Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160

Begonnen von wefalck, 17. Februar 2010, 13:26:23

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wefalck

Die Werft, einschließlich des Konstruktionsbüros, war in einer etwas längeren Sommerpause, was so eigentlich nicht geplant war, aber die Hitze in Spanien war dem Arbeiten am Computer nicht gerade zuträglich ...

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Die Jolle
Anstatt den zweiten Kutter anzugehen, beschäftige ich mich nun zuerst mit der Jolle. Diese ist mit 6 m Länge das kleinste Boot der Ausstattung. Ich habe mich da auf eine große Herausforderung eingelassen, da ich plane, es offen und vollständig ausgerüstet darzustellen, fertig zum Zuwasserlassen im Falle von Mann-über-Bord oder ähnlichen Notfällen.

Ich habe keine frühere Zeichnung gefunden, als die im BRIX von 1911, die recht detailliert ist, auch wenn sie die karweel-beplankte Version darstellt, während die WESPE nur mit Klinkerbooten ausgerüstet werden soll. Der Spantenriß ist auf Innenkante Beplankung gezeichnet, was genau das ist, was ich hier brauche. Kiel und die Steven müssen hier etwas anders, als bei den anderen Booten, arrangiert werden, da die gezeichneten Spanten ja nur die Mallen sein werden und das ,Spantgerüst' eine separate Einheit bilden wird.


Zeichnung einer Jolle 1. Klasse in BRIX (1911)

Die Zwischenräume zwischen den Mallen werden wieder mit (Rohacell™) ausgefüllt werden. Unten ist die Vorlage für den Laserschnitt der wichtigsten strukturellen Komponenten wiedergegeben. Die dünnen Streifen rechts werden die eingebogenen Spanten sein. Weitere Teile werden dann während des Baues gezeichnet werden, da sie genau eingepaßt werden müssen.


Vorlagen für den Laserschnitt der wichtigsten strukturellen Elemente der Jolle

Ich muß ebenfalls noch eine Grundplatte für den Bau zeichnen, die über Aussparungen für die oberen Enden der eingebogenen Spanten verfügt.

Fortsetzung folgt ...
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Aero

Absolut erstklassige Arbeit, da kann ich nur noch sabbern!  :D
Großes Kino was du hier zeigst, wirklich tolle Arbeit! Ich brauch zwar ne 1/4 Std um einen Satz zu verstehen weil ich erst mal die ganzen Begriffe googlen muß, hab von Schiffen wirklich keine Ahnung aber es ist ein Genuß dir zu folgen! Deine Techniken sind wirklich toll, weiter so!!  :1: :P :klatsch:

wefalck

Eine Entschuldigung an alle, die in den letzten drei Wochen diesen Baubericht besucht und keinen Fortschritt gesehen haben. Das wirkliche Leben kommt einem halt immer wieder in die Quere und auch ein bißchen reisen nur so zum Spaß ...

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Die Jolle - Fortsetzung

Die Hauptteile der Malle, über die das Boot gebaut werden soll, wurden mit dem Laserschneider aus Canson-Papier zugeschnitten und dann in der bereits beschriebenen Weise zusammengebaut. Die Spantzwischenräume wurden wieder mit Hartschaum (Rohacell™) ausgefüllt, der mit Diamant-Nadelfeilen bis auf die Papierspanten zurückgefeilt wurde. Diverse Spalten und Unebenheiten wurden verspachtelt und dann das Ganze in Schnellschleifgrundierung getränkt, um eine harte Oberfläche zu bekommen.


Die Malle

Der Kiel-Steven-Kombination und der Heckspiegel wurden ebenfalls mit dem Laserschneider hergestellt und in zwei Schichten verklebt, um die korrekte Dicke zu erreichen.


Kiel-Steven-Kombination und Heckspiegel

Eine Art ,Baubrett' wurde in zwei Kopien aus Papier mit dem Laserschneider zugeschnitten und verklebt um eine größere Steifigkeit zu erreichen. Löcher für die einzubiegenden Spanten wurden ebenfalls mit dem Lasercutter eingeschnitten, um den genauen Abstand per Plan zu haben.

Die Malle wurde sodann mit Frischhaltefolie als Trennschicht überzogen, um (hoffentlich) zu verhindern, daß sich die Bauteile mit der Malle verbinden. Die Malle wurde mit dünnem, doppelseitigem Konstruktionsklebeband auf dem ,Baubrett' befestigt.

Der Laserschneider machte die Herstellung der gebogenen Spanten mit einer Breite von 0,2 mm (was einer Originalbreite von 32 mm bei einem Maßstab von 1:160 entspricht) zu einem Kinderspiel. Eigentlich sollten die Spanten nur 0,1 mm dick (= 15 mm im Original) sein, aber das Papier ist eine Idee dicker. Diese Spanten wurden in die vorgeschnittenen Löcher eingesetzt und sorgfältig ausgerichtet. Die Steven-Kiel-Heckspiegel-Baugruppe wurden dann mit Lack auf den Spanten verklebt. Einige der Spanten an den Enden laufen allerding stumpf auf den Kiel bzw, die Steven zu.


Das ,Gerippe' der Jolle

Man sollte beachten, daß dies eigentlich die umgekehrte Baureihenfolge im Vergleich zum Original ist. Ein geklinkertes Boot wird über eine oder mehrere Mallen gebaut, wobei die Beplankung zuerst aufgebracht wird und anschließend die Spanten eingebogen werden. Ich habe aber die umgekehrte Vorgehensweise gewählt, weil diese wahrscheinlich eine stabilere Rumpfschale ergibt, was vor allem beim Ablösen von der Malle wichtig ist.


Der Kielgang ist eingebaut

An jedem klinkerbeplankten Boot ist der Kielgang die am schwierigsten einzubauende Planke, da dieser in sich gedreht und auch noch gebogen ist. Auch in diesem Fall gab es keine Ausnahme. Er brauchte schon ein bißchen freundliche Überredung, um sich ordentlich in Form zu legen. Es sieht aber schon ganz vielsprechend aus. Mit den ersten Plankengängen gewinnt das Ganz auch deutlich an Stabilität.
Ich hoffe nur, daß die Rumpfschale dann später von der Malle lösen läßt ...

Fortsetzung folgt ...
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bughunter

In dieser Winzigkeit auch noch aufgebaut wie das Original - das nennt man wohl Perfektion :P
Bin gespannt, wie es später von innen aussieht!

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

wefalck

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matz

DAS wird wieder richtig gut.  :klatsch:
Zumal die Bauweise eine enorme Stabilität verspricht.

Gruß
matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

Aero

Sehr beeindruckend das du dir die Mühe machst das völlig scratch zu bauen, das Ergebnis wird sicher überzeugen!  :1:

wefalck

Danke für die netten Worte ...

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Die Jolle - Fortsetzung 2

Nur ein kleiner Fortschrittsbericht, um zu zeigen, daß die Beplankung an sich fertig ist. So 100%ig bin ich nicht zufrieden mit meiner Arbeit. Die Plankenbreiten hätten etwas gleichmäßiger sein können, aber irgendwie hatte ich Probleme mit der Form dieses Bootes. Es war auch einfacher, die Planken auf den Kern der anderen Boote zu kleben, als hier auf die Spanten und nur an die Kante der darunterliegenden Planke.


Steuerbordseite der Jolle – die Gesamtlänge beträgt 36 mm

Kiel und Steven wurden von beiden Seiten Aufgedoppelt um zu simulieren, daß die Planken in einer Sponung liegen.


Backbordseite der Jolle

Es gibt noch verschiedene Lücken und andere kleine Fehlstellen die mit Kitt ausgebessert werden müssen. Ich werde das aber erst tun, wenn der Rumpf von der Malle gelöst ist, da der Kitt recht bröckelig sein und eventuell herausfallen kann während der Prozedur.


Die Unterseite der Jolle

Nachdem der Rumpf von der Malle abgenommen ist, können die Spanten auf die richtige Länge zurückgeschnitten und dann das Setzbord in die endgültige Breit und Form geschliffen werden. Bevor es mit dem eigentlichen Ausbau weitergehen kann, müssen auch noch einige (Kant)spanten installiert werden.

Fortsetzung folgt ...
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matz

Die "Echtspantbauweise" über Kopf auf Malle ist ja von G.K.-Modellbau bekannt. Dort wird es im Maßstab 1:30 umgesetzt und ist schon ein schönes Gefummel. Aber in 1:160  :klatsch:

Für den Forums-Flaneur, der nur mal "vorbeischaut", wäre es sicher ganz interessant wenn mal wieder ein CENT auftaucht  :D

Gruß
matz
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(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

wefalck

Na ja, G.K.-Modellbau hat sich das auch nur aus der klassischen Literatur, z.B. Harold Underhills Buch 'Plank-on-Frame' von 1946, abgeguckt und es durch die Gipsmalle vermarktungsfähig gemacht. Ist schon wieder eine Weile her, daß ich das Buch gelesen habe, aber ich meine, daß er Klinkerbeiboote dort im Maßstab 1:96 aus Holz baut.

Geld ist rar dieser Tage, ich werde versuchen mal an einen Cent zu denken ...
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wefalck

Die Jolle - Fortsetzung 3

Die Stunde der Wahrheit: ich habe den Kupferdraht entfernt, der die verlängerten Spanten an die Mallen gezogen hat und die Spanten dann mit einer Mikro-Schere abgeschnitten.


Abschneiden der verlängerten Spanten mit einer Mikro-Schere

Nach etwas vorsichtigem Hin-und-Her-Ruckeln löste sich die Rumpfschale sauber von der Malle.
Das Resultat ist eine recht stabile Schale mit der äußeren und inneren Anmutung eines Klinkerbootes. Leider sind beim Bau ein paar der Spanten verrutscht, aber das sollte sich mit einem Tropfen Aceton korrigieren lassen.


Die Rumpfschale beginnt sich von der Malle zu lösen

Es zeigte sich, daß die Spanten nicht mit dem Waschbord verklebt waren, was aber gut ist, da sie beim Original nicht bis dorthin hochreichen, sondern unter einem Stringer in Höhe des letzten Ganges enden. Ich muß nun zusehen, daß ich die Spanten sauber auf der richtigen Höhe abgeschnitten bekomme. Danach geht der Innenausbau mit den Kantspanten, Stringern, Bodenbrettern, Duchten usw. weiter.


Die erfolgreich von der Malle gelöste Rumpfschale

Es nimmt mich jetzt Wunder, ob es nicht möglich gewesen wäre, den Rumpf in der traditionellen Klinkerbauweise herzustellen, bei der die Planken nur an den Kanten verbunden werden, und dann die Spanten nachträglich einzusetzen. Andererseits sorgte die Verklebung der Steven-Kiel-Kombination mit den heruntergebundenen Spanten für ein solides Rückgrat für den Aufbau der Rumpfschale. Das war wahrscheinlich der beste Weg in diesem Maßstab.

... und den Cent habe ich natürlich wieder vergessen  :pffft:

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bughunter

Klasse :P

Da würde Dir vielleicht eine Schneidepinzette eine Hilfe sein? Möchte meine nicht mehr missen.

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

wefalck

Ich besitze natürlich eine Schneidpinzette seit gut 25 Jahren und habe sie an diesem Bau auch fleißig benützt, da man damit eben bündig abschneiden kann.

Bei den Spanten ergibt sich aber das Problem, daß die Schneidpinzette gegen die breite Seite angesetzt werden muß und so den Spantkopf möglicherweise quetscht. Wahrscheinlich werde ich ein Stück Rasierklinge in einem Klemmhalter verwenden.
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Aero

Kannst du die SPanten nicht mit nem Dremel und nem Sägeblatt drauf abschneiden? Dabei würde jedenfalls nichts gequetscht, gibt da fein verzahnte dünne Sägeblätter.
Das Ergebnis schaut jedenfalls prima aus, tolle Optik!  :P

jaerschen

#289
ZitatIch besitze natürlich eine Schneidpinzette seit gut 25 Jahren und habe sie an diesem Bau auch fleißig benützt, da man damit eben bündig abschneiden kann.

Kann man damit auch 0,2 mm starkes Polystyrol schneiden. Wenn ja worauf ist beim Kauf zu achten, sprich kann es auch ein Mittelklassemodell sein.

Bis jetzt ist mein kleinstes Werkzeug hierfür ein elektronik Seitenschneider
Gruß
Jürgen :winken:


Im Bau:
HMS Triton 1773 1/48

wefalck

Zum bündigen Abschneiden braucht man ein Werkzeug, das auf einer Seite keine 'Wate' hat, die Schneide also nicht keilförmig angeschliffen ist.

