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Modelle und Reviews => Eure Werke - Die MB Galerie => Thema gestartet von: Iceman-Pilot in 10. November 2015, 19:38:55

Titel: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Iceman-Pilot in 10. November 2015, 19:38:55
An dieser Stelle möchte ich Euch gerne eine kleine Geschichte über mein erstes ,,West"modell erzählen. Gleichzeitig war es auch das erste Modell, welches ich mit Farben verschönert hatte.

Es war Sommer 1987, ich lebte damals in Leipzig in der DDR und war 13 Jahre alt. Schon seit einigen Jahren hatte ich Flugzeugmodelle aus der DDR und aus der CSSR gebaut und manchmal brachte mir mein Vater von Dienstreisen aus der UdSSR Modelle mit. Familie im ,,Westen" hatten wir nicht, was ich aber auch nicht vermisst hatte.

Im August 1987 waren wir (wie jeden Sommer in den Ferien) mit dem Auto unterwegs und auf dem Rückweg nach Leipzig. Irgendwo in der CSSR machten wir jedes Jahr in dem gleichen Ort einen kleinen Zwischenstopp in der Mittagszeit, um ein wenig zu essen, Eis zu schleckern und in einem kleinen Laden Lebensmittel zu kaufen. Es gab sogar ein kleines Regal mit Spielzeug und vielleicht 10 verschiedenen Flugzeugmodellen, hauptsächlich von KP. Ich suchte und suchte, überlegte, verwarf, überlegte neu und wusste immer noch nicht, welches ich mitnehmen wollte. Das dauerte meiner Mutter dann wohl doch zu lange. Sie kam zu mir und fragte, wie lange das wohl noch dauern würde. Ich schilderte ihr mein Problem, das ich mich nicht entscheiden könnte. Also machte sie kurzen Prozess und zog ein Modell aus dem Regal raus. ,,Willst Du das haben?"

Ich schaute völlig ungläubig auf die Kiste und war völlig platt. Da hatte sie doch wirklich ein Modell einer P-51D Mustang in der Hand. Und noch viel besser, das war eine für mich völlig unbekannte Firma mit dem Namen Revell. Und alles war auf Deutsch geschrieben und kostete ganz schön viele tschechische Kronen.

Ich kombinierte: Deutsche Worte, ganz schön teuer, sehr schöne Verpackung. Das kommt wohl eher nicht aus dem Ostblock. Schluck.

Meine Mutter schaute mich immer noch an und wollte eine Antwort. Ich stammelte irgendwas von ,,... teuer ...", ,,... Meinst Du wirklich?", ,,...Echt?" und so weiter. Aber meine Mutter wollte endlich los und ging mit der Kiste zur Kasse. Beim Bezahlen wurde ihr dann auch der Preis bewusst und sie schaute mich strafend an.

Ich konnte es kaum erwarten, die Verpackung auf zu machen! Draußen im Auto war es dann endlich soweit. Die Qualität der Bauteile, die Decals und auch die Bauanleitung machten mich einfach nur sprachlos. Und wir hatten noch einen halben Tag Fahrt vor uns.

Am nächsten Morgen, gut ausgeschlafen, schaute ich mir wohl zum hundertsten Mal das Modell an und beschloss, dieses mit Farbe zu bemalen. Das erwies sich schwieriger als gedacht, da es in der DDR eigentlich keine geeigneten Farben gab. Ich fragte Freunde und deren Eltern und schaute auch in verschiedene Läden und irgendwann hatte ich die meisten Farben zusammen. Das waren alles Nitro-Lacke, stark riechend, nicht wirklich gesundheitsfördernd aber es waren eben Farben. Auch die Farbtöne stimmten nicht zwingend mit dem Original überein. Ach, von airbrush oder Abkleben oder Spachteln hatte ich natürlich auch noch nie was gehört  X(

In den nächsten Wochen baute ich dann mein erstes Modell aus dem Westen, mit Farben und sehr schönen Markierungen. Ich war völlig begeistert und auch heute noch steht das Flugzeug in meiner Vitrine. Sogar die Verpackung habe ich noch. Darin lagern heute die Restbestände der Decals von ungezählten Modellen. Übrigens glaubt mir meine Mutter bis heute nicht, dass ich die Mustang gar nicht gesehen hatte. Hatte ich wirklich nicht!  :7:

