Lawotschkin-Gorbunow-Gudkow LaGG-3, Toko/Roden 1/72

Begonnen von Mr. Hudson, 21. September 2012, 14:45:56

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Mr. Hudson

Hallo Lüüt,

meine LaGG-3 sollte ursprünglich parallel mit meiner Lawotschkin La-7 entstehen, um verschiedene Alterungsmethoden an grundsätzlich ähnlichen Flugzeugen und Lackierungen zu beurteilen. Leider ist dieses Modell fast zum Fiasko geworden und daher deutlich später fertig.




Bausatz:

Das Toko/Roden Modell ist - eigenartigerweise - von den Oberflächendetails her sehr ansprechend gelungen. Bei der Herstellung der Spritzlinge konnte der Hersteller diese Qualität leider nicht aufrecht erhalten. Die Passungen sind sehr ungenau, die Bauteile teilw. verzogen. Bis auf einen Spritzling weisen alle eine starke Fischhaut auf, so daß ich fast das Gefühl hatte, einen Vaku-Bausatz zu bauen. Eine halbwegs brauchbare Passung der, aus einem recht weichen, fast weissen Kunststoff, gefertigten Teile lässt sich nur durch intensives Feilen und Schleifen und diverse Probemontagen erreichen. Die Kanzelverglasung ist aus 1,5 mm starken "Panzerplastik" - erstaunlicherweise recht klar, aber mit hoher Reflexneigung - gefertigt. Mehrfach stand das Modell dicht neben dem Mülleimer und ich bin mit dem fertigen Produkt nicht wirklich zufrieden.


Vorbild:

Über 6.500 LaGG-3 wurden von 1941 bis 1944 gebaut. Aufgrund der Verbundbauweise (Holz und Alu) mit einem recht hohen Holzanteil war das Flugzeug recht schwer. Die letzte Baureihe - Serie 66, mein Modell - wurde bis Anfang 1944 teilweise parallel zur La-5FN und La-7 gefertigt und überwiegend zur Erdkampfunterstützung eingesetzt. Hierzu konnte die Maschine mit 6 RS-82-Luft-Boden-Raketen ausgerüstet werden. Mit dem 1.260 PS leistenden Klimow-M-105 Motor war das Flugzeug etwa 575 km/h schnell.


Bau:

Gebaut wurde weitgehend aus dem Kasten wobei div. Kleinteile wegen der starken Materialdicken nachgearbeitet oder neu aufgebaut werden mussten.


Alterung in Stichworten:

Farbabplatzer mittels Revell 99 und Pinsel; aufgehellte Grundfarbe; Maskol Chipping auf der Grundfarbe; Gunze Schlamm an exponierten Stellen mit Airbrush; Tamiya Smoke für Ölspuren und Abgasfahnen; Ölfarben Ocker, Umbra und Grau in div. Mischungen für erweiterte Verdreckung (überwiegend Unterseite), Ölfarben Weiß, Grau und Schwarz in div. Mischungen für Verlaufsstreifen/Ausbleicheffekte auf der Modelloberseite.


Oberseite:












Unterseite:




Details:






Vergleich mit La-7:







Ich freue mich wie immer über Kommentare und Anmerkungen und wünsche Euch viel Spaß beim Anschauen!

Viele Grüße

Kai   :winken:

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cookiemonster

#1
EIne weitere wunderbare Arbeit von dir. Die russichen Props haben etwas finde ich. Auch hast du die LAckierung genial umgesetzt und diese ist über jedes detail erhaben. Das ist schokolade für die Augen mehr kann ich dazu nicht sagen. Warum bist du denn unzufrieden? Ich würde mich freuen wenn meine Modelle so ein hohes Level erreichen würden.

matz

Hallo Kai,

na ja, also soooooooo unzufrieden mußt Du mit dem Ergebnis ja wahrlich nicht sein.  :pffft:
Eine gute Idee verschieden Alterungsmethoden im Rahmen eines "Parallelbaus" zu erproben oder zu verfeinern.
Tolle Vorbilder, wirklich hervorragende Lackierung und Alterung, mir gefällts.
Einziger "Nörgel": die Lackabplatzer im Einstiegsbereich: wo´s mir an der La-7 zu viel ist sieht man bei der LaGG3 zu wenig. Die Mitte macht´s, aber ist rein subjektiv, Geschmackssache und schmälert das Ergebnis in keiner Weise. Ist mir auch nur im direkten Vergleich aufgefallen. 

Gruß
matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

Spritti Mattlack

Mensch, der Kai hat wieder was feddich.

Ich freue mich ja immer, wenn sich jemand mal etwas mehr traut. Und ich finde hier die 7 deutlich glaubhafter als die 3. Bei der 3 sind die Maßnahmen auf der Unterseite (Oberseite finde ich gut) etwas zu stark angewendet. Das wirkt dann ganz schnell übertrieben. Hier das richtige Maß zu finden, ist imho eine Kunst für sich.

Auf den Fotos wirkt bei beiden Modellen der Antennendraht ein wenig dick. Ich denke aber das liegt an den Fotos. Die Decals heben sich auch ein wenig vom restlichen Erscheinugsbild ab.

