Cutty Sark wiedereröffnet

Begonnen von McCool, 26. April 2012, 09:10:37

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McCool

Ist das Ergebnis zu bedrückend, oder interessiert es einfach niemanden?
Nach dem Brand von 2007 und einer 50-Millionen-Pfund-Restaurierung ist die Cutty Sark nun wieder zu besichtigen. Als ich allerdings Bilde des Ergebnisses sah, machte mich das ungefähr so traurig, wie seinerzeit die Nachricht vom Brand: Das Schiff wurde im Vergleich zur früheren Position im Trockendock um mehrere Meter angehoben und steckt nun in einer Art Gewächshaus, so daß ein Blick auf die unvergleichlichen Linien von außen nicht mehr möglich ist.  Wenn man den saftigen Eintritt bezahlt, kann man dann aber nun unter dem Schiff herumlaufen und sich von der multimedialen Museumspräsentation berieseln lassen, wie man der Presse entnehmen kann.
http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-81543.html
http://www.sueddeutsche.de/reise/elisabeth-ii-eroeffnet-museumsschiff-cutty-sark-schiff-royal-1.1341894
http://blogs.telegraph.co.uk/news/andrewgilligan/100152428/cutty-sark-restoration-a-clucking-grade-a-bernard-matthews-class-turkey/

AnobiumPunctatum

Das Dach hätte man auch besser lösen und damit das Schiff quasi als Wasserlinienmodell präsentieren können.
Hoffentlich klappt es zeitlich. Dann werde ich sie im Herbst besuchen können. :)
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Bernd B.

Welches Dach? Das Schiff ist ja quasi nur bis zur Wasserlinie (OK, etwas drüber) eingedacht und sehr gut zu sehen. Ich finde das Ergebnis recht gut ...

maxim

Ich hoffe, dass ich das Schiff in zwei, drei Woche selbst sehen kann!
Im Bau: Kanonenboot Meteor (1/700, Brown Water Navy Minatures)


wefalck

Ich habe Greenwich zum ersten mal als Teenager im Jahr 1972 und seither fast jährlich besucht. Seit Ende der 1980er Jahre ging es dort stetig bergab.

The only true British answer is: keep a stiff upper lip !

wefalck
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McCool

Das verdammte Schiff hockt auf diesem Glashaus wie auf einem Wackelpudding. Man kann daher z.B.  die Steven oder das Heck von außen nicht mehr ungehindert sehen, wie es früher möglich war - das ist ein absolutes Desaster. Wer das allerdings nicht begreift - ist sicherlich mit dieser beschränkten Perspektive glücklicher. Viel Spaß an der Glasglitzer-Einkaufspassagen-Optik. Dafür muß man allerdings auch nicht erst nach London.

Bernd B.

Zitat von: McCool in 26. April 2012, 10:02:03
Wer das allerdings nicht begreift - ist sicherlich mit dieser beschränkten Perspektive glücklicher.

Heftige Worte ... nun, ich bin vielleicht nicht glücklicher mit der neuen Cutty Sark (und ja, ich kannte auch die alte Version), aber halte die Sache auch nicht für ein absolutes Desaster - auf Al Jazeera lief dieser Tage ein Feature zur Eröffnung, das bei mir zumindest Lust auf einen neuen Besuch weckte.

Man ist abgerückt von der hehren Präsentation eines Schiffes im Dock, das stimmt. Und für den Detailfanatiker wird es sicherlich schwieriger, wenn auch nicht unmöglich, seine Bilder zu bekommen. Und ja, teilweise wurde die Steuerbordseite verbaut.