Die Geschichte geht aber mit einer weiteren kleinen Anekdote weiter:

Da gab es ja diese Bauanleitung. Darin stand natürlich auch die Adresse einer Abteilung X in Bünde, wo man bei Problemen gerne hinschreiben könnte. Und ja, ich hatte ein Problem. Ich war so restlos begeistert von der Qualität, dass ich an Revell schrieb und mit großen Worten die Qualität gelobt habe. Und ich bat um die Zusendung eines Tornados in 1:72. In den Brief legte ich 10 Ostmark. Da ich schon mal was von Stasi und Überwachung etc. gehört hatte, schrieb ich als Absenderadresse den Namen meiner Nachbarin. Diese war schon über 65 und meiner Meinung nach völlig unverdächtig. Natürlich weihte ich Sie in meinen Plan ein. Aber leider kam nie ein Paket  :2: Auch in meiner Stasi-Akte hat man noch nichts zu diesem schändlichen Vorgang gefunden. Es wäre interessant, ob der Brief jemals in Bünde ankam und wie man dort reagiert hat...   :woist:

Zwei Jahre später konnte ich mir von meinem Begrüßungsgeld meinen Tornado selber kaufen. Leider gibt es den heute nicht mehr in meiner Sammlung.


Alex  :winken:
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: bughunter in 10. November 2015, 21:01:28
Danke für die schöne Story! Und dafür, daß die Nitrofarbe bestimmt auch das Plastik angegriffen hat, sieht die Mustang doch ganz gut aus. Halte sie weiter in Ehren!

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: cookiemonster in 10. November 2015, 21:01:45
Ein Modell mit Geschichte, so ist es mir am liebsten.
Vielen dank das du diese Geschichte sowie das Modell mit uns geteilt hast.
Deine Mustang hat sich auch super gehalten.
mfg. cookie
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Taylor Durbon in 10. November 2015, 23:34:24
Mensch Alex, so ähnlich wars bei mir auch. Ich war 15, der Ort in der CSSR hieß Pjibram und ich hatte noch nie sowas tolles gesehen wie diese Mustang. MAN O WAR!!!!!! 8o Was für ein Name!
Natürlich mit Nitrolack verätzt und eigentlich viel zu schade dafür, aber wir hatten ja nüscht. Schön was es für Parallelen gibt.  :winken:
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Lupusprimus in 11. November 2015, 00:17:11
Kommt mir irgendwie bekannt vor, die Story. Mir ging es ähnlich. Bei einem Ungarn-Besuch hatte man als DDR-Bürger ja nicht sonderlich viel Forint. Ich fand da eines Tages in so einem Kramladen eine F-15 in 1:72. Meine Augen glänzten ohne Unterlaß. Daß der Bausatz umgerechnet fast 100 DDR-Mark kostete wurde von mir völlig ausgeblendet.
Leider nahm das nicht so ein schönes Ende wie gedacht. Der Nachbarsjunge, der während meiner wochenlangen Abwesenheit die Blumen pflegen sollte, nahm sich unter meinen wirklich vielen Bausätzen ausgerechnet den und "baute" ihn zusammen. Ja, das gab großen Knatsch, aber letztendlich war der Bausatz futsch.
Ich habe übrigens zu DDR-Zeiten alle Modelle mit Nitrofarben angemalt. Es hab einzelne Plastsorten, die vertrugen das Lösungsmittel nicht, aber das war selten. Ja, die Farben stanken ohne Ende, aber sie ließen sich gut verarbeiten und mischen. Und "Airbrush" gab es auch - mit einem Haarlack-Kleinzerstäuber. Ist so ein Quetschbalg für die Hand dran. Es ging und sah immer besser als mit dem Pinsel aus. Reinigen war bissel lösungsmittelintensiv, aber das Zeug gab es literweise.
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Flugi in 11. November 2015, 01:32:15
... na dann sind Euch ja diese "Delinquenten" nicht unbekannt?  :D
Schöne Geschichte.  ;)
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Bongolo67 in 11. November 2015, 08:11:53
Hallo Alex,

das ist eine tolle Geschichte und so was gehört definitiv in die Galerie. :1: :P

Ich verschieb das mal, ja?