Sind aber Marginalien, bist in meinen Augen ein wirklich klasse Modellbauer der, was seine Ergebnisse angeht, eine deutlich wahrnehmbare, positive Entwicklung mitmacht. Bin ja mal gespannt wie das weitergeht, Hauptsache Du forderst nicht zuviel von Dir selbst.

Ulf :winken:
A man who is tired of Spitfires is tired of life

Primoz

Also, ich finde dieses Modell trotz einigen kleineren Mängeln ganz gut gelungen, auch wenn's der Erbauer als Beinahe-Fiasko sieht. :pffft:
Das Leben ist eine sexuell übertragbare unheilbare Krankheit mit tödlichem Ausgang

Universalniet

Kai, Du machst mir Angst.
Es gibt leute die bauen schnell, es gibt Leute die bauen gut.
Du baust sehr schnell und sehr gut ....  :respekt: :respekt: :respekt: :respekt: :respekt: :respekt: :respekt:

Russfinger

Stimmt nicht.  :2:
Du hast vergessen, dass Kai nicht nur schnell und gut baut, sondern auch noch herausragend lackiert!
So ein krummes Ding überhaupt zusamemn zu kleben ist eine Leistung. Und dann noch der Rest - schlichtweg fantastisch!

:winken:

Russie


No Kit left behind!

Spritti Mattlack

Und seine Präsentationen/Fotografien bereiten auch noch Freude!
A man who is tired of Spitfires is tired of life

Puchi

Also mir gefällt sie! :P :P :P

Die Alterung auf der Unterseite wirkt auf den ersten Blick einen Hauch zu heftig, was mir aber andererseits daran gefällt ist, dass sie sich etwas schärfer von der Lackierung abgrenzt (im Gegensatz zur La-7). Das macht die Gebrauchsspuren in meinen Augen realistischer!

Insgesamt ein fettes :respekt: für das Maschinchen! :1:

Liebe Grüße,

Karl

Mr. Hudson

Vielen Dank für die freundlichen Worte!

Zum "Fiasko":

Das Beinahe-Fiasko ist auch nicht die Lackierung sondern der Bausatz bzw. das Zusammenhämmern der Bausatzteile an sich. Einige Beispiele:

1. Die Kabinenhaube ist zwar schön klar, aber so dick, daß sich jede Menge Lichtbrechungen und andere störende Reflexe ergeben ...

2. Der Rumpf war im Bereich der Kabinenhaube zu breit und mußte massiv angepasst werden, dagegen war er für die Motorhaube (das Bauteil beginnt direkt vor der Kabine) zu schmal ...

3. Das Fahrwerk war ca. 2 mm zu kurz und wurde verlängert. Einige Kleinteile waren so dick, daß sie neu aufgebaut wurden. Die Räder konnten aus dem La-7 Bausatz übernommen werden, da dieser zwei Sätze beinhaltet. Immer noch ist das Maß zwischen Fahrwerksklappe und innerer Felgenseite benahe doppelt so groß, wie die Dicke des Tragflügels, in den das Fahrwerk eingefahren wird ...

4. Wenn das Modell insgesamt Frustphasen erzeugt, fange ich immer auch noch selbst an, Fehler einzubauen. So ist der Antennenmast soweit vorn, daß die Schiebehaube kaum geöffnet werden könnte und der Landescheinwerfer leider ziemlich blind ...

Diese Punkte könnte ich noch weiter fortsetzen. Insgesamt ergibt sich im Vergleich mit anderen Modellen ein in den Details recht grob wirkendes Modell.


Zur Lackierung:

Freut mich, daß die Unterschiede zwischen beiden Modellen so deutlich zu Tage treten! Die LaGG-3 sollte die deutlich eingematschtere Maschine werden, da ich mal so richtig rumsauen wollte. Persönlich bin ich sehr zufrieden wobei mir die Rumpfseiten sogar noch zu wenig dreckig wirken, insbesondere Regenlaufspuren sollten dort eigentlich noch kräftiger ausfallen.

Diese "eingematschte" Lackierung soll natürlich nicht bei jedem meiner Modelle zur Anwendung kommen, dennoch bin ich aktuell dabei mir verschiedene Variationen von Alterungstechniken anzueignen, um einer gewissen Gleichförmigkeit meiner Modelle entgegenzuwirken.

Die von Matz angesprochenen Lackabplatzer sind auch eine Variantenmöglichkeit innerhalb der Modellalterung. Wobei die LaGG-3 einen wesentlich höheren Holzanteil als die La-7 aufweist. Die Tragflächenwurzel der LaGG-3 war nach meinen Informationen mit Birkensperrholz bedeckt (wie nahezu die gesamte Außenhaut), so daß dort keine Metallspuren sein dürfen. Die La-7 besitzt dort eine Übergangsbeplankung, die höchstwarscheinlich aus Metall hergestellt war.