Ich weiß nicht, ob es 'Mittelklasse-Modelle' gibt, da man vor 25 Jahren entweder im Handel für Uhrmacherbedarf oder mit etwas Glück auf einer Messe (bzw. auf dem Flohmarkt) kaufen mußte, wo es einen Stand mit solchen Werkzeugen gab. Inzwischen werden solche Sachen ja auch über das Internet vermarktet. Es gibt Anbieter, die sich auf solche Waren spezialisieren. Wie bei Pinzetten allgemein, sollte man aber eigentlich das Teil selbst in die Hand nehmen können, um zu sehen, wie gut die Spitzen bzw. Schneiden schließen.

Polystyrol von 0.2 mm Dicke zu schneiden sollte kein Problem sein, da diese Pinzette eigentlich zum Abkneifen von (Taschen- bzw. Armband)uhrfedern gedacht sind. Diese Federn sind natürlich 'federhart'.
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jaerschen

Vielen Dank für die Info.

Mit einem elektroniker Seitenschneider ist ein bündiges Abschneiden möglich, das Teil ist aber viele feine Arbeiten schon recht groß.
Dann werd ich mal aber gezielt bei Bedarf für Uhrmacher im Net nachschauen, dann müsste auch die Qualität stimmen.

Übrigens habe ich deine Vorgehensweise beim Beiboot mit Spannung verfolgt. Sehr schön das es es so gut funktioniert hat. Ist schon ne Hausnummer in dem Maßstab diesen Detailgrad zu erreichen.
Gruß
Jürgen :winken:


Im Bau:
HMS Triton 1773 1/48

Marderkommandant

Als der Herr am siebten Tag über die Erde wandelte und Sein Werk betrachtete, stellte Er fest, dass die Steine zu weich geraten waren. Darauf schuf Er den Panzergrenadier.

wefalck

Vielen Dank für die freundlichen Worte !

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Die Jolle - Fortsetzung 3

Nach einiger Überlegung habe ich mich entschieden die eingebogenen Spanten mit einer Art Micro-Skalpell bis auf Höhe des Dollbords zurückzuschneiden. Das Skalpell ist ein Stück Rasierklinge von etwas unter 1 mm Breite das in einem dafür gedachten Halter geklemmt wird, der aus dem Bereich Medizin bzw. Biologie stammt.


Der Rumpf mit den zurückgestutzten Spanten

Als nächstes wurde die Dollbords eingebaut, laser-geschnittene Papierstreifen von 0,35 mm Höhe und 0,12 mm Dicke. Ebenso die Duchtweger von 0,5 mm Höhe und ebenfalls 0,12 mm Dicke. Alle Teile wurden mit Zaponlack eingeklebt.



Der Rump mit den Dollbords und Duchtwegern

Beim Vorbild bestand die Bodenbretter natürlich aus einzelnen Planken, aber diese richtig auszurichten, wäre doch etwas schwierig gewesen. Deshalb habe ich etwas gemogelt und habe sie vorne und hinten verbunden. Das wird später und den Duchten kaum noch zu sehen sein.


Die Bodenbretter sind eingebaut

Da meine Bauausführung nicht so präzise den Zeichnungen gefolgt ist, wie ich es mir gewünscht hätte, mußten die Bänke im Heck und die Bugplattform von Hand eingepaßt werden, was auch Korrekturen an der Vorlage für den Laserschnitt erforderte. Am Ende war doch noch etwas Feilen bzw. Schleifen notwendig.

Das Schleifen von Papier macht bekanntermaßen nicht so viel Spaß, wenn man aber das Papier nach ein paar Strichen mit der Diamantfeile wieder mit Zaponlack tränkt, läßt sich das Ausfasern unter Kontrolle halten.


Die Sitze im Heck, Duchten und Bugplattform eingebaut

Mit dem Laserschneider habe ebenfalls die Fußrasten ausgeschnitten der doppellagiger gerader Teil mal eben 0,2 mm x 0,2 mm im Querschnitt mißt.


Die Fußrasten sind eben vor der jeweilig dahinterliegenden Ducht zu erkennen

Damit ist die Struktur der Jolle im Wesentlichen fertiggestellt, es fehlen aber noch viele Kleinteile, die angefertigt werden müssen.

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wefalck

Die Jolle - Fortsetzung 5

Ein kurzer Nachtrag bevor die Bemalung beginnt. Es fehlten noch ein paar kleine Details, wie die Scheuerleiste, für die wieder 0,2 mm Kupferdraht verwendet wurde, sowie die Säulen unter den Duchten und die Rojpforten
Die Säulen sind aus drei Lagen von lasergeschnittenem Papier zusammenlaminiert. Vielleicht hätte ich sie besser aus Ms-Draht fräsen sollen, aber ich war einfach zu faul, die Mikro-Fräsmaschine herauszuholen.