Gruß

Ulf
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Iceman-Pilot in 11. November 2015, 10:11:47
Vielen Dank für Eure kleinen Geschichten  :P

@Flugi: Den Geruch hab ich heute noch in der Nase. Und erst der Krampf, diese Verschlüsse zu öffnen, wenn sie angeklebt waren  :D

@Bongolo67: Danke für das Verschieben


Schöne Grüße aus Leipzig!

Alex  :winken:
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: ralph21075 in 11. November 2015, 12:01:38
Mensch, genau so eine Geschichte liest man hier gern. Vielen, vielen Dank für´s Teilen!  :klatsch:

Bei mir als Wessi war es anders herum. Mein Onkel lebte mit seiner Familie unweit der Grenze nahe Hagenow. Wir sind oft nach "Drüben" zu Besuch (und das war immer ein Riesenabenteuer und die Fahrt von Hamburg nach Hagenow MIT Grenze und Kontrollen dauerte 4-5 Stunden) und dank des Zwangsumtausch hatten meine Eltern eine Menge Ost-Mark.

Ein Großteil dafür blieb bei unserer Ost-Verwandtschaft. Aber meine Eltern waren stets recht spendabel, wenn wir durch Hagenow oder Ludwigslust bummelten. Und für mich gab es als Kind eine Menge, das mich interessierte und das durchaus in den Läden vorhanden war. Angelsachen, Malblöcke, Modelleisenbahn-Zubehör und vor allem die "DDR-Modelle". Das hier war für mich das, was ein wenig dem Beutegefühl Deiner Revell-Mustang nahekommt:

(http://i.ebayimg.com/00/s/MTI2N1gxNjAw/z/ThMAAOSwBahVCq3v/$_1.JPG)

Quelle: http://www.ebay.de/itm/351346370483 (http://www.ebay.de/itm/351346370483)

Und so, wie Du vor Deinem West-Modell saßt mit Ostfarben, ging ich bei meinen Ost-Modellen mit Westfarben zu Werke – zu der Zeit mag ich so 9-10 Jahre alt gewesen sein. An machen Modellen versuchte ich mich auch einfach mit den beiden silbernen Tuben, Kleiber und Silberfarbe. Den Duft habe ich heute noch in der Nase. Diese Anspannung, wenn man irgendwie ein Loch in die Tuben gepiekst und wieder vergessen hatte, irgendwas drunter zu legen. Leider habe ich keine Bilder mehr von meinen Modellen, nur eine Menge Bilder davon vor Augen. Meine TU-144 hatte irgendwann keine Nase und kein Fahrwerk mehr, aber zum Spielen war sie noch lange geeignet.

Tja, siehste mal, solche Bilder und Erinnerung rauschen aus der Tiefe des Unterbewusstseins vor das geistige Auge, wenn ich Deinen wunderbaren Beitrag lese.
Danke dafür!

Viele Grüße,
Ralph  :winken:
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Iceman-Pilot in 11. November 2015, 13:45:54
Boa äh!

Die 144!

Und da links oben, die beiden genannten silbernen Tuben. Den Geruch habe ich auch noch in der Nase. Und beim ersten Mal hab ich versucht, die Plaste mit der Alu-Farbe zu verkleben. Ratet doch mal, ob das geklappt hat   :1:

Und mit der 144, gebaut von meinem Bruder, ging meine Modellbau-Spiel-Karriere auch los. Und dann noch die Tu-95, der Riesenklopper mit den gegenläufigen Propellern. Die grüne Tu-2, der Riesenheli Mi-26. Nicht zu vergessen DER Klassiker, die Wostok mit Gagarin drin...


Schwärm...

