E.B.F.D.N.: "Einen bessern findst du nicht" - vom Roman zum Modell

Begonnen von Bongolo67, 10. Juni 2012, 00:31:16

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Bongolo67

Hallo liebe Modellbaukollegen!

Mit diesem Beitrag gebe ich mir selbst den Startschuss für ein großes Projekt, das mir sehr am Herzen liegt.

1952 schreibt der ehemalige Wehrmachtssoldat Walter Düpmann einen Roman mit dem Titel "Einen bessern findst du nicht", in dem er seine Erlebnisse während des Krieges beschreibt und verarbeitet. Der Roman wird in der Zeitschrift "Revue" auszugsweise vorab veröffentlicht und erscheint anschließend im Münchner Kindler Verlag. Das Buch sorgt im damaligen Nachkriegsdeutschland für einiges Aufsehen, weil es eines der ersten literarischen Werke ist, in dem der Zweite Weltkrieg aus der Sicht eines unmittelbar Beteiligten geschildert wird. In den Jahren zuvor waren die Deutschen in Ost und West mehrheitlich mit dem Überleben im physischen Sinne beschäftigt. Viele Kriegsteilnehmer, u.a. in Jugoslawien und der Sowjetunion sind noch nicht einmal aus der Gefangenschaft zurückgekehrt.
Der Roman ist nicht im wörtlichen Sinne autobiographisch, beruht aber nach Angaben des Autors in allen wesentlichen Teilen auf selbst Erlebtem. Er setzt sich in überaus kritischer Art und Weise mit dem Krieg und dem NS-Regime auseinander. (Eine Zusammenfassung findet Ihr weiter unten)
Weil er einige damals noch lebende Personen in sehr schlechtem Licht schildert, rät ihm der Verlag, das Buch nicht unter seinem echten Namen zu veröffentlichen. So erscheint die Erstausgabe und einige weitere Auflagen nur mit *** anstelle des Verfassers. Spätere Auflagen erscheinen unter dem Pseudonym "Andreas Engermann".
Heute ist dieses Buch weitgehend in Vergessenheit geraten. Nicht so bei mir.

In den späten 60ern wurde eine Lizenzausgabe für den Deutschen Bücherbund aufgelegt. Meine Eltern bestellten diese Ausgabe, lasen sie und fortan fristete dieses Buch sein Dasein in unserem Wohnzimmer-Bücherregal - bis ich es 1979 im Alter von zwölf Jahren in die Hand nahm und selbst las.
Ich war von der ersten Seite an beeindruckt von der lebendigen bildhaften Ausdrucksweise des Autors (die für mich auf Augenhöhe mit Erich Maria Remarque liegt) und zunehmend wurde ich auch durch den Inhalt seiner Schilderungen in Bann geschlagen, wenn ich damals auch noch beileibe nicht alles verstand, was er da schrieb. Ich möchte im Nachhinein fast behaupten das war ein bisschen viel für einen Jungen meines Alters, denn dieses Buch hat mich zeitlebens nicht mehr losgelassen und ich habe es im Laufe der Jahre mehrere Dutzend Male gelesen und kenne es eigentlich von der ersten bis zur letzten Seite auswendig. Manchen passiert so was mit "Herr der Ringe", bei mir war es eben "Einen bessern findst du nicht".

Dieses Buch machte es mir erstmals möglich, ansatzweise nachzuvollziehen, was meine Großväter in diesem Krieg erlebt haben mochten. Von da an entwickelte ich ein für mein Alter sehr ungewöhnliches Interesse für die Geschichte des III. Reiches und des 2. Weltkrieges. Ein Interesse, das bis heute anhält und sich in meinen modellbauerischen Vorlieben auch in gewissem Sinne widerspiegelt.

Seit etlichen Jahren trage ich mich mit dem Gedanken, Modelle, Vignetten, Dioramen und Figuren zu bauen, zu denen mich Szenen dieses Buches inspiriert haben. Seit ich vor etwa zwei Jahren wieder intensiver in den Modellbau eingestiegen bin, drängten sich diese Gedanken immer mehr in den Vordergrund und ich begann, mir immer konkreter zu überlegen, wie sich das in die Tat umsetzen ließe. Parallel dazu begann ich, passende Bausätze zu sammeln.
Der Wiedereinstieg in den Modellbau fiel in Etwa mit der Anmeldung hier im Modellboard zusammen. Für mich war klar, dass ich nicht einfach nur diese Modelle bauen wollte, sondern auch erklären, was mich dazu inspiriert hat. Mit anderen Worten ich muss in einem öffentlichen Forum, das der deutschen Rechtssprechung unterliegt, in größerem Umfang zitieren. Da es sich z.T. um Passagen in Länge einiger Buchseiten handelt, wollte ich gern sichergehen, dass ich dazu die Genehmigung des Rechteinhabers hätte.

Ich hatte zuvor schon durch Recherchen herausgefunden, dass sich hinter "Andreas Engermann" Walter Düpmann verbirgt und dass er als Autor und Lehrer in Baden-Württemberg lebte. Ein Todesdatum war nicht verzeichnet, jedoch musste ich 2011 bei einem Geburtsjahr 1919 davon ausgehen, dass der Autor inzwischen verstorben war. Also machte ich mich auf die Suche nach dem derzeitigen Rechteinhaber.
Ich will Euch nicht mit Einzelheiten langweilen. Es endete jedenfalls vor einigen Tagen damit, dass ich mit dem Sohn des Autors ein langes Telefonat geführt habe - ein für mich sehr bewegender Moment! - in dessen Verlauf er mir erklärte, dass sein Vater 1995 verstorben sei, er selbst der Rechtsnachfolger und Besitzer der Autorenrechte an dem Buch sei und schließlich, dass er keine Einwände gegen mein Vorhaben hätte.
Seit heute halte ich diese Genehmigung in schriftlicher Form in den Händen, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte! Dem Modellboard-Team, für dessen Unterstützung während der "Findungsphase" ich mich ebenfalls ganz ganz herzlich bedanken möchte, liegt der entsprechende Text vor und damit kann es jetzt endlich losgehen!

Ich stelle mir das so vor, dass ich in diesem Thread jedes Teilprojekt einmal beschreibe und von hier aus auf die dazugehörigen Bauberichte und Galerieeinträge verlinke.

Ich werde mit einigen kleineren Sachen anfangen, sozusagen als Fingerübung und allmählich zu den anspruchsvolleren Dioramen übergehen. Das große Problem bei diesem Projekt sind die Figuren. Es reicht mir nicht, einfach Figuren auszusuchen, die in Etwa zum Modell passen. Sie sollen die im Buch beschriebene Handlung darstellen und einen Wiedererkennungswert haben. Ich bin schon lange auf der Suche, aber weder im PS- noch im Resinbereich gibt es viele Figuren, die auf Anhieb passen würden. Das heißt ich werde viele davon selbst modellieren müssen und betrete damit absolutes Neuland... Nun ja, man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben!

Ich hoffe sehr, dass ich Euch mit diesem Beitrag nicht gelangweilt sondern Euer Interesse geweckt habe und dass Ihr meine Motivation nachvollziehen könnt.
Ihr seid alle herzlich eingeladen, mich auf diesem Weg zu begleiten. :winken:

Über Eure Resonanz und vielleicht weitergehende Fragen zu diesem Vorhaben würde ich mich sehr sehr freuen!

Bis hierhin erstmal

Gruß

Ulf

Warlock

Da bin ich nun echt mal gespannt.  8o

Ich hatte auch schon überlegt "Szenen" aus dem Buch "Liberation Road" in einem oder mehreren Dios zu verarbeiten, aber irgendwie kommen ja dann doch immer andere Ideen und Projekte dazwischen. Deshalb bin ich um so gespannter wie Du den Spagat zwischen Literatur und Modellbau angehst.
We are the pirate metal drinking crew

cookiemonster

DAs hört sich interessant an Ulf.
Ich werde deinen Bericht mit großem interesse verfolgen.

tigrazor2012

Das erinnert mich schwer an mein eigenes gescheitertes Projekt, die Ju52, mit der mein Opa irrtümlicherweise über Böhmen abgeschossen wurde, im Modell darzustellen. 7 Tage Fussmarsch nach Hause, dann gings direkt an die Westfront...  :rolleyes: Letzlich an mangelnden Modellbaukenntnissen und fehlendem Recherchematerial gescheitert. Ich war damals.... ääääh... 15 (?!). So ein persönlicher Bezug - direkt oder indirekt - verleiht dem Ganzen doch einen etwas aussagekräftigeren Charakter! Ich bin mal sehr gespannt jedenfalls, was Du hier so aus dem Modellbau-Hut zauberst, Ulf!