Konstruktion der Rojpforten. Zeichnung von Peter Rückert im LOGBUCH 2-2019.

Die Rojpforten stellen ja die Stützen für das Setzbord dar, das strukturell nicht Teil des Rumpfes ist, sondern nur aufgesetzt ist um den Freibord des Bootes zu erhöhen. Sie bestehen aus zwei hölzernen Dreiecken zwischen denen die eigentliche Rojpforte aus Bronzeguß sitzt. Das Setzbord hat quadratische Öffnungen für die Riemen, die durch Deckel angefasten Kanten geschlossen werden können. Zur Illustration habe ich eine Zeichnung eines leider viel zu früh im letzten Jahr verstorbenen Kollegen und Experten für die Boote der Kaiserlichen Marine, Peter Rückert, beigefügt.



Die Form dieser winzigen Papierschnitzel wurden mit dem Laserschneider ausgeschnitten und mit Zaponlack eingeklebt. Ursprünglich hatte ich daran gedacht, sie aus Messing zu fräsen, hatte aber das Gefühl, daß das bei dieser Größe auf praktische Probleme des Haltens stoßen würde.



Die Rojpforten wurden geschlossen dargestellt, da mir das die Mühe ersparte, die quadratischen Öffnungen sauber in das Setzbord zu schneiden. Mit einem nicht sehr scharfen Skalpell wurden außen die Nähte markiert.



Damit ist das Boot fertig zur farblichen Gestaltung. Es müssen noch verschiedene Eisenteile angebracht werden, das wird aber erst nach der Bemalung geschehen, da sie verzinkt waren. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Eisenteile bemalt oder unbemalt waren. Da die silberne Farbe der Verzinkung mehr Details sichtbar macht, werde ich sie blank lassen.

Die erste Schicht Farbe außenbords trocknet nun ...

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Wolf

Eine unglaublich Detailarbeit. Fantastisch
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Aero

In der Tat eine erstklassige Arbeit, aus so einer kleinen Jolle ein eigenes Modell zu machen ist ein Augenschmauß!

wefalck

Danke für die netten Worte !

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Die Jolle - Fortsetzung 6

Aus Familiengründen mußte die Bootswerft für einige Wochen pausieren. Ich habe es aber wenigstens geschafft noch ein paar Lagen Weiß aufzubringen, bevor die eigentliche Bemalung erfolgte.



Nach der Vorschrift von 1874 waren die Boote weiß über alles innen und außen. Lediglich die beiden obersten Gänge waren schwarz zu malen, wobei die Scheuerleiste naturfarben blieb, wie ebenso die Oberkante des Setzbordes. Gescheuert und nicht gemalt waren auch die Duchten usw. Die bronzenen Roipforten wurden nicht gemalt.



Es fehlen natürlich noch die galvanisierten Eisenbeschläge und die ganze Ausrüstung, wie Riemen, Fender, ein Wasserfäßchen usw. Die verfügbaren Informationen geben keine klare Auskunft darüber, ob im Bereitschaftsboot ein Segel mitgeführt wurde oder dieses an Bord gestaut wude.



So wirklich befriedigt mich die Bemalung nicht. Die Farbe der Duchten ist nicht richtig getroffen, sie sind zu dunkel und rötlich. Ich hoffe, daß eine Lasur mit hellem Ocker dem abhilft. Auch die Scheuerleiste aus 0,2 mm Draht ist nicht so sauber, wie ich es mir vorgestellt hatte – vielleicht hätte ich sie Abkleben sollen, anstatt es freihand zu versuchen.



Damit schließt die Bootswerft für die Feiertage.

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diobauer

Mein Lieber,

ich bin eben erst auf deinen Baubericht gestossen und habe mich dann Stück für Stück "nach hinten" gearbeitet.

Wenn ich sehe, wie du mit Plänen arbeitest und die Teile dann einzeln auf der Drehbank erstellst, dann  muss ich sagen, dass du eigentlich keinen Modellbau betreibst, sondern eine "Schiffswerft im Kleinformat".

Totaler Wahnsinn..   :klatsch:

Wo hat du diese tolle Uhrmacher-Drehban her ?  Das ist ja selber schon ein Museumsstück..     

