sind die Ruder wie schrieb nur einseitig bespannt. Die Drahtverspannung lässt vermuten, dass die Wrights das gleiche Problem hatten. Meine Hoffnung ist, dass ich das ebenso kompensieren kann.

wefalck

OK, da hatte ich nicht sorgfältig gelesen ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Skyfox

Moin

Wirklich spannend, vor allem durch die "ungewohnten" Materialien.
Mit einer echten Bespannung wirkt das Modell natürlich noch authentischer und ich bin richtig beeindruckt vom Bausatz als solchem  :1:
Bin schon sehr neugierig, wie Du das Problem mit der Verwindung löst...  8)

:V:
AnD.Y.
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

Gilmore

Früher habe ich ja auch schon Freiflug-Segelflieger (F1A) gebaut und geflogen. Das Verfahren des Papierspannens ist ja oben schon beschrieben, aber wir haben unsere Flügel nach jedem Vorspannen oder Lackieren wieder aufs Baubrett genagelt und ein paar Tage so gelassen. So konnten auch bewußt herbeigeführte Verzüge fixiert werden. Aber bei nur einseitiger Bespannung sieht das Ganze aber wieder mal ganz anders aus.
Ein tolles projekt, Marc, da bin ich mal auf den weiteren Baufortschritt gespannt.
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

Flugwuzzi

Klasse Baubericht mit "exotischen" Materialien ... sehr interessant  :P :P

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

AnobiumPunctatum

Was ich nicht verstehe, ist der Materialmix. Entweder Kunsttoff oder Holz. Beide Materialien reagieren völlig unterschiedlich bei Feuchtigkeit.
Wenn Du Probleme mit der Verformung der dünnen Leisten beim Leimen hast. Kannst, Du das vermutlich ausgleichen, wenn die Unterseite beim Trocknen auf ein feuchtes Blatt eine Küchenrolle legst. Teste das aber unbedingt erst an einem längeren Reststück. Ich habe das bei dem von mir verwendeten Holz mal verwendet.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Rafael Neumann

Hallo Marc,

interessante Objektauswahl und damit ein interessanter Baubericht - gewürzt mit den Problemen vom Materialmix.
Bis jetzt alles klasse gemeistert, gefällt mir gut.

Der gedruckte Abstandshalter setzt dem jetzt noch ein Krönchen auf. Irgendwie rücken diese 3D-Drucker immer mehr in den Fokus, wenn man die benötigten Teile denn auch konstruieren kann.

Schöne Grüße
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Universalniet

@all: Danke für den Zuspruch.
@Christian: Danke für den Tipp. Das ist wohl der Grund, warum die Holzteile im Vorfeld mit Weißleim "versiegelt" werden. Die Kraft kommt aber vom Papier, denn wenn ich das abnehme gehen die Holzteile in die Ausgangslage zurück.
@Rafael: Ich verwende Fusion 360. Ich gebe zu, dass ich beruflich vorbelastet bin, aber sicher nicht verstrahlt.
Ich habe das durch einfache Tutorials auf YouTube gelernt und Fusion ist für reine Hobbyanwendungen kostenlos, wenn auch partiell eingeschränkt. Das was geht, ist aber klasse.
Die meisten Teile sind so einfach, dass von der Idee bis zum gedruckten Bauteil manchmal nur 30 Minuten vergehen. Live in einer Zoom Bastelrunde der Augsburger vorgeführt.
Für mich ein integraler Bestandteil meines Modellbaus.