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Musketier, 17 Jhd Airfix-Umbau

Begonnen von Hans, 08. August 2019, 20:22:20

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Hans

Das Vergnügen, Modellbau mit Figurenbau zu verknüpfen, hält weiter an.  :D.

Ausgangsmaterial ist wieder eine 54mm-Airfix-Figur. Sie wird als Musketeer des Englischen Bürgerkriegs bezeichnet - was auch passt. Aber die Musketiere des 17 Jhd unterschieden sich letztlich kaum. Anfang des 17 Jhd waren die Hosen bauschiger, das ganze Kostum praktisch wie in Übergrösse. Die Hosen wurden in England schmäler, dann auch auf dem Kontinent, auf dem von 1618 - 1648 der "Teutsche Krieg" tobte. Im Laufe dieses Kriegs verschwanden die Bandoliere mit den Holzbuchsen, die eine Musketenladung Pulver enthielten. Es kamen Papierpatronen auf, so ab Mitte bis Ende des Krieges. Die Bekleidung wurde uniformer, bestand aber letztlich aus den gleichen Stücken, nur setzten sich einheitlichere Regimentsfarben / Länderfarben durch. Bei den Schweden zB entstand blau-gelb, bei den Engländern das so klassisch werdende rot, bei Franzosen blau - als gaaaaaanz grobes Raster.

https://www.tapatalk.com/groups/airfixtributeforum/airfix-54mm-english-civil-war-musketeer-01560-0-t50459.html

Hier die Bauanleitung des Basis-Kits.


Hier ein Foto des ganzen Kits, bitte Preis beachten....meine damals kosteten 2,25 Mark - heute auf ebay ab 10,-- Euro.

  (Kingkit.uk)

Vorbild meiner Figur ist ein Musketier, den de Gheyn in seinem Buch zur Exzerzierlehre von Musketieren, Arkebusenschützen und Pikenieren 1608 festgehalten hat. Das Werk erschien in Hunderten von Auflagen im 17 Jhd, teils viersprachig, bis an das Ende des 17. Jhd. Die Stiche wurden auch vielfach koloriert, ob dies jeweils Farbschemata von Augenzeugen sind, lassen wir dahingestellt. De Gheyn war Holländer, der die niederländischen Truppen in ihrem 80jährigen Krieg gegen Spanien mit Ausbildungsmaterial versorgen wollte.

Man findet die Stiche in quasi jedem Museum zum Thema 17 Jhd und Kriegführung, hier zB im Stadtmuseum in Zirndorf.



Dies ist auch mein Vorbild zur Haltung. Es ist keineswegs ein freundlich grüßender Zeitgenosse, sondern eine Standardhaltung im Drill: Die fast fertige Muskete muss mit einer Hand auf der Gabel balanciert werden, dazu der Salut an den Offizier.



Hier als Makro, ein Quadrat der Matte ist 1 x 1 cm

- Haltung unter Verwendung der Airfix-Arme geändert
- Hände und Kopf aus dem Resin-Fundus
- Frisur und Bart aus Vallejo-Putty
- Alle Gurte aus Bleifolie, mit dem Rundmesser geschnitten
- Alle Schnallen aus Verlinden-Ätzteilsätzen 1/35 für Deutsche und Amerikaner WWII
- Lunte aus verdrilltem Kupferdraht (Motorwickeldraht, superdünn, aus den 1930er Jahren...)

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

bughunter

Daß Du Dich mit Farben, Doppeldeckern und 109ern und anderen historischen Gegebenheiten auskennst wußte ich ja,
aber Du bist ja auch noch ein toller Friseur und Barbier :P

Viel Spaß beim Bemalen :winken:
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Hans

Es ist grundiert. Meine Lieblingsgrundierung ist nach wie vor das Corax-White von Citadel. Der Sprühkopf ist klasse und die Farbdeckung kann man durch dünne Schichten gut einstellen - man braucht trotzdem keine 28 Schichten. Citadel hat jetzt noch Grundierungen herausgebracht, die "glatt" spritzen, soll heissen, zumindest seidenmatt. Die Spielfigurenmaler malen grosse Mengen und wollen schnelle Ergebnisse - ein Wash über glatt gibt bessere Ergebnisse als über rau. Sagen sie. Mir geht es andersrum. Meine letzte Schicht ist genebelt. Die Haftung ist besser, es wird matter. Die Fotos zeigen den Effekt wie immer bei Makro recht drastisch, noch dazu im Streiflicht. Aber genau so soll es sein.







Ich finde, dass durch das neue Gesicht und die feineren Hände der Charakter der "einfachen" Airfix-Figur völlig verschwunden ist.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Uwe K.

Wow, der gefällt mir aber extrem gut.
Bin auf die Bemalung gespannt.

Flugwuzzi

Sieht deutlich besser aus mit dem neuen Kopf. Man könnte glatt meinen es sei eine Resin- oder Weißmetallfigur.
Das Citadel Corax White Spray mag ich auch. Es "saugt" die Farbe beim malen mit dem Pinsel gut auf.

PS. Beim rechten Schuh würde ich vielleicht nochmal drübersehen, könnte sein dass dort noch eine Formentrennnaht vorhanden ist. Könnte aber auch täuschen und das Schuhwerk ist so gestaltet  :D

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Hans

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Wolf

Gut dass ich einen Platz in der ersten Reihe habe.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Primoz

Die Figur schaut schon jetzt sehr gut aus. :P Bin gespannt auf das Endergebnis. :santa:
Das Leben ist eine sexuell übertragbare unheilbare Krankheit mit tödlichem Ausgang

chilly77

Bin auch gespannt dabei!

-chilly  :winken:

Hans

Ich muss alle die entäuschen, die eine Step-for-step-Bemalungsshow erwarten. Ich kann da zwischen drin nicht fotografieren. Ich verwende halt Acrylfarben, meist Andrea und Vallejo. Sind aber auch mal andere, zB Revell Aqua dabei. Letztere dann, wenn ich mal einen "reineren" Farbton brauche. Vallejo-Farben gibt es in hunderten Farbtönen, sind sind beim Mischen aber mitunter schlecht einzuschätzen. Ich hab in Kulmbach was von 1-Pigment-Farben gesehen, aber dann erst zuhause wieder dran gedacht....wie auch immer. Ich male so, wie alle malen: Dünne Farbschichten übereinander, Lasur über Lasur. Die Ränder dann wieder mit Lasur der unteren Farbe "verblendet" - was in 54mm manchmal sehr kleine Bereiche sind. Helle Lichter i.S. sehr heller Lichter mag ich nicht - in der Natur gibts nur Schatten, aber man kommt nicht darum herum, auch wenn ich nicht ins Extreme gehe. In Kulmbach waren wieder solche Meisterwerke mit superweichen Übergängen und hellsten Lichtern zu sehen - auf die Übergänge bin ich neidisch, nicht auf die Lichter.

Was ich zeigen kann, ist die Hardware:



1: Nasspalette. Die hat mal vor Jahren Fritz Rohmer angeboten (er hat seinen Laden geschlossen wg Rente). Es ist eine Acrylplatte und ein Acrylrahmen. Auf die Platte kommt weiches Küchenpapier oder Toilettenpapier. Dies angefeuchtet und dann Backpapier drüber. Der Rahmen wird mit Büroklemmen festgemacht, bingo. Farbe aus der Flasche bleibt ca 10 Std frisch, man kann das Ding auch noch in eine Tupperschüssel legen, dann hält's ewig.

2. Weiche Flasche zum benässen des Nasspalettenpapiers.

3: Mischwasser. Ich nehme schlichtes Wasser mit einem Hauch an Spülmittel zum Verdünnen der Farben. Alle Spezialmittel wie Thinner Medium oder Glaze medium helfen mir nicht wirklich. Wasser reicht - für mich

4: Pinsel. Ich hab etliche Echthaarpinsel benutzt. Windsor No 7 sind für mich die besten, aber sie sind teuer und empfindlich. Bei einem Zahntechniker habe ich mal gesehen, wie die Prothesenzähne colorieren. Die nehmen zB die hier (ich jetzt auch): https://www.dt-shop.com/index.php?id=22&L=0&artnr=30160&pg=1&aw=060&tx_indexedsearch%5Bsword%5D=FINOBRUSH%20COLOR%20Keramikpinsel%2C%20Gr.%2000.  Gibts auch in 000. Man beachte den Preis - ich bin gewiss kein Pfennigfuchser. Aber wenn sich hier eine Spitze spreitzt, schmeiss ich sie weg. Sie sind federleicht und liegen ganz klasse in der Hand.

5: Ich male auf alle Farben auf den Verschluss die Farbe drauf, bei schwarzen oder roten Kapseln auf weisse Grundierung. Acryl hat einfach einen anderen Ton als frisch nass, glänzend.