Hm, ich glaube, wir werden sind alt  :6:
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Taylor Durbon in 11. November 2015, 13:51:40
Der Spielwert der Tu-2 war so ungemein hoch wegen dem einziehbaren Fahrwerk  :1:....
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: ralph21075 in 11. November 2015, 14:00:25
... und wenn es keine Auswahl mehr gab, lag immer noch irgendwo eine IL-28 rum.. die habe ich glaube 5x gebaut... ein gern gesehener Gast zu Sylvester (A-Böller geeignet, wenn wirklich schon alles abgebrochen war)

Zum nostalgischen Surfen einfach mal "VEB-Plasticart" bei der Google-Bildersuchen eintippen

:winken:

Wie wäre es eigentlich mal mit einem VEB-Plasticart Contest?
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Lexion_450 in 11. November 2015, 17:17:28
bei reifra gibts ja noch ein paar von den bausätzen...

bei nem plasticard contest würde ich auch noch mitmachen

übrigens hatte ich es damals immer geschafft den kleber aus der silbernen tube auf der ddr trainingshose zu verteilen- die war dann irgendwann wasserdicht..
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: AceofSpades in 11. November 2015, 19:05:44
Coole Geschichte!
Und genau solch eine Mustang hab ich damals von meinem besten Freund geschenkt bekommen,da war ich zwölf .
Nicht zum Geburtstag,  sondern weil ich einen schweren Verkehrsunfall überlebt habe (ein Schulbus hat mich mit sechzig Klamotten über'n Haufen gefahren).
Nach zehn Tagen Koma und schweren Kopfverletzungen bin ich damals ins Leben zurück gekehrt.
Das Modell hab ich jedenfalls geliebt und es ist erst ca.15 Jahre später beim Umzug verloren gegangen.
Naja, nen Dachschaden hab ich wohl immer noch und Manowar hör ich heute noch gern!
Grüße aus der Heide  :winken:
Holger
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Bromex in 12. November 2015, 06:49:28
Iceman-Pilot
Ne Mi-26 gab's von Plasticard nie!!! Das war die Mi-6 bzw. die Mi-10K, die mit dem Stelzenfahrwerk.

Und als Alternativen zu Nitrofarben, die auch das Plaste nicht angriffen, wenn man sie etwas länger ausgasen lies oder mit Talkumpulver zu "matt" veränderte, gab es noch Linolschnittfarben. Die rochen nicht und ließen sich auch mit einfacher Verdünnung streichfähig machen.

Meine ersten "Westmodelle" brachte ich mir aus Polen mit, MiG-21 und Westland Lysander, beide von Matchbox.
Die nächsten Westmodelle kaufte ich mir in:.......Moskau!!!, da gabs so nen kleinen Laden auf derr Allunionsausstellung. Problem war nur die Einreise in die DDR über Schönefeld: Die Grenzer ( na ja, MfS, wie ich heute weiss ) wollten mir die wieder abnehmen, "Kriegssspielzeug" und solcher Quatsch. Und das bei ner Reisegruppe der NVA!!! :pffft: Erst nachdem unser Reiseleiter und Dolmetscher ihnen klargemacht hat, dass ich die Modelle von meinem Geld gekauft hatte, damit die "Truppe" Modelle zur Gegnererkennung Fliegerabwehr bekommt, also Landesverteidigung, durfte ich meinen Rucksack wieder vollpacken.

Und die REIFRA-Modelle für nen Plasicard-Contest ?  BIN DABEI :klatsch: :klatsch: :klatsch:

In diesem Sinne
Tschaudi
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Iceman-Pilot in 12. November 2015, 10:05:09
Na da hab ich ja was angerichtet mit meiner kleinen Geschichte  X(

@Bromex: Du hast recht mit der Mi-26. Diesen Riesenheli hat mein Vater mir aus dem großen Land mitgebracht. Der lag schon seit Mitte Oktober in dem kleinen Schrank, in dem meine Eltern immer meine Weihnachtsgeschenke versteckt hatten. Da ich früher aus der Schule nach Hause kam als meine Eltern von Arbeit, konnte ich mehrmals pro Woche den kleinen Schrank öffnen, in die Verpackung hineinschauen und mich voller Vorfreude auf die kommenden Bastelstunden einstellen. Und als dann endlich Weihnachten war, da hab ich das verpackte Modell aufgefetzt und mich riesig gefreut, es jetzt endlich offiziell in der Hand halten zu können.  :D

