UPDATE 29.08.17Guten Morgen
Wie versprochen jetzt noch der letzte Teil des Updates. Der Weichen Bau.
Ursprünglich habe ich versucht die Anlage durchgehend mit ROCO Line Gleisen zu Planen. Im Laufe der Jahre habe ich von diesem Gleis eine doch recht beachtliche Menge angesammelt, wenn auch nicht genug für die komplette Anlage, und es war nahe liegend es auch für die sichtbare Ebene zu verwenden.
Aber schon bei der Planung bin ich recht schnell an Grenzen gestoßen. Grund war die feste Geometrie der Weichen beim ROCO Line System.
Bei den Standard Weichen gibt hier nur 2 gerade Weichen mit 15° bzw 10°, und 3 Bogenweichen mit den Radien R2/3, R5/6 und R9/10, wobei die R2/3 aufgrund des von mir gesetzten Mindestradius von 420mm schon von vornherein ausscheidet.
Die Weichen sind nicht flexibel, ein anpassen ist nicht möglich.
Wenn man sich meinen Plan anschaut, stellt man recht schnell fest, dass es fast keine komplett gerade Weichen gibt.
Das ist ganz einfach dem zur Verfügung stehendem Platz geschuldet. Im Vorbild würde ein so großer Bahnhof niemals an einer Einfahrt mit einem derart "geringen" Radius liegen. Hier gehe ich bewusst einen Kompromiss ein, um die gewünschte Szenerie unter zu bringen.
Das wäre mit den ROCO Gleisen so nicht möglich gewesen.
Mir waren Weichen Bausätze schon bekannt, und die Aussicht auf Selbstbau hat mich nicht abgeschreckt, also habe ich mich nach einer Alternative umgesehen.
Es mag hier noch mehr Hersteller geben, aber für mich standen 2 Systeme zur Auswahl.
Zum einen
"Mein Gleis" von WEINERT und das
TILLIG Elite System.
"Mein Gleis" von WEINERT ist mit Sicherheit an Vorbild-Nähe kaum zu Überbieten, und auf einer kleineren "echten" Modellbahn, also nicht für den Spielbetrieb ausgelegten Anlage, hätte ich mich wahrscheinlich für dieses Gleis entschieden.
Im Endeffekt habe ich mich aber wegen dem Preis für TILLIG entschieden.
Ein Weichen Bausatz von WEINERT kommt auf ~€50,-/Weiche, bei TILLIG ~€20,-/Weiche (jeweils OHNE Antrieb). Das macht bei etwa 30 Weichen fast €1000,-(!) Preisunterschied. Das würde einfach das Budget sprengen.

Also TILLIG.
Geplant wurden die Weichen direkt in
SCARM, mit der Funktion "Flexgleis formen".
Dazu war nur etwas Rechenarbeit notwendig.
Bekannt ist die "gerade" Länge der Weiche. Je nach Weiche 228mm, 284mm, 361mm oder 389mm
Außerdem der Radius. Der ergibt sich aus dem Gleisplan.
Benötigt wird der Winkel.
Mit der Kreisbogen Formel, umgestellt auf den Winkel, ergibt sich:
(Länge x 180)/(Pi x Radius)
Als 1:1 Druck sieht das dann so aus:
Vor dem eigentlichen Bau noch eine kurze Erklärung aus welchen Teilen so eine Weiche überhaupt besteht, damit man weiß wovon ich spreche.
- Der Weichen- oder Schwellenrost liegt zu unterst und hält alle Teile der Weiche mit den Kleineisen an Ort und Stelle
- links und rechts außen liegen die beiden Außenschienen (Backenschienen)
- unten beginnend zwischen den Außenschienen, liegen die beiden Weichenzungen. Sie sind über die Stellschwelle (Zungenverschluss) miteinander verbunden und sind beweglich.
- die Weichenzungen gehen, isoliert, über in die Flügelschienen. Warum isoliert, dazu komm ich noch.
- in der Mitte, am oberen Ende, liegen die beiden Endschienen. Sie bilden gemeinsam die Herzstück-Spitze.
- Der Bereich wo Flügelschienen und Herzstück-Spitze zusammen kommen, wird als Herzstück bezeichnet
- zu letzt noch links und rechts der Flügelschienen, knapp an den Außenschienen, die beiden Radlenker.
Und nun geht's ans Bauen!
Die Anzahl der Bauteile ist recht überschaubar.
- Schwellenrost
- Außenschienen
- Weichenzungen
- Flügelschienen
- Endschienen
- Radlenker
- Neusilber-Streifen
- Schienen- und Isolierverbinder
- Spritzguss-Rahmen mit Stellschwelle und Kleinteilen für die Gestaltung
Es hat sich als hilfreich erweisen, sämtliche Schienenprofile VOR dem Einbau von der Brünierung an deren Unterseite, mit einem Glasfaser Radierer zu befreien. Das erleichtert die späteren Lötarbeiten.
Als erstes habe ich den gedruckten Plan auf eine gerade Sperrholzplatte geklebt.
Dann werden die Neusilber-Streifen in den Schwellenrost eingefädelt. Sie verbinden jeweils linke und rechte Außenschiene/Weichenzunge, die beiden Flügelschienen und die beiden Endschienen, leitend miteinander.
Bei einer (relativ) geraden Weiche, wie in diesem Fall, können nun schon die beiden im richtigen Radius vor gebogenen Außenschienen in den Schwellenrost eingefädelt werden.
Danach habe ich die Weiche auf dem Ausdruck fixiert.
Jetzt kommen die beiden Endschienen und die beiden Flügelschienen. Hier ist auf die richtige Position der Herzstück-Spitze zu achten.
(Hier ist mir ein kleiner Fauxpas passiert. Die beiden Flügelschienen habe ich verkehrt herum eingefädelt. Das lange Ende gehört zur Seite der Weichenzungen. Ich habe es zum Glück noch bemerkt und korrigiert. Nur am Bild sind sie noch verkehrt herum

)
Nun wird die Stellschwelle ins Stellfach (eine Ausnehmung in Schwellenrost) eingeschoben.
Die beiden Weichenzungen müssen noch in der Länge gekürzt, und am Ende der Stellschwelle ein 90° Haken gebogen werden. Dann werden auch sie in den Schwellenrost eingefädelt und mit dem Haken in die Stellschwelle eingehängt.
Außerdem werden noch die beiden Radlenker, sie sind aus einem Kunststoff Schienenprofil, in die Kleineisen eingefädelt.
Bevor ich die Weiche vom Baubrett abgenommen habe, habe ich sie noch mit dem Fön erhitzt. Dadurch bleibt der Schwellenrost, relativ stabil, in der gewünschten Form.
Zum Schluß habe ich an der Unterseite noch ein paar Lötarbeiten gemacht.
Um die kontaktsicherheit zu erhöhen, habe ich die Neusilber-Streifen mit der Unterseite der Gleise verlötet. Im gleichen Arbeitsgang können auch gleich die Drähte für die Polarisierung des Herzstücks und der Fahrstromversorgung angelötet werden.
Ich habe zusätzlich die Herzstückspitze von unten verlötet und gleich noch eine leitenden Verbindung zu den Flügelschienen hergestellt.
FERTIG!
Für die erste Weiche habe ich etwa 40min gebraucht. Inzwischen schaffe ich es in rund 20min.
Aber es wäre ja nicht ich, wenn ich nicht eine kleine Fleissaufgabe gemacht hätte!