:winken:

fellfrosch79

Moin,

verfolge dieses Projekt schon ein paar Tage hinter den Kulissen und ich finde die Idee echt super :P
Ich bin echt gespannt was uns da erwartet :1:

:winken:

Jensel1964

Hallo Ulf.

Du hattest mir auf dem vorletzten Stammtischtreffen von Deinem Plan erzählt und ich fand die Idee schon damals sehr interessant.
Du langweilst überhaupt nicht mit Deinem "Intro".
Im Gegenteil. Es ist gut mal in die Gedanken und Motive, die hinter so einem Projekt stecken schauen zu können.

Modellbau ist eben nicht nur "auspacken-kleben-lackieren-fertig". Es geht vor allem bei Dios darum, eine Zeit, einen Ort und eine Handlung darzustellen. Eben fast wie in einem "Kurzroman".
Und wer Dich kennt weiß, dass Du Lichtjahre davon entfernt bist, die NS-Zeit oder Opas Wehrmacht verherrlichen zu wollen (Bitte keine Diskussion zu diesem Thema. Das hatten wir schon ausreichend an anderer Stelle. :2:)

Insofern freue ich mich auf Dein Projekt und werde es mit großem Interesse verfolgen. Das wird bestimmt ein echter Hingucker! :klatsch: :klatsch:

:winken: Jens

Bono1975

Hi Ulf,

eigentlich bin ich ja hier eher der stille Mitleser, aber zu diesem Projekt möchte ich Dir gratulieren!
Ich kenne diese Faszination die von Büchern ausgehen kann (hatte ich zuletzt bei "Im Sturm" von Tom Clancy), aber der persönliche Bezug fehlte bei mir bisher. Umso interessanter finde ich Dein Projekt!
Deine penible Vorarbeit bezüglich der Rechte finde ich übrigens äußerst bemerkenswert, diese Gedanken machen sich heutzutage leider Gottes immer weniger Leute. Alleine schon diese überlegte Vorarbeit lässt bei Deinem Projekt auf Großes hoffen!

Ich bin dabei!

Beste Grüße aus Bochum,

Marcus
Derzeit in Arbeit:
A-10 Thunderbolt II (Revell, 1:72)
F7F-Tigercat (Fly-Modell, 1:33)

Graf Spee

Ich muss gestehen, dass ich seit der ersten Erwähnung auf dem Stammtisch schon drauf warte, dass es losgeht :pffft:

Insofern: Super, dass es nun losgeht. :P :9:
Ich bin schon auf die ersten Modelle gespannt. :1:

Was das Buch anbelangt:
Ich habe es mir bei Amazon letzte Woche auf Ulf´s Empfehlung hin erstmal selbst besorgt.
Und in 2 Tagen durchgelesen, ach was: verschlungen.
Ich kann es nur empfehlen :P

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



Skyfox

#8
Moin Ulf!

Langweilig? Mit Sicherheit nicht - im Gegenteil.
Danke für das "Intro" zu Deinem, meiner bescheidenen Meinung nach, sehr ambitionierten Projekt von dem Du auf dem Stammtisch erzählt hast.
Ich bin sehr gespannt darauf, was uns hier erwartet, zumal die Umsetzung von Buchvorlagen Sicherlich noch eine Stufe weiter geht als die einer Fotovorlage.
Mal sehen ob mich das inspiriert, eine bestimmte Szene aus dem Buch "Er flog an meiner Seite" von Erwin Morzfeld umzusetzen - dieses Buch habe ich (komischerweise auch als 12-jähriger) geschenkt bekommen und seither X-mal gelesen...

Ich wünsche viel Glück!
:winken:
Skyfox
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

Spritti Mattlack

Das beschriebene Buch werde ich mir auch einmal zulegen. Und ich nehme es mir fest vor, es auch zu lesen. Die Thematik interessiert mich nämlich auch.

Das ist als eine Art Ritterschlag zu bewerten, Ulf. ;) :D

Dann mach mal toh, min jong......
A man who is tired of Spitfires is tired of life

Bongolo67

#10
Schönen Dank Leute! :winken:

Ich freue mich über Euer Interesse und hoffe sehr, das im Laufe des Projektes auch rechtfertigen zu können. Es ist ja nicht so, dass die Dioramen, die mir vorschweben, per se sensationell oder sonstwie spektakulär werden sollen, sondern deren Gesamtzusammenhang macht das Ganze für mich zu einer Herzensangelegenheit.