Hach ja, Kindheitserinnerungen.
Hey liebe Mods, vielleicht ist das einen ganzen neuen Thread wert?  :pffft:
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: ralph21075 in 12. November 2015, 10:16:17
Wir brauchen zwei neue Threads... DDR-/BRD-Modellbauerinnerungen und einen DDR-Bausatz-Contest...  :D :1:

:winken:
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Mini sein Assistent in 12. November 2015, 14:54:04
Super Mustang  :P :P, ich wäre echt froh gewesen, wenn mein erstes bemaltes Modell diese Qualität aufgewiesen hätte...
... und ich hatte Humbrols zu Verfügung, schäm.
Die Geschichte hat mir auch sehr gut gefallen, irgendwie hat ja jeder von uns eine solche Geschichte - schön, wenn diese Modell bewahrt werden  :1:

Zitat von: ralph21075 in 12. November 2015, 10:16:17
Wir brauchen zwei neue Threads... DDR-/BRD-Modellbauerinnerungen und einen DDR-Bausatz-Contest...  :D :1:

Modellbauerinnerungen? Da hätte ich was:
http://www.modellboard.net/index.php?topic=28428.0 (http://www.modellboard.net/index.php?topic=28428.0)

Grüße,
Markus.
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Quinny in 12. November 2015, 17:39:08
Zitat von: ralph21075 in 12. November 2015, 10:16:17
Wir brauchen zwei neue Threads... DDR-/BRD-Modellbauerinnerungen und einen DDR-Bausatz-Contest...  :D :1:

Bei unserem hiesigen Modellbahnladen liegen vor dem Geschäft in Grabbelkisten KP Mig 21 in 1/72. Sollen 5,-€ kosten - unten drauf
steht EVP 6,-irgendwas Mark (OST). Ist das Wucher :woist:? Ich weiss nicht... 6,- Mark Ost = 3,-Mark West = 1,50 € - und trotzdem juckts in den Fingern, der Nostalgie halber....


Grüße, Quinny

Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Hans in 12. November 2015, 19:27:53

ZitatIst das Wucher

Laut Wikipedia lag das Durchschnittseinkommen bei irgendwo über 1200 O-Mark (= 300 Euro) und für 6 O-Mark ( 1,5 Euro) gabs 30 Zigaretten (1,5 Packungen). Jetzt liegt das Durchschnittseinkommen bei 2500 Euro. 30 Zigaretten wohl so um 9 Euro. Da bist du mit 5 Euro Bausatzpreis doch gut dran.

Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Minikette in 12. November 2015, 19:48:23
Tolle Geschichte und vielen Dank für den kleinen Exkurs in vergangene Zeiten. Ein prima Beispiel wie sich die eigene kleine Modellbauwelt verändert hat, durchaus ist zum besseren, durch die Verfügbarkeit der Bausätze, der Farben und der ganzen Zubehörprodukte..........kein Vergleich zu den 70er und 80er Jahren im Osten.....

ABER, bei Benutzung der beiden genannten Substanzen in den alufarbenen Tuben, war man trotz der bescheidenen Umstände und Ergebnisse, in einer total bunten Umgebung, da war sicher ein Prinzip dahinter :D

Gruss Ralf

Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Bromex in 12. November 2015, 19:54:39
@Quinny

Die juten alten KP-Mig 21 ??? Sooo schlecht waren die gar nich. Kann man an dem Angebot evtl. partizipieren :pffft: ???
Ich hab mir in Potsdam im Modelleisenbahnladen die MiG-19 von KP geholt, ooch für´n Fünfer, und ich muß sagen: Da war irgendwas seit der Wende passiert. Entweder hab ich Wieheimer, oder die Tschechen haben die Formen nochmals aufpoliert, hat fast alles gepasst.

