Civilian ZS-55AM - mehr ziviler Bergespaß geht kaum ...

Begonnen von Rafael Neumann, 16. März 2021, 19:05:09

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Rafael Neumann

Hallo zusammen,

nachdem ich bei meinem Chieftain so langsam über die Reihenfolge des Zusammenbaus grübeln muss, damit die Lackierung keine komplette Katastrophe wird, habe ich mich kurzerhand mit einem anderen Umbau ein wenig abgelenkt. Wie bei meinem Chieftain liege ich den Leuten immer gerne in den Ohren, sie mögen doch einen Baubericht machen, obwohl ich selber auch lieber welche lese als selbst erstelle. Aber sei's drum, wozu bereits angefangene Bausätze fertigstellen, wenn man sich auch auf etwas Neues freuen kann? Hier also mein nächstes Baby, in das ich mich nach der Bausatzvorstellung von Michael hier im Forum (https://www.modellboard.net/index.php?topic=65270.msg1002077#msg1002077) sozusagen schockverliebt habe, und somit nerve ich mit dem nächsten Baubericht, den ich auch wieder in beiden Foren zeige. A czech recovery company proudly presents:
Civilian ZS-55AM:


(Quelle: truck-technic.cz)

Mich faszinieren diese Bergefahrzeuge einfach und ich konnte nicht widerstehen, habe mir den Umbausatz am 24.01. für ca. 70,00 Euro bestellt und nicht schlecht gestaunt, als der eine Woche von Australien verschickt bei mir in der Post war; sehr cool. Der Tamiya T-55 ist bestimmt immer noch ein Top-Bausatz, aber ich denke, die Konkurrenz hat im Laufe der Zeit nicht geschlafen, so dass ich als Basis für den Umbau auf Empfehlung unseres 55zigers Jörg den Miniart 37090, T-55 Polish Production, genommen haben. Der hat - wie sich später zeigen wird - zumindest auf den ersten Blick das richtige Motordeck für einen solchen Umbau, militärisch Vt-55. Somit wären das hier die Kontrahenten, die es zu vereinen gilt:



Man findet auf der Seite des Bergungsunternehmens einige gute Bilder des Originals und es gibt von WWP aus der grünen Reihe den Band 16 "T-55 in detail: Special and Recovery Vehicles" mit vielen wirklich sehr guten Bildern zum Original; damit sollte sich doch etwas anfangen lassen. Der Bausatz ist von sehr guter Qualität und die Teile machen tatsächlichen einen guten Eindruck; kommt mir schon fast komisch vor bei Legend, das Resin ist leicht grau, aber es riecht nach nix - kenne ich sonst von denen nicht. Auch sind die Teile nicht verzogen, und ich habe zum ersten Mal bei denen gesehen, dass sie die großen Teile auch von unten mit Angüssen unterstützen; ist gut gemacht:





Die Bauanleitung enthält Legend-typisch nur Fotos, und auch die notwendigen Arbeiten an der Tamiya-Wanne des T-55 sind hinreichend beschrieben. Es wird sich aber lohnen, das für jedes Teil auch am Fahrzeug selbst zu überprüfen. Einen Überblick über das fertig gebaute Fahrzeug bekommt man direkt auf deren Seite: http://www-legend.co.kr/portfolio/lf1327-civilian-zs-55am-conversion-set

Der Grundbausatz des polnischen T-55 von Miniart fällt vor allem dadurch auf, das der Karton wirklich bis zum Rand hin mit Plastikteilen gefüllt ist. Da scheinen auch noch aus anderen Bausätzen sehr viele Teile für ein Interior dabei zu sein, die ich aber wohl nicht benötigen werde. Bevor es dann hier weitergeht, muss ich erst einmal ein wenig die Bauanleitungen "querlesen" und mit entsprechenden Anmerkungen versehen, damit ich den Überblick behalte, welche Bausatzteile beibehalten werden und wo die Teile ersetzt oder auch ergänzt werden sollen. Ich wollte eigentlich einen Bau OOTTB, also "out of the two boxes", aber zumindest eine Metallkette soll es schon werden, und ich habe noch einiges an Metallresten von meinem Enigma, die sich hier bestimmt auch verarbeiten lassen.