@Warlock, tigrazor & skyfox: ich kann Euch nur raten, diese Ideen, die Ihr Drei beschrieben habt, umzusetzen! Ihr werdet vermutlich selbst staunen, was so ein Vorhaben für Energie freisetzen kann! Skyfox, mit 12 ist man für so etwas offenbar besonders empfänglich... und den Morzfeld kenne ich auch sehr gut :P. Ist ganz ähnlich, nur bei de Fliegers.

@Bono1975: Danke, dass Du für diese Idee Deinen Status als stiller Mitleser temporär vergessen hast! ;)

@Graf Spee: freut mich mächtig, dass es Dir offenbar ebenfalls gefallen hat, überhaupt imponiert es mir sehr, dass Du aufgrund meiner Beschreibungen einfach mal losgehst und Dir das Werk besorgst. :P

@Spritti Mattlack: das mit dem Ritterschlag ist mir durchaus bewusst, weiß ich doch, dass Du einer derjenigen bist, die nicht leicht zu beeindrucken sind! ;) Matzes Empfehlung macht mir Mut, dass es Dir vielleicht auch gefällt.

Wer übrigens noch Interesse an diesem Buch hat, es ist nicht nur über Amazon beziehbar. Da gibt es auch noch das "Zentrale Verzeichnis antiquarischer Bücher", ZVAB, guckt Ihr hier.

Gruß

Ulf

Bongolo67

#11
"Einen bessern findst du nicht" Zusammenfassung

Der Titel des Buches ist die zweite Zeile aus dem Lied "Ich hatt' einen Kameraden".

Die Handlung beginnt unmittelbar vor Beginn des Polenfeldzuges. Der Erzähler beschreibt die sieben Kameraden seines Infanterie-Zuges und sich selbst. Die acht Männer sind keine Freiwilligen sondern wurden eingezogen. Sie gehören nicht zu den Jugendjahrgängen, denn alle haben Zivilberufe und z.T. Familie. Die Ausbildungszeit wird nicht geschildert, lediglich ein paar Episoden angerissen.

Während des Polenfeldzuges zieht die Infanterie meist "nur" in endlosen Märschen den motorisierten Truppen hinterher. Die unklaren Frontlinien des schnellen Vorstoßes bringen aber auch einmal unvermuteten Beschuss durch polnische Feldartillerie und ein erstes Gefecht, ausgerechnet bei Nacht, gegen ein polnisches Regiment mit sich. Der Erzähler belauscht auf dem Feldflugplatz einer Stuka-Staffel eine Auseinandersetzung zwischen Piloten und erlebt mit, wie aus einem Kofferradio die Übertragung eines Choralgesangs ertönt und jemand kurz bevor die Motoren der Bomber angeworfen werden feststellt, dass es sich um den Sender Warschau handelt - dem Angriffsziel der Staffel.
Die Männer des Zuges hören in Bromberg von den Greueln gegen die deutschstämmige Zivilbevölkerung und erleben am Ende des Feldzuges eine erste - noch friedliche - Begegnung mit sowjetischen Truppen.
In Königsberg geraten sie in eine völlig außer Rand und Band geratene Siegesfeier in der Stadt. Eingebettet in die Schilderungen aus Polen sind noch einige weitere Episoden ohne direkten Zusammenhang miteinander.

Das nächste Kapitel springt übergangslos zum sog. "Sitzkrieg" am Westwall. Es wird ein Spähtruppunternehmen geschildert, bei dem ein Kriegsberichterstatter durch eine außergewöhnliche Aktion auffällt, die dem Regiment den ersten französischen Kriegsgefangenen einbringt. Eine Predigt aus einem Feldgottesdienst sorgt unter den Männern für eine theologische Diskussion. Danach kommt der Erzähler mit einer Gelbsucht ins Lazarett, kurz nach der Besetzung von Dänemark und Norwegen. Im Lazarett beschreibt ein Kamerad den Untergang des Kreuzers "Blücher" im Oslofjord und wie er diesen überlebt hat. Schließlich, begünstigt durch eine kleine glückliche Fügung, kommt der Erzähler wieder zu seiner Einheit zurück, um am Westfeldzug teilzunehmen. Nachdem zunächst lediglich gefangene Belgier zu bewachen sind, von denen einer den Fallschirmjäger-Handstreich auf das Fort Eben-Emael beschreibt, wird die Einheit nach Frankreich in Richtung Westen in Marsch gesetzt. Die Perspektive der Infanteristen ist ähnlich wie in Polen: Märsche und gelegentliche Gefechte mit eingekesselten französischen Truppen, die einen Ausbruchsversuch wagen. Die Geschwindigkeit des Vormarsches wirkt geradezu berauschend auf die Männer. Dabei kommt es zu einer Begegnung mit französischen Flüchtlingen, die für beide Seiten nicht einfach ist.
Unmittelbar vor der Kapitulation Frankreichs verliert der Zug den ersten Mann bei einer nächtlichen Bombardierung des Schulgebäudes, in dem der Zug untergebracht ist und wo die Männer unvorsichtigerweise ein großes Feuer im Hof entzündet haben.