In diesem Sinne
Tschaudi
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Bromex in 14. November 2015, 16:47:21
@Quinny

Kann es sein, wir haben den "gemeinsamen" Kopro-Dealer ???  :D
Heute in Potsdam nämlich die tolle Mig-21MF von Kopro für "6,00 Mark" zum "Vorzugspreis" von 5 Euronen erstanden. Paule Händler sagt, er hat die Dinger in Polen Kistenweise für 5 Dampflok-Modelle erworben. Zumindest die Grabbelkisten vor´m Laden sind noch voll mit KP-Schätzchen, MiG-19, MiG-21, Letov S.328 und noch irgendwelche undefinierbare Segelfliegermodele aus polnischer Herstellung.
( Is ja bald wieder Weihnachtsmarkt in Potsdam.... :pffft:

In diesem Sinne
Tschaudi
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Iceman-Pilot in 14. November 2015, 17:12:49
Oh, da werde ich hellhörig. Segelflugzeuge in der Grabbelkiste? Kannst Du bitte mal schau´n, was das genau ist und mir was besorgen?  :winken: Von Leipzig ist es dafür ein bisschen weit  :D

Kaufpreis und Versand zahle ich natürlich  :baby:

Hm, was genau würde mir den gefallen: Bocian, Pirat, Jantar, Puchacz, Junior

Das sind die Polen, die ich geflogen bin und gelegentlich auch noch fliege. Wenn es die geben sollte, nehme ich jeweils einen  :klatsch:


Alex
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Bromex in 15. November 2015, 09:36:35
Kann ja mal gucken, muß nächste Woche sowieso beruflich nach Potsdam.
Aber ich glaube, das waren keine "Orchideen", eher "Unkraut" :7:

In diesem Sinne
Tschaudi
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Russfinger in 16. November 2015, 18:19:35
Wollte mich auch nur kurz melden: Tolle Geschichte!!! :P
Und Dein Modell kann sich durchaus sehen lassen.  :respekt:
War ja abenteuerlichst mit Farbe und Kleber.
Wobei ich als Wessie die KP Modelle auch sehr gern mag. Wobei es auch tatsächlich ein aktuelles Pavala Cockpit Set für die L-29 gibt  8o
(jedenfalls habe ich beides bei mir liegen, Flugzeug und Set) - und in der Packung der L-29 war eine Tube Plastikfix.
EVP 0,40 M. Der Hersteller war der VEB ASOL Chemie aus 113 Berlin.
Der Inhalt hat sich leider im Laufe der Zeit verflüchtigt, sonst hätte ich damit sicher experimentiert.  :D

:winken:

Russie
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Modellbau Atelier in 16. November 2015, 19:20:44
Sieht Nice aus!
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Bromex in 16. November 2015, 19:46:27
Russie
Ne Tube DDR-Kleber im KP-Karton ??? Eher unwahrscheinlich, oder haste die über Dritte bekommen ???
Plastifix war goil: Es klebte alles, nur nich gerade das, was du kleben wolltest! :pffft:

In disem Sinne
Tschaudi
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Russfinger in 16. November 2015, 20:45:43
Ne, die L-29 habe ich mir aus der Bucht gezogen. Die Packung ist jedenfalls mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit prä '89. (Boxart und EVP 4,50) Da hat der Vorbesitzer offenbar einfach die Tube drin vergessen.

:winken:

Russie

P.S: Groupbuild mit alten Ostmodellen? SI! :P :P :P :P

Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Bromex in 17. November 2015, 03:55:27
Iceman-Pilot
Also ich glaube, der "Bocian" könnte dabeigewesen sein.
Ich hab mal bei E.... geguckt, da kommen eigentlich nur "MUCHA", "GIL", "BOCIAN" und IS-1 "SEP" als Maschinen raus. 
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Iceman-Pilot in 18. November 2015, 14:28:35
Ja, hab auch mal bei eBay geschaut. Nur die gewünschten Preise für den Bocian sind mir viel zu hoch.
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: xareo in 18. November 2015, 18:37:53


