Fränkische Raubritterburg um 1520, 1:56, div. Hersteller

Begonnen von T. Dürrschmidt, 28. Februar 2021, 21:12:35

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T. Dürrschmidt

Habe die Ehre miteinander,

heute war gutes Fotowetter mit farblich passendem Outdoor-Hintergrund. Also die Gelegenheit, mein bisher aufwendigstes Diorama zu zeigen, die (fiktive) Raubritterburg Hirschenstein , gelegen irgendwo in Franken im Jahre des Herrn 1520.

Mir spukte ein Burgdiorama schon vor Jahren im Kopf herum, nur sind da meine Gebäudebau-Fähigkeiten zu unterentwickelt, als dass es nach etwas aussehen könnte.
Als ich beim Online-Shopping vor ein paar Jahren auf die Ziterdes-Burg ,,Wolvenstein" (mit ,,V", nicht dass es Ärger mit einem PC-Spiel gibt) gestoßen bin, wusste ich, dass ich damit mein Vorhaben verwirklichen konnte. Irgendwie sah die aber mit ihren Butzenglasfenstern und Fachwerkgebäuden relativ modern und recht ,,deutsch" aus. Und da es zum Thema 16. Jahrhundert inzwischen jede Menge gute Figuren gibt, kam mir der Gedanke ,,Raubritter" in den Sinn. Erst dachte ich an Götz von Berlichingen, aber dann entschied ich mich für ein fiktives Szenario, denn sonst hätte ich ja die Burg Hornberg nachbauen müssen. Wichtig war mir ein augenzwinkerndes, romantisierendes, etwas mafia-mäßiges und trotzdem weitgehend historisches Setting, das den Stil der Zeit rüberbringt.

Der Begriff ,,Raubritter" entstammt übrigens wie viele unserer heutigen Vorstellungen vom Mittelalter dem romantischen 19. Jahrhundert. Ein zeitgenössischer Begriff des 16. Jahrhunderts war ,,Placker".   Die Ritter auf ihren altmodischen Burgen waren sowohl gesellschaftlich als auch militärisch zu der Zeit schon nicht mehr angesagt. Die aufstrebenden Städte und die Landsknechtsheere hatten ihnen den Rang abgelaufen. Daher beriefen sich manche auf ihr Fehderecht und nahmen sich mit Gewalt, was sie brauchten. Raubritter eben. Das ist natürlich eine etwas vereinfachte Erklärung.
 
Der glatzköpfige Kuno von Hirschenstein erwartet einen Teil seiner Truppe zurück, die gerade in der Umgebung auf Beutezug war. Hinter ihm hat sein Zahlmeister schon den Tisch aufgebaut, damit es es beim Aufteilen der Beute den Regeln entsprechend zugeht. Ein Großteil der Burgleute hat allerdings keine Zeit. Sie gehen ihrer täglichen Arbeit nach. Im Innenhof der Burg bringt der Schmied mit seinen Helfern gerade die Handwaffen und Rüstungen in guten Zustand. Die Zeiten sind unsicher und die freie Reichsstadt Nürnberg ist nicht begeistert von Kunos Treiben und den geplünderten Kaufmannszügen. Burg Hirschenstein ist zwar mit Artillerie wohl versehen, doch den großen Nürnberger Belagerungsstücke ,,Eule" und ,,Singerin" sind Mauern und Tore nicht gewachsen.

Zum Modell:
Die Burg (also der Rohling) stammt von Ziterdes und wurde mit zusätzlichen Türmen, Dächern, Hurde, Fallgatter, Zugbrücke, Burggraben, Felsen, Fenstern, Geschützen, Brunnen, Erkern, Fahnen, Käfig, Gemüsegarten und vielen anderen Details diverser Hersteller (meist aber Thomarillion) umgebaut und aufgewertet. Es wurde während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 fast eine Rolle feinstes vierlagiges Klopapier für den Burgfelsen verbaut. Also keine Mühen und Kosten gescheut....
In zwei der Türme habe ich batteriebetriebene LED-Flackerlichter als kleinen Spezialeffekt eingebaut. Ist aber auf den Sonnenlicht-Fotos nicht zu sehen.
Die aus dem Schaummaterial der Burg bestehenden Burgfenster wurden sämtlich herausgeschnitten und durch MDF-Lasercut Fensterrahmen ersetzt. Diese habe ich mit Fliegengitter und Window-color-Paste auf Butzenglas getrimmt und damit durchsichtig gemacht. Zwischenzeitlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, die komplette Burg innen zu beleuchten. Das war mit dann allerdings doch zu aufwendig und technisch zu anspruchsvoll. Auch hatte ich Angst, durch meine Sägearbeit die Burg (die nicht gerade billig war) dauerhaft zu verhunzen.