Bei der Wachtruppe in Paris wird ein gemeinsamer Ausgang der Männer beschrieben, der in einer kleinen Bar endet. Ein Sanitäter, der Bruder des gefallenen Kameraden, taucht auf, lässt sich den Hergang des Todes seines Bruders schildern und erzählt seinerseits eine Anekdote aus seinem Lazarett.

Damit ist der "gemütliche Teil" des Buches vorbei. Die Handlung springt über Nord-Norwegen in die finnischen Urwälder Kareliens. Der Erzähler ist mit fünf der Kameraden seines Zuges zu Panzerjägern ausgebildet worden. Sie werden angeführt von dem blutjungen Leutnant Schleiermacher. Die Einheit ist motorisiert und mit 3,7cm-Pak-Geschützen ausgerüstet. Die Älteren spüren, dass etwas in der Luft liegt. Der junge Leutnant weiß es: der Angriff auf Russland steht bevor. Als er es bekannt gibt herrscht große Betroffenheit, denn die Division zu der die Panzerjägerkompanie gehört, ist nicht fertig ausgebildet und als vollmotorisierte Einheit in den finnischen Wäldern völlig deplatziert.
Als das "Unternehmen Barbarossa" beginnt, gerät der Angriff im äußersten Norden folgerichtig zu einem totalen Desaster. Zum ersten Mal wird massive Kritik an der unfähigen Führung laut. Die Ereignisse gipfeln in einer Massenpanik des Regiments, die auf einer Falschmeldung über angreifende russische Panzer beruht.
Bei dieser Panik zeichnet sich Schleiermachers Einheit durch entschlossenes Handeln aus, jedoch müssen die Männer das völlige Versagen ihrer höheren Offiziere miterleben. Dies führt in der Folge groteskerweise nicht dazu, dass die Offiziere bestraft werden, sondern dass Leutnant Schleiermacher, zusammen mit dem Erzähler als seinem persönlichen Melder und seinen Kameraden zur Infanterie versetzt wird.
Dort werden sie auf ein Himmelfahrtskommando geschickt, in dem es darum geht, als Spähtrupp zu einem in den Wäldern abgeschnittenen Bataillon durchzustoßen. Sie schaffen den Durchbruch und erleben in dieser Einheit höllische Kämpfe. Am Ende wird der völlig erschöpft eingeschlafene Erzähler von seinen Kameraden für tot gehalten und zurückgelassen. Mit knapper Not entkommt er unmittelbar unter den Augen der russischen Soldaten und gelangt zu seiner Einheit zurück. Die Teilnahme an diesem Einsatz führt beim Erzähler und seinen Kameraden zu Beförderungen und Auszeichnungen. Der Erzähler wird zum Unteroffizier befördert und erhält das EK I und EK II.
Danach springt die Handlung unvermittelt in den Winter '41-'42 und zu einer denkwürdigen Weihnachts- und Silvesterfeier. Im Frühjahr geht jedoch das Grauen der Waldkämpfe von Neuem los. Der Erzähler wird verwundet und mit einem abenteuerlichen Transport per LKW durch die Wälder zurück nach Deutschland gebracht. Seine Kameraden aus Polen und Frankreich muss er zurücklassen.

Er landet in einer Panzerjäger-Ausbildungsabteilung in Holland. Die Überraschung ist groß, als sich herausstellt, dass Leutnant Schleiermacher, inzwischen Oberleutnant, die Ausbildungskompanie kommandiert. Die beiden Männer sind im Laufe der Zeit enge Freunde geworden. An dieser Stelle gibt der Erzähler dem Leser seinen angeblichen Vornamen preis, Erasmus, was ihn einige Überwindung kostet. Erasmus beschreibt die schikanöse und realitätsferne Ausbildung der Panzerjägerrekruten und wie die verhassten Schleifer von Oberleutnant Schleiermacher fertiggemacht und Stück für Stück an die Front abgeschoben werden. Nach einiger Zeit wird die Etappe für die beiden Männer dennoch unerträglich und sie melden sich zum Fronteinsatz nach Russland an den Mittelabschnitt.

