Erfahrungen mit Einatmen giftiger Dämpfe

Begonnen von cc-net, 12. Januar 2004, 13:42:32

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cc-net

Hallo,

tja, ist mein erstes Posting hier im Board. Ich schieb's einfach mal in dieses Topic, da es hier am Besten aufgehoben sein wird (Airbrush, Farben, etc).

Vor zwei Wochen hat mich mal wieder seit meiner Jugend das Bastelfieber gepackt. Schnell ein paar Utensilien gekauft (Kompressor, Airbrush, Reiniger, Email-Farben, etc.). Wo aber nun spritzen? Draußen war es zu kalt und in der Wohnung ist es auch nicht gut. Also in den Keller. Leider habe ich dort nur ein kleines Kellerfenster (Standardteil mit Gitter). Dort habe ich einen Ventialtor stehen, der Frischluft in den Raum befördern soll. Dann habe ich mir eine Schutzmaske mit Faktor 2 gekauft, um den Nebel zu filtrieren. Die ersten Tage waren problemlos. Am Schlimmsten ist jedoch das Reinigen der Pistole mit diesem höllischen Airbrush-Clean von Revell. Am Samstag hat es mich dann auch richtig erwischt. Nach einer 1-Stündigen Sprühorgie und anschließendem Reinigen habe ich mich nicht wohl gefühlt und merkte, dass mir schwindelig wird.  Ich merkte, dass ich plötzlich nicht mehr das Reinigungszeug roch - selbst wenn ich mir kurz die Dose vor die Nase hielt (ohne Maske). Tja, als ich wieder in der Wohnung war, war mir ziemlich schwindelig, und ich war hundemüde. Abends bekam ich extreme Stimmungsschwankungen mit Gereiztheit und leichten Angstzustände. Gestern war es immer noch da und ziemlich heftig. Erst gegen Abend legte sich das Ganze. Meine Haut im Gesicht war ziemlich gereizt und gerötet. Heute geht es mir wieder besser. Ich habe nur noch minimal Schwindel, ein wenig kraftlos und habe eher das Gefühl, dass ich nun eine Erkältung bekomme. Atemnot, Nasenbluten, Nierenschmerzen hatte ich zum Glück nicht bekommen, weshalb ich vorerst mal auf einen Arztbesuch verzichtet habe. Ich habe das Rauchen total eingeschränkt und trinke extrem viel Wasser, um den Körper durch den vermehrten Harndrang besser zu entgiften.

Mich hat das gelehrt, dass es wirklich extrem gefährlich sein kann. Als Konsequenz habe ich diese Farben und den Reiniger (beides Revell) verbannt und steige um auf Acryl und dest. Wasser. Dazu habe ich noch eine AC 10 Absauganlage mit Kohlefilter bestellt. Ebenfalls werde ich mich nicht mehr nur im Keller aufhalten, sondern meine "normalen" Aktivitäten (kleben und pinseln) in der Wohnung bei guter Durchlüftung durchführen. Habe soeben mal diesen Airbrush-Clean aus dem Keller geholt und nachgeschaut, was da drinne ist, falls ich doch zum Arzt gehe. Es ist eine Schande, dass nichts auf der Dose steht. Wie soll hier ein Arzt reagieren können, wenn die Inhaltsstoffe unbekannt sind? Naja, wahrscheinlich wurde die Brühe aus stinknormalen Substanzen hergestellt, die man in jedem Baumarkt / Apotheke für weniges Geld bekommt und selbst herstellen kann. Das versucht Revell anscheinend zu verschleiern und verdient gut an einem Literpreis von ca. 18 EUR... :2: :2: :2:

Welche Erfahrungen habt ihr schon mit giftigen Substanzen im Modellbau gehabt? Und wie lange braucht der Körper, bis er sich wieder vollends erholt hat?

Viele Grüße

cc-net

Hans

Wegen Dauerschäden brauchst Du Dir keinen Kopf machen. Nieren und Nerven werden dauerhaft 'nur' beim häufigen Kontakt geschädigt.

Falls Du jetzt auf andere Farben umsteigst: Tamiya und Gunze sind nur behelfsmäßig mit Wasser verdünnbar, besser sind Alkohole ( Isoprop oder Spiritus). Und bei zu hoher Luftkonzentration ist das Zeug auch nicht bekömmlich, ist aber weniger giftig. Unnötiges Vernebeln sollte man so oder so vermeiden.

Die Frage, ob eine Aktivkohlemaske hilft, kann man schon mit ja beantworten. Solange man sie auf hat. Das Beste scheint mir einfach die Spritzkammer zu sein, mit Aussenwandanschluß ( = Kellerfenster). Keramh bietet hier im Board zu Selbstkostenpreisen eine fertige Spritzkabine an, die nur zusammengeschraubt werden muss. Schreib ihm eine Mail oder PN, er sagt Dir dann den genauen Preis. Bei Deinen Belüftungsmöglichkeiten die beste Alternative, denke ich.

Grüße
Hans
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

cc-net

Hallo Hans,

danke für deinen Beitrag. Ich denke auch, dass der Körper robust genug ist, dies einmal zu überstehen. Auf der Dauer hin macht man so seinen Körper kaputt (Langzeitschäden). Wo der meiste "Schmutz" entsteht, ist beim Reinigen. Schließlich blase ich dabei 2 Ladungen von dem Reiniger in eine Damenbinde. Da ich ja auch schauen muss, ob das Sprühbild nun frei von Restfarbe ist, lässt sich Nebel nicht ganz vermeiden. Das Zeug hat halt auch ziemlich meine Haut angegriffen. Ja, eine Absauganlage muss ins Haus, daher die kleine AC-10, die ich notfalls auch mal in die Wohnung nehmen kann. Die von dir benannte Abzugsanlage habe ich hier schon gesehen, ist aber eine Nr. zu groß für mich. Noch mal zum Reinigen: Ein Bekannter von mir arbeitet nur mit Acrylfarben (Tamiya). Er reinigt seine Pistole sofort nach Gebrauch mit Wasser und wenig Spüli und spült diese zum Schluss mit klarem Wasser durch. Ab und an wird diese komplett mit Isopr. gereinigt, um Reste zu entfernen. Zum Verdünnen nimmt er dest. Wasser, wobei mich das Resultat überzeugt. Lediglich bei Mattfarben greift er auf Alkohol zurück. Das klingt IMHO weniger gesundheitsschädlich. Eine Maske mit Carbon-Filter werde ich mir ebenfalls zulegen. Hoffentlich bin ich morgen wieder fit, habe einen sehr wichtigen Termin. Nicht das die denken, ich wäre Alki, weil ich rote Placken ("Weinblumen")im Gesicht habe :O

Grüße

cc-net


Wolf

die Frage ist nur, ob Du mit de AC10 viel Freude haben wirst, denn für solche Sprühorgien ist dies eigentlich nicht geeignet. Das schafft die Volumenmäßig nicht. Vielleicht solltest Du Dir auch angwöhnen die Spritzpistole nicht in solchen Mengen zur Reinigung durchzupusten, sondern diese lieber zerlegen und mit einem Wattestäbchen und Küchenpapier reinigen.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Spritti Mattlack

Nicht böse sein, aber:

Das klingt ja, als hättest Du Dir das Zeug (wie auch immer die Inhaltsstoffe nun genau sind), direkt in den Hals gesprüht.

Mensch, hast Du da nicht einige Anzeichen übersehn, das es gleich zu derartigen Vergiftungserscheinungen kam.

Gut finde ich auch, das Du das rauchen eingeschränkt hast;)


Bei den ''Nebenwirkungen'' würde ich mit Sicherheit mal zum Arzt gehen!

Grüsse

Spritti :winken:
A man who is tired of Spitfires is tired of life

RAPTOR

Hallo cc-net,

also ich arbeite seit Jahren nur mit dem Revell Airbrush-Clean und hatte bis jetzt nicht die geringsten Probleme damit, und ich lackiere sehr viel. Und nein, ich lackiere nur im Keller, kleines Kellerfenster, keine Kabine oder Abzug, nur eine Maske mit Filter für organische Dämpfe. Und ich rieche nicht das geringste vom Reiniger durch die Maske.

Ich würe mal eher darauf tippen, daß Du nicht 'vergiftet' wurdest, sondern das Du einfach mal allergisch auf den Reiniger reagierst. Das ist schon daran zu merken, daß Deine Haut gerötet und gereizt war. Ich würde trotzdem mal Deinen Arzt befragen, das der eventuell mal einen Allergietest mit dem Zeug bei Dir durchführt.

Trotzdem gute Besserung, auf das Du Acrylfarben besser verträgst.

Alex

PS: Revell hat sogar schon die Zusammensetzung des Reinigers geändert. Vor einigen Jahren war das Zeug wesentlich schärfer. Und wenn ich mal fragen darf, wo bezahlst Du 18 Euro für den Reiniger? Der kostet regulär 7,99 Euro.
alias

The Great Gonzo

cc-net

Hallo,

danke für eure Antworten. Ich vermute eher, dass mir das Zeug ein wenig auf die Maske gespritzt ist, und ich es dann 30 Minuten eingeatmet habe.

So, wegen der Abzuganlage. Ich habe die AC-10 abbestellt und mir soeben sämtliche Teile für den Selbstbau ("Grobbasteling" :1: ) gekauft. Beim Praktiker hat mich das genau 73 EUR inkl. Dunstabzugshaube, Holz, Schrauben, Schlauch, Filter, Silikon und Plexiglastüren gekostet. Da kann man nicht meckern, und für den Rest bekomme ich genug Acryl-Farbe.

Kann ja mal ein Bild posten, wenn die Anlage fertig ist.

Bis dahin.

Carsten (cc-net)

panzerchen

auch Farbnebel der wasserverdünnbaren Acrylfarben sollte man tunlichst nicht zu viel einatmen-->die verkleben die Bronchien.

Aber es gibt ja wohl ausreichend viele harte Männer, die das Alles nicht juckt.
Thai-boxer erfreuen sich mit Kampftrinken von Kerosin-->kann man auch machen.

Hans

Also ich hab' auf die Lösemittel meiner Enamel-Zeit auch nicht sonderlich gut reagiert. Hautkribbeln und Magenbeschwerden, allerdings nicht mit solchen Sensationen wie cc-net es erleiden musste. Ich habe mich allerdings bemüht, keine solchen Nebelorgien durchzuziehen.

Ich hatte eine alte Plastikflasche, 1 liter, ehemaliges Terpentinersatzgebinde. Dort hinein habe ich alle Durchspül-, Aussprüh-, Leersprühaktionen durchgeführt. Pistolenmündung in die Flaschenöffung, Öffnung noch mit Papiertuch restabgedeckt und zack die 2.5 bar drauf. Das hat den Sprühnebel beim Reinigen etc. fast auf Null gestellt. Und gleichzeitig das Zeug gesammelt, um es zum Sondermüll zu bringen.

Als Maske hatte ich deshalb auch nur eine OP-Maske ( "Modell Schwester Hildegard"), nur um die Farbpartikel abzuhalten.

Grüße
Hans
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Gast

cc-net, das hört sich wirklich wie weiter oben gesagt nach einer allergischen Reaktion an, ich würde das sicherheitshalber auf jeden Fall mal dem Hausarzt erzählen. Besonders dass deine Gesichtshaut so gereizt und gerötet war gibt mir zu denken.

Die Tipps von Wolf und Hans sind auch auf jeden Fall eine Überlegung wert, ich nehme nach dem Airbrushen von Enamels zum Durchblasen der Pistole auch nur so geringe Mengen Terpentinersatz wie möglich.

Der Tipp mit der Plastikflasche ist auch sehr gut, ich verwende etwas ähnliches, eine Art Reinigungsstation von Gunze. Funktionert im Prinzip nicht viel anders als die Plastikflasche von Hans. Ist ein Glasbehälter mit Deckel, der Deckel hat zwei Öffnungen. In die eine wird mit der Airbrush das Reinigungsmittel gesprüht, die andere Öffnung hat einen Filter und ist dafür zuständig, dass beim Hineinsprühen die Luft herauskann. Geht aber mit der Flasche auch sehr gut, zumal dieser Behälter im Reinigungsset mit verschiedenen Bürsten zur Reinigung knapp 30 Euro kostet, also ist die Frage, ob sich das unbedingt lohnt. Aber ich habe dieses Reinigungsset mal geschenkt bekommen, also musste ich nicht nachdenken, ob sich die Investition unbedingt lohnt ;)

cc-net

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Erfahrungsberichte und Tipps. Das alles sollte jetzt der Vergangenheit angehören, da meine Abzuganlage fertig ist und einwandfrei funktioniert. Jetzt ist nur noch ein Geruch wahrnehmbar, als stände ein Döschen Enamel-Farbe offen wenn ich mit dem Pinsel arbeite. Absolut erträglich :P

Viele Grüße

Carsten

ana-lüse

Hi Carsten,

wenn das alles nix hilft gibts auch noch Atemmasken mit Frischluftzufuhr - ein Freund von mir hat eine Sandstrahlerei wo er solche Masken einsetzt.
Allerdings stell ich mir das schon etwas seltsam vor wenn man an einer 1/72 Bf109 mit so ´nem Teil rumhantiert. Andererseits - Hauptsache dicht.

Gruß, Sascha :winken:

cc-net

@Sascha:

Wäre auch 'ne Idee gewesen, aber das endet dann irgendwann einmal mit einem Kosmonautenanzug... :D

Spaß beiseite, mit den jetzigen Geruchsentwicklungen bin ich vollends zufrieden. Trotzdem ziehe ich noch eine Atemmaske mit Faktor 3 beim Sprühen an - ebenso eine Schutzbrille. Gut, dass mir das so heftig passiert ist. Wäre dem nicht so, hätte ich das wohl jahrelang so gemacht. Tja, und dann wäre vielleicht der Tag gekommen, an dem sich die Langzeitschäden rächen.

Gruss

Carsten


Jay

@cc-net

Kannst Du mal ein Bild/Bauplan der Absauganlage posten?
Wäre nett.

Gruesse

Jay

cc-net

@Jay:

Mache ich morgen. Schau mal gegen Abend in diesen Thread rein. Ist eigentlich eine total einfache Sache.

Gruss,

Carsten