Damit das hier nicht ganz so langweilig wird, habe ich dann schon einmal die Teile für die Wanne verklebt. Hier habe ich mich nicht an die Anleitung von Miniart gehalten, wo zunächst der Wannenboden mit den Drehstäben zu bauen ist und dann die anderen Wannenteile nach und nach dazukommen. Ich habe mich dazu entschlossen, erst einmal die komplette Wanne zu verkleben. Das kam mir logisch vor und ich hatte dazu auch etwas im Netz gefunden. Die einzelnen Teile waren dabei noch nicht einmal das Problem, aber es gibt wenig Verzahnungen und fast nur glatte Klebeflächen, was ein exaktes Ausrichten nicht einfacher macht. Also wurde erst alles fein zusammengeklebt, incl. dreier Innenteile. Hier darf man auf keinen Fall die Löcher für die Kettenabdeckungen vergessen, da kommt man danach nicht mehr dran. Dann habe ich die Wanne innen noch mit Sekundenkleber/Füllstoff verstärkt und erst einmal zur Seite weggestellt. Das sollte nach dem Durchtrocknen erst einmal halten und auch stabil genug sein, da vielleicht noch ein paar Schnitzarbeiten anstehen:





Nachdem die Wanne ausgehärtet war, begann der weitere Bau wie immer recht unspektakulär mit dem Fahrwerk. Die Teile lassen sich gut verarbeiten und aus den Rahmen trennen, wobei das Plastik von Miniart im Gegensatz zu Takom sehr weich ist; ob das dann später mit einem beweglichen Fahrwerk funktionieren wird, wage ich erst einmal zu bezweifeln. Normalerweise halt ich mich bei solchen Standardschritten wie dem Fahrwerk an die Bauanleitung und das habe ich auch jetzt wieder getan, würde dies aber bei einem weiteren Bau nicht mehr tun. Wer einen T-55 von Miniart bauen möchte, kann sich an einer Stelle das Leben etwas leichter machen. Nachdem die Unterwanne zusammengebaut wird, gibt die Bauanleitung im nächsten Schritt 3 den Einbau der Drehstäbe vor:



Wenn man aber die Wanne nicht nach und nach aus den einzelnen komplettierten Elementen baut, sondern wie ich zunächst den kompletten Rohbau der Wanne machen möchte, sollte man bereits vor dem Einbau der Drehstäbe die seitlichen Teile wie Anschlagsbegrenzungen der Drehstäbe verbauen, weil man da nicht mehr so gut herankommt, wenn die Drehstäbe montiert sind:





Kommen wir zu den erforderlichen chirurgischen Eingriffen an der Wanne. Für den Tamiya-Bausatz wird hier in der Anleitung beschrieben, in welchen Bereichen was wie genau wegzuschneiden ist. Dies ist vor allem deswegen erforderlich, weil es sich bei der Oberwanne von Tamiya um ein einziges Bauteil handelt:





Bei Miniart sind beispielsweise in der schrägen Frontplatte die Aussparungen für die Winkelspiegel bereits vorhanden, wobei diese aber durch eine zweite Platte ergänzt werden. Da muss man halt schauen, wie das zum neuen Oberteil von Legend passt und ggfls. dort die Aussparungen für die Winkelspiegel ergänzen. In der Oberwanne von Tamiya waren die Winkelspiegel ebenfalls enthalten, und da wurde der Schntt einfach entsprechend gelegt:



Im Gegensatz dazu ist die Wanne von Miniart oben komplett offen, so dass man eigentlich in Ruhe die vorhandenen Bausatzteile mit den Umbauteilen abgleichen und einpassen kann. Ich habe daher das Pferd von hinten aufgezäumt und bei der Wanne zunächst das Motordeck verbaut, um dann später nach vorne zu messen, was genau weg muss. Beim Motordeck hat mich Jörg zunächst auf einen Fehler des Legend-Bausatzes hingewiesen. Legend wusste offenbar nicht, dass über dem Motor/Luftfilter eine andere Abdeckung vorhanden sein muss - die abgerundete Form vom original T-55 ist wohl die falsche. Ansonsten gab es für mich zunächst - also vor der dritten Lesung von Jörgs bisherigen Mitteilungen - keine Fallstricke beim Motordeck und ich konnte einfach das nehmen, das im Bausatz markiert ist, das also dieses hier (allerdings ohne Innenleben, sieht man später nix von ... habe ich das echt geschrieben ???):