Es gibt bei den TILLIG Weichen Bausätzen eine alte und eine neue Version. Erkennbar an der Artikel-Nr. Z.B. bei der EW3 Alt: 85450, Neu: 85451
Ich habe um €7,-/Stk 9 lange EW3 bekommen. Da konnte ich nicht widerstehen.
Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch die Ausführung der Flügelschienen.
Bei der neuen Version, als der oben gezeigten, sind die Flügelschienen aus Metall. Das Ende zur Weichenzunge ist je nach Weiche zwischen 14mm und 17mm von der Herzstückspitze entfernt. Sie sind durch ein spezielles Kleineisen am Schwellenrost von der Weichenzunge isoliert.
Bei der alten Version sind die Flügelschienen nicht als separates Teil ausgeführt. Hier geht die Weichenzunge bis fast an die Herzstück-Spitze durch. Das andere Ende ist aus Kunststoff direkt am Schwellenrost angespritzt.
Hier mal ein Bild um das zu verdeutlichen.
Links neu, rechts alt:
Das ganze hat einen Haken.
Bei der alten Version kommen sich die beiden Weichenzungen und die Herzstück-Spitze recht nah. Die Weichenzungen sind gleich polarisiert wie die Außenschienen. Die Endschienen müssen über ein Relaise o.Ä. zwingend
Polarisiert werden (das gilt auch für die neue Version). Also die Polarität entsprechend der Fahrtrichtung ändern.
Im ungünstigsten Fall kann hier nun im Bereich des Herzstücks, z.B. durch etwas breitere Radsätze von älteren Modell, ein Kurzschluss entstehen.
Mit etwas Basteln lässt sich dieses Problem aber recht einfach beheben.
Ich zeige das mal am Beispiel meiner ersten Bogenweiche.
Angefangen habe ich gleich wie bei der oberen Weiche.
Also Plan auf's Baubrett, Außenschienen vorgebogen und eingefädelt, und dann den Schwellenrost am Baubrett fixiert.
Hier habe ich den Schwellenrost gleich mit dem Fön erwärmt. Dadurch liegt er für die weiteren Schritte schöner am Brett.
Danach kamen die beiden Endschienen. Hier sieht man nochmal recht gut die "Kunststoff-Stummel" der Flügelschienen.
Nun habe ich mir aus Gleisprofil Abfall die Flügelschienen geschnitten und vor gebogen.
Jetzt habe ich die angedeuteten Flügelschienen entfernt und sauber verschliffen.
Als nächstes habe ich einen Isolierverbinder so gekürzt, dass er genau zwischen die Schwellen passt.
Diesen dann auf die neue Flügelschiene aufgesteckt und das ganze dann mit CA-Kleber an der richtigen Stelle positioniert.
Jetzt noch die Weichenzunge entsprechend abgelängt, in den Schwellenrost eingefädelt, und über den Isolierverbinder mit der Flügelschiene verbunden.
Das gleiche wurde natürlich auch auf der zweiten Seite gemacht.
Die restlichen Arbeiten wie das Einhängen der Stellschwelle und der Radlenker, ist gleich wie bei der neuen Version.
Und auch hier habe ich wie oben die elektrischen Verbindungen und Kabel angebracht.
Und so sehen zwei aufeinander folgende Selbsbauweichen (am Baubrett) aus.
Sie sind inzwischen auf ihrem Platz, und soweit als möglich getestet. Passt!

So, das war's mal mit den Update's.
Aktuell habe ich 3 Baustellen um die ich mich kümmern muss.
Zum Einen warte ich auf die von Christian (AnobiumPunctatum) angesprochen Kleineisen (Schienenfüßchen). Hier möchte ich bei den Modulübergängen noch etwas nacharbeiten.
Zum Anderen bin ich gerade dabei den 9-ständigen Ringlokschuppen (
FALLER 120177) zumindest soweit fertig zu stellen, dass alle Abgang Gleise der Drehscheibe fixiert und angeschlossen werden können.
Und dann ist da noch die Digitalisierung der Drehscheibe.
Dazu müssen aber zumindest die Abgänge fertig sein.
Mir wird jedenfalls nicht langweilig!

Lg
Philip