An der Ostfront des Jahres '43 übernimmt Oberleutnant Schleiermacher den Befehl über eine total improvisierte Panzerjägerkompanie, die mit 5cm-, 7,5cm- und 8,8cm-Geschützen und einigen "selbsgebastelten" 5cm-Paks auf 1to-Zugmaschinen ausgerüstet ist. Der Oberleutnant hat nur wenig Zeit, sich mit seiner Kompanie vertraut zu machen. Bald schon gerät die Einheit zusammen mit der Infanteriedivison, der sie angehört, in die höllischen Materialschlachten und Rückzugskämpfe. Die Beschreibungen dieser Ereignisse erstrecken sich über viele Seiten des Buches und sollen hier nicht im Einzelnen wiedergegeben werden. Am Ende werden Erasmus und der Oberleutnant durch einen Granateinschlag verwundet und in der Folge getrennt.

Aus der darauffolgenden Lazarettzeit werden die überraschende Begegnung mit einem seiner früheren Kameraden, der eigene Erlebnisse zum Besten gibt, und eine weitere theologische Episode beschrieben. Außerdem denkt er intensiv über Oberleutnant Schleiermacher und sein Verhältnis zu ihm nach und beschließt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um wieder zu ihm zu kommen, denn..."einen besseren konnte ich nicht finden als ihn!"

Er kommt tatsächlich zu seiner Einheit und zu Oberleutnant Schleiermacher zurück. Die improvisierte Panzerjägerkompanie, deren Männer im Feuer zusammengeschweißt wurden wird jedoch kurz danach aufgelöst. Eine neue Division wird aufgestellt, zu der eine ordnungsgemäße Panzerjägerabteilung gehört, deren eine Kompanie von Schleiermacher geführt wird. In dieser Aufstellung wird die Division nach Slowenien verlegt und gerät in Partisanenkämpfe. Von dort aus geht es weiter nach Ungarn, wo in verzweifelten Abwehrkämpfen gegen die sowjetischen Truppen die letzten Reserven verheizt werden. Es werden einige sehr bittere Episoden geschildert und die Division wird im Laufe der Ereignisse weiter in die Slowakei, um den Aufstand der Slowaken niederzuschlagen, und wieder an die Ostfront gespült, wo sie bis auf ein letztes Häuflein zusammenschmilzt.

In einem Sperrauftrag zur Deckung des Rückzuges geht das letzte Geschütz verloren. Erasmus kann sich zum Gefechtsstand der Einheit durchschlagen, doch Oberleutnant Schleiermacher taucht dort nicht auf. Für den Fall des Falles haben die beiden Männer verabredet, sich jedes Jahr zu einem bestimmten Termin in Passau zu treffen. Auch dort erscheint Schleiermacher niemals.

Bongolo67

#12
Reserviert für Links zu Bauberichten und Galerieeinträgen


"Wie ein Ei dem anderen"VorstellungBauberichtGalerie
"Ein jammervoller Pilgerzug"VorstellungBauberichtGalerie

Universalniet

Hallo Ulf,

Dein Projekt kenne ich ja nun schon seit einigen Monaten, und da ich ungefähr eine Ahnung habe was für Szenen Dir das vorschweben ziehe ich hier formell vor den den Hut!   :respekt:

Viel Glück und ich werde Dich jede Minute begleiten!!!!  :winken:

Drache74

Hi Ulf,

ich bin ja auch mal gespannt, was Du zeigen wirst. Aber darf man erfahren was es eigentlich genau werden soll? Oder hab ich in Deinem Intro was überlesen? Ein paar wissen ja anscheinend schon, um was es genau geht.

Viele Grüße und schon mal viel Erfolg
Drache74  :winken:

Bohemund

Moinsen Ulf,

mal eines vorweg: Selten hat mich eine Vorankündigung in Sachen Modellbau so neugierig gemacht. Zu Deiner persönlichen Motivation entdecke ich bei mir Analogien. Als ich so 13/14 war, habe ich angefangen mich über die Bibliothek meines Bruders (9 Jahre älter) herzumachen, welche sich fast ausschließlich mit der jüngeren deutschen Geschichte befasst. Romane, Biographien, wissenschaftliche Abhandlungen - es war alles dabei. Dieses Fachwissen hat mich übrigens bei meinen Politik- und Geschichtslehrern nicht immer beliebt gemacht, man fängt halt an unangenehme Fragen zu stellen...

Fazit: Ich harre mit großer Neugier der Dinge die da kommen mögen!

Viele Grüße,
Torben

Bongolo67

Universalniet, Drache74 und Bohemund vielen Dank! :winken:
Ich hoffe ich werde Euch nicht enttäuschen!

@Drache74: wie bereits erwähnt, werde ich einzelne Szenen aus diesem Buch als Vignette oder Diorama zum Leben zu erwecken versuchen. Dabei habe ich schon so Einiges vor meinem geistigen Auge und hoffe sehr, es diesen Bildern entsprechend umsetzen zu können. Ich werde demnächst das erste Teilprojekt hier einstellen, indem ich die entsprechende Passage hier zitiere, die Einzelheiten meines Vorhabens erläutere und einen Baubericht beginne, auf den ich dann von hier aus verlinke. Natürlich auch auf den Galeriebeitrag des fertiggestellten Modells. Wenn es sich als sinnvoll erweist, werde ich die Zitate in Baubericht und Galerie nochmal voranstellen, evtl. findet sich der Leser dann schneller darin zurecht.

Gruß

Ulf

Russfinger

Hallo Ulf,

bin auch stiller Mitleser - Gratulation.
Das ist zum Einen wirklich ein akribisches und sorgfältiges Vorgehen - heute in der Tat nicht mehr sooo üblich wie einer der Vorschreiber ja richtig bemerkte. :P
Vor allem hast Du damit auch ein Thema gefunden, dass Dich über Jahre hinweg zu immer wieder neuen Projekten inspirieren wird. Pörfekt!
Von da aus freue mich ich sehr auf alles, was Du uns hier präsentieren wirst.

:winken:

Russie


No Kit left behind!

Mandelus

Hallo Ulf,

das ist ein sehr interessantes Vorhaben und mein tiefer Respekt davor!  :P

So etwas Ähnliches in der Art, ich glaube es war da allerdings eine fiktive Person - sicher bin ich mir aber nicht mehr, habe ich schon mal von Japanern in einem wunderbaren Dioramebuch erlebt. Da wurden von diversen Leuten unterschiedlichste Dioramen (eines davon in 1/16, der Rest alles 1/35) mit dem Thema Schalchtum Berlin erstellt. Zentrales Tehma war allerdings ein Offizier der Wehrmacht, der in allen Dioramen figürlich dargestellt enthalten war und wo so eine gewisse Geschichte um die Person in der Schlacht erzählt wurde.
Waren unheimlich gute Dioramen gewesen von der Qualität her, kaum wie sonst japanisch üblich überfüllt (was Anzahl Fahrzeuge / Figuren zur Grundfläche angeht) und wie gesagt, sehr interessant halt mit der Geschichte. Alle haben hier die "Person" in ihren Werken integriert und man erkannte den auch immer wieder, egal ob mal im langen Mantel dargestellt oder im Tarnhemd ... lag allerdings auch daran, dass er Brillenträger war, was die Sache vereinfachte.

Leider finde ich das Teil momentan nicht mehr und evtl. hatte ich es auch mal getauscht, sonst könnte ich mehr Infos geben. Wie auch immer, einen aufmerksamen Leser hast du hier gewonnen!  :P

MaFi12353

hi Ulf,

ich lese seit einger Zeit kaum noch, lasse Vorlesen (Höhrbücher), ist einfacher und es geht währent der Arbeit...
Aber das Buch werde ich mir besorgen und selber lesen.
Zu Deinem Vorhaben kann ich nur sagen, da bleib ich dran und viel Glück.
Meinen respekt für die Arbeit haste jetzt schon.

gr MArco

Drache74

Hi Ulf,

das hilft schon ein bissi weiter und ich weiß was Du meinst, aber spann uns nicht so auf die Folter, was kommt genau vor, also ich was hast DU Dir denn so alles vorgestellt?  :D
Sorry für die vielen Fragen, aber Du hast mich jetzt neugierig gemacht  :pffft:

Viele Grüße
Ein Drache74 der auf mehr gespannt ist.  :D :winken:

Bongolo67

#21
So, hiermit werde ich jetzt das erste Teilprojekt beginnen und zwar wie folgt.

Wie in der Zusammenfassung beschrieben, gerät der Erzähler Erasmus zusammen mit seinem Leutnant Schleiermacher und ihrer Panzerjägereinheit gleich bei Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion in eine Massenpanik ihres eigenen Regiments, in deren Folge die Kompanie - trotzdem sie sich bewährt hat - aufgelöst und ihre Soldaten zur Infanterie versetzt werden. An diesem Punkt findet sich folgende Textstelle:

Zitat"... Sehr eigenartig berührten uns ihre Kanonen. Diese erbeuteten russischen Kanonen waren von Deutschland an Russland geliefert worden. Und die russischen Pak-Kanonen sahen den unseren zum Verwechseln ähnlich. Als Leutnant Schleiermacher, der mich eisern bei sich behalten hatte, einmal mit mir bei einem kurzen Halt unterwegs so ein Geschütz näher betrachtete, stellten wir fest, dass es von der deutschen Firma Rheinmetall-Borsig stammte....
Es gab tolle Sachen in der Welt."

Walter Düpmann, "Einen bessern findst du nicht", ©1952 Kindler Verlag, München, S. 236-237

Bei der erwähnten Kanone dürfte es sich mit einiger Sicherheit um die '45mm Pak M1937 53-K' handeln, die in der Tat unter Mitwirkung von Rheinmetall entwickelt wurde. Rheinmetall stellte auch die deutsche 3,7cm-Pak her und da lag der Hase im Pfeffer! Die Sowjets hatten eine von der deutschen abweichende Militärdoktrin, die besagte, dass Panzerabwehrgeschütze auch als leichte Artillerie verwendbar sein mussten und umgekehrt. Sie befanden, dass das deutsche Geschütz in der Artillerierolle zu wenig Durchschlagskraft habe und vergrößerten das Kaliber daher auf 4,5cm, was zu einem abweichenden Aussehen der Rohre führte. Lafette und Schutzschild sahen jedoch tatsächlich identisch aus.

Ich habe mir überlegt, eine verlassene russische Pak-Stellung an einer Waldstraße darzustellen, in der die deutschen Soldaten die Kanone untersuchen. In der Nähe steht eine zerstörte russische Zugmaschine, die plausibel macht, warum das Geschütz bei der Flucht vor den Deutschen zurückgelassen wurde.
An einem Punkt muss ich von der Textvorlage abweichen - und komme mir dabei wie ein Filmregisseur vor, der in seinem Drehbuch eine Literaturvorlage den Erfordernissen des Mediums Film anpasst: wie erwähnt sind der Erzähler und Schleiermacher an dieser Stelle bereits zur Infanterie versetzt. Um aber die Ähnlichkeit zwischen der russischen und der deutschen Pak unterstreichen zu können möchte ich so tun, als seien sie noch bei den Panzerjägern. Auf der Straße hält also eine deutsche Krupp-Protze mit einer angehängten 3,7cm-Pak.

Mich würde interessieren, was Ihr von diesem Kunstgriff haltet. Soll ich mich besser buchstabengetreu an den Text halten oder kann ich mir diese "künstlerische Freiheit" herausnehmen?

Also diese Szene ist natürlich jetzt keine allzu große Sache, ich weiß! Ich hatte ja erwähnt, dass ich klein anfangen wollte und das ist jetzt mal meine erste Übung.

Und hier geht's auch schon zum Baubericht!

Gruß

Ulf

Graf Spee

Schwierige Frage, zur künstlerischen Freiheit...

Einerseits macht die von Dir vorgeschlagene Szenerie das Ganze etwas plausibler, andererseits würdest Du Dich ja vom Text enfernen.
Da dieser dank Deines Zitates ja aber bekannt ist, würde ich aus meiner Warte sagen:
Bleib beim Text :1:

Für Protze und PaK gibt es ja noch andere Szenerien :pffft:

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



Bohemund

Hallo Ulf.

Die Geschichte und Dein Ansatz für das erste "extrahierte" Dio gefallen mir sehr gut. Zu Deiner Frage: Mir würde die Szene mit der verlassenen Pak ohne den quasi aufgedrängten Vergleich besser gefallen. Nicht wegen der Texttreue allein, auch und gerade wegen der subtilen, ja schon ein wenig versteckten, Pointe.
Und da Dein geneigtes Publikum eh eingeweiht ist...

Gruß,
Torben

Skyfox

bei dieser Vorgeschichte, Deine Recherche zum Verfasser und schlußendlich nach Erlaubnis des Erben für Dein Projekt,
würde auch ich für die originale Umsetzung der Buchvorlage plädieren...

...macht Dich am Ende auch sicher zufriedener

:winken:
Skyfox
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018