Bei der Figur habe ich mich nach langen Überlegungen endlich für eine Farbkombination entschieden. Ich habe mich durch alle möglichen Quellen gequält, um zeitgenössische Farbtöne (zB Gemälde) und Moden herauszufinden - gar nicht so ganz einfach. Die Ospreys halfen mir nur bedingt weiter. De Rheyn selbst hatte nur s/w-Stiche. Ich habe mich dann mit einer Anregung aus einem Funcken-Buch entschieden: Hose grün, Jacke rotbraun mit ockergelben Paspeln. Mal sehen....
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

wefalck

Daß die rauhe Oberfläche der Grundierung bei Kleidung etwas bringt, kann ich nachvollziehen - aber bei Metall, Leder und Haut ? Bin auf das Resultat dann gespannt !
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Flugwuzzi

Interessantes Mal-Setup  :P
danke für den Tipp mit den Pinseln, die Preisklasse ist definitiv interessant  :1:

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Hans

Zitatrauhe Oberfläche der Grundierung

Das Makro schaut schon extrem aus und dann noch extra verstärkt durch das Streiflicht. Nach der ersten Lasur und bestimmt bei der zweiten ist der Effekt weg. Das Foto sieht ja aus wie mit Samtfasern bestreut...
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Hans

Eigentlich ist alles fertig, aber ich mach es noch ein bisschen spannend. Ich war weg in der Schweiz und die Figur selber muss ich noch fotografieren. Vorab noch die Base.
Ich mag die modernen Klotz-Bases nicht, die die Figur dominieren. Ich habe mir deshalb schon vor Jahren vom Schreiner aus Linde Bases machen lassen, die ich lasiere und lackiere. In der Zwischenzeit mach ich das mit Vallejo Acryl - verdünnt ist das auch nur ne Wasserbeize. Die Brettchen feuchte ich an vor der Lasur. Am Stirnholz zieht es dadurch weniger Lasur und der Farbton ist deshalb an allen vier Seiten relativ ähnlich. Nach dem Trocknen dann noch Klarlack drüber.
Das Brettchen wird mit 5mm-Kabuki-Papier abgeklebt (Bastelbedarf - Tamiya hat kein 5 mm).



Aus wasserlöslichem Zellulosekleber (hier nur eine Marke von vielen) und Tamiya Mattierer plus ein paar Tropfen einer passenden Grundfarbe wird die Klebeschicht angesetzt und mit Streumaterial bestreut. Hier meine Lieblingsmarke, die es leider nicht mehr gibt. Durch Einmischen des Streus bekommt der Kleber auch Masse, wenn man es braucht. Wenn ich viel Struktur brauchte, dann halt Vallejo Acrylspachtel (fertig gefärbt).



Die Base im Rohzustand. Ich bemale meine Böden grundsätzlich mit dunkler Lasur und Damp- und Drybrushing. Die "Naturfarben" der Streus passt einfach nicht zur bemalten Figur. Das Ergebnis dann in der Gallerie (später).

So, das wars mit dem Baubericht



Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

AnobiumPunctatum

Was ist denn bitte "Dampbrushing"? Trockenmalen habe ich ja schon gehört.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Helge

Wenn Du denkst es geht nicht mehr, dann .... Dann gib einfach auf!

Hans

Jetzt gibts das tatsächlich. Ich hab mir den Begriff mal vor Jahren ausgedacht, weil "Dry-" mir zu trocken war. Ich nehme manchmal eben die Farbe feucht (damp) auf, so wie sie ist und arbeite "streichend" nur auf der Oberfläche. Grad bei sehr rauhen Untergründen, die man deutlich betonen will, macht das für mich sich.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

wefalck

Ehrlich gesagt sind die meisten der so genannten 'Techniken' schlicht Modulationen des Farbauftrages und ein Spielen mit dem Verhältnis von Farbe und Lösungesmittel. Das 'Drybrushing' habe ich so vor 50 Jahren für mich entdeckt, als ich einen bestimmten Effekt erzielen wollte und erst später, als ich dann eine Zeit lang Modellbauzeitschriften gelesen habe, gelernt, daß ein fast trockener, fetter Farbauftrag unter diesem grandiosen Namen läuft ... wenn man sich alte Gemälde anschaut kann man viele dieser 'Techniken' sehen.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Hans

Im Eisenbahnmodellbau nennen sie es "granieren". Bei unserem Modellbau ist der angelsächsische Einschlag halt stark, da es "früher" ja praktisch keine deutsche Firma gab und die innovativen Sachen in englischen Zeitschriften standen. Richtig weh tut mir nur die schlechte Eindeutschung solcher Begriffe, wenn zB für eine Spritzlackierung "brushen" (=pinseln) verwendet wird. Ansonsten wünsche ich weiter gutes Drybrushing, dampbrushing, modulieren, granieren, weathering und brathering.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

bughunter

Zitat von: Hans in 01. September 2019, 14:02:45
brathering.
Liebend gern, aber bitte mit Bratkartoffeln und einem lecker Bier :P

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.