Wunderschöne Geschichte..ich bin genau so alt wie Du und bin in der Nähe von Leipzig aufgewachsen.Auch ich war oft mit meinen Ellis in der damaligen CSSR.
Ich habe auch Plastikmodelle gebaut ohne Ende,ich hatte alles was es in der damaligen DDR zu kaufen gab.
Die Story mit dem 10 OST Mark Schein ist auch genial.Ich könnte mir vorstellen das der Brief wahrscheinlich nie die DDR verlassen hat.Hätte der Brief denn Revell Briefkasten in der BRD erreicht,könnte ich mir vorstellen das Du vielleicht eine gute Chance gehabt hättest Deinen Tornado zu bekommen......
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Bromex in 19. November 2015, 11:47:35
@Iceman-Pilot
Pech gehabt, nur GIL und SEP :O
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Gun Bucket in 19. November 2015, 19:42:30
Also wenn Deine Ausführungen nicht Leib & Seele vom Modellbau verdeutlichen, dann weiß ich auch nicht weiter ...
Danke für Deine Erinnerungen, Alex :P

Bei mir persönlich passen übrigens der Geruch eines alten Airfixkartons und die Musik der Beatles unweigerlich zusammen ...

Gruß Gareth


Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Iceman-Pilot in 19. November 2015, 20:31:23
@Bromex: trotzdem vielen vielen Dank! :P
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Iceman-Pilot in 20. November 2018, 09:37:30
Vor einiger Zeit habe ich meiner Frau mal von dieser Geschichte erzählt. Sie fand das lustig und sagte, das ich doch einfach mal bei Revell nachfragen sollte. Was ich natürlich gemacht habe, weil: Frauen haben immer Recht  :D

Hier meine Anfrage über das Kontaktformular:

Liebe Modellbauer,

ich weiß nicht, ob Ihr durch Zufall auch manchmal in diversen Modellforen mitlest. Jedenfalls möchte ich Euch gerne eine schöne Geschichte aus meiner Kindheit weiterleiten:

http://modellboard.net/index.php?topic=54788.0

Und eine spannende Frage habe ich. Gibt es bei Euch vielleicht ein Archiv, wo man eventuell schauen kann, ob mein Brief aus der DDR bei Euch 1987/1988 eingegangen ist.

Schöne Grüße aus Leipzig!

Alex W...



Und hier die Antwort:

Sehr geehrter Herr W...,

wir danken Ihnen für Ihre Mail und die darin gestellte Frage. Wir müssen Ihnen zu unserem Bedauern mitteilen, dass wir über einen derart langen Zeitraum unsere Modellbauer-Korrespondenz nicht archivieren. In der damaligen Zeit war es eh sehr problematisch, unsere Bausätze bzw. Ersatzteile in die "DDR" zu versenden. Wir haben uns dabei einiger Tricks bedient, die alleine ein Buch zu schreiben Wert wären. In der Regel wurden Zuschriften aber grundsätzlich beantwortet, aber nie mit Revell als Absender, sondern immer von einer unserer Privatpersonen. Wir erinnern uns natürlich an diese Zeit, jedoch müssen wir heute darüber schmunzeln, damals war das leider nicht so. Wir erinnern uns an Hunderte von Episoden, die damals stattgefunden haben, leider wurde das alles nie archiviert, heute finden diese Erinnerungen nur noch in den Köpfen der damals Beteiligten statt.

Wir wünschen Ihnen auch weiterhin alles Gute und viel Spaß beim Modellbau - Bleiben Sie immer gesund.

Sollten Sie Zeit haben, besuchen Sie doch mal die "modell hobby spiel" in Leipzig Ende September, dort haben wir einen eigenen Stand und stehen auch für "nostalgische Gespräche" gerne zur Verfügung.

Mit den allerbesten Wünschen aus Bünde

Ihre Revell GmbH





Klasse  :klatsch:, die Geschichten würde ich doch gerne hören  :1:


Alex

:winken:
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Hans in 20. November 2018, 09:56:21
Na aber immerhin ist das äußerst bemerkenswert, wie die sich engagiert haben, obwohl das gar kein Markt war. Klasse!
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: somvet0815 in 20. November 2018, 10:58:59
Hallo,

na da fangen meine Augen an zu blitzen! Genau den gleichen Bausatz habe ich damals auch über die CSSR bezogen und natürlich auch gebaut, in der gleichen Bemalung. Und "Man O War" klang einfach mal cool. Ich hatte damals das Glück Revellfarben benutzen zu können. Ein bekannter Modellbauer hatte die damals schon. Das Modell hat sogar eine Ausstellung gesehen. Ich wurde damals, mit noch anderen Modellen, erster in meiner Altersklasse. Das ganze fand natürlich standesgemäß im Kreiskuluturhaus statt :3:.
Meine Mutter hatte damals auch das Glück ihren Vater zu einem runden Geburtstag in Bayern besuchen zu dürfen. Mein Wunsch war eine F-16. An der Grenze, in Schwanheide, wurde der Bausatz dann leider eingezogen und zum Glück an unsere Verwandten zurückgeschickt. Ein paar Wochen später kam er dann per Paket trotzdem in unser Haus. Leider haben beide Modelle die letzten 30 Jahre nicht überlebt.
Als ordentlicher DDR-Modellbauer habe auch ich die gesamte Modellpalette mehrfach gebaut und mit Nitrolack verschönert. Erinnern kann ich mich ganz gut an die KP L-39 Albatross, da sich der Lack so schön in das Plastik eingeätzt hat.
Meine kleine Geschichte ...

Beste Grüße von der Ostsee
Hendrrik
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: Nudel in 01. Dezember 2018, 12:26:27
Hallo zusammen,

da kann ich auch was beisteuern, allerdings nicht aus der Flugzeugbranche:

1986 kam ich mit meinen Eltern auf der Durchfahrt vom Urlaub am Balaton in Prag an. In einem Geschäft entdeckte ich einen gelben Porsche von Revell in 1:25. Mutmaßlich war es dieser hier:

https://www.scalemates.com/kits/176537-revell-h-1407-porsche-carrera-rs (https://www.scalemates.com/kits/176537-revell-h-1407-porsche-carrera-rs)

Da wir als Transitreisende noch genug tschechische Kronen hatten, gab es auch kein großes Theater wegen den hohen Kosten. Zusätzlich konnte ich meinen Vater noch zum Kauf eines ferngesteuerten Jägermeister BMW 3.0 CSL von der jugoslawischen Firma Mehanotehnika überreden (das Auto war ca. Maßstab 1:12 und - wie ich später erfuhr - ein Nachbau von Schuco.)

Beim Porsche paßte dann aber beim Zusammenbau auch nicht alles reibungslos zusammen und so geriet er relativ schnell in Vergessenheit. Bemalt hatte ich ihn damals nicht.

Um 1988 herum entdeckte ich zufällig in einer Mülltonne eine fast komplett erhaltene Karosserie von einem Porsche 935 in 1:12 von Tamiya. Da habe ich kurzentschlossen den ganzen Müll umgekrempelt, um noch die restlichen Teile zu finden.

Dem war natürlich nicht so.... :D

Zu den üblichen DDR-Flugzeugmodellen waren die Autos für mich eine willkommene Abwechslung, die wahrscheinlich auch den Grundstein für meinen Modellbaufimmel gelegt haben.

Gruß
Daniel
Titel: Re: Eine Mustang in der DDR, Revell 1:48
Beitrag von: albatros32 in 19. Dezember 2018, 22:27:07
Leute, ich habe eure Berichte soeben mal "aufgesaugt", tolle Erinnerungen  :1:
Ich (als "Wessi") habe mich in den frühen 80ern für KP Kits in 1/72,und 1/48(1/50) von SMER  Flugzeugen, und russischen Panzermodellen 1/30 begeistert, die es bei uns nicht gab....
Über eine Kontaktanzeige bekam ich die Möglichkeit mit einem Tschechischen Bastler Modelle und Literatur zu tauschen.
Später wurden über ihn auch Sendungen in die DDR weitergeleitet, was wohl "für weniger Aufsehen" bei der "Stasi" sorgte  8)
Bei Tauschgeschäften mit russischen Kollegen erhielt ich ab und an Pakete die offensichtlich geöffnet wurden, dann vom dortigen Zoll in Stoffbeutel genäht und rundum gestempelt wurden!
Sehr gründlich war man bei einem gebauten 1/48er WW1 Flieger vorgegangen.
Diesen erhielt ich mit sauber aufgetrennten Rumpf- und Tragflächenhälften ;
Ob dort Mikrofilme vermutet wurden?