Das allgemeine Publikum dagegen bekommt jetzt wesentlich mehr geboten, als jemals zuvor hatte. Allein der Gang unter dem Schiff ist für mich sehr gut gelöst und zeigt die Kupferplatten deutlicher als es im Trockendock möglich war. Der Weg von der reinen Präsentation zur weitergehenden Interpretation ist sicherlich auch nicht ohne Hintergedanken gewählt worden.

wefalck

We can't change it anymore, aber hier ist das Beispiel der S.S. GREAT BRITAIN, bei der ebenfalls das Problem gelöst werden mußte, das strukturell geschwächte Spantgerüst zu stützen:





Sicher auch nicht ideal, was die Möglichkeit angeht, sich and den Linien des Rumpfes zu weiden, aber deutlich besser, als das Gewächshaus der CUTTY SARK.

Was mich bei solchen Vorgängen immer wieder erstaunt, ist daß gerade die Leute, die doch eigentlich das respektive Kulturgut schützen sollten solche Eingriffe befürworten oder wenigstens dulden. Wer, um Gottes Willen, sitzt im 'Board of Trustees', wenn nicht 'Shiplovers' ?

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Joerg

#8
Da hat man dieses wunderschöne Schiff doch tatsächlich zum Teil in einen
modernen Glaskasten gesetzt. Ich fasse es nicht. 8o

Was soll das sein?
Eine moderne Interpretation eines Schiffes auf See oder Reede als 1:1 Diorama?  :rolleyes:

Einen Infocenter o.dergl. mit Einkaufspassagenflair und bunt flackernden Monitoren
hätte man auch eventuell an anderer Stelle auf dem Gelände bauen können,
aber doch nicht ums Schiff drumherum. :5:
Knut hat völlig recht. Das ist ein Desaster.

So hat das auszusehen:
http://www.attractionsinlondon.org/cutty-sark-london/

Marcus.K.

Hm.. na ja, zumindest wirklich gewöhnungsbedürftig, das Ganze..

Wobei auf dem ersten Bild des englischen Artikels sieht das Schiff aus der Entfernung doch recht lecker aus..

Ich fürchte, wir alten Schiffliebhalber alter Schiffe haben eben keinen Allein-Berechtigungs-Anspruch. Man wird vermutlich auch weniger Begeisterte und konservativ denkende zu einem Besuch locken wollen. Da macht die Multi-Media-Schau im Schiff und auch darum vermutlich Sinn, denn der moderne Bürger will was erleben - und sei´s auf dem Bildschirm.

Immerhin ist das Schiff wohl voll aufgetakelt und sieht insgesamt doch sehr gut hergestellt aus - wenn es vermutlich auch nicht fahrbereit sein wird .. wohl auch nie wieder. Wobei: Holz ist schliesslich ein arbeitender und zu bearbeitender Werkstoff. Warum sollte in den nächsten 150 Jahrn nicht jemand kommen und eine tatsächliche Restauration inklusive Fahrbetrieb bezahlen wollen?

ABer ich verstehe Deine Empörung, Knut! Es tut schon etwas weh ..

Was mich schon wieder aufregt: Spiegel online "die Galionsfigur, die eine Hexe in einem Hemdchen mit einem Strick in der Hand darstellen soll" .. tja, "setzen: Sechs!" Leider nicht aufgepasst: der Strick (der es ja ist) soll den Pferdeschweif des nicht gefangenen Pferdes der Legende darstellen .. und wwarum wohl das "Hemdchen? .. aber egal ...