Viele Grüße

Kai

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matz

Zitat von: Mr. Hudson in 22. September 2012, 09:53:26
Wobei die LaGG-3 einen wesentlich höheren Holzanteil als die La-7 aufweist. Die Tragflächenwurzel der LaGG-3 war nach meinen Informationen mit Birkensperrholz bedeckt

Ah jetzt ja ...
Und wieder was gelernt  :P

matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

KlausH

Hallo Kai,

also ich wäre mit so einem Ergebnis überglücklich. Mir gefällt der Vogel einfach nur gut. Klasse! :P

Schöne Grüße
Klaus

Viper

Hallo Kai,

und wieder ein ein Schmuckstück aus der Hudson Schmiede.

Ich hätte jetzt auch nachgefragt wo bei dem Ergebnis das Fiasko zu finden sein soll.

Aber das hast du ja vorhin schon im Detail erklärt. Dennoch hast du diese Klippen hervorragend umschifft.
Das Ergebnis überzeugt auf jeden Fall. Besonders gefallen mir die Dreck-/Verlaufspuren auf der Unterseite.  :respekt:

Die Tarnung; Freihand nehme ich an? ...und das in 1:72.  8o


Gruß
Thomas


fellfrosch79

Moin,

ausser dem von Dir bereits angesprochenen Abstand von Fahrwerksklappe zur Felge, "stört" sich das Auge an nichts. Will damit sagen, dass das Gesamtbild dieses Fliegers sehr stimmig ist.
Die Verschmutzung finde ich persönlich im Ganzen nicht zu viel: ich denke mal, dass diese Flugzeuge oftmals von unbefestigten Flugplätzen eine Vielzahl von Einsätzen flogen und das man es mit der "Pflege" des fliegenden Gerätes nicht ganz sooo ernst nahm. Schaut man sich mal moderne russische Kampfjets an, so sind die auch nicht so gepflegt... Von daher passts m.E. doch. Aber wie Spritti bemerkt hat, ist der Grat zwischen zu wenig und zu viel echt verdammt dünn. Haste aber schon recht gut im Griff :P (mit dieser "Nemesis" setze ich mich derzeit auch auseinander :woist:)

Also, keep up the good Work :meister:

:V:

Wolf

#14
Wenn man aus so einem Bausatz ein solches Modell hinstellen kann, dann ist das erstklassig.

Mir gefällt die LaGG 3 ausgezeichnet.

Ich habe mich auch jetzt lange mit Sprittis Kritik befasst und kann seine Kritik nachvollziehen. Ich war auch lange zwischen "toll gemacht" und "etwas überzeichnet" hin und hergerissen und bin da nicht zu einem abschließenden Urteil gekommen. Es ist hier nur noch der persönliche Geschmack, sprich die eigene Modellbauphilosophie, ausschlaggebend.
Man darf auf der einen Seite nicht vergessen wie wirklich verranzt diese Maschinen teilweise waren. Da sind viele unserer Modelle noch viel zu sauber. Auf der anderen Seite ist es aber schwierig das gerade in kleinen Maßstab glaubwürdig darzustellen. Man kann dann schnell überzeichnen. Aber auf der anderen Seite ist dann gerade auch wieder das überzeichnen eine Stilrichtung, eben eine eigene Philosophie. Es muss halt gut gemacht werden.
Bei vielen Modellen sieht man dass sie fast planlos eingepanscht werden. Hauptsache drauf mit dem Schmutz und möglichst viele Techniken anwenden.
Hier ist das meiner Meinung nach klar nicht der Fall. Hier wurde gezielt etwas überzeichnet und damit hebt sich das Modell ab und macht es zu einem klasse Modell.

EDIT: Was man auch nciht vergessen darf sind die großen und detailreichen Bilder. Man muss sich die Bilder mal etwas kleiner oder aus Abstand betrachten, so dass man optisch ein 1/72 Modell vor sich hat. Da sieht das ganze noch viel besser aus.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Primoz

Also ein Sado-Maso-Bausatz. :rolleyes: Irgendwie voll im Trend! (Stichwort "Fifty Shades of Grey").  :D :pffft:

Großen  :respekt:, dass du durchgehalten hast - das Ergebnis kann sich ja sehen lassen.
Das Leben ist eine sexuell übertragbare unheilbare Krankheit mit tödlichem Ausgang

Minikette

Hallo Kai,
habe mir das Modell jetzt, seit gestern, mehrfach angesehen und gerätselt was ich schreiben soll. Deine Fähigkeiten aus einem derartigen Bausatz ein Modell zu machen ist, für mich, mehr als beeindruckend, ich kann das nicht, vielleicht weil ich es auch nicht will.
Zur Bemalung hat, vor allem, Wolf schon alles gesagt. Letztendlich ist es doch wichtig, ein Modell so zu lackieren und zu altern, dass es geil aussieht, wie weit man es dabei treibt hängt natürlich vom eigenen Empfinden und den Möglichkeiten der Umsetzung ab. Der Eine mag mehr, der Andere weniger Effekte, schön das unsere Hobby so viel Individualität bietet.
Das Deine Modelle klasse aussehen, habe ich und die anderen Zuschauer hier, schon so oft gesagt. Bei diesem Modell ist auch wieder so, man schaut es sich einfach gerne an. Und, ganz wichtig, Deine Modelle bleiben in Erinnerung!! Mehr Kompliment geht kaum.

Gruss Ralf