So eine hätte ich auch gerne...  8o

wefalck

Fertigstellung der Boote

Es hat mal wieder eine Weile gedauert bis zu diesem ,update', aber das wirkliche Leben mit Verpflichtungen und Ablenkungen kommt einem eben manchmal in die Quere. Es waren auch eine Menge kleiner Korrekturen vorzunehmen und die Herstellung kleiner Details nimmt viel Zeit in Anspruch, ohne daß man dann beeindruckende Ergebnisse vorweisen kann.



Ich habe mich nochmal mit der Farbe der Duchten usw. beschäftigt und ebenso mit der Scheuerleiste. Dazu habe ich mir auch verschiedene ,marker' aus Basis von Acrylfarben mit Pigmenen (Faber-Castell Pitt Artist Pens mit feiner harter Spitze und feiner Pinselspitze) in Holzfarben besorgt, die sich als sehr nützlich erwiesen haben.



Ich habe mich dann mit den Riemen beschäftigt und mit etwas Herumprobieren habe ich einigermaßen brauchbare lasergeschnittene Teile bekommen. Jeder Riemen ist aus drei Lagen mit Zaponlack verklebt, um das dreidimensionale Profil zu erzeugen. Die Rundungen wurden dann mit mit Lack aufgebaut. Sie wurden dann anschließend holzfarben bemalt und das Band um das Blatt mit meinem 0,1 mm breiten Faserschreiber simuliert. Ich bin mir allerdings nicht sicher, Schwarz die richtige Farbe ist, da diese Bänder laut Vorschrift aus Kupfer bestanden. Es gibt in der Tat eine Menge unbekannter Details. Nach der Bootsvorschrift der Zeit sollten die Riemen mit dem Blatt nach hinten so gestaut werden, daß das Paar für die hinterste Ducht innen liegt und das Paar für die vorderste Ducht außen. Wie sie dann aber in dieser Anordnung seefest gezurrt wurden ist nicht bekannt, wahrscheinlich mit Bändsel um die Duchten. Wenn allerding die Riemen in dieser Weise gestaut würden, wäre es für die Mannschaft praktisch unmöglich ins Boot zu steigen, da sie praktische die ganz Breite der Duchten einnehmen. Ich habe sie deswegen in Bündeln an den Seiten dargestellt.

In diesem Moment hatte ich auch bemerkt, daß ich die Mastspur vergessen hatte, die noch hinzugefügt wurde.



Während die von den Ketten zum Heißen der Boote bei den abgedeckten nur ein Ring sichtbar ist und sich dieser leicht solide verankern ließ, sieht das bei der offenen Jolle anders aus. Das Arrangement aus Heißstroppen und Standern ist recht delikat und ich bin mir nicht sicher, ob es nachher stabil genug ist. Die Ketten wurden simuliert, in dem zwei 0,2 mm Drähte so verdrillt wurden, daß die ,Ganghöhe' etwa der Länge eines Kettengliedes entspricht. Zwei solcher Drähte wurden dann wiederum mit einander verdrillt, so daß das dann am Ende mit etwas gutem Willen wie eine etwas in sich verdrehte Kette aussieht.

Boote die gesegelt werden (können) brauchen auch ein Ruder. Dieses wurde in der üblichen Weise aus Canson-Papier mit dem Laser ausgeschnitten und aus zwei Lagen zusammengelackt. Wenn das Boot in den Davits hängt ist das Ruder ausgehängt und wird im Boot gestaut – es entzieht sich aber meiner Kenntnis wie und wo.



Die Stauung der diversen Ausrüstungsgegenstände ist in der Tat eine Unbekannte. Nach den erhaltenen Inventarien solcher Boote sollte einen Bootsanker geben, ein kleines Wasserfäßchen, einen Bootskompaß. Da die Jolle schon recht voll ist habe ich diese Ausrüstungsgegenstände weggelassen, lediglich vier Fender habe ich hergestellt und an der Innenseite des Bootes aufgehängt.



Damit ist die Jolle fertig.

Parallel dazu habe ich auch an dem zweiten Kutter gearbeitet, der ebenfalls abgedeckt dargestellt wird. Da diese der gleiche Prozeß ist, wie beim ersten Kutter, braucht das hier nicht nochmals gezeigt zu werden. Lediglich zum Abschluß noch ein Bild von der Jolle und dem Kutter zusammen.



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