McCool

#10
Das schlimme an dieser neuen "Präsentation" der Cutty Sark ist eben, daß der authentische optische Eindruck des Clippers durch diese Glasqualle  regelrecht zerstört ist. Wenn man das Schiff ohne diese gräßliche Architektur sehen will, so wie es vor 2007 war, muß man sich künftig ein Modell anschauen!
So konnte man die Cutty Sark früher sehen:
http://www.bymnews.com/may/images/big/Cutty-Sark-2.jpg
...und nun sieht das so aus:
http://www.flickr.com/photos/unravelled/7110743031/#in/set-72157600237873855
Die moderne "Architektur" dominiert nun den Gesamteindruck. Die Cutty Sark ist jetzt kein Clipper mehr, sondern mit der modernen "Architektur" zu einer Chimäre aus Clipper und Einkaufspassage verschmolzen. Das hätte nicht passieren dürfen. Da ist die Great Britain ein Beispiel für einen dezenten Kompromiß aus technischer Notwendigkeit und Erhaltung der Ästhetik, während sich bei der Cutty Sark die Glasqualle offenbar für mindestens ebenso wichtig hält wie das eigentliche Museumsobjekt!
Zu allem Überfluß gibt es dann ja auch noch Befürchtungen, daß die neue "schwebende" Aufhängung des Schiffs strukturelle Schäden verursachen wird (siehe Link oben zum Telegraph-Artikel)- also hat man noch nicht einmal die rein technokratische Befriedigung, daß wenigstens die historische Substanz in der häßlichen, modernen Struktur gut aufgehoben sei - im Gegenteil!
Für mich sieht es so aus, als habe man hier für die Cutty Sark die häßlichste, dümmstmögliche Lösung gesucht und gefunden.
Und in der Tat, leider wird diese auf absehbare Zeit nicht mehr zu korrigieren sein.

JWintjes

Zitat von: McCool in 26. April 2012, 10:02:03
Wer das allerdings nicht begreift - ist sicherlich mit dieser beschränkten Perspektive glücklicher. Viel Spaß an der Glasglitzer-Einkaufspassagen-Optik. Dafür muß man allerdings auch nicht erst nach London.

Kritik an der "Aufhängung" des Schiffes kann ich nur zu gut verstehen - das ist ja etwas, was Beobachter der jüngsten Restaurierung schon länger umtreibt.

Sprüche wie den oben zitierten kann ich hingegen nicht verstehen - warum soll ich jetzt nicht mehr nach London, um mir die Cutty Sark anzuschauen??

Jorit

McCool

Zitat von: JWintjes in 27. April 2012, 01:38:23
warum soll ich jetzt nicht mehr nach London, um mir die Cutty Sark anzuschauen??
Keine Ahnung, warum du nicht "sollst". Viel schönere Gewächshäuser als in Greenwich gibts übrigens in Kew Gardens.

wefalck

OK, wir paar Hanseln machen da keinen Unterschied. Ich habe aber die Entwicklung Greenwichs als Ganzes, nicht nur die Restaurierung jetzt der CUTTY SARK, seit ziemlich genau 40 Jahren miterlebt (teilweise im Lande lebend). Greenwich verkommt immer mehr zu Disneyland und hat viel von seiner Würde eingebüßt (wie London im allgemeinen). Nicht zuletzt ist das dem ziemlich ungezügelten Thatcherismus-Reagonomics seit den 1980er Jahren geschuldet. Und das in Kombination mit den etwas eigenartigen Eigentumsverhältnissen des Areals um das Ortszentrum bis hinüber zum Royal Hospital und National Maritime Museum. Selbst das NNM ist, soweit ich weiß, dort nur Pächter. Seit den 1980er Jahren wurden die staatlichen Ausgaben für kulturelle Einrichtungen Stück für Stück heruntergefahren und diese Einrichtungen gezwungen ihre Existenzberechtigung dadurch zu beweisen, daß sie in der Lage sind, mit den Kulturgütern ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Kein Wunder also, daß man zu Disney-artiger Aufmachung greift, um die zahlenmäßig umfangreicheren, kulturferneren Bevölkerungsgruppen anzulocken ... die CUTTY SARK wie der Rest von Greenwich sind Beispiele dafür, daß es garnicht mehr um das Kulturobjekt geht, sondern nur noch um eine kurzfristige Stimulierung der Sinne des Besuchers.

wefalck
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Marcus.K.

Eine sehr gut beobachtete und schön herausgearbeitete Analyse ..  :P

Alex

...und wenn man bedenkt, dass in Italien die gleichen Gedanken zu ihrem kulturellen Erbe gemacht werden, so wird mir Angst und Bange. Das wird noch mit McDonalds im Kolosseum, Gondeln in Venedig mit Werbung und Modeschauen von H&M auf der Piazza del Campo enden...


Alex
Hier ist mein Portfolio, und hier meine weiteren Berichte (<-- Upgedated am 20.9.2015)
Finisher des Phantom-, Viermot-, Matchbox- und Artillerie-Groupbuilds, sowie des Bierdeckels-, Panzer-, Oldtimer- und OOB-Contests!

JWintjes

Zitat von: McCool in 27. April 2012, 08:53:06
Keine Ahnung, warum du nicht "sollst". Viel schönere Gewächshäuser als in Greenwich gibts übrigens in Kew Gardens.

Grundsätzlich ist es gefährlich, bei der Ausgabe von öffentlichen Geldern zu argumentieren, man müsse diese so investieren, daß nur diejenigen "in the know" daraus einen wie immer gearteten Lustgewinn ziehen, da die ungebildete Masse das ganze ja ohnehin nicht versteht. So eine Einstellung führt meistens dazu, daß es beim nächsten Mal gar keine Lotto-, Steuer- oder sonstige Gelder mehr gibt.

Und zwar zu Recht.

Bitte nicht falsch verstehen - ich stehe dem ganzen sehr kritisch gegenüber, eben aus konservatorischen Gesichtspunkten. Nur klingt aus Sprüchen wie "das ist jetzt nur noch gut für die Deppen, die ohnehin nichts davon verstehen" ziemlich viel - und ziemlich unangebrachte - Arroganz.

Jorit

wefalck

Das bedauerliche ist, daß sich die Paradigmen immer mehr zu kurzfristigem, mühe- und folgenlosem Lustgewinn verschieben. Lustgewinn an sich war schon immer eine treibende Kraft menschlischen Handelns (egal, ob man es mit Freud hält oder nicht), völlig unabhängig von Klasse, Bildungstand oder sonstigen sozialpolitischen Charakterisierungen. Meine Kulturkritik richtet sich dagegen, daß denjenigen, die Lustgewinn aus Lernen, Bildung und aktiver Rezeption z.B. von kulturellen Gütern, dies immer mehr verwehrt wird. Wenn ich ein Bedürfnis nach Lustgewinn à la Disney verspüre, dann gehe ich eben in einen Vergnügungspark. Ich möchte aber nicht ausschließlich diese Form von Lustgewinn bei einem Museumsbesuch serviert bekommen. Lernen ist heute in vielen Museen nur noch auf der primitivsten und elementarsten Ebene möglich - jedenfalls wenn es ohne große logistische Vorbereitungen geschehen soll, wie der Vereinbarung von Besuchsterminen in Magazinen. Letztere sind häufig nur für ausgewiesene Fachleute zugänglich, da die Kosten eines zu beaufsichtigenden(!) Besuchs für die Museen zu hoch sind. Meist sind solche Besuche auch nur werktags möglich. Die Hürde zur Erweiterung des Wissens werden also immer höher gelegt, was die ursprüngliche Idee und den Auftrag der meisten öffentlichen Museen konterkariert.

Das NNM ist ein gutes 'schlechtes' Beispiel für diese Entwicklung. Ein Großteil der Exponate ist in den Magazinen (die sich fernab von London befinden, wo die Pacht/Miete niedrig ist) verschwunden. Es ist praktisch nicht mehr möglich, sich selbst die Breite der Seefahrts- und Schiffbaugeschichte zu erschließen. Man kann nur noch konsumieren, was einem zufällig gerade vorgesetzt wird.

Andere Museen haben versucht, irgendwie ein Spagat zu schaffen zwischen der Reichhaltigkeit ihrer Sammlungen und 'modernen' Auffassungen von Museums'pädagogik'. Das Focke-Museum z.B. hat ein sogenanntes Schaumagazin gebaut. Hier werden die Schätze nicht gerade 'präsentiert', aber doch wenigstens gezeigt.

Diese Entwicklung ist nicht zuletzt auch einer vermeintlichen 'Professionalisierung' der Museumsverwaltung zu verdanken. Man kann das ja inzwischen auch studieren. Das hat zur Folge, daß Führungspositionen gerade auch in Fachmuseen mit 'Museumsfachleuten' und nicht mit Fachleuten besetzt werden. Die Zeiten in denen ein Admiral (Edmond de Pâris) einem Marinemuseum vorstand sind lange vorbei. Im Technikmuseum in Berlin ist jetzt zwar ein Schiffshistoriker zum Direktor aufgerückt, aber seine frühere Abteilungsleiterstelle wurde mit einer Dame besetzt die mit Schiffen an sich offenbar nicht so viel am Hut hat. Es gibt unzählige weitere Beispiele. Kein Wunder also, daß es in der Museumsverwaltung häufig wenig Verständnis und Respekt für das Kulturgut als solches gibt. 'Message' und 'Marketing' sind Alles. A propos Marketing: viele Museen leisten sich heute Marketingspezialisten und die haben noch viel weniger Ahnung und Respekt vor dem was sie da vermarkten ...

wefalck
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McCool

Zitat von: JWintjes in 27. April 2012, 11:37:30
Zitat von: McCool in 27. April 2012, 08:53:06
Keine Ahnung, warum du nicht "sollst". Viel schönere Gewächshäuser als in Greenwich gibts übrigens in Kew Gardens.

Grundsätzlich ist es gefährlich, bei der Ausgabe von öffentlichen Geldern zu argumentieren, man müsse diese so investieren, daß nur diejenigen "in the know" daraus einen wie immer gearteten Lustgewinn ziehen, da die ungebildete Masse das ganze ja ohnehin nicht versteht. So eine Einstellung führt meistens dazu, daß es beim nächsten Mal gar keine Lotto-, Steuer- oder sonstige Gelder mehr gibt.

Und zwar zu Recht.

Bitte nicht falsch verstehen - ich stehe dem ganzen sehr kritisch gegenüber, eben aus konservatorischen Gesichtspunkten. Nur klingt aus Sprüchen wie "das ist jetzt nur noch gut für die Deppen, die ohnehin nichts davon verstehen" ziemlich viel - und ziemlich unangebrachte - Arroganz.

Jorit

Die Arroganz liegt hier einzig und allein auf Seiten derer, die meinen, auf diese Weise mit einem unersetzlichen historischen Objekt umspringen zu dürfen: Nämlich es auf diese groteske Weise zu präsentieren und dabei auch noch strukturell zu gefährden.
Ansonsten wüßte ich nicht, warum man "der Masse" Sachverstand unterstellen sollte. Oder wieso man annehmen sollte, "die Masse" hätte dieses Multimedia-Halligalli-Gewächshaus gar gefordert, als sei es dies der einzig angemessene Weg, ihr die "öffentlichen Gelder" quasi zurückzugeben?
Sachverstand nimmt "die Masse" für sich gar nicht in Anspruch und sie ist daher in der Regel auch nicht ür den verantwortungsvollen Umgang mit Kulturgütern ist daher auch nicht  zuständig.  Da gibt es oft recht hochbezahlte Leute, die wissen sollten, was sie tun; aber vermutlich sind sowohl das Fernsehen als auch Museumskonzepte so dumm wie sie sind, weil die Verantwortlichen  "die Masse" chronisch unterfordern, so à la Guido Knopp.

wefalck

'Unterfordern' ist der richtige Ausdruck. Aus Angst, den einen oder anderen zurückzulassen, orientieren wir uns in vielen Bereichen leider eher nach unten als nach oben ...

Inzwischen haben wir uns allerdings ziemlich seitwärts orientiert, etwas vom Thema weg  :rolleyes:

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JWintjes

Zitat von: McCool in 27. April 2012, 15:36:55
Ansonsten wüßte ich nicht, warum man "der Masse" Sachverstand unterstellen sollte. Oder wieso man annehmen sollte, "die Masse" hätte dieses Multimedia-Halligalli-Gewächshaus gar gefordert, als sei es dies der einzig angemessene Weg, ihr die "öffentlichen Gelder" quasi zurückzugeben?

Ich wüßte nicht, wo ich "Sachverstand unterstellt" oder postuliert hätte, "die Masse" hätte etwas "gefordert". Ich habe lediglich darauf hingewiesen, daß Sprüche wie dieser:

"Wer das allerdings nicht begreift - ist sicherlich mit dieser beschränkten Perspektive glücklicher."

schlicht dazu führen, daß es das nächste Mal kein Geld gibt.

Das ist im Übrigen keine Entwicklung der letzten 10 oder 20 Jahre, wer mit ein bißchen vom vielbeschworenen "Sachverstand" an die Sache herangeht, wird schnell feststellen, daß durch öffentliche Gelder finanzierte Museen bereits zur letzten Jahrhundertwende vor dem Problem standen, daß es mit einer "Das verstehst Du eh nicht, also gib' mir die Kohle und halt's Maul"-Einstellung nicht weit kommt.

ZitatSachverstand nimmt "die Masse" für sich gar nicht in Anspruch und sie ist daher in der Regel auch nicht ür den verantwortungsvollen Umgang mit Kulturgütern ist daher auch nicht  zuständig. 

In der Tat. Im Falle der Cutty Sark sind es die Besitzer. Im Übrigen könnte man als "sachverständiger" Konservator argumentieren, daß die zweifelsohne beste Lösung zur Bewahrung des Schiffes eine ist, die jeglichen Kontakt mit Besuchern komplett ausschließt - die bringen das Teil nämlich in Gefahr...

Im Übrigen finde ich diese ganze Aufregung - vor allem wenn sie mit der Mutter aller moralischer Zeigefinger ("Ihr, die Ihr keine Ahnung habt, macht uns, die wir Ahnung haben, das Schiff kaputt") daherkommt - reichlich amüsant. Denn es wird so getan, als sei das, was da passiert, etwas besonders und außergewöhnlich Schlimmes.

Dabei passiert das - vielleicht nicht in dieser finanziellen Größenordnung - jeden Tag.

Jorit

wefalck

ZitatDabei passiert das - vielleicht nicht in dieser finanziellen Größenordnung - jeden Tag.

Das eben ist die traurige Wahrheit. Ab und zu muß man halt mal seiner Frustration darüber Luft machen.

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Pew


     Die Antwort liegt in der Gesellschaftsordnung.
     Was zählt im Kapitalismus? Das Kapital ( Dollar, wertlose Euronen,Rubelja u.s.w.)
     In diesem Zeitalter denken Regierungen daran die Armee zu verkaufen, an private Investoren.
     Was wird das alles bringen? Frieden?????
     Was sind alte Segelschiffe? Kulturgut?? Finanzquelle???
     

     Geld regiert die Welt, oder???
Wer in See gekrönter Häupter Schiffe renkontrieret, sollte bei zeiten die Marssegel streichen und drey Schüsse thun.

JWintjes

Zitat von: Pew in 29. April 2012, 12:36:06
    Geld regiert die Welt, oder???

Naja - war das jemals anders?

Vielleicht sollte man hier auch mal nicht aus den Augen verlieren, wie die Besitzverhältnisse sind - die Cutty Sark "gehört" eben nicht dem Staat (der im Übrigen nicht auf die Idee kommt, die Armee zu "verkaufen", aber das ist ein anderes Thema).

Jorit

F.B.

Hallo,

Die Besitzverhältnisse hin oder her und auch egal welches Wirtschaftssystem wir haben oder haben wollen, das Glaskasten ist das Letzte. Aber das wundert mich auch nicht weiter, man muss nur mal moderne Schiffe, manche Autos oder Gebäude ansehen. Die welche so was entwerfen leiden an Geschmacksverirrung.

MfG

Frank