Das passte recht gut, schien stimmig, an den Seiten wurden die Öffnungen für den Turmunterbau geschlossen und so schaute das dann aus:





Und wenn man da grob die versäuberten großen Resinteile auflegt, passt das auch recht gut zusammen:





Wird das komplettiert, muss man zunächst den vorderen Teil um 0,5mm anheben, damit die Schräge passt. Außerdem scheint die Tamiya-Wanne etwas kürzer zu sein als die von Miniart, denn es ergibt sich ein Spalt zwischen den Bauteilen 1 und 2, den ich füllen muss:



So weit, so gut. Demnächst geht es dann hier wieder weiter.

Schönen Dank für's Lesen, bleibt gesund
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Flugwuzzi

Interessantes Projekt Rafael, das Vorbild sieht schon beeindruckend aus, kein Wunder dass du dich schockverliebt hast  :D
Der Start ist jedenfalls schon gut gelungen. Die Spalte wirst du auch noch wegbekommen  :P

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

freddy55

Hallo Rafael,

das wird bestimmt wieder ein echter Neumann  :3:

Ich hol mir mal 'nen Bier und setz mich in die erste Reihe.

Fred

Rafael Neumann

Hallo zusammen,

ich denke, der Spalt ist nicht das größte Problem, denn da gab es noch ein paar mehr - kommt aber alles noch.
Und ein "echter Neumann" im Sinne von "verrennt sich in Details" und "wird nicht fertig" und vor allem "nie lackiert" ... ?   :pffft:

Ich gebe mir Mühe, dass es nicht so wird, aber ein paar Detailarbeiten sollen es dann schon sein. Zunächst muss ich ja wieder beide Foren auf den gleichen Stand bringen.

Bis später
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Benzi95

Als VT-55 Mitbesitzer bin ich dabei. Das lass ich mir nicht entgehen. Und deine Werke kennt man ja schon (siehe dein M-26 Projekt)
Mit freundlichen Grüßen, euer Max.

Rafael Neumann

Gerne.
Aber beim M-26 ist es leider beim Projekt geblieben: Viel Arbeit investiert, aber nicht abgeschlossen. Das Dach musste ich damals mehrfach neu lackieren, und die Decals waren grottig dick. Da ließ sich auch durch vorsichtiges Herunterschleifen nicht viel retten, und seinerzeit hat Achim von der AGMF mir noch geholfen, zumindest die Ränder optisch "dünner zu retuschieren"; das ist auch gelungen, aber irgendwann verliert man echt die Lust am Weiterbau - aber ich habe ihn zumindest nicht weggeworfen - oder ich muss ihn noch einmal nach Düsseldorf karren ...  :pffft:

Das wird mir aber bei diesem Bagger hier wohl nicht passieren, aber ich habe ja auch noch nicht lackiert. Zur Not bleibt der einfach unlackiert wie mein Enigma und geht dann irgendwann in Mol in den Wettbewerb zu den Nacktmodellen.

Schöne Grüße
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Rafael Neumann

So, weiter geht's mit der Synchronisation der Baustände in beiden Foren.

Mein T-55-Orakel hatte davon gesprochen, dass es eigentlich mit dem Motordeck keine Fallstricke geben sollte.
Eigentlich ... Auf den ersten Blick sah ja auch alles gut aus:
Ich hatte das Teil für die tschechische Variante verbaut, das mit den eckigen Klappen - aber ich hatte mit Jörg bereits einige Mails ausgetauscht, dabei wohl eine wichtige überlesen, denn er schrieb mir auf einmal:
... Änderungen am Motordeck ... hatte ich ja am Anfang schon einmal erwähnt ...
Und sofort war es Zeit für eine kleine Panikattacke, denn "am Anfang schon einmal erwähnt" bedeutet meistens "jetzt ist es schon passiert".

Was ich überlesen hatte war der Hinweis, dass die Scharniere leider auf die gegenüberliegende Seite gehören, eine ovale Öffnung verschlossen werden muss und über dem Auspuff eine gepanzerte Auspuffabdeckung montiert wurde - das sei aber ein kleines Extrathema. Jetzt war guter Rat wieder teuer, denn die Teile warten ja bereits verbaut, aber in so einem Fall geht es ja meistens eher um Schadensbegrenzung - ist ja nur Plastik. Werfen wir also zunächst einen Blick auf eine Skizze des korrekten Motordecks:


(Quelle: NVA-Dienstvorschrift zum VT-55)

Jörg war bereits so freundlich, dass sozusagen am lebenden Objekt sichtbar zu machen, wobei das zweite Bild bereits seine Umsetzung an einem anderen Fahrzeug zeigt:





Daneben wären dann nur noch ein paar Kleinigkeiten zu entfernen, weil für diese Variante des Motordecks nicht alle Klammern/Halterungen benötigt werden:





Das Ersatztteilager für solche Operationen ist dank der üppig gefüllten Miniart-Kiste eigentlich kein Problem, von daher sollten diese Teile dafür herhalten:



Kümmern wir uns also zunächst um die Scharniere. Auch hier habe wieder den Lerneffekt aus der Vergangenheit über Bord geworfen, doch erst die vorhandenen angegossenen Scharniere am bereits verklebten Motordeck entfernt und danach die Scharniere von den Ersatzteilen heruntergeschnitten:



Leider ist der Kunststoff von Miniart wirklich sehr weich, so dass sich an den Schnittstellen immer noch ein kleiner Bruch ins Material hineingezogen hat, so dass ich diese Teile verworfen habe. Das musste auch anders gehen, also wurden ein paar Streifen Plastiksheet zurechtgeschnitten und "als Scharnierteil" auf das Motordeck geklebt - was allerdings recht bescheiden ausschaute:



Dann fiel der Blick eher zufällig auf das große Resinteil für die Frontpartie, und siehe da - hier waren sie, meine Scharniere; zumindest eines davon:



Damit lässt sich doch arbeiten. Man nehme ein paar Streifen Plastik, klebe diese rechteckig zusammen, schleife die Unterseite plan und pappe es mit Holzleim auf das Resinteil - fertig ist eine Form:



Diese wird nun direkt mit dem bereits bewährten Dentalsilikon Duosil von Shera ausgegossen und kann nach 20 Minuten abgezogen werden, wenn das Silikon ausgehärtet ist. Damit das Abgießen dann etwas schneller geht, habe ich 2 dieser Formen macht:



Das von mir favorisierte Silikon hat einen recht hohen Härtegrad (Shore Härte A 22) , bildet aber damit auch feinste Details wirklich sehr sauber ab:





Mit Hilfe dieser Form werden dann mit Resin von Breddermann einige Abgüsse hergestellt, wobei es echt nicht einfach ist, so kleine Mengen anzurühren. Aber auch dann gelingt mit einer Feinwaage, Pipetten und eine Schnapspinnchen zum Anrühren. Die gegossenen Biester lassen sich dann leider nicht so ohne weiteres fotografieren:



Zum Glück kann man etwas mehr erkennen, wenn sie verbaut sind:



Das war's erst einmal wieder. Beim nächsten Mal komme ich zu den restlichen Details auf dem Motordeck, also Herstellung der Haltegriffe, Lüfterabdeckung, Schrauben usw.

Schönen Dank für's Lesen, bleibt gesund
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Flugwuzzi

Problem super gemeistert  :klatsch: :klatsch:
Die Abgüsse sehen toll aus, keine einzige Luftblase  8o ... da sehen meine Abgüsse immer ander aus  :D

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Rafael Neumann

Hallo Walter,

zumindest ist an den entscheidenden Stellen am Scharnier nichts passiert. Ich benutze ein eher dünnflüssiges Resin von Breddermann und damit lässt sich recht gut arbeiten. Über einen dünnen Draht kann ich es an der schrägen Kante gut in die Form laufen lassen, dann werden ganz unten eventuelle Luftblasen ebenfalls mit dem Draht "ausgetrieben" und dann kommt die Form noch kurz auf einen Dentalrüttler. Damit lassen sich dann insgesamt vernünftige Ergebnisse erzielen.

Schöe Grüße
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Keks_nascher

Top Rafael  :P

Ich verwende ganz einfach "Einmal-Pinsel" aus China. Resin in die Form und dann mit dem Pinsel hinterher und jede noch so kleine Lücke und Spalte ausstreichen. Dann sind keine oberflächlichen Luftblasen vorhanden.
Gruß Michi

Rafael Neumann

Auch eine gute Idee.
Welche Pinsel verwendest Du da genau, hast Du eine gute Quelle ?
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

jacobm

Zitat von: Rafael Neumann in 17. März 2021, 17:50:21
Und ein "echter Neumann" im Sinne von "verrennt sich in Details" und "wird nicht fertig" und vor allem "nie lackiert" ... ?   :pffft:

,,Shelfqueens ,, haben ja auch ihren Charme, betrachtet man sie Jahre später.  :D

..habt Geduld. Ich lerne "immer" noch. ;-)

Rafael Neumann

Marcus,

ich habe doch keine Bauleichen im Regal  :pffft:

Okay, bringen wir weiter den Baubericht in Richtung aktuellem Stand. Nach den Vorarbeiten mit den Scharnieren kommen wir nun zur Verfeinerung der restlichen Details auf dem Motordeck, um dieses für einen VT-55-Ableger passend zu machen - und es muss ja auch Jörgs Qualitätsmanagement genügen. Zunächst geht es um die gepanzerte Auspuffabdeckung, die zum Glück bei einem anderen Motordeck aus dem Bausatz vorhanden war:



Ein beherzter Griff zur Minisäge, und das eigentliche Teil war recht schnell "freigelegt" und wurde auf der Rückseite dünner geschliffen:





Auf dem - leider - bereits verklebten Motordeck wurde die Abdeckung ebenfalls entfernt und noch ein wenig Material abgetragen, damit die angepasste Abdeckung dort Platz finden kann:



Dann wurde das neue Teil eingepasst und mit Ethylacetat verklebt, wobei es natürlich noch ein wenig wild ausschaut. Das wird noch weiter versäubert und dann sollte das gehen:





Was mir oft nicht gefällt, sind diese angegossenen Haken, Ösen und Griffe. Die sind manchmal schon recht gut gemacht, aber es geht einfach nichts über selbst hergestellt Teile aus Draht und Rohrmaterial. Also mussten auch hier auf dem Motordeck und auf der ersten großen Resinabdeckung diese angegossenen Teile weichen und wurden vorsichtig mit einem Flachstichel entfernt. Es kommen schon einige Ösen zusammen, so dass sich eine kleine "Serienproduktion" lohnt. Die Teile sind ja dreieckig, so dass ich zunächst einen Kupferdraht von 0,3mm Stärke fest um ein Stück von einem Messingswinkel gewickelt habe:



Wenn man den Draht dann an der Innenkante mit einer feinen Schere oder einem feinen Drahtschneider auftrennt, fallen schon einmal die grob zugerichteten dreieckigen Drahtstücke heraus:



Für die Hülsen nehme ich ein Alu-Rohr von 0,6mm Durchmesser. Dieses Material lässt sich deutlich leichter mit einem Skalpell ablängen als Messingrohr, weil es einfach weicher ist. Danach werden die Abschnitte von beiden Seiten innen mit einer kleinen Reibahle entgratet, so dass sie sich leichter über den Draht schieben lassen:



Die Vorgehensweise für die Griffe ist ähnlich. Auch hier wird der Draht passend gebogen und bei beiden Varianten werden zum Schluss die Aluhülsen auf die Enden geschoben und dort verklebt. Das schaut dann so aus:



Danach folgt noch eine Abdeckung auf der rechten Seite des Motordecks und es werden alle Scharniere und Griffe/Ösen platziert, so dass dies hier mit Korrektur des Gestänges und der Schrauben der Klappen der nächste Baufortschritt. Hier noch ein Bild mit einem vorherigen Stand:



Und dann hier die aktuellen Bilder vom Motordeck:





Und bei der Vorstufe noch ein wenig näher heran:





Und hier noch einmal der Vergleich mit der Zeichnung:



Schönen Dank für's Lesen, bleibt gesund
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Benzi95

Geil. Einfach nur geil. Mehr kann ich ne sagen zu.
Mit freundlichen Grüßen, euer Max.

Flugwuzzi

Die Scratch Griffe und Ösen sehen deutlich besser aus als die angegossenen, da zahlt sich die Mehrarbeit auf jeden Fall aus  :P

Bezüglich Micro Brush ... solche finde ich z.B. auf Amazon/Ebay/AliExpress unter den Begriffen: Disposable Microbrush, Micro Swab, Micro Brush ... das sind eigentlich Wimpernbürstchen aus dem Beauty Bereich. Wenn man diese als Modellbauzubehör im Modellbaufachhandel kauft zahlt man xfach mehr dafür  ;)

https://www.amazon.de/Farben-Micro-Wimpernverl%C3%A4ngerung-Wimpernreinigungsstift-Cotton/dp/B08PZ23CKQ/ref=sr_1_17?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=disposable+micro+brush&qid=1616312390&sr=8-17

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)


Rafael Neumann

Hallo zusammen,

Danke für die Blumen, Benzi.

Walter, die Microbrushs habe ich, aber die würde ich bei so kleinen Formen nicht verwenden; da sind bereits die ganze feinen zu dick . Aber ich finde die Varianten von Michi schon interessanter, gerade die aus dem zweiten Link.
Vielen Dank für die Tipps.

Schöne Grüße
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

nurmalso

Nachdem ich nur Schiffchen im Kopf hatte ist es sehr interessant mal zu sehen was Andere so machen.
Ich hoffe ich stecke mich da nicht an. Vor allen die schönen großen Maßstäbe gefallen mir.
Da kann man mehr, wie Du, ins Detail gehen und vor allen man sieht das auch. Eine schöne Arbeit
die Du hier vorstellst. Da werde ich öfters mal reinschauen.

LG  Frank :winken:

Rafael Neumann

Hallo Frank,

herzlichen Dank, und Du bist selbstverständlich eingeladen, dem Baubericht weiter zu folgen.
Hier nun das aktuellste Update, und damit hätten beide Foren den gleichen Stand.

Das Motordeck ist vom Grundsatz her bis auf ein paar kleine Details angepasst, so dass ich mich langsam um das Fahrzeug herumtasten kann. Als Erstes hat die gepanzerte Auspuffabdeckung noch ein wenig Struktur bekommen - gefällt mir einfach besser. Ich habe dazu wieder ein wenig Mr. Surfacer 500 mit einem kurzgeschnittenen Pinsel aufgestupft und nach dem Trocknen leicht übergeschliffen ... Fertig. Weiterhin kam eine Abdeckung über den Auspuff, die noch aus einem der vorhandenen Aber-Sets für den T-55 übrig war:





Weiter ging es mit der großen Staukiste, die hinten links auf der Kettenabdeckung montiert wurde. Manchmal habe ich keine Lust, alle Griffe, Beschläge und Scharniere von den Plastikteilen herunterzuschleifen - bei Resin noch weniger-, gerade wenn die Kiste wie hier schon recht gut strukturiert ist. Von daher musste es genügen, die Kiste mit den Montagewinkeln zu versehen und genau so wurde sie dann auch mit der Kettenabdeckung verklebt. Da ich grundsätzlich lieber mit Plastikkleber als mit Sekundenkleber arbeite, habe ich auf der Kettenabdeckung den Zwischenraum zwischen 2 Blechen mit Plastikmaterial aufgefüllt, auf die Kiste von unten mit Sekundenkleber einen dünnen Streifen Plastik aufgebracht, so dass ich das Gesamtkonstrukt dann mit normalem Plastikkleber verkleben konnte:







Vorne am Wannenbug ging es zunächst nach der Miniart-Bauanleitung weiter. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht doch eine der vorgesehenen Halterungen aus dem Bausatz verwenden muss, hatte aber vergessen, die dazugehörigen Löcher zu bohrern und die Wanne ja bereits verklebt. Normalerweise gibt es im Bauplan passende Hinweise zu den Bohrungen, die gemacht werden müssen - und diese Hinweise stimmen dann auch hoffentlich:



Wenn man an diese Stellen aber nicht mehr herankommt, um von Innen zu bohren, man aber trotzdem einigermaßen genaue Positionen der Bohrlöcher benötigt, druckt man entweder einen massstäblichen Screenshot von der Bauanleitung aus und legt diesen von Außen auf, oder man legt eine kleine Lampe in die Wanne und zeichnet sich danach die passenden Postionen an:



Bei mir mussten zunächst die oberen Halterungen für die Befestigung von Sonderausrüstungen angepasst werden, weil dort noch zwei Bauteile aus dem Umbausatz montiert werden:



Also wurden zunächst die jeweils oberen beiden Schrauben der Halterungen entfernt, die äußeren Halterungen wurden an die Wanne geklebt, an die Umbauteile kam jeweils eine der inneren Halterungen, so dass man beide Teile sehr gut ausrichten konnte. Hinzu kam ein Teil der Abdeckung für das Räumschild, das obere große Deck wurde angepasst und wieder war ein kleiner Bauabschnitt fertig:





Um die Halterungen für das Räumschild vernünftig anpassen zu können, habe ich erst einmal alle Teile für das Schild zusammengesucht, diese entgratet und das Schild grob zusammengesteckt. Wenn man dann das Schild und die 4 Halterungen mit Plastikrohren verbindet, kann man das ganze Konstrukt prima ausrichten und stückweise mit der Wanne verkleben:







Mit ein paar fehlenden Detailierungen rund um die Fahrerluke und auf dem oberen Deck wäre dann das hier der nächste Zwischenstand:







Schönen Dank für's Lesen, bleibt gesund
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Flugwuzzi

Prima Idee die Details mit Licht durchzupausen  :klatsch: :klatsch:
Jetzt wo die Resinteile drauf sind bekommt der T-55 ein ganz anderes "Gesicht".  :1:

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Benzi95

Jap. Das wird ein super Ergebnis.
Weiter machen Rafael. Sieht bis jetzt top aus.
Mit freundlichen Grüßen, euer Max.

Rafael Neumann

Hallo zusammen,

hier war es ja nun ein paar Tage wieder etwas ruhiger und ich muss natürlich weitermachen, damit ihr mir bei der Stange bleibt; los geht's also:

Nachdem das Motordeck ja bis auf ein paar Kleinigkeiten abgeschlossen ist, konnte ich mich um die nächsten Bauteile kümmern. Recht markant ist dabei eine große Gasflasche, die vorne links am Aufbau montiert war:



Auf einigen Bildern im Buch von WWP ist zu sehen, dass von dieser Flasche aus ein Schlauch ins Innere des Aufbaus führt. Ich weiß zwar nicht genau, was es sein soll, aber ich könnte mir vorstellen, dass es eine ähnliche Konstruktion ist, wie sie bei Morlock-Motors 'mal in einen russischen Mannschaftstransporter eingebaut wurde:
Es handelt sich also evtl. um eine Flasche mit Pressluft, um den Motor auch ohne Batterie starten zu können. Wie gesagt, ich weiß es nicht genau, aber warum sollte die Flasche sonst eine Verbindung nach Innen haben ?
Die passenden Teile von Legend sind schnell versäubert und zusammengeklebt, danach können sie an den Aufbau und werden wie beim Original mit einem Schlauch und einer Blechabdeckung versehen:









Auf der rechten Kettenabdeckung sind ja bausatzseitig bereits einige Rohrleitungen angespritzt, die wohl mit der Benzinzufuhr der T-55 aus polnischer Produktion zu tun haben. Dazu hatte mir Jörg ja bereits geschrieben, dass die wegkönnen und dass dem Bausatz sogar ein Kettenblech ohne diese Leitungen beiliegt. Das war ein super Hinweis, denn darauf hatte ich natürlich überhaupt nicht geachtet - obwohl der Karton so gut gefüllt ist. Das Kettenblech mit den Leistungen hatte ich somit bereits verklebt, also zumindest wieder herunter mit den Leitungen, das Teil grob mit Spachtelmasse füllen und später verschleifen:





Das nächste Detail war eine Staukiste, die vorne Rechts auf der Kettenabdeckung montiert wurde. Hierfür kann man eine der flachen Kisten aus dem Bausatz nehmen, die von der Detaillierung her recht gut gemacht sind. Was hier wie schon bei meinem Enigma ins Auge fällt, sind die Knebelverschlüsse. Diese haben tatsächlich mit den Originalen nicht wirklich viel zu tun:


(Quelle: PrimePortal)

Das Bausatzteil sieht nicht sonderlich detailliert aus, und die Firma Aber - da waren sie wieder, meine Reste aus diversen Enigma-Zubehörsets - hat dafür gleich einen netten Vorschlag, den man bei entsprechendem Masochismus umsetzen kann:



Also geht es wie immer frisch ans Werk. Von der gerade zusammengeklebten Staukiste werden alle Verschlüsse heruntergeschnitten, die Schnittstellen versäubert, bei Bedarf gespachtelt und verschliffen. Dann kommen diese Teilchen von Aber ins Spiel, werden wie immer zurechtgebogen und verklebt, und für die Verfeinerung benötigen wir Kupferdraht:





Die Sache mit den eigentlichen Verschlüssen war etwas tricki, aber lösbar. Dünner Draht von 0,2mm wurde um dickeren von 0,3mm gewickelt, stramm gezogen, die Öse an einer Seite abgeschnitten:





Dann wurden die Teile passend gekürzt, unter die Ösen geklebt, die Griffe aufgeklebt, die Überstände schon einmal grob gekürzt (der Rest wird abgeschnitten, wenn alles getrocknet ist), und damit kommen wir dem Original schon deutlich näher:







Wenn die Kiste später verklebt ist, bekommen die Griffe noch eine dünne Spur Farbe, damit sie etwas runder aussehen und dann bin ich mit der Kiste zufrieden. Jetzt habt ihr vielleicht wieder einen kleinen Eindruck, warum es manchmal etwas länger dauert mit meinen Spinne...äh Spielereien ...  :teufel:

Schönen Dank für's Lesen, bleibt gesund
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

freddy55

Hallo Rafael,

immer positiv denken.
Das sind keine Spinne- / Spielereien, das ist positiv bekloppt :D

Die ''Gas-'' Flasche ist wohl wirklich für den Pressluftanlasser,
der Kampfpanzer hatte zwei, etwa halb so große Druckflaschen im
inneren der Wanne.

Meine Empfehlung, wenn man viel Zeit hat, die Restaurierung eines T-55



ein muss für alle Detail Fans

fred

Flugwuzzi

Wahnsinn ... das gefiddel mit den Verschlüssen der Staukiste ist großartig, sieht am Ende auch bestimmt erstklassig aus  :klatsch: :klatsch: :klatsch:

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Rafael Neumann

Hallo Fred,

eine Original-Restaurierung muss es dann doch nicht sein; mich wundert es schon, dass es neben dem Enigma immerhin der zweite T-55 geworden ist.

Und, Walter, bei den Hebeln wird es so sein wie bei vielen anderen Details:
Mit einer Schicht Farbe drauf wird da nicht mehr viel von zu sehen sein. Nur manchmal bekommt man halt noch mit, dass Teile aus Metall doch dünner ausgeführt werden können als aus Plastik. Oder ich lasse den halt wie den Enigma unlackiert ...  :pffft:

Schöne Grüße
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...