Die Figuren und Geschütze stammen von div. Herstellern (Foundry, Games Workshop, Leopold Dietz, Assault Group, Artzian...um nur einige zu nennen). Ich sammle diese Figuren und Modelle seit 2005 und konnte so aus meiner Sammlung über 60 passende Figuren für die Burg auswählen. Dazu kommen noch div. Tiere (Hund, Katzen, Ziege, Schweine, Pferde).
Die Bemalungsarbeiten waren wegen der bunten, streifigen Kleidung der Figuren doch recht aufwendig und dazwischen ging mir immer mal wieder die Lust aus. Daher  hat es auch drei Jahre gedauert, bis die Burg fertig war.
Das Problem bei einem geschlossenen Gebäudediorama ist immer die schlechte Sichtbarkeit der Figuren. Ich habe mich aber dennoch gegen ein Schnittmodell entschieden. Das hätte ich nicht über´s Herz gebracht und vermutlich hätte es auch nicht gut ausgesehen, wenn die Rückwand der Burg fehlt. So kann man immerhin durch´s offene Burgtor schauen (das ich aus dem ursprünglichen Modell auch erst rausschneiden musste und sieht alle Figuren zumindest aus der Vogelperspektive. Doch gibt es in der Burg trotzdem viele Präsentationsflächen für Figuren.
Eine kleine Anekdote ist noch, dass ich die Burg auf meinem Hobbydachboden gebaut und mit Styrodur den Sockel der Burg vergrößert habe....natürlich habe ich nicht bedacht, dass die Burg ja auch mal wieder durch die Dachbodenklappe runter muss oder auch durch Türen durchpassen sollte....jetzt muss man sie schräg halten und vorher die Turmspitzen abnehmen. Das geht dank der Tatsache, dass man an die LED-Flackerlichter drankommen muss. Dann geht´s so einigermaßen. Aber die Sekundenklebertube braucht man beim Transport auf jeden Fall.

Viele Grüße aus dem Coronahotspot Amberg-Sulzbach 
































































Thomas


Ein Foto von der Seite thomarillion.de. Das ist der Auslieferungszustand des Burgrohlings von Ziterdes.





Maesi

Hallo Thomas,

ein wunderbar lebendiges Diorama hast du geschaffen  :respekt: . Viele tolle Details, kleine belebte Szenen ringsherum die das Treiben in einer Burg sehr schön wiedergeben.

:winken:
Matthias

Postbote

Da herrscht ein schön buntes und geschäftiges Treiben bei den "oiden Riddersloid"  :P  :klatsch: :P
Selbst eine verschleppte Jungfrau ist zu sehen. :3:
Gefällt mir wirklich sehr gut.


Mit schönem Gruß
Christoph
Perfekt ist Mathe, und Mathe ist 'ne Körperöffnung!

Versuche mich zur Zeit
erfolglos am Hochglanz

Weme65

gefällt mir sehr gut.
Da ist leben drin und die farbliche und bautechnische Ausführung ist gut.
Wärend des Lockdowns eine Rolle Klopapier für Modellbau zu verschwenden ist echt was.
Hättest du die auf dem freien Markt angeboten wärst du jetzt einiges reicher.
Ein Bild im Dunkeln mit Flackerlicht würde das ganze noch abrunden.

Gruß Werner  :winken:
Unterfranke
Aktuelle Projekte:
BV 138 C-1 1/72 Revell
A-10 C Thunderbolt II "Indiana ANG 100th Anniversary" 1/72 Hasegawa

Hans

Handwerlich einwandfrei. Erinnert an die alten Elastolin-Dioramen.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

vonMackensen1914

Eine menge Zurzeit im Bau.

Uwe K.

Einfach wunderbar!!! Gefällt mir sehr gut.
Wenn du mal Gelegenheit hast wären Bilder z.B. bei bedecktem Himmel
ohne die starken Schlagschatten toll.

Flugwuzzi

Sehr schön gemacht  :klatsch: :klatsch:
Die vielen Figuren beleben die sonst kalt wirkende Burg ungemein. Man kann darin stundelang auf Detailsuche gehen ... toll  :P

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Dirk Scholle


Blindgänger

Dies Burg ist unwahrscheinlich gut, eine Freude zum Spazierengehen mit den Augen. Alles ist so schön, wie aus einem Guß. Und alles mit ungeheurer Liebe zum Detail. :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch:
mfg Georg
pego, ergo sum    wer klebt, der lebt

T. Dürrschmidt

Vielen lieben Dank für die Kommentare. Hier ist nochmal ein Bild mit den beleuchteten Türmen (Flacker-LED)....also in die abnehmbaren Turmspitzen (innen weiß gestrichen) einfach diese Weihnachts-Flackerteelichte reingestellt.


Flugwuzzi

Mit den FlackerLEDs sieht dass bestimmt genial aus  :P :P .. fehlt noch das Burggespenst  :D

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Fumator

Das hat was, man kommt direkt ins Träumen...
(Allerdings würde mir das offene Fenster direkt unter dem Latrinenerker dabei etwas stinken.)
Gruß Axel

Uwe B.

Was soll man da noch sagen, rund herum eine wunderschöne Anlage mit so vielen Einzel-Dios, die jede für sich eine kleine Geschichte erzählen. Allein schon der abgerissene Gemüsebauer mit seinem löchrigen Hemd, wie er von seiner Arbeit angespannt auf die Ankommenden hochblickt - ein Gedicht! Alles perfekt bemalt und fotografiert. Meinen Respekt.
:meister: :meister: :meister:

LG - Uwe   :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Wolf

Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft