Nieten an Flugzeugen

Begonnen von Wolf, 18. Januar 2005, 22:34:01

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Wolf

Oftmals lassen sich an Modellen größere Spachtel und Schleifarbeiten nicht vermeiden. Neben dem Ziel eine schöne plane Oberfläche zu bekommen gibt es aber auch das Problem dass Gravuren und weitere Details wie Nieten verloren gehen. Natürlich kann man darübe rstreiten ob z.B. Nieten und Gravuren insbesondere bei kleinen Maßstäben Sinn machen, weil sie eigentlich auf das Original umgerechnet imme rzu groß wären aber ich persönlich habe halt lieber Details am Flugzeug, um ihnen mehr "Leben" zu geben.
Wie Gravuren wieder hergestellt werden war ja schon oft Thema. Ich möchte hier jetzt mal kurz zeigen, wie ich Nietenreihen versuche wiederherzustellen.
Die einfachste Methode ist einfach mit einem Mikrobohrer wieder winzige Löcher in das Plastik zu bohren. Nachteil ist, dass es eben nur Löcher sind und nicht wirklich wie Nieten aussehen. Meiner Meinung nach etas besser sieht es aus wenn man sich eine möglichst feine Nadel nimmt, die schräge Spitze glatt abtrennt und dann durch Schleifen das so entstandene winzige Röhrchen anschärft. Damit kann man dann wunderbar in das Plastick stechen, so dass kein Loch entsteht, sondern ein Ring, da ja durch das hohle Röchren in der Mitte ein runder "Stift" stehenbleibt. Leider gibt mein Fotoapparat das fotografisch nicht ganz so gut wieder. Ich habe mal zwei Bilder zusammengefügt um zu zeigen wie das nach dem stanzen und dann nach dem verschleifen aussieht.
in den blauen Rechtecken sind die frisch ausgestanzten Nieten und in den roten sieht man das Ganze nochmal nach dem verschleifen. Die Spitze der Stecknadel dient als Größenvergleich.

 
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Wild Bill

Hallo Wolf,

besten Dank für diesen Tipp, werde ich bei Gelegenheit mal aus ausprobieren.
Wie genau wird die Kanüle geschärft, nachdem man die Spitze abgetrennt hat? Reicht dazu Schmirgelpapier aus oder braucht man auch eine Metallfeile?

Schöne Grüße,

Wild Bill


P.S.: Ich finde es toll, dass Du als erfahrener Modellbauer immer wieder Deine kleinen Kniffe und Tricks verrätst. Ich bin sicher nicht der einzige der davon profitiert. :D
Mach weiter so! :P

Wolf

Die Kanülen sind sehr hart, da ist es schwer sie nur mit Schmirgelpapier zu schärfen. Ich benutze dazu meine Proxxon mit einer kleinen Schleif/Trennscheibe. Mit einer feinen Metallfeile müsste es aber auch gehen.
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polarscout

Murdock hat für die Verschraubnung/Vernietung der Türme seiner Tirpitz Reparaturpaste für Emaille genommen.




ZitatAuf die Tubenspitze kommt einfach eine gekürzte 0,45mm Kanüle und dann kann man schöne, kleine Emaille-Tröpfchen auftragen. Durch den Xylolanteil fressen sie sich etwas in die Kunststoffoberfläche und haften ausgezeichnet.


Vielleicht ist das auch was für Flugzeuge.



:winken: Polarscout

Hans

Für erhabene Rundkopfnieten geht sowas. Alternativen sind auch hier beschrieben:
http://www.landships.freeservers.com/rivets_howtodoit.htm

Rundkopfnieten sind zwar gar nicht mal so selten im Flugzeugbau, wie man meint, aber bei Hochleistungsflugzeugen hat man doch eher mit Senknieten gearbeitet. Und die sind eigentlich als Kreis, mit versenkter Nut, erkennbar, also genau so wie Wolf seine Kanüle einsetzt.

Meine Bedenken gehen eher in die Richtung: WAHNSINN !! Ich fang doch nicht jetzt auch noch an, in 1/72 die Nieten zu setzen! In 1/32 ok, da entwickelt sich bei den Über-Super-Top-Modellen ein Trend, aber 1/72..? Bitte nicht.... 8o

Hans :2:
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Wolf

wie gesagt, eigentlich ist sas auch zu groß für 72. Ist vielleicht auch nicht gedacht ganze Nietenreihen zu setzen sondern einfach nur ein paar Akzente um das Modell zu beleben.
Ich dachte so an maximal 100-200 Nieten pro Flieger :D
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wezman

ZitatOriginal von polarscout
Murdock hat für die Verschraubnung/Vernietung der Türme seiner Tirpitz Reparaturpaste für Emaille genommen.




ZitatAuf die Tubenspitze kommt einfach eine gekürzte 0,45mm Kanüle und dann kann man schöne, kleine Emaille-Tröpfchen auftragen. Durch den Xylolanteil fressen sie sich etwas in die Kunststoffoberfläche und haften ausgezeichnet.


Vielleicht ist das auch was für Flugzeuge.



:winken: Polarscout

Und das funktioniert so mit der Tube und der Kanüle? Habe mir auch schon öfters Gedanken gemacht wie man Spachtelmasse oder Sekundenkleber o.ä. so fein auf das Modell bekommt? Habe zwar schon an ne Kanüle gedacht aber war immer der Ansicht dass es nicht funktionieren würde, da man ja mit der Kanüle vom Revell Contact ja auch nicht unbedingt so feine Nieten hinbekommt. Es ist wirklich so, probieren geht über studieren.

Murdock

@wezman

Das funktioniert aus 2 Gründen.
1.
Die Emaillepaste, die ich benutze ist viel dickflüssiger als Revell Contacta und man muß die Tube etwas zusammendrücken, damit das Zeug durch die Kanüle fließt. Wenn es erst einmal fließt, hört es aber auch eine Zeitlang nicht mehr auf. Der Vorgang läuft so ab: Am Kanülenende bildet sich ein kleiner Tropfen, der langsam größer wird. Wenn ich meine, dass er die richtige Größe hat, nähere ich mich mit der Kanüle dem Bauteil, bis die Unterseite des Tropfen so gerade eben die Oberfläche berührt. Dann ziehe ich die Kanüle zurück, wobei sich der Tropfen löst und auf dem Material liegen bleibt. Danach geht er noch etwas in die Breite, aber die Obeflächenspannung hält ihn zusammen. Wenn man dagegen die Kanüle ganz auf´s Material drückt, so das sie in den Tropfen eindringt, verläuft er beim Zurückziehen zu einem breiten, flachen Klecks.

2.
Die Kanüle ist viel dünner, als beim Revellkleber. Es fließt also sehr viel weniger Material hindurch und man hat genügend Zeit den Vorgang zu kontrollieren. Ich habe mal versucht die Durchmesser zu messen. Die Revellspitze hat eine lichte Weite von ca. 0,55mm und eine 0,45 Kanüle liegt bei ca. 0,2mm. Relevant für die Durchflussmenge sind die daraus erechenbaren Querschnittsflächen 0,950mm² : 0,126mm²=7,56. Wenn man also die gleiche Fließgeschwindigkeit unterstellt (Viskositätsunterschiede, Kapillardruck und andere Beiwerte mal außen vor lassen) fließt beim Revellrohr pro Zeiteinheit ca. 7,5x mehr  Flüssigkeit durch, und der Tropfen ist fast 3x breiter als bei der Spritzenkanüle.  Wenn man allerdings eine ausreichend kohärente Flüssigkeit/Paste nimmt ( die also ihre Tropfenform behält) kann man damit auch Nieten machen, die aber entsprechend dick sind.

:winken: Murdock

Hans

ZitatQuerschnittsflächen 0,950mm² : 0,126mm²=7,56. Wenn man also die gleiche Fließgeschwindigkeit unterstellt (Viskositätsunterschiede, Kapillardruck  


Wenn ich das Zeug bei einer Innentemperatur von aktuell 21,1° C verwende und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 52%, bei einem Luftdruck von 623 Hectopascal, einem Taupunkt von 6,5° C und einer Windgeschwindigkeit von 18 Knoten aus Nordwest, geht das dann auch, wenn ich dabei eine Tasse Kaffee trinke? ( Nescafe, 2Löffel, Wasserhärte 3, plus ca 35 ccm Rindermilch, pasteurisiert)??

Hans

P.S. Das Wort Kapillardruck gefällt mir besonders :D
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Murdock

@Hans

Nur kurz zu meiner Ehrenrettung, damit Du mich nicht für total abgedreht hältst. Ich niete natürlich keine 1:72 Flieger nach. Mir gehts um etwas Struktur auf großen, gatten Flächen. Konkret :

Bei der 38cm-Türmen der Tirpitz sind es Schraubenköpfe mit einem Echtdurchmesser von  geschätzten 20 cm. Maßstäblich verkleinert müßten sie 0,35mm haben. Das habe ich aber nicht geschafft. Ich liege irgendwo zwischen 0,5mm und 1,0 mm.

Dann werde ich noch den Rumpf der Flower-Class Corvette damit verzieren. Da liegt der Originalniet bei 60mm-70mm und mit 1mm Tropfen im Maßstab 1:72 liege ich schon voll im Zielkreis. Authentischer will ich überhaupt nicht sein.

Das alles mache ich nur, um zu verdeutlichen, das diese Flächen nicht geschweißt, gespachtelt,geklebt oder tiefgezogen waren, sondern (auch) durch Schrauben und Nieten zusammenhielten. Exakte Anzahl, Form oder Abstand sind für mich dabei nicht wichtig.

Ergo: Alles normal, kein Wahnsinn.   :D

Bei Wolf ist das natürlich ganz anders. Er nietet Flugzeuge.    X(


 :winken: Murdock


PS: Kommst Du nach Wilnsdorf ? Ich bringe dann ein paar Tabellen, Materialdatenblätter und Klimatabellen mit.  Das wird dann ein lustiger Sonntag :D  :tongue:  :3: