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Fokker E.III, Aurora, 1:48

Begonnen von Taffy, 16. Juni 2025, 04:31:21

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Taffy

- Vorbemerkung -
Das nachfolgend beschriebene Modell erhebt nicht den Anspruch auf historische ,,Richtigkeit" in der Darstellung, der Wahl der Farben und der Ausführung. Ich greife zwar auf Begleitliteratur zurück, soweit sie mir vorliegt, studiere aber nicht in die Tiefe jegliche Bauausführung oder technische Details. Ich baue lediglich aus Spaß an der Freude.

Der Fokker E.III ist mein erstes Flugzeugmodell im Maßstab größer als 1:72, aufgebaut aus dem Bausatz des US-amerikanischen Herstellers Aurora im Maßstab 1:48. Der Bausatz stammt aus dem Jahr 1972.

Auslöser war, dass ich mich an einem von amerikanischen Modellbauern ausgerufenen sogenannten ,,group build" zum Thema Aurora Kits beteiligt habe.
Der Rahmen des group build war sehr weit gefasst: man konnte jedes Modell des US-amerikanischen Herstellers Aurora, sowie die nach Schließen des Unternehmens unter anderen Labeln weitergeführten Modelle in jeder beliebigen Ausführung, also original, gesupert, oder umgebaut bauen.

Natürlich gibt es in 1:48 aktuellere, maßhaltigere und viel detailliertere Bausätze, aber mir haben es die alten Kits einfach angetan.
Als also der in der ,,Collector´s Series", das heißt, mit einem einfachen tiefgezogenen Display versehene, Aurora-Bausatz im Netz an mir vorbeigesegelt kam, kannte meine arme Modellbauerseele kein Halten mehr, der Finger wanderte wie von selbst auf den ,,Kaufen"-Button, zumal der Fokker E.III schon in meinen ganz frühen Modellbautagen einmal im Maßstab 1:72 zu mir gefunden hatte....

Die Boxart gefiel mir gut:



Der Bausatz besteht neben dem genannten tiefgezogenen Display aus schlanken 23 Teilen, wobei ausgerechnet das wichtigste, Teil 23, fehlte (Dazu später mehr).
Ideal also, um die Anzahl der Teile durch Scratchbuilding zu vermehren!
Dass der Maßstab des Bausatzes etwas größer als 1:48 ist: geschenkt.
Mir fällt das später beim fertigen Modell nicht auf. Ich war also recht angetan.

Als erstes habe ich mich mit dem Cockpit beschäftigt und die seitlichen Cockpit-Wände mit Stoff verkleidet, dann den Rohrrahmen aus 0,8mm-Edelstahldraht nachgeahmt und etwas der inneren Verspannung angebracht. Ein Höhenmesser und die an der rechten Seite angebrachte (Öl-? Benzin-?) Pumpe samt Leitung wurden ergänzt.






Den für das Bausatzalter nicht schlecht detaillierten Motor habe ich lackiert und gewasht...



...die beim Original möglicherweise so nicht vorhandenen Ölleitungen habe ich dennoch mit Kupferfarbe betont, einfach, weil es unter der Motorabdeckung besser aussieht.
Hier ein Bild mit dem Propeller, von dem ich gelesen hatte, dass er bei diesem Baumuster oft dunkel lackiert war:



Den Rumpf zusammengebaut und zusammen mit den Flächen lackiert, es war dies mein erster größerer Versuch mit Abkleben, Airbrush, Shading.
Na, ja, mit etlichem Nacharbeiten war ich irgendwann an dem Punkt zu sagen: jetzt bleibt es so.
Ich habe dazu gelernt, auch was den Einsatz verschiedener Farben angeht und ich hoffe, die Fehler beim WnW-Bausatz des Fokker E.II, den ich von einem Freund geschenkt bekam, nicht erneut zu machen (ein weiterer Grund, warum ich mich erstmal an dem Aurora-Kit versucht habe...).



Die originalen Decals waren nicht vergilbt und fanden Verwendung, natürlich nicht, ohne sie für den Fall der Fälle vorher eingescannt zu haben. Sie waren zwar ein wenig fragil, ließen aber mit sich reden und fanden ohne zusätzliche chemische Hilfsmittel ihren Platz. Glück gehabt!
In den Bausatzteilen sind die Balkenkreuze mit einer erhabenen Kante an ihrem Rand eingeprägt. In der Annahme, die Decals würden darauf exakt passen, habe ich diese Kanten nicht entfernt – ein Fehler, den ich nicht ein zweites Mal machen werde!

Die Tragflächen waren schnell befestigt, das Fahrgestell passte leidlich gut. Die Passungen sind natürlich oftmals nicht so exakt wie bei einem modernen Bausatz. Die Räder sind etwas zu klein.
Die Struktur von gebürstetem Aluminium auf der Verblechung habe ich mit dem Pinsel auf eine Grundschicht Chromlack aufgemalt. Leider habe ich erst danach gesehen, dass WingNutWings in der Bauanleitung des Fokker E.II ein anderes Vorgehen empfiehlt, nämlich erst den dunkleren Lack aufzutragen und dann mit hellerer Farbe die Spuren der Zopfbürsten aufzumalen, mit denen das Aluminium des Fokker bearbeitet wurde. Wenn ich irgendwann den WnW-Bausatz anfange, werde ich das auch so machen. Trotzdem, das Ergebnis war auch so nicht ganz so schlecht.
Hier hat der Fokker testweise auf dem Display Platz genommen und mit diesem ging es dann auch als nächstes weiter.



Das sehr dünne und fragile tiefgezogene Display habe ich zunächst mit der Schere in der Höhe gekürzt, dann eine passende Sperrholzplatte ausgesägt, auf die ich das Tiefziehteil aufgeklebt habe, nicht ohne es vorher mit Sperrholz soweit zu unterlegen, dass es auf Dauer nicht einsinkt.
Die Oberfläche des Display habe ich mit einer sehr dünnen Schicht Sprühkleber als Haftvermittler eingesprüht, der Rand wurde mit der Sprühdose matt schwarz lackiert, die angedeuteten Steine in verschiedenen Grautönen und der Baumstamm in verschiedenen Brauntönen lackiert.
Nach meinen ersten Gehversuchen mit dem aus einer elektrischen Fliegenklatsche selbstgebauten Applikator für statisches Gras habe ich dies hier auch wieder angewendet und das Gras auf die übliche Mischung aus mit Wasser verdünntem Weißleim aufgetragen.
Das ist das Ergebnis:



Teilweise glänzt der Lack, den ich für die Steine verwendet habe, auf dem Foto noch etwas, mit einer Schicht mattem Klarlack aus dem Revell-Döschen habe ich da später noch Abhilfe geschaffen.

Nun konnte ich mich wieder dem Fokker, und zwar mit dem Thema Verspannung widmen. Ich habe auf der Unterseite begonnen, um zu üben, verwendete 0,2mm starken elastischen Faden, Spannschlösser von Gaspatch sowie selbst gebastelte Teile aus Draht und Polystyrene, wo die Detaillierung des Aurora-Kits nicht ausreichte.
Das Ausrichten der Spannschlösser empfand ich als schwierig, denn das 3D-Druckmaterial, aus dem sie bestehen, ist sehr spröde, so dass ein nachträgliches richten nicht möglich ist. Wie ich leidvoll erfahren musste, bricht das Material nämlich quasi schon beim feste anschauen. So musste ich die Befestigungslöcher schon im richtigen Winkel schräg anbohren, was nicht bei allen richtig geklappt hat.



Da der Flieger nun schon auf dem Kopf lag, habe ich den einfach gehaltenen Hecksporn mit Drahtmaterial weiter verfeinert. Die sehr breite, nicht originale Aufstandsfläche habe ich jedoch absichtlich so belassen.



Ich hatte gelesen, dass beim Original das austretende Motoröl den Stoff der Rumpfunterseite nach und nach durchfeuchtet hat, dies habe ich versucht, mit etwas dunklerer Acrylfarbe und Pinsel zu simulieren, die auf der Unterseite befindlichen Nähte des Bespannungsstoffes, die in den Bausatzteilen nicht angelegt waren, habe ich mit einem feinen Filzstift aufgemalt. Sieht man zwar hinterher nicht, aber...



Bevor es jetzt auf der Oberseite mit der Verspannung weitergehen konnte, mussten zuvor der besseren Zugänglichkeit wegen noch ein paar andere Arbeiten erfolgen.
Ich hatte eingangs ja geschrieben, dass ein einziges Bausatzteil fehlte – Teil 23. Ausgerechnet eines der prominentesten Teile, nämlich das Spandau-MG!
Hier musste also ein Exemplar aus dem Zubehörhandel helfen, das aber mit seinem fotogeätzten Kühlmantel so fein aussah, dass ich mich quasi gezwungen sah, der Vollständigkeit halber auch die im Bausatz nicht vorhandene Munitionszuführung selbst herzustellen. Dazu verwendete ich Teelicht-Aluminium, weil das schon von der Materialfarbe passte und sich gut zurechtschneiden und bearbeiten lässt. Trotzdem war es nicht einfach, das Teil herzustellen, da es aus mehrfach gebogenen Flächen besteht.
Den in einem Sichtfenster erkennbaren Patronengurt habe ich durch punzieren und gravieren dargestellt, ebenso die unterhalb der MG-Mündung auf der Motorabdeckung befindliche Schutzplatte.
Die Scheibe habe ich aus einem Stück klaren Kunststoffs zurechtgeschnitten und den Tankdeckel des hinter dem Cockpit befindlichen Treibstofftanks aus der Grabbelkiste ergänzt.



Hier ist erkennbar, warum diese Arbeiten besser vor Anbringen der Spanndrähte durchgeführt werden sollten:



Auch die Verspannung der Oberseite war wieder etwas fiddlig, aber irgendwann war ich dann fertig.





Nun blieben als Letztes noch die Figuren.
Die im Bausatz enthaltene Pilotenfigur habe ich verwendet, jedoch den Kopf gegen einen feiner gestalteten von Aero Bonus ausgetauscht.
Die zwei Mechanikerfiguren stammen von Munich Kits, ich hatte sie einmal versehentlich bestellt, als ich für mein 1:72-Flugfeld-Diorama Figuren suchte.
Der Tank-Karren stammt von CMK, ist eigentlich ein ,,alliierter".
Hier hatte ich testweise einmal alles auf dem Display angeordnet.



Nach Bemalung der Figuren konnte alles final arrangiert werden.





Noch ein paar Detailfotos...





...und fertig!




Wer mag, kann sich das Video von dem Groupbuild ansehen.
Die Präsentation der Modelle beginnt bei 2:55, die Begleitmusik kann man sich leiser stellen...
Der Fokker ist ab 6:31 zu sehen.


Gruß, Taffy

Iceman-Pilot

:klatsch:  :klatsch:  :klatsch:

Der Bausatz ist älter als ich und sehr rustikal. Aber was Du daraus gemacht hast, ist wirklich super!


Alex
:winken:
mein Kanal auf YouTube
https://www.youtube.com/@alexw.2344

Taffy

Hallo, Alex,vielen Dank!  :winken:
Diese alten Bausätze haben für mich einen großen Reiz.

Gruß, Taffy

Hans

Am Anfang gestatte ich mir ein paar kleine Anmerkungen zum Bausatz, einfach der Vollständigkeit halber.
Der Bausatz stammt von 1963. Die Schachtel, die du uns zeigst, ist eine Wiederauflage von Aurora Kanada von 1973. Diese war so auch in Europa erhältlich. Im Mutterland von Aurora erschien diese Verpackung 1972 unter dem Label K&B. K&B hat eine seltsame Geschichte und war mal Teil von Aurora, wurde aber vor dem Zusammenbruch von Aurora wieder ausgegliedert.

Die Aurora-Kanada und die K&B Version hatten dann die quadratische Box mit dem Titelbild von John Amendola, der bei Aurora-Fans Kultstatus geniesst. Amendola war ein Maler mit einem grossen Oevre und auch einige Williams Brothers Kits zeigen seine Arbeit.

Weshalb der Eindecker dann in den diversen Neuauflagen anderer WWI-Aurora-Kits nicht mehr dabei war, kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht war er bei dem sagenumwobten Eisenbahnunglück dabei, bei dem zahlreiche Formen von Aurora verloren gingen.

Das Modell ist eigentlich grob 1/40. Man erkennt es an den Figuren. Munich/Hecker&Goros Figuren sind eh traditionell zu groß, aber hier wirken sie einfach dann doch zu klein. Macht aber nix-die Gesamtkomposition kommt schon gut.

Was mir besonders gefällt, ist der Bemalungsstil. Endlich mal ein eigener, fast neuer Stil, nichts nach dem Standard, der einem bei Eduard- oder Wingnut-Kits begegnet.

Also 15 von 10 erreichbaren Punkten!  :P  :P  :P
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

marjac99

Was soll ich noch sagen...


T O L L !!  :respekt:  :respekt:
lieben Gruss,
Martin
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Nietenzählen? Nein danke!

Aktuell auf dem Tisch: die "Army Of Ice" und die Morane-Saulnier MS.406

Taffy

Vielen Dank für die weiteren Kommentare!
 
Insbesondere, Hans, für Deine ausführliche und willkommene Beleuchtung der Bausatzhistorie, die mir so nicht bekannt war.
Du hast recht, die Box trägt den Aufdruck "Printed in Canada / Made in Canada" sowie den Copyright-Vermerk "1972 Aurora Products Corp., West-Hempstead, N.Y. 12552"

Vielen Dank auch für Deine Einschätzung des Bemalungsstils. Ich würde das aber gerne etwas tiefer hängen. Ich habe mit Bemalungstechniken, wie sie größere Modelle erfordern, bisher keine Erfahrung. Das ist mehr learning by doing und funktioniert nicht immer auf Anhieb. Ich versuche dann, das Ergebnis so lange zu verändern, bis ich einigermaßen zufrieden bin. Ob das dann replizierbar ist, würde ich nicht unterschreiben wollen. Natürlich freue ich mich aber, wenn es gefällt.  :D

Gruß, Taffy


Freier Franke

Fällt zwar nicht in mein Beuteschema, gefällt mir, klasse präsentiert. :klatsch:  :klatsch:  :klatsch:

Gruß
Manfred

freddy55

Hallo Taffy :winken:
dein Modell zeigt wieder mal, was man mit einer ordentlichen Bemalung auch aus einem alten Bausatz herausholen kann
Gefällt mir sehr gut :klatsch:  :klatsch:  :klatsch:  :P  :P  :P

fred

Taffy

Vielen Dank, Manfred und fred, für Euren Kommentar!  :winken:
Gruß, Taffy

Kannonenvogel


Hörnchen

Klasse was Du aus dem alten Kit gezaubert hast.
Die Bemalung ist Dir sehr gut gelungen.

Gruß André
Es gibt eine Sache auf der Welt, die teuerer ist als Bildung - keine Bildung (JFK)

Spritti Mattlack

Echt cool... was Du da gemacht hast.  :P  :P  :P

Ulf :winken:
A man who is tired of Spitfires is tired of life

Wolf

Sehr gelungen und toll, dass du dich an das Schätzchen wagst und noch toller, was du daraus gemacht hast.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Taffy

Vielen Dank für Eure weiteren wohlwollenden Kommentare!  :winken:
